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{"created":"2022-01-31T14:27:40.799085+00:00","id":"lit32540","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wolff, Hugo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 93-97","fulltext":[{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"93\nBemerkungen\nzu der Arbeit \u201e\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der Pupillarreaktion von Ort und Ausdehnung der gereizten Netzhautfl\u00e4che\u201c von Dr. GL Abelsdobff und Dr. H. Feilchenfeld in Bd, 34 dieser\nZeitschrift.\nVon.\nDr. Huoo WonFF in Berlin.\nIm Anf\u00e4nge genannter Arbeit wird, eine Angabe \u00fcber \u201edie bekannte Abnahme der Pupillarreflexempfindlichkeit der Netzhaut vom Zentrum nach der Peripherie\u201c gemacht. Diese Angabe ist in einem wichtigen Punkte unzutreffend. Bekannt war fr\u00fcher nur die Zunahme der Pupillenweite bei seitlicher Beleuchtung. Alle Autoren erkl\u00e4rten diese Zunahme der Pupillenweite durch die bei seitlicher Beleuchtung zunehmende perspektivische Verschm\u00e4lerung der Pupille und damit der Basis Bes in das beobachtete Auge einfallenden Lichtkegels, also durch die Verringerung der Lichtmenge, welche zur Netzhautperipherie gelangte.\nDiesen \u00dcbelstand habe ich durch \u00a9inen besonderen Aufsatz meines elektoischen Augenspiegels (Berlin. Um. Wochenschr. (28) 1900) auf ein. Minimum reduziert. Der 1. c. beschriebene schom-steinartige Aufsatz besitzt ein\u00a9 Apertur von 8 mm. Die Basis \u00abdee zur Beobachtung verwendeten Lichtkegels ist demnach im allgemeinen kleiner als die, bei der Beobachtung im Dunkelzimmer, maximalweite Pupille (10 mm), kann also durch eine bei seitlichem Lichteinfalle statthabende optische Verkleinerung der beobachteten Pupille nicht oder nur in einer praktisch nicht \u25a0ine Gewicht fallenden Weise verringert werden ; besonders, wenn wie bei meiner Methode (vgl. 1. c.), in allen F\u00e4llen unter \u2022Ber\u00fccksichtigung der Refraktion des beobachteten","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\nHugo Wolf.\nAuges das scharfeBild der Lichtquelle auf der Netzhaut konzentriert wird.\nErst durch diese Sicherung eines bei allen Einfall\u00dfrichtungen gleichbleibenden Querschnitts des Lichtkegels wurde \u00a9s m\u00f6glich, \u00fcberhaupt an di\u00a9 vergleichende Pr\u00fcfung der Reflexempfindlichkeit verschiedener Netzhautregionen zu gehen und ist hierdurch der Nachweis einer Abnahme der Reflexempfindlichkeit der Netzhaut vom Zentrum nach der Peripherie zuerst und, wie ich glaube, \u00fcberzeugend durch mich erbracht worden. Durch den weiteren Nachweis dieser feinen Unterschiede auch in F\u00e4llen hochgradigen Sehnervenschwundes und retinaler Amblyopien erhielt ferner jene Ansicht, dafs die zentripetalen Reflexbahnen ~ der Pupillenreaktion nicht in den eigentlichen Sehfasem, sondern in mit letzteren verlaufenden keine Sehempfindung vermittelnden eigener Pupillarfasem gelegen seien, eine neue Unterst\u00fctzung.\nEs ist daher eine nicht sachgem\u00e4fee Verr\u00fcckung nahliegender Gesichtspunkte, wenn die Herren Abblsborff und Feilchenfeld sagen, dafs \u201edie Messung der bekannten sukzessiven Abnahme der Reflexempfindlichkeit der Netzhaut nach der Peripherie zu\u201c durch meine Arbeit \u201enur im groben Umrisse\u201c geboten w\u00fcrde. Denn die Tatsache, dafs die Abschw\u00e4chung der Pupillenreaktion auf dieser sukzessiven nach der Peripherie abnehmenden Reflexempfindlichkeit der Netzhaut beruhe, war \u00fcberhaupt eine neue Beobachtung, welche sowohl physiologisch nicht unwichtig, aber auch klinisch eine erhebliche Verfeinerung der Pupillenreaktionspr\u00fcfung an sich, insbesondere bei der sogenannten hemiopischen Pupillenreaktion darstellte.