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{"created":"2022-01-31T13:08:05.266425+00:00","id":"lit32544","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Simon, Richard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 186-193","fulltext":[{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\n(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts\nder Universit\u00e4t Berlin.)\n\u00dcber Fixation im D\u00e4rnmerungssehen.\nVon\nRichabb Simon in Berlin.\nDie Tatsache, dafs lichtschwache Punkte nicht zentral, sondern mit einem parafovealen Netzhautpunkt fixiert werden, ist seit langem bekannt und durch die neueren Untersuchungen \u00fcber St\u00e4bchen- und Zapfensehen unserem Verst\u00e4ndnis n\u00e4herger\u00fcckt worden. Genauere Bestimmungen \u00fcber die Stellung des Auges im D\u00e4mmerungssehen scheinen dagegen noch nicht vorzuliegen. Zwar hat Cheistlne Labb - Fbankmn 1 gefunden, dafs von einer Anzahl durch Leuchtfarbe hergestellter Lichtpunkte, die in einem v\u00f6llig dunklen Raume ganz hell erschienen, immer einer unsichtbar war, und dafs die Lage des verschwundenen Punktes zu dem jeweils \u201efixierten\u201c bei verschiedenen Personen verschieden war, sowohl nach Richtung wie nach Gr\u00f6fse des Abstandes. Aber auch hier fehlen n\u00e4here Angaben \u00fcber die Lage der beiden Punkte zueinander und vor allem dar\u00fcber, ob sie bei derselben Person zu verschiedenen Zeiten dieselbe oder eine wechselnde war. Auf Heren Prof. Nagels Veranlassung ging ich an eine Pr\u00fcfung dieser Frage, bei der zu untersuchen war, ob im D\u00e4mmerangssehen stets derselbe Punkt eingestellt wird, also gewissermafsen eine vikariierende Macula sich ausbildet, oder ob zu verschiedenen Zeiten verschiedene Netzhautpunkt\u00a9 zur Fixation benutzt werden, wovon deren Wahl eventuell\n1 A. K\u00f6nig. \u00dcber den menschlichen Sehpurpur und seine Bedeutung f\u00fcr das Sehen. Sitzongsber. der Kgl. preufs. Akademie der Wissenschaften. 1894, XXX, S. 589. Auch : Gesammelte Abhandlungen, S. S5S.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber Fixation im D\u00e4mmerungssehen.\n187\nabh\u00e4ngt, \u00dfchlief\u00dflich, ob vielleicht \u00fcberhaupt ein ruhiges Fixieren gar nicht stattfindet, sondern nystagmusartige Bewegungen auf-treten.\nDie meisten Untersuchungen wurden an einem der Maddox-ichen Sehkammer1 nachgebildeten Apparat angestellt. An einem\ninnen geschw\u00e4rzten Kasten fehlte die eine Wand. Vor dieser\n\u2022\u2022\n\u00d6ffnung befand sich, durch ein Beifsbrett fixiert, der Kopf des Beobachters, von dem alles seitliche Licht durch ein Tuch abgehalten wurde. In der gegen\u00fcberliegenden Wand des Kastens befanden rieh drei \u00d6ffnungen, deren mittelste, die zur Fixation benutzt wurde, feststand. Die beiden seitlichen, von denen infolge Anbringung einer Scheidewand die rechte nur dem rechten, die linke dem linken Auge sichtbar war, waren nach H\u00f6he und Breite verschieblich und dienten zur Bestimmung der Grenzen des Minden Flecks. Aus der ver\u00e4nderten Lage desselben im .D\u00e4mmerangssehen im Vergleich zur Helladaptation ergab sich mit .Leichtigkeit die Stellung des Auges. Di\u00a9 Beleuchtung der \u00d6ffnungen liefe sich in weiten Grenzen abstufen und f\u00fcr die Fovea \u00fcber-, resp. unterschwellig machen.