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{"created":"2022-01-31T16:27:06.876038+00:00","id":"lit32532","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 465-466","fulltext":[{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Litera tur bericht.\n465\nDanach m\u00fcfste bei der Kombination mit der kleinen Sexte, da kein Kontrast in Frage kommt, die von Stumpf konstatierte allgemeine Vergr\u00f6fse-rung8tendenz auftreten. Die Versuche zeigen nichts davon: das subjektive Optimum liegt in allen drei F\u00e4llen unter der reinen kleinen Terz. Aus weiteren Versuchen mit (aufsteigenden) Halbt\u00f6nen, Quarten und grofsen Sexten ergab sich dagegen als allgemeines Gesetz: aufsteigende kleine Intervalle werden verkleinert, grofse Intervalle vergr\u00f6fsert vorgezogen und zwar nimmt die gew\u00fcnschte Verkleinerung resp. Vergr\u00f6fserung mit der Kleinheit resp. Gr\u00f6fse der Intervalle zu ; zwischen der kleinen und grofsen Terz mufs ein neutraler Punkt liegen. Das Gesetz gilt aber nur f\u00fcr aufsteigende Intervalle ; Verf. fand die Verkleinerungstendenz bei absteigenden Halbt\u00f6nen verschwindend gegen\u00fcber aufsteigenden.\nIII. Quartertone-Music.\nDie dritte Studie besch\u00e4ftigt sich mit der \u00e4sthetischen Wirkung von Tonschritten, die kleiner sind, als ein Halbton. Es wurde eine Melodie, die aufser gew\u00f6hnlichen Intervallen (in reiner Stimmung) auch einige von der Gr\u00f6fse ungef\u00e4hr eines Vierteltons enthielt, mit begleitenden Harmonien einem Zuh\u00f6rerkreis wiederholt auf einer Orgel vorgespielt; nach zwei und vier Wochen wurde der Versuch wiederholt, das letzte Mal jedoch die Melodie allein oder von einem einzigen, orgelpunktartigen Ton begleitet, vorgelegt. Fast alle H\u00f6rer gew\u00f6hnten sich allm\u00e4hlich an die zuerst befremdende Wirkung und zogen die Melodie mit Begleitung vor. Verf. gelangt zu dem Schlufs, dafs Vierteltonmusik, wie sie sich bei asiatischen V\u00f6lkern findet, auf denselben psychologischen Voraussetzungen beruht, wie unsere europ\u00e4ische.\nDiese Behauptung erscheint Ref. durch M.s Versuche keineswegs erh\u00e4rtet. Bei kleinen Tonschritten tritt auch bei uns das Konsonanzgef\u00fchl in den Hintergrund und das Distanzgef\u00fchl an seine Stelle. Dies trifft aller Wahrscheinlichkeit nach f\u00fcr aufsereurop\u00e4ische Musik, die zum gr\u00f6fsten Teil nichtharmonisch (homophon oder heterophon) ist, in erh\u00f6htem MafBe zu und vermag sehr wohl den Gebrauch kleinerer Tonschritte, als Halbt\u00f6ne, zu erkl\u00e4ren. Die zugef\u00fcgten Harmonien komplizieren die Versuchsbedingungen unn\u00f6tigerweise. Wieviel z. B. von der \u201eFremdartigkeit\u201c des Eindrucks mag wohl die schlechte Stimmf\u00fchrung (Quintenparallelen etc. \u2014 M. selbst versichert: \u201ethe music was made up entirely by theoretical means, without the use of the ear\u201c!) verschuldet haben? Dafs unser Ohr sich an alles M\u00f6gliche gew\u00f6hnt, dafs \u201efamiliarity\u201c uns mit vielem vers\u00f6hnen kann, ist nichts Neues: mit Geduld und gutem Willen lassen sich wohl alle \u00e4sthetischen Gewohnheiten siegreich \u00fcberwinden.\nHornbostel (Berlin).\nRobert von Hippel. VlUenafrelheit und Strafrecht. Berlin, J. Guttentag. 1903.\nDie Arbeit gibt einen Vortrag wieder, den Verf. in der psychologischforensischen Vereinigung zu G\u00f6ttingen gehalten hat. Er bespricht die Frage vorzugsweise vom Standpunkte des praktischen Kriminalisten und stellt sich durchaus auf den Boden des Determinismus. Die Bedeutung Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 87.