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{"created":"2022-01-31T16:24:20.407697+00:00","id":"lit32575","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 60","fulltext":[{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nLiteraturberich t.\ndauernd eine vermehrte geistige Th\u00e4tigkeit, und dieser erh\u00f6hte Willensimpuls hat Mitbewegungen im ganzen K\u00f6rper zur Folge.\nAus allen diesen Beispielen geht hervor, dafs bei den physiologischen und pathologischen Mitbewegungen der verschiedenste Mechanismus vorhanden ist. Bald haben sich die Hemmungen noch nicht gen\u00fcgend entwickelt, bald verhindert eine Leitungsunterbrechung die Hemmungen an ihrer Wirksamkeit. Bald wird der Impuls in der Grofshirnrinde, bald erst in Quercommissuren des R\u00fcckenmarkes auf andere Bahnen \u00fcbergeleitet.\nKurz : die Mitbewegungen sind wohl als klinische, nicht aber als anatomische Einheiten aufzufassen.\tMoskiewicz (Breslau).\nM. Peobst. \u00fceber einen Fall vollst\u00e4ndiger Rindenblindheit und vollst\u00e4ndiger Amusie. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 9 (1), 5\u201421. 1901.\nPatientin litt in ihrer Jugend an epileptischen Anf\u00e4llen, die lange Zeit fortgeblieben waren, schliefslich wieder auftraten, Eifersuchtsideen zur Folge hatten, die schliefslich die Unterbringung in eine Irrenanstalt nothwendig machten.\nW\u00e4hrend ihrer Krankheit erlitt Pat. mehrere Schlaganf\u00e4lle. Die L\u00e4hmungen bildeten sich bald zur\u00fcck, nur eine linksseitige Hemianopsie blieb bestehen, die schliefslich, als noch eine rechtsseitige Hemiplegie hinzutrat, zur v\u00f6lligen Erblindung f\u00fchrte.\nGleichzeitig bestand Amusie, d. h. Pat., die fr\u00fcher sehr musikalisch war, vermochte die fr\u00fcher oft gesungenen Lieder nicht mehr zu singen, sondern nur noch zu deklamiren. Fr\u00fcher wohlbekannte Lieder erkannte sie nicht wieder.\nDie Section ergab ein Neurogliom, das fast die ganze linke Hemisph\u00e4re und den Balken durchwachsen hatte und auf die nur halb so grofse rechte Hemisph\u00e4re dr\u00fcckte. Beide Hinterhauptlappen zeigten Erweichungsherde, auf welche die anf\u00e4nglich nur linke dann beiderseits bestehende Hemianopsie zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nDer Fall bietet manches Interessante.\nEs war zun\u00e4chst auffallend, dafs trotz Zerst\u00f6rung beider Occipitallappen noch Gesichtsbilder hallucinirt wurden, woraus doch hervorgeht, dafs Intactheit des Rindenfeldes zum Zustandekommen von Gesichtshallucina-tionen nicht n\u00f6thig ist. Weiteres Interesse bietet die Amusie. Verf. nimmt als anatomisches Centrum f\u00fcr die sensorielle Amusie oder Tontaubheit den vorderen Theil der rechten Schl\u00e4fenwindung an, der im vorliegenden Falle erweicht war. Die Tontaubheit bestand hier ohne alle motorischen oder aphasischen St\u00f6rungen, mit denen sie sonst verbunden zu sein pflegt.\nDie Sehst\u00f6rung selbst nahm folgenden Verlauf : Zun\u00e4chst trat in Folge eines Schlaganfalles links Hemianopsie auf. Dazu traten optische Aphasie und Achromatopsie, bedingt durch die zun\u00e4chst geringen, dann immer mehr um sich greifenden Erweichungsherde in beiden Occipitallappen. Schliefslich wurde der Herd so grofs, dafs er zu totaler Blindheit f\u00fchrte, wobei bemerkenswert!! ist, dafs die Blindheit eine vollst\u00e4ndige war, da Gegenst\u00e4nde nicht einmal im Fixirpunkt wahrgenommen wurden.\nMoskiewicz (Breslau).","page":60}],"identifier":"lit32575","issued":"1902","language":"de","pages":"60","startpages":"60","title":"M. Probst: Ueber einen Fall vollst\u00e4ndiger Rindenblindheit und vollst\u00e4ndiger Amusie. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 9 (1), 5-21. 1901","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:20.407703+00:00"}