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{"created":"2022-01-31T16:25:42.331169+00:00","id":"lit32536","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 37: 469-470","fulltext":[{"file":"p0469.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n469\nm\u00fcssen, wie wenig die \u00fcbliche Therapie hilft, und der endlich doch geheilt wurde. Aber dieser Umstand erh\u00f6ht ganz besonders die praktische Brauchbarkeit des Buches, zumal der Verfasser, ein kritischer Kopf, \u00fcber eine klare Darstellungsgabe verf\u00fcgt.\nNeben der Anleitung zur rechten Lebensf\u00fchrung kommt es bei der Therapie der Neurastheniker vor allem auf eine Regelung der T\u00e4tigkeit an; die Arbeit soll n\u00fctzlich, zweckvoll und m\u00f6glichst notwendig sein; am meisten eignen sich G\u00e4rtnerei und Tischlerei, wie eingehend begr\u00fcndet wird.\tErnst Schultzs (Greifswald).\nDaniel Paul Schrebeb. Denkw\u00fcrdigkeiten eines Geisteskranken nebst Hach-trigen und einem Anhang \u00fcber die Frage : \u201eUnter welchen Toranssetinngen darf eine f\u00fcr geisteskrank erachtete Person gegen ihren erkl\u00e4rten Villen in einer Heilanstalt festgehalten werden?\u201c Leipzig, Mutze. 1903.516 S. M.8,00.\nNervenkrank nennt sich der Verfasser, und er versucht auch selbst mit Heranziehung psychiatrischer Literatur den Nachweis zu erbringen, dafs er nervenkrank, nicht geisteskrank ist.\nIn der Tat leidet er aber an einer ausgesprochenen Geisteskrankheit, an Paranoia; daran wird auch der Nichtpsychiater bei der Lekt\u00fcre des Buches nicht im mindesten zweifeln, auch ohne dafs er den Umstand verwertet, dafs Verf. nach seiner Schilderung lange Jahre in Irrenanstalten untergebracht war.\nEs ist verst\u00e4ndlich, wenn Psychiater den Schriften von fr\u00fcher in Anstalten untergebrachten Personen, die sich mit psychiatrischen Fragen besch\u00e4ftigen, skeptisch gegen\u00fcbertreten. Diese Skepis ist aber hier nicht angebracht. Nicht nur, dafs Verf. sich einer m\u00f6glichst grofsen Objektivit\u00e4t befleifsigt, schildert er uns seine Erfahrungen, seine wahnhaften Erlebnisse aufserordentlich plastisch, und wir gewinnen einen um so klareren Einblick in sein wenn auch abnormes geistiges Leben, als er ein Mensch von grofser Verstandessch\u00e4rfe ist. Er war seither Senatspr\u00e4sident beim Dresdener Oberlandesgericht, und dafs er ein vorz\u00fcglicher Jurist ist, das ergibt sich insbesondere aus dem Anhang, in dem psychiatrisch rechtliche Fragen er\u00f6rtert wurden.\nWer sich f\u00fcr die Psychologie der Paranoiker interessiert, der sei auf das vorliegende Buch hingewiesen, das uns \u00fcber die Entstehung und den Ausbau eines Techt komplizierten Wahnsystems einen Aufschlufs gibt, w'ie wir ihn nur selten von unseren Kranken erfahren.\nErnst Schultzs (Greifswald).\nG. P. BAvon. Beitrag xor Diagnose and Lehre vom Kretinismus unter besonderer Ber\u00fccksichtigung der Differentialdiagnose mit anderen Formen von\nZwergwuchs nnd Schwachsinn. W\u00fcrzburg, A. St\u00fcbers Verlag. 1903. 120 8. Mk. 4,00.\nAuch die vorliegende Arbeit stammt aus der Universit\u00e4t W\u00fcrzburg, der wir schon manche wichtige Beitr\u00e4ge zur Lehre vom Kretinismus verdanken; und das erscheint begreiflich; finden sich doch in Unterfranken viele Kretins.\nVerf. gibt eine ausf\u00fchrliche Schilderung der Symptome des Kretinismus. Als die wichtigsten sind folgende zu bezeichnen: Fehlen der Schild-","page":469},{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nLiteraturbericht.