\nDie monokulare Pr\u00fcfung ergab nun folgendes. War die Frxations\u00f6ffnnng so wenig beleuchtet, date sie foveal unsichtbar war, so konnte ich sie \u25a0\u2014 nach gen\u00fcgender Adaptation \u2014\u25a0 durch Einstellung irgendeiner peripheren Netzhautstelle mittels willk\u00fcrlicher Drehung des Auges nach den verschiedensten Richtungen zur Perzeption bringen. Das Objekt zeigt\u00a9 dabei nat\u00fcrlich keine Scheinbewegung, da das Hin\u00fcberwandern des Bildes auf peripher\u00a9 Teile der Netzhaut durch di\u00a9 Empfindung der \u00c4ugenbewegung kompensiert wurde. Auch hatte ich dabei nicht im Gef\u00fchl der \u201eFixation\u201c, so wenig wie bei peripherer Betrachtung eines Gegenstandes mit dem Hellauge. Dieses Gef\u00fchl der Fixation trat nur dann auf, wenn das Auge unwillk\u00fcrlich eine Lage \u00a9innahm, di\u00a9 das Bild auf eine f\u00fcr den schwachen Beiz empfindliche Netzhautstelle brachte. \u00dcber die tats\u00e4chlich\u00a9 Stellung des Auges war ich dabei g\u00e4nzlich im unklaren. Erst der Nachweis des blinden Flecks gab Aufschlufs \u00fcber die Richtung des \u00c4bweichens, die, wie zahlreiche Versuche immer wieder ergaben, f\u00fcr jedes Auge im grofsen ganzen stets dieselbe, f\u00fcr\n1 E. Maddox. Di\u00ae Motilit\u00e4tsst\u00f6rungen des Auges. Deutsch von Dr. W. Asm Leipzig 1902, 8. 274.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nRichard Simon.\nbeide Augen aber voneinander verschieden war, und zwar wich das rechte \u00c4uge nach aufsen und etwas mehr oder weniger oben ab, fixierte also mit einer aufsen oben von der Fovea gelegenen Netzhaut st eile, w\u00e4hrend das linke Auge fast gerade in die H\u00f6he ging, nur minimal nach rechts oder links abweichend, d. h. mit einer fast direkt oberhalb der Fovea gelegenen Stelle fixierte. Eine andere, weiter unten beschriebene Untersuchungsmethode best\u00e4tigte dieses Ergebnis. Wodurch diese Verschiedenheit bedingt ist, wovon die Richtung der Abweichung \u00fcberhaupt abh\u00e4ngt, vermag ich nicht mit Sicherheit zu sagen. Da ich an einer Schw\u00e4che des rechten Rectus superior und, vielleicht als Folge davon, an linksseitiger Hyperphorie leide, liegt der Gedanke nahe, dafs gewisse Eigenschaften des Augenmuskelsystems auf die Stellung des Auges beim D\u00e4mmerungssehen von Ein-flufs sind.\nEine vikariierende Macula, d. h. eine dauernd bevorzugte Stelle f\u00fcr das Fixieren im D\u00e4mmerungssehen, bildet sich nicht aus. Umst\u00e4nde, die best\u00e4ndig wechseln, sind vielmehr von Ein-flufs auf den Grad der Ablenkung des Auges. Hierher geh\u00f6rt der Adaptationszustand. W\u00e4hrend beim ersten Auftauchen des Objektes die Abweichung von der Gesichtslinie ziemlich betr\u00e4chtlich ist, nimmt sie schon nach kurzer Adaptation bedeutend ab, um mit dem weiteren Fortschreiten derselben noch geringer zu werden. So war bei einer gewissen foveal unterschwelligen Helligkeit des Fixierzeichens die Abweichung nach ca. 10 Minuten Adaptation ungef\u00e4hr noch 2 \u00b0, nach weiteren 10 Minuten ungef\u00e4hr 1 am Ende der ersten Stunde nur noch ca. 1\u00b0. Den gleichen Einflufs wie die zunehmende Adaptation