\t30","page":465},{"file":"p0466.txt","language":"de","ocr_de":"466\nLiltraturbrricht.\ndes Gegensatzes, der zwischen den Anh\u00e4ngern der Willensfreiheit and des Determinismus besteht, darf nicht \u00fcbersch\u00e4tzt werden ; es handelt sich hier nicht um verschiedene Weltanschauungen oder Lebensregeln, sondern um eine verschiedene Auffassung dar\u00fcber, wie die einzelnen menschlichen Handlungen zustande kommen. Allee, was geschieht, unterliegt dem Satz vom zureichenden Grund ; das gilt auch von unserem Denken. Der Mensch w\u00e4hlt dasjenige, was ihm in der gegebenen Sachlage am richtigsten erscheint, auf Grundlage seiner individuellen Eigenart, nicht frei von dieser. Das Freiheitsgef\u00fchl, welches jede Handlung Unwillk\u00fcrlich begleitet, ist nur der Ausdruck des ungest\u00f6rten Ablaufs der Willensvorg\u00e4nge; mit der Waldfreiheit hat es nichts zu tun. Das gleiche gilt auch von dem Gef\u00fchl der Reue; es findet sich auch bei Geisteskranken, denen doch dis Willensfreiheit gerade fehlen soll. Der Determinismus vermifst nicht den Schuldbegriff des geltenden Rechts, sondern er best\u00e4tigt und erkl\u00e4rt ihn. Der Determinismus erkennt auch die weiteren strafrechtlichen Grundbegriffe der Zurechnungsf\u00e4higkeit und Vergeltungsstrafe an; ja, gerade er glaubt allein diese Begriffe befriedigend erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen.\nEkhst Schultz\u00ab (Greifcwald).\nBisswahobb. Die Hysterie (Nothnaqzls Spezielle Pathologie und Therapie XII. Bd., I. H\u00e4lfte, II. Abteilung) 9\u00d64 S. Wien, Alfred Holder. 19(M. Preis 22 M.\nIn dieser umfassenden Monographie der Hysterie ist das Hauptgewicht auf eine ersch\u00f6pfende Symptomatologie dieser Erkrankung gelegt; aus der F\u00fclle des in der Literatur niedergelegten Materials (das leider nicht in einem speziellen Literaturverzeichnis zusammengestellt ist) und aus der grofsen Erfahrung des Autors ist in l\u00fcckenloser Vollst\u00e4ndigkeit alles zusammengetragen, was den gegenw\u00e4rtigen Besitzstand unserer Kenntnisse von den Erscheinungsweisen der Hysterie ausmacht\nAuf Grund dieser Ergebnisse \u00e4tiologisch-klinischer und klinisch-symptomatologischer Untersuchungen und zugleich unter Verwertung der experimentell - psychologischen Forschungen der letzten DezenUien wird in einem besonderen Kapitel der Versuch unternommen, die pathologischen Vorg\u00e4nge bei der Hysterie unter psycho - physiologischen Gesichtspunkten zu betrachten und so die wesentlichsten Bausteine zu einer psycho-genetischen Begr\u00fcndung der Hysterie zusammenzuf\u00fcgen. \u2014 Dieser Abschnitt des grofsen Werkes: \u201eAllgemeine Psychopathologie der Hysterie\u201c d\u00fcrfte hier am meisten interessieren; ich m\u00f6chte auf ihn deshalb besonders hinweisen.\nDie Grundlagen der gesamten hysterischen Krankheits\u00e4ufserungen, das Wesen der \u201ehysterischen Ver\u00e4nderung\u201c ist in pathologischen Verschiebungen der kortikalen Dynamik zu Buchen, in \u201eSt\u00f6rungen des Gleichgewichtes zwischen den erregenden und hemmenden Vorg\u00e4ngen innerhalb der Zentrainervensubstanz\u201c. Darin ist die Hysterie den beiden anderen grofsen Neurosen, der Epilepsie und der Neurasthenie, verwandt. Was die hysterische Ver\u00e4nderung aber speziell auszeichnet, dafis ist die hohe Beeinflufsbarkeit aller Innervationsvorg\u00e4nge durch psychische Ein-","page":466}],"identifier":"lit32532","issued":"1904","language":"de","pages":"465-466","startpages":"465","title":"Robert von Hippel: Willensfreiheit und Strafrecht. Berlin, J. Guttentag. 1903","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:06.876043+00:00"}