\ndruse oder deren strum\u00f6se Entartung, jedenfalls erhebliche Herabsetzung der Funktion; Myx\u00f6dem, das sehr verschieden stark ist und bei alten F\u00e4llen oft fehlt; \u00e4ufserste Apathie und Gleichg\u00fcltigkeit, so dafs man geradezu von \u201ePflanzenmenschen\u201c (Kocher) spricht; protrahierte Entwicklung des Skelett- und Genitalsystems ; An\u00e4mie ; keine oder \u00e4ufserst d\u00fcrftige Schweifssekretion der Haut, die von eigent\u00fcmlich schmutzig-hellbrauner Farbe ist; niedere K\u00f6rpertemperatur.\nVerf. war in der Lage, drei Skelette von Kretins zu untersuchen; danach findet sich nicht die Synostosis spheno-occipitalis, wie Virchow lehrte; im Gegenteil, die Knorpelfuge ist bis im sp\u00e4ten Alter erhalten, entsprechend der auch an anderen Stellen nachzuweisenden Verz\u00f6gerung in der Knochenbildung.\nAuf Grund dieser Symptomenlehre gibt Verf. eine Reihe von differentialdiagnostischen Bemerkungen; diese sind aber nicht etwa nur von akademischem Wert, sondern beanspruchen direkt ein praktisches Interesse, weil wir, vor allem dank den Erfahrungen der Chirurgen und den Beobachtungen experimentierender Physiologen wissen, dafs die Darreichung von Thyreoideasubstanz das beste Mittel in der Bek\u00e4mpfung s\u00e4mtlicher hypothyreoider Zust\u00e4nde ist. Dafs als solcher der Kretinismus aufzufassen ist, ist sicher. \u00dcber die letzten Ursachen des endemischen Kretinismus wissen wir freilich nichts.\nDer Arbeit ist aufser einigen Tafeln mit guten Abbildungen ein ausf\u00fchrliches, etwa 25 Seiten umfassendes Literaturverzeichnis beigegeben.\nErnst Schdltze (Greifswald).\nPelman und Finkelnburg. Die verminderte Zurechnungsf\u00e4higkeit. Zwei Vortr\u00e4ge, gehalten vor der Rheinisch-Westf\u00e4lischen Gef\u00e4ngnisgesellschaft in D\u00fcsseldorf. Bonn, R\u00f6hrscheid & Ebbecke. 1908. 31 S.\nNach Pelman kann das Strafrecht ohne den Begriff der verminderten Zurechnungsf\u00e4higkeit nicht auskommen. Das Institut der mildernden Umst\u00e4nde erweist sich um so weniger als ausreichend, als sie keineswegs bei allen Vergehen vorgesehen sind. Das gilt nicht nur f\u00fcr die Geisteskranken im engeren Sinne, sondern f\u00fcr die Grenzzust\u00e4nde, f\u00fcr anfallsweise auftretende St\u00f6rungen, gewisse k\u00f6rperliche Zust\u00e4nde (Pubert\u00e4t, Menstruation, Schwangerschaft) und besondere seelische Verfassungen und Affekte. P. f\u00fchrt das des genaueren an einzelnen Beispielen aus (Entartung, sexuelle Anomalien, Zwangsvorstellungen, Epilepsie, Hysterie, Schwachsinn). F\u00fcr die vermindert Zurechnungsf\u00e4higen sind nicht mildere, k\u00fcrzere Strafen, sondern, (da solche Individuen wregen der grofsen Gefahr der R\u00fcckf\u00e4lligkeit m\u00f6glichst lange zu detinieren sind,) (\u2014) ganz anders geartete Mafs-regeln neben oder an Stelle der Strafe zu fordern.\nFinkelnburg besch\u00e4ftigt sich als Jurist mit der Frage, welche Konsequenzen sich f\u00fcr das Strafrecht und den Strafvollzug aus der Feststellung der verminderten Zurechnungsf\u00e4higkeit ergeben.\nMan kann daran denken, die verminderte Zurechnungsf\u00e4higkeit nicht in eine besondere Gesetzesbestimmung aufzunehmen, sondern eine ersch\u00f6pfende Ausweitung s\u00e4mtlicher Strafrahmen nach unten hin sowohl hinsichtlich des Strafmafses wie der Strafmittel vorzusehen. Bei einer","page":470}],"identifier":"lit32536","issued":"1904","language":"de","pages":"469-470","startpages":"469","title":"G. P. Bayon: Beitrag zur Diagnose und Lehre vom Kretinismus unter besonderer Ber\u00fccksichtigung der Differentialdiagnose mit anderen Formen von Zwergwuchs und Schwachsinn. W\u00fcrzburg, A. St\u00fcbers Verlag. 1903. 120 S.","type":"Journal Article","volume":"37"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:42.331175+00:00"}