hat \u2014 bei gleichem Adaptationszustand \u2014 gr\u00f6fsere, dabei aber f\u00fcr die Fovea immer noch unterschwellige Helligkeit des Objektes. Betrug bei einem bestimmten Adaptationszustand bei recht schwacher Beleuchtung die Abweichung z. B. 21/* \u00b0, so ging sie bei etwas st\u00e4rkerer auf lx/2 0 zur\u00fcck, um bei Herabsetzung der Beleuchtung wieder zu wachsen usw. Es gibt dabei wTohl das eine Mal die gr\u00f6fsere Empfindlichkeit weiter peripher gelegener, das andere Mal die bessere Sehsch\u00e4rfe der mehr zentral gelegenen Teile der Netzhaut den Ausschlag.\nEs war noch die Frage zu beantworten, ob beim D\u00e4mmerungssehen ruhige Fixation m\u00f6glich ist oder nystagmusartiges Zittern ein tritt. Letzteres liefs sich schon mit der bisher be-","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Fixation im D\u00e4mmerungssehen.\n189\nnutzten Methode ausschliefsen. Geeigneter aber erwies sieh ein anderes Vorgehen. Erzeugte man nach gen\u00fcgender Dunkeladaptation durch zwei gekreuzt stehende Gl\u00fchlampen mit geradem Kohlenfaden ein kreuzf\u00f6rmiges, genau zentral liegendes Nachbild, so war aus der gegenseitigen Lage des Objektes und des Nachbildes in dem sonst dunkeln Gesichtsfeld die Stellung des Auges leicht zu bestimmen. Um ein genau zentral liegendes Nachbild zu erhalten, mufste die Fovea nat\u00fcrlich genau auf den Schnittpunkt der Gl\u00fchf\u00e4den eingestellt werden, was leicht gelang, wenn man die F\u00e4den erst schwach, aber doch foveal \u00fc bersch'wellig, angl\u00fchte, dann pl\u00f6tzlich f\u00fcr einige Sekunden zum helsten Leuchten brachte. Dafs die Mitte des Nachbildes wirklich mit der Fovea zusammenfiel, war leicht nachzuweisen. Erschien der schwach belichtete nur extrafoveal sichtbare Punkt zun\u00e4chst entfernt von der Mitte des Nachbildes und erhellte man ihn dann pl\u00f6tzlich so stark, dafs er foveal gut sichtbar wurde, so stellt\u00a9 sich das Auge sofort in die gewohnte Fixationslage, Objekt und Schnittpunkt des kreuzf\u00f6rmigen Nachbildes fielen aufeinander. Diese Methode ist viel leichter und f\u00fcr di\u00a9 meisten Bestimmungen auch sicherer als die Untersuchung mit Hilfe des blinden Flecks.\nEs zeigte sich auch hierbei die gleiche Verschiedenheit in der Stellung beider Augen im D\u00e4mmerungssehen, die ich schon vorher konstatiert hatte. Das Nachbild des rechten Auges stand stete nach aufsen 'und mehr oder weniger oben vom Objekt, das des linken Auges direkt nach oben, bisweilen auch noch eine Spur nach Mnks oder rechts. Eine nicht so starke, aber doch deutliche und bei allen Untersuchungen in gleicher Weise auftretende Verschiedenheit fand sich auch bei Herrn Professor Nagel.\nEmen echten Nystagmus oder eine auch nur entfernt daran erinnernde Bewegung des Bildes konnten wir, wie gesagt, auch mit dieser Versuchsanordnung mit Sicherheit ausschliefsen.\nDagegen machte sich eine doppelte Ortsver\u00e4nderung des Bildes bemerklich. Di\u00a9 eine ist leicht verst\u00e4ndlich. Nach Her-vorrufung des Nachbildes sieht man zun\u00e4chst von dem Lichtpunkt nichts. Aber bald tritt er wieder auf an einer von der Fovea ziemlich weit entfernten Stelle, um nach kurzer Zeit wieder n\u00e4her an diese heranzur\u00fccken. So bemerkte bei einigen Versuchen Herr Prof. Nagel das erste Auf tauchen des Punktes ca.