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{"created":"2022-01-31T16:26:58.036463+00:00","id":"lit32584","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 101-102","fulltext":[{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n101\nmehrerer Individuen zu einem einzigen kommt vor. Hieraus folgert Verf., dafe ein Zusammentreten mehrerer Seelen zu einem einheitlichen Komplex mm\u00e4 ebenso eine Trennung m\u00f6glich ist. Er will die h\u00f6heren Tiere und den Menschen als eine Gliederung psychischer Individuen auf gef afst wissen und f\u00fchrt einige Gedanken \u00fcber deren gegenseitige Beziehungen naher aus, Aber solche abstrakte Konstruktionen sind, wie auch an einer Stelle aus-dr\u00fcckli\u00dch zugegeben wird, ein recht \u201evages Unternehmen\u201c und sind es im vorliegenden Falle 'besonders, weil di\u00a9 Voraussetzung, dafs n\u00e4mlich den niederen Tieren \u00a9ine Psyche zukommt, auf durchaus schwankender Basis steht. Verf. f\u00fchrt zwar zugunsten der Existenz tierischer Seelen verschiedene Beobachtungen \u00fcber das Verhalten der Seesterne unter k\u00fcnstlichen Lebensbedingungen an, aber die Beweisf\u00fchrung 1st nicht zwingend und kann es der Natur der Sache nach nicht sein, wie wohl an dieser Stelle nicht n\u00e4her er\u00f6rtert zu werden braucht.\tSchabpbb (Berlin).\nE. Mach, lie Analyse der Impftn\u00e4nigen uni das firliltiis des Physischem SUBk Psychischen. 4. vermehrte Anlage, mit 36 Abbild. Jena, Fischer, 1903. 292 S. Geb. 6 Mk.\nE. Mach. Popul\u00e4r - wissenschaftliche Torlesmgei. 3. vermehrte Auflage, mit 60 Abbild. Leipzig, J. A. Barth. 1903. 403 S. Geb. 6,80 Mk.\nEs erscheint mir angebracht, die Anzeige dieser beiden neuaufgelegten B\u00fccher des bekannten Physiker - Philosophen in eine zusammenzuziehen. Bei aller Verschiedenheit in Form und Inhalt fehlt es nicht an zahlreichen Beziehungen zwischen beiden. H\u00e4ufig ist in den popul\u00e4r - wissenschaftlichen Vorlesungen auf di\u00a9 n\u00e4here, wissenschaftlich strengere Betrachtung gleichartiger Probleme in der \u201eAnalyse der Empfindungen\u201c verwiesen. Die rasche Folge, in der die neuen Auflagen beider B\u00fccher erschienen sind, wird jeden leicht verst\u00e4ndlich sein, der einen Blick in sie wirft, di\u00a9 Mannigfaltigkeit der behandelten Probleme und di\u00a9 reizvolle interessant\u00a9 Art der Darstellung beachtet. Wir haben ja unl\u00e4ngst durch Th. Bebb \u00a9inen Lobes-hymnus auf Mach zu h\u00f6ren bekommen, der in seiner Exaltiertheit den Ansehen des grolsen Forschers eher schaden als n\u00fctzen konnte. Wer sich den Geschmack an Machs Werken mit ihrer frischquellenden Lebendigkeit nicht verderben lassen will, tut gut, nach der Lekt\u00fcre jenes Machwerks, worin ein \u201eNaturforscher\u201c der Welt seine Weltanschauung \u2014 vermeintlich zugleich diejenige Machs vortr\u00e4gt, sich wieder an das Original zu halten und sich von Mach selbst zeigen zu lassen, wie man der wissenschaftlichen Forschung auch \u00a9ine romantisch\u00a9 und praktisch\u00a9 Seite abgewinnen kann (wie es sich der Autor in seinen \u201eVorlesungen\u201c als Ziel setzt).\nDies\u00a9 popul\u00e4ren Vorlesungen sind zuerst in einer amerikanischen Ausgabe gesammelt erschienen. Es war ein dankenswertes Unternehmen der Verlagshandlung J. A. Babtb, eine deutsche Ausgabe dieser Vortr\u00e4ge zu veranstalten, In di\u00a9 3 neue Vortr\u00e4ge aufgenommen waren. Die nun vorliegende dritte Auflage, gef\u00e4llig und h\u00fcbsch ausgestattet ist wieder um 4 Vortr\u00e4ge erweitert (jetzt 19 im ganzen), von denen 2 die wissenschaftlichen Anwendungen der Photographie und Stereoskop!