\nDiese von mir eruierten Unterschiede mit genaueren Messungen zu untersuchen, ist daher vielmehr nichts anderes als der detaillierte Ausbau eines durch mich erst geschaffenen Weges, Ich weifs nicht, warum die Herren Abelsdorff und Feilchenfeld dies unterdr\u00fcckt und vielmehr dahin ins Gegenteil verkehrt haben, als sollte meine nur \u201eim groben Umrisse\u201c gehaltene Untersuchung einer bereits \u201ebekannten\u201c Tatsache, welche aber in Wirklichkeit doch zuerst durch mich geschaffen worden ist, nunmehr durch ihre exaktere Messungen ersetzt werden!\nFindet man doch bis in die neueste Zeit auch noch vielfach die Angabe, dafs die Pupillenreaktion \u00fcberhaupt nur vom Netzhautzentrum ausgel\u00f6st werde, dafs die Netzhautperipherie nicht reflexempfindlich sei, und die bei (seitlicher) Belichtung der","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen.\n95\nletzteren auftretende Pupillarreaktion lediglich durch die im Auge stattfindende diffuse Lichtreflexion nach dem Zentrum hin, erkl\u00e4rlich sei! Wenn Herr Hedd\u00c4us noch in der Neuausgabe des Handbuches von Grakfk - Saemisch (II. Teil IV. Bd. c. 785) sagt, dafs die Instrumente von v. Fragstein - Kempner und mir \u201enichts daran \u00e4ndern d\u00fcrften\u201c, so zeigt er durch dieses urteilslose Zusammenwerfen zweier diametraler Gegens\u00e4tze, dafs er von physiologisch-optischen Dingen nicht 'viel versteht, im \u00fcbrigen aber den Standpunkt, von welchem aus er seit vielen Jahren dem Fortschreiten unserer Kenntnisse teilnahmslos zugesehen hat. Dm KEMPKERsche Instrument n\u00e4mlich besitzt einen Fokus, welcher bei der Untersuchung praeter propter in die Gegend der Pu pillar ebene entworfen wird. Hierdurch werden die vor der Netzhaut liegenden brechenden Medien allerdings sehr stark durch diffuse Lichtreflexion erleuchtet, w\u00e4hrend die Retina nur durch schwaches divergierendes Licht getroffen wird. Bei meiner Methode dagegen, wird der Lichtfokus genau in der Netzhautebene entworfen, so dafs die brechenden Medien schon an sich nur durch \u00a9In viel schw\u00e4cheres Licht erleuchtet sind und daher dasjenige Licht, welches somit durch diffuse Reflexion etwa noch zur Netzhaut gelangen k\u00f6nnte, nicht im entferntesten mit dem intensiven fokalen Reizlichte oder Lichtreize konkurrieren kann. Dies antworte ich indes nur den theoretischen K\u00fcnsteleien des Herrn Hebbaus. In Wirklichkeit kann man sich von deren Haltlosigkeit leicht \u00fcberzeugen, indem man mit meinem, nach Angabe besonders eingestellten* 1 elektrischen Augenspiegel sich einmal die fokal beleuchtete Netzhaut eines Auges ansieht. Man sieht dann aufser einem kleinen, das strich-f\u00f6rmige Bild des Gl\u00fchfadens umgebenden Lichthofe, die \u00fcbrige Netzhaut schwarz in vollkommenes Dunkel geh\u00fcllt; von der gef\u00fcrchteten Lichtdiffusion ist dagegen nichts zu sehen.\nDie Richtigkeit dieser wichtigen Dinge, habe ich ferner durch die Einf\u00fchrung dieser \u201efokalen Netzhautbeleuchtung\u201c in unsere ophthalmoskopische Untersuchung2 praktisch erwiesen. Denn tats\u00e4chlich kann man durch diese Beleuchtungsmethode Details\n1 Pupillenreaktionspr\u00fcfung unter Ber\u00fccksichtigung der Refraktion de\u00bb untersuchten Auges und \u00fcber ein\u00a9 periphere und zentrale Pupillenreaktion, Merl Min. Wochenschr. 28, 1900.\n1 Ophthalmoskopische Beobachtungen mit meinem elektrischen Augen-\nspiegel. Zeitschr. f. Augenheilk. 5, 1901.","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nHugo Wolff.\ndes Augengrunde\u00ab noch deutlich erkennbar machen in F\u00e4llen pathologischer Tr\u00fcbungen der brechenden Medien, welche durah die bisherige verkehrt\u00a9 Beleuchtung infolge der erh\u00f6hten diffusen Reflexion zu einem undurchdringlichen Lichtsehleier k\u00fcnstlich verdichtet wurden.\nEs ist diese Fokusverlegung in die Objektebene eine ja aus der Handhabung des Mikroskops (Robbet Koch) sowie des weiteren aus der Theorie der optischen Instrumente bekannte elementare Forderung, welche man bei der Ophthalmoskopie \u2014 und zu letzterer geh\u00f6rt bei der genannten Untersuchungsmethode mit meinem elektrischen Augenspiegel (1. c.) auch die PupiUen-prifuog \u2014 bisher zu beachten vergessen hatte, aber auch mit den \u00e4lteren Untersuchungsapparaten allerdings nicht praktisch zu erf\u00fcllen im Stande war.