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nRichard Simon.\n10\u00b0 von der Fovea entfernt. Nach kurzer Beobachtung waren es nur noch ca. 3 \u00b0. Dies d\u00fcrfte darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sein, dafs das Auge infolge der Blendung erst gar nichts sieht, bei Nachlafs der Adaptationsst\u00f6rung zun\u00e4chst mit einer f\u00fcr schwache Lichtreize empfindlicheren, d. h. von der Fovea etwas weiter abhegenden Stelle, noch sp\u00e4ter, bei vollkommener Wiederherstellung der Adaptation, mit einer m\u00f6glichst zentral gelegenen.\nDie zweite, viel schwieriger zu deutende Ortsver\u00e4nderung besteht in einem Schwanken des leuchtenden Punktes, das nach einiger Zeit der Beobachtung auftritt, bei verschiedenen Personen scheinbar in verschiedener St\u00e4rke, was m\u00f6glicherweise von der gr\u00f6sseren oder geringeren \u00dcbung in der Fixation eines foveal unterschwelligen Lichtpunktes abh\u00e4ngt. Dieses Schwanken des Bildes kann bedingt sein durch Bewegungen des Auges. Schon dem Hellauge ist es \u00e4ufserst schwer, einen kleinen Punkt auf gleichm\u00e4fsigem Grund dauernd festzuhalten. Die bald eintretende Erm\u00fcdung der Muskeln macht sich in leichten Exkursionen des Auges bemerklich, die aber nicht im geringsten nystagmusartigen Charakter haben, so wenig wie das im D\u00e4mmerungssehen beobachtete Schwanken, welches nat\u00fcrlich weit leichter auftreten muls, da hier nicht ein Punkt deutlichsten Sehens, sondern zahlreiche ungef\u00e4hr gleichfunktionierende Netzhautstellen vorhanden sind.\nEbensogut ist es aber auch m\u00f6glich, dafs es sich nur um eine sog. autokinetische Empfindung handelt, die von Schweizer * 1 allerdings ebenfalls durch unwillk\u00fcrliche Augenbewegungen erkl\u00e4rt, von Exmer1 aber als eine T\u00e4uschung bei ruhendem Blick aufgefafst wurde. Mit dieser Auffassung ist es aber schon schwer vereinbar, dafs Leuchtpunkt und Nachbild fast stets verschiedene, d. h. bald sich einander n\u00e4hernde, dann wieder fliehende Richtung hatten. Ganz unm\u00f6glich ist me f\u00fcr folgende\n1 Sigm. Exneb. \u00dcber autokinetische Empfindungen. Zettschr. f, Psychol, u. Physiol, der Sinnesorg. 12, 326.\n1 1. c. S. 329. \u201eKleine oder lichtschwache Objekte, auf der Netzhaut abgebildet, geben unvollkommene Lokaleindr\u00fccke so, als w\u00fcrden auch die dem Bilde benachbarten Stellen der Betina von ihnen affixiert werden (Aktionskreis eines Netehauteindrucks). Wird ein solches Bild durch l\u00e4ngere Zeit auf dem Orte des deutlichsten Sehens festgehalten, so zeigt sich diese Fern Wirkung, indem es den Eindruck erweckt, als w\u00fcrde es sukzessive an verschiedene Orte dieser Nachbarschaft hinwandern, so dafs man glaubt, das Objekt mache schwankende Bewegungen (Punktschwanken)/*","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 a\n'Uber Fixation im D\u00e4mmerungssehen.