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{"created":"2022-01-31T16:23:31.163901+00:00","id":"lit32577","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Th. Heller","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 63-64","fulltext":[{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n63\nEs ist klar, dafs die Abnahme des Ged\u00e4chtnifsumfanges hier eine enorm grofse ist, in manchen Gruppen sinken die Werthe auf 0. Dementsprechend war auch die Sicherheit des Ged\u00e4chtnisses sehr herabgesetzt.\n5. Der Einflufs der Besch\u00e4ftigung war bei einigen Paralytikern deutlich zu beobachten, bei denen die Werthe in einigen Specialged\u00e4chtnissen noch leidlich gute waren, w\u00e4hrend sie in anderen schon v\u00f6llig bis zur 0 herabgesunken waren. Der Beruf scheint also auf das entsprechende Specialged\u00e4chtnifs einen m\u00e4chtigen conservirenden Einflufs auszu\u00fcben.\nMoskiewicz (Breslau).\nG. Behringer. Die Gef\u00e4ngnifsschnle. Ein Ueberblick \u00fcber die geschichtliche Entwickelung, den heutigen Stand und die Bedeutung des Schul- und\nBildungswesens in den Strafanstalten. Leipzig, C. L. Hirschfeld, 1901.\n132 S.\nYerf. hat sich der grofsen M\u00fche unterzogen, die zerstreuten Nachrichten \u00fcber Gef\u00e4ngnifsschulen zu sammeln, und die f\u00fcr den Criminalisten, Sociologen, P\u00e4dagogen und Psychologen gleich interessanten Daten, einheitlich geordnet, der Oeffentlichkeit zug\u00e4nglich zu machen. Bef. mufs es sich versagen, auf die mit besonderer Sorgfalt zusammengestellte Geschichte der Gef\u00e4ngnifsschulen, welche mehr als zwei Drittel des Werkes f\u00fcllt, einzugehen, m\u00f6chte aber jedem, der sich f\u00fcr den Gegenstand interessirt, die Lect\u00fcre dieses Theiles dringend empfehlen.\nDas Schlufskapitel umfafst eine W\u00fcrdigung der heutigen Gef\u00e4ngnifs-schule. Die Letztere hat zun\u00e4chst den Zweck, innerhalb gewisser Grenzen die mangelhaften oder fehlenden Kenntnisse der Gefangenen zu erg\u00e4nzen. \u201eBesondere Wichtigkeit gewinnt die Gef\u00e4ngnifsschule beim Strafvollzug in Einzelhaft. Die schlimmen Folgen unnat\u00fcrlicher, der geselligen Natur des Menschen widerstrebenden Absonderung werden durch guten Schulunterricht am leichtesten verh\u00fctet.\u201c Ueber die erziehliche Bedeutung der Gef\u00e4ngnifsschule bestehen verschiedene Meinungen. In England wird der Unterricht als ein eigentliches Erziehungs- und Besserungsmittel nicht behandelt, \u201ewie man denn auch in England weit davon entfernt ist, die mangelnden Kenntnisse als eine Ursache der Verbrechen zu betrachten.\u201c In D\u00e4nemark, Schweden und anderen Staaten wird hingegen die Gef\u00e4ngnifsschule als Besserungsmittel angesehen und dementsprechend steht ihr Erziehungszwreck im Vordergrund. Verf. fafst seine Ansicht hier\u00fcber folgendermaafsen zusammen: \u201eWenn die Gefangenen w\u00e4hrend ihrer Straf -verb\u00fcfsung gebessert werden sollen, dann m\u00fcssen in den Strafanstalten auch Schulen eingerichtet werden, denn eine Besserung ist nur m\u00f6glich durch Erzeugung neuer Vorstellungen, die stark genug sind, den Willen zu beeinflussen, und der Schulunterricht bietet in Verbindung mit dem Religionsunterricht die M\u00f6glichkeit, eine solche neue Gedankenwelt hervorzurufen.\u201c\nAuch die Frage, welche Gefangenen schulpflichtig seien, wird in verschiedenen Staaten verschieden beantwortet. Gew\u00f6hnlich wird das 30. oder 35. Lebensjahr als Grenze f\u00fcr die Besserungsbed\u00fcrftigkeit oder Besserungsf\u00e4higkeit eines Menschen angesehen, obzwar sich f\u00fcr diese","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nLitera turbericht.\nAltersbeschr\u00e4nkung kein zureichender Grund ausfindig machen l\u00e4fst. Nach Ansicht des Verf.\u2019s sind alle Gefangenen mit verschwindenden Ausnahmen erziehungs- oder besserungsbed\u00fcrftig und geh\u00f6ren deshalb in die Gef\u00e4ng-nifsschule. Die M\u00f6glichkeit einer Besserung ist nur in folgenden F\u00e4llen in Frage gestellt: 1. bei einer Anzahl von Individuen, \u201ederen geistige Capacit\u00e4t so minimal ist, dafs sie sich nie zu gekl\u00e4rten sittlichen Begriffen durchringen, deren Vorstellungsreihen auch weder gen\u00fcgend logisch geordnet und verkn\u00fcpft noch kr\u00e4ftig genug werden, um den Willen dauernd beeinflussen zu k\u00f6nnen.\u201c Derartige Individuen w\u00e4ren am besten in einer Pflegeanstalt aufgehoben, wo sie bei menschlicher Behandlung gehorsame und fleifsige Arbeiter abg\u00e4ben; 2. Bei Gefangenen, die offenkundig seniler Verbl\u00f6dung entgegeneilen; 3. bei abgefeimten Gewohnheitsverbrechern, die schon in jungen Jahren das B\u00f6se aus Liebe zum B\u00f6sen thun. Diese k\u00f6nnten nur dann vor dem Verbrechen bewahrt bleiben, wenn sie sogleich, nachdem ihre gef\u00e4hrlichen Eigenschaften erkannt wTorden sind, einer Zwangserziehung zugef\u00fchrt w\u00fcrden.\nDie folgenden Ausf\u00fchrungen beziehen sich der Hauptsache nach auf praktische Fragen des Unterrichtes und auf die mannigfachen Obliegenheiten, welche den Lehrern an Gef\u00e4ngnifsschulen zukommen.\nTh. Heller (Wien).","page":64},{"file":"p0064s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"ihn\nZtitsc/ir. f\u00dfsychol.u. Physiol, d. Sinnesorg. BcL.ZS.\nHu^o \u00cfYey.","page":0}],"identifier":"lit32577","issued":"1902","language":"de","pages":"63-64","startpages":"63","title":"G. Behringer: Die Gef\u00e4ngni\u00dfschule. Ein Ueberblick \u00fcber die geschichtliche Entwickelung, den heutigen Stand und die Bedeutung des Schul- und Bildungswesens in den Strafanstalten. Leipzig, C. L. Hirschfeld, 1901. 132 S.","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:31.163907+00:00"}