\nDie Herren Abebsbobff und FiaiiiCHBiwBiiD befinden ach daher ebenfalls in, einem Irrtum, wenn sie angeben, dafs \u201ebei klinischen Beobachtungen der Einwand, dafs keine streng isoliert\u00a9 Reizung der Netzhautperipherie m\u00f6glich sei, im physikalisch -optischen Sinne nicht zu widerlegen war\u201c. Denn diese Widerlegung habe ich theoretisch und praktisch durch die Einf\u00fchrung meiner neuen ophthalmoskopischen Untersuchungsmethode der fokalen (Glask\u00f6rper- und) Netzhautbeleuchtung \u00fcberzeugend erbracht.\nWenn die Herren Kollegen also als drittes wichtiges Ergebnis ihrer Arbeit last not least das bezeichnen, dafs \u201eder bei Reizung der Netzhautperipherie eintretende Pupillarreflex nicht messchliefsMch durch Miterleuchtung der Macula lutea, sondern sondern auch von jener selbst ausgel\u00f6st wird\u201c, so haben sie damit offene T\u00fcren eingerannt, denn gerade dies habe ich in meiner von ihnen auch zitierten Arbeit entg\u00fcltig erwiesen1, aber exakter als sie durch das direkte Experiment, nicht wie sie durch umst\u00e4ndlich\u00a9 spekulative R\u00fcckschl\u00fcsse!\nGegen di\u00a9 sogenannte hemiopische Pupillenreaktion ist nun diese durch mich zuerst durch das Experiment nachgewiesene proportionale Abnahme der Reflexempfindlichkeit der Netzhaut vom Zentrum nach der \u00e4ufsersten Peripherie ein noch 'viel schwereres Argument, als jene alte, durch mich ebenfalls wider-\n1 Vgl. aufserdem Bericht der Heidelberger ophthalmologischen Gesellschaft 1901 S. 36,","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Bemerkungen.\n97\nlegte HEDD\u00c4ussche Ansicht von. der Reflex u n empfindlichkeit der Netzhautperipherie \u00fcberhaupt. Denn wenn man nicht zwei ganz genau gleich weit vom, Zentrum entfernte Punkte zweier Netzhauth\u00e4lften reizt, so erh\u00e4lt man auch bei einem gesunden Menschen zwei ganz verschieden ausgiebige Pupillenreaktionen und somit leicht die Vort\u00e4uschung einer sogenannten hemiopisehen Reaktion.\nDa keiner von den bisherigen Beobachtern \u00fcber diesen wichtigen Punkt eine Angabe zu machen imstande ist, so kann, man mufs dies aussprechen, der Gedanke nicht abgewiesen werden, dafs die hemiopische Pupillenreaktion bis zu dieser Stunde nichts als eine interessante Theorie, in Wirklichkeit aber ein auf einer mangelhaften Versuchsanordnung beruhender Be-obachtungsfehler ist.\nEine exakte Versuchsanordnung h\u00e4tte darin zu bestehen, dafs der Beobachtete, auf einer Kinnst\u00fctze ruhend, nach einem, fernen Fixationsobjekt (kleiner Leuchtpunkt im Bunkelzimmer) blickt, und dafs am Rande eines vor dem beobachteten Auge angebrachten horizontal liegenden Quadranten, mein Beleuchtungsapparat durch Verschiebung nacheinander an die beiden Ecken des Quadranten gebracht wird. Die Spitze des Quadranten m\u00fcfste unterhalb der Homhautmitte liegen und der konvexe Rand einen senkrechten Schirm mit mittlerem Sehloch tragen, um den Apparat symmetrisch zur Sehrichtung des Beobachteten \u00a9instellen zu k\u00f6nnen. Auf diese Weise nachgewiesen w\u00e4re die sog. hemiopische Pupillenreaktion erst glaubhaft.\n(Eingegangen am 2. Mai 1904.)\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 86.\n7","page":97}],"identifier":"lit32540","issued":"1904","language":"de","pages":"93-97","startpages":"93","title":"Bemerkungen zu der Arbeit \"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit der Pupillarreaktion von Ort und Ausdehnung der gereizten Netzhautfl\u00e4che\" von Dr. G. Abelsdorff und Dr. H. Feilchenfeld in Bd. 34 dieser Zeitschrift [, Zeitschr. f. Psych. u. Physiol. d. Sinnesorg., 1904, S. 111-131]","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:40.799091+00:00"}