\t191\nBeobachtung bei Benutzung der ersten Methode. Ich stellte den seitlichen verschieblichen Punkt so, dafs er gerade am medialen Rand des blinden Flecks verschwand. Fing nun der Fixationspunkt tin, leichte Schwankungen zu machen, so tauchte, wenn sie nicht gerade vertikal, sondern in seitlicher Richtung erfolgten, der laterale Punkt bisweilen auf, um dann wieder zu verschwinden, was sich unm\u00f6glich anders als durch leichte Bewegungen des Auges erkl\u00e4ren l\u00e4fst. Erfolgen nun diese Augenbewegungen unabsichtlich und ohne zum Bewufstsein zu gelangen, so mufs sich die Verschiebung des Bildes auf der Netzhaut als eine Bewegung des Objektes geltend machen. Wie leicht solche nicht zur Perzeption gelangenden Augenbewegungen eintreten, davon kann man sich auch sehr sch\u00f6n \u00fcberzeugen, wenn man den Leuchtpunkt in der Fovea zum Verschwinden bringt und sich bem\u00fcht, diese Augenstellung festzuhalten. Von Zeit zu Zeit, ohne dafs man sonst merkt, dafs sich das Auge verschoben hat, tritt der Punkt wieder ins Gesichtsfeld ein, um dann durch eine intendierte und also auch zum Bewufstsein gelangende Bewegung wieder zu verschwinden. Die Behauptung Exnebs1, dafs \u201edas erste, was bei solchen Beobachtungen auff\u00e4llt, die Leichtigkeit ist, mit der die Fixation festgehalten wird\u201c, scheint mir keineswegs bewiesen und nicht zutreffend zu sein.\nMit obiger Auffassung l\u00e4fst sich sehr gut in \u00dcbereinstimmung bringen, dafs die autokinetische Empfindung um so lebhafter wird, je lichtschw\u00e4cher der Punkt ist, was Exneb 2 allerdings auch f\u00fcr seine Ansicht verwerten zu k\u00f6nnen glaubt. Und ferner die Beobachtung, dafs kleine willk\u00fcrliche Blickbewegungen die Erscheinung sofort zum Verschwinden bringen8, da sich hierbei Verschiebung des Bildes und die entgegengesetzte, zum Be wulstsein gelangende Verschiebung des Auges kompensieren.\nEine einzige Beobachtung Exnebs l\u00e4fst sich durch die Annahme von Augenbewegungen nicht erkl\u00e4ren. Auf weifsem Grund war ein dunkler Fleck, der zentral einen Lichtpunkt hatte. Dieser wie der dunkle Fleck zeigten Scheinbewegung, aber nicht gleichsinnig, wie zu erwarten war, wenn sie von Augenbewegungen herr\u00fchren sollte. Ich konnte den Versuch in dieser Form nicht nachpr\u00fcfen. Eine \u00e4hnliche Anordnung ergab\n1 1. c. S. 318.\n*\t1. c. 8. 329.\n*\t1. c. S. 328.","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nRichard Simon\u00bb\nmir nicht das gleiche Resultat, In dem oben erw\u00e4hnten Kasten wurde in dem sonst absolut dunklen Gesichtsfeld die zentrale Fixations\u00f6ffnung etwas gr\u00f6fser genommen und in der Mitte ein kleiner hellerer Punkt angebracht. Eine solche etwas gr\u00f6fsere Fl\u00e4che zeigte nun schon an und f\u00fcr sich viel geringeres Schwanken als die kleineren Punkte, noch geringer und seltener, wie mir vorkam, wenn sie den helleren zentralen Fleck aufwies. Konnte ich aber in diesem Fall einmal ein wenig Bewegung wahrnehmen, so war sie f\u00fcr die gr\u00f6fsere Fl\u00e4che und ihr helleres Zentrum genau dieselbe.