\u00a9 behandeln, ein\u00a9 die Orientierungsempfindungen (auf diesem Gebiete hat Mach bekanntlich grundlegende Untersuchungen publiziert), w\u00e4hrend der letzte Erscheinungen","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nLUeratwrberickt\nmn fliegenden Projektilen bespricht. \u00dcberall dokumentiert sich M. als der genial\u00a9 Erfinder\u00bb der mit einfachstem Mittel\u00bb geschickt verwendet, scheinbar spielend technische Probleme l\u00f6st, an denen sich schon manch einer abgem\u00fcht hat\u00bb \u00fcberall versteht er es\u00bb selbst scheinbar spr\u00f6dester Materie eine interessante Seite abzugewinnen und den Laien in wissenschaftlichen Problemen schwierigster Art hineinblicken zu lassen. Das Ganze ist gew\u00fcrzt durch den f\u00fcr M. so charakteristischen liebensw\u00fcrdigen Humor.\nEin Buch\u00bb das von wesentlich anderen Gesichtspunkten aus aufgefafst werden mufs\u00bb ist die \u201eAnalyse der Empfindungen\u201c, die zuerst im Jahre 1805 erschien\u00bb w\u00e4hrend die 2. bis 4. Auflage sich ganz schnell in den Jahren 1900, 1901 und 1902 folgten. Beweist das\u00bb dafs die Grundanschauung Machs, die sich durch das ganze Werk wie ein roter Faden hindurchzieht, die Idee von der Einheit des physischen und psychischen, die in den Empfindungen als gemeinsames Element zusammengef&fst sind\u00bb in den letzten Jahren pl\u00f6tzlich so bedeutend an Popularit\u00e4t gewonnen hat? Es wird wohl so sein\u00bb und Mach weifs ja auch Avenabius, C. Hauptmanh und manchen anderen Forscher aus neueren philosophischen Schulen zu nennen, deren Anschauungen sich mehr und mehr als den seinen verwandt heraussteilen\u00bb \u2014 zu schweigen von einer Gruppe von Biologen\u00bb die ebenfalls den Kampf gegen das Metaphysische in der Naturwissenschaft mit lauter Stimme verk\u00fcnden\u00bb di\u00a9 aber von seiten Machs doch keine so \u00bbehr hohe W\u00fcrdigung zu erfahren scheinen.\nIch mufs gestehen, dafs ich, so sehr ich Mach als Forscher wie ab Schriftsteller sch\u00e4tze, diese seine Stellungnahme nicht ganz begreifen kann, vor allem nicht verstehen kann\u00bb wie man aus diesen antimetaphysischen Feldzug irgendwelchen Gewinn f\u00fcr di\u00a9 Wissenschaft heimzubringen gedenkt. Interessant und geistreich ist ja, was M. \u00fcber die Empfindungen des Baumes\u00bb der Zeit, \u00fcber die Ton- und Farbenempfindungen sagt\u00bb aber \u201ees kommt nichts dabei heraus\u201c, entgegen der eigenen Anschauung Mach\u00bb finde ich den Grundgedanken seiner Entwicklung unfruchtbar. Es mag das bei mir eine vielleicht zu weit gehend\u00a9 Tendenz zur Beharrung in fest eingewurzelter Denkweise sein; doch weifs ich mich damit nicht alleinstehend und Mach selbst sagt\u00bb dafs die Physiologie im wesentlichen anders urteil\u00a9 wie er.\nEs ist hier nat\u00fcrlich nicht der Ort\u00bb ein Buch, das in vierter Auflage erscheint, seinen einzelnen Kapiteln nach durchzusprechen, zumal dies in K\u00fcrze \u00fcberhaupt nicht m\u00f6glich ist. Was Mach Mer bietet\u00bb mufs im Zu* sammenhang aufgefafst werden ; der Gedankenreichtum des Buches belohnt das Studium auch f\u00fcr denjenigen, der wie Bef., an diesem Werke nicht di\u00a9 Freude empfinden kann\u00bb wie an manchen anderen Ver\u00f6ffentlichungen Machs, beispielsweise den optischen akustischen Versuchen. Erw\u00e4hnt sei, dafs Verf. sich bem\u00fcht hat, seine Arbeit durch zahlreiche Hinweise auf neue und neueste Publikationen anderer Autoren zu erg\u00e4nzen und solch er-mafsen dem neuesten Stand\u00a9 der Experimentaiforschung anzupassen.\nW. A. Nagel.","page":102}],"identifier":"lit32584","issued":"1904","language":"de","pages":"101-102","startpages":"101","title":"E. Mach: Die Analyse der Empfindungen und das Verh\u00e4ltnis des Physischen zum Psychischen. 4. vermehrte Auflage, mit 36 Abbild. Jena, Fischer. 1903. 292 S. / E. Mach: Popul\u00e4r-wissenschaftliche Vorlesungen. 3. vermehrte Auflage, mit 60 Abbild. Leipzig, J. A. Barth. 1903. 403 S.","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:58.036469+00:00"}