\nOhne daher die Erkl\u00e4rung Bxkebs f\u00fcr die autokmetischen Empfindungen ganz von der Hand weisen zu k\u00f6nnen, glaube ich doch, dafs auch Augenbewegungen dabei eine Rolle spielen und bei den oben mitgeteilten Beobachtungen allein in Betracht kommen. Da, wie gesagt, auch bei fovea! \u00fcberschwelligen Punkten eine dauernde ruhige Fixation mir nicht m\u00f6glich erscheint, sie vielmehr bald von einzelnen Augenbewegungen unterbrochen wird, w\u00fcrde es sich im D\u00e4mmerungssehen nur um eine wohl zu verstehende Steigerung handeln.1\nDie monokulare Pr\u00fcfung hatte ergeben, dafs sich bei mir die Angen im D\u00e4mmerungssehen in untereinander verschiedener Weise einstellten, d. h. mit nicht identischen NetzhautsteUen fixierten. Da, wie Nagel 1 gezeigt hat, auch bei Dunkeladaptation und fove&l unterschwelligen Objekten stereoskopisches Sehen vorhanden ist, mufste ein entsprechend modifizierender Einflufs des Binokularsehens erwartet werden. Die linksseitige Hyperphorie machte sich allerdings bei mir st\u00f6rend gelten. Denn beim Betrachten so schwach leuchtender Objekte tritt meist sofort Doppelsehen mit gekreuzten und h\u00f6hendistanten B\u00fcdem auf. W\u00e4hrend ich aber den Seitenabstand durch willk\u00fcrliche Anspannung der Konvergenz mit Leichtigkeit ansgleichen kann, ist mir dies bei dem H\u00f6henabstand absolut unm\u00f6glich. Zum Ausgleich mufs ich ein Prisma von 3 \u00b0, Basis oben, vor das rechte Auge halten. Tat ich das nun bei obigen Versuchen, so glich sich der Seitenabstand meist sofort aus, d. h. die Augen stellten sich f\u00fcr identische\n1 Vgl. auch: W. A. Nagel: \u00dcber das \u00c4UBBBTSche Ph\u00e4nomen und verwandte T\u00e4uschungen. Zeitschr. f. Psychol, u. Physiol. d. Sinnesorg. 10, 8. 398, Aim.\n8 Stereoskopie und Tiefenwahrnehmung im D\u00e4mmerungssehen. Zeitsehr. f. Psychol, u. Physiol, d. Sinnesorg. 27, 8. 264.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Fixation im Dammerungssehen.\t193\nNetzhautstellen ein. Und die Lage des blinden Flecks ergab tats\u00e4chlich, dafs das rechte Auge auch hierbei nach aulsen, d. h. rechts, abgewichen war, das linke dagegen aus seiner reinen H\u00f6henabweichung sich entfernt und entsprechend der Aufsen-stellung des rechten Auges nach innen, d. h. ebenfalls nach rechts, gegangen war.\n.Die Abweichung des Auges beim Betrachten Meiner, schwach leuchtender, foveal nicht sichtbarer Punkte im sonst unbeleuchteten Baume hingt also ab\t\u25a0\n1.\tbez\u00fcglich der .Richtung von einem noch nicht ganz sicher zu bestimmenden Faktor, wahrscheinlich gewissen Verh\u00e4ltnissen des Augenmuskelsystems;\n2.\tbez\u00fcglich der Grofse der Ablenkung von der Helligkeit des Objekte, resp. der H\u00f6he der Adaptation.\nEchter Nystagmus ist nicht vorhanden; dagegen tritt leicht ein gewisses Schwanken des fixierten Objektes ein, welches mit gr\u00f6fster Wahrscheinlichkeit von leichten unwillk\u00fcrlichen Augenbewegungen abh\u00e4ngt, die darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, dafs eine ruhige Fixation mit parafovealen Netzhautpunkten dauernd weitaus schwerer festzuhalten ist, als bei fovealer Fixation.\nModifizierend auf die Augenstellung wirkt schliefslich beim binokularen Sehen das Bestreben, einfach zu sehen, also identische Netzhautpunkte einzustellen.\n(Eingegangen am 19, Mai 1904.)\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 86.\n13","page":193}],"identifier":"lit32544","issued":"1904","language":"de","pages":"186-193","startpages":"186","title":"\u00dcber Fixation im D\u00e4mmerungssehen","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:08:05.266430+00:00"}