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{"created":"2022-01-31T16:24:50.514936+00:00","id":"lit32586","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 103-105","fulltext":[{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n103\nG. T. Ladd. Brief Critique of \u201ePsycho-Physical Parallelism\u201c. Disc. Mini.\nN. S. 12 (47), 374\u2014380; 1908.\nDor psychophysische Parallelismus hat in der letzten Zeit manch scharfen Kritiker gefunden, zu denen sich demn\u00e4chst auch Ladd mit einem gT\u00f6fseren Werk gesellen wird Einstweilen schickt er eine Skizze seines Feldzngsplanes dem Buch als Vorl\u00e4ufer voraus. Alle Tatoachen, auf die jede TH\u00f6orie des Verh\u00e4ltnisses zwischen Leib und Seele sich stutzt, sind Bestandteile des Bewu\u00dftseins der inneren Erfahrung. Sie sind unter sich nicht nur durch zeitliche Aufeinanderfolge sondern auch durch kausale Beziehungen verbunden. Der entwickelte und gesunde Menschenverstand unterscheidet von selbst eine Reihe von Erscheinungen, welche er dem Ich zuweist und eine zweite Reihe, welche er auf Objekte, speziell auf den K\u00f6rper bezieht. Ich und Objekte sind Realit\u00e4ten. Zwischen dem Ich oder 4er psychischen Reihe und dem K\u00f6rper oder der Reihe der k\u00f6rperlichen Vorginge bestehen tats\u00e4chlich wechselseitige Einwirkungen. Der psychophysische Parallelismus leugnet diese Wechselwirkung und behauptet die Empirie \u00fcberschreitend eine Parallelit\u00e4t, welcher die Tatsachen entschieden widersprechen. Die wissenschaftliche Beobachtung zeigt dagegen ein unendlich verwickeltes Netzwerk von Beziehungen zwischen Leib und Seele, die sie als getrennt bestehen l\u00e4fst. Di\u00a9 Philosophie erst findet f\u00fcr sie di\u00a9 h\u00f6here Einheit, das Band, im Sein des Kosmos. So klingt dieser .Angriff auf den Parallelismus monistisch aus und Ladd kommt damit, wie ums scheint, auf dieselben Gedanken hinaus, wie Paulbbk und die meisten anderen Vertreter des Parallelismus (vgl. Busse, Geist und K\u00f6rper, Leib und Seele 8. 180\u2014182) und man begreift dann nur nicht, weshalb er gar so heftig gegen dies\u00a9 Hypothese ank\u00e4mpft und sie als unintelligible, inad\u00e4quate, plainly Ms\u00a9 bezeichnet.\tM. Owmbb (Ingolstadt).\nEduard Hitzig. Physiologische ui kiimlsehi Untersuchungen iber das Gehirn.\nGesammelt\u00a9 Abhandlungen. Teil I: Untersuchungen Uber das Gehirn.\nTeil II: Alte und neue Untersuchungen \u00fcber das Gehirn. Berlin,\nK. Hirschwald. 1904. 1046 8. mit 1 Taf. und 320 Abbild, im Text.\nIn dem Augenblick, wo der um die Physiologie des Gehirns so \u00fcberaus verdiente Forscher, der Sehkraft fast v\u00f6llig beraubt, sich zur wohlverdienten Ruhe zur\u00fcckzieht und \u201edas Messer, die Feder und das Schwert aus der Hand legt\u201c, erscheinen sein\u00a9 physiologischen und klinischen Untersuchungen \u00dcber das Grofshirn in einem umfangreichen Sammelband, reich mit Abbildungen ausgestattet und mit zahlreichen Anmerkungen zu den einzelnen Abhandlungen versehen. Jedem, der sich f\u00fcr das durch di\u00a9 klassisch\u00a9 Untersuchung \u00fcber di\u00a9 elektrische Erregbarkeit des Grofshirns (1870 gemeinsam mit G. Fritsch ausgef\u00fchrt und publiziert) erschlossene Gebiet der Himrindenphysiologie interessiert, wird die Sammlung der in verschiedenen physiologischen und psychiatrischen Zeitschriften zerstreuten Arbeiten willkommen und n\u00fctzlich sein. Die Zusammenstellung der experir^entellphysiologischen und klinischen Untersuchungen Hitzigb l\u00e4fst die Entwicklung seiner Anschauungen \u00fcber die Physiologie des Grofshirns 'besonders klar hervortreten. Ein Teil der im, vorliegenden Band\u00a9 vereinigten","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nLitera turberich t\nArbeiten, ist schon im Jahre 1874 gesammelt in erster 'Auflage erschienen. Bei der Neuauflage sind nun die seither erschienenen weiteren Publikationen angereiht, nach ihrer stofflichen Verwandtschaft zusammen gestellt\nDi\u00a9 literarische T\u00e4tigkeit Hitzigb ist bekanntlich an .K\u00e4mpfen reich gewesen; darauf bezieht sich auch der oben zitierte Satz aus der Vorrede. Gerade dl\u00a9 letzten Publikationen richten sich in grofser Sch\u00e4rfe gegen H. Munk, seine Auffassung von der Physiologie der Hirnrinde und gegen seine Diskussionswei\u00dfe, \u00fcber die sich H. heftig beklagt. In den \u00e4lteren Arbeiten aus den siebziger Jahren mufste H. sein\u00a9 Stellung gegen Goltz verteidigen, der, wie bekannt, H.s lokalisatorischen Befunden und Theorien skeptisch gegen\u00fcberstand, bzw. die Tatsachen anders gedeutet zu wissen w\u00fcnschte. Eine ander\u00a9 Arbeit wendet sich gegen Ferbisb.\nIm Mittelpunkt der neuesten Publikationen Hitzigs stehen di\u00ae Er\u00f6rterungen \u00fcber die Sehzentren, \u00fcber Binden- und Seelenblindheit. Die MuwKsche Lehre von der \u201eProjektion\u201c der einzelnen Netzhautpunkte auf bestimmt\u00a9 Punkte der Sehsph\u00e4renrind\u00a9 verwirft H. wie 'bekannt, auch der Annahme v. Monakows, dafs wenigstens Gesetzm\u00e4fsigkeiten in den Beziehungen zwischen Retina und Occipitalrinde bestehen (eine relativ\u00ae indirekte Projektion), kann H. nicht zustimmen. Nur das erkennt er an, dafs tempor\u00e4re Blindheit der unteren H\u00e4lfte des Gesichtsfeldes ausschlieto-lieh auf L\u00e4sionen der vorderen H\u00e4lfte der Seheph\u00e4re folgt und dato L\u00e4sionen des hinteren Abschnittes der Sehsph\u00e4re \u00f6fter Skotome in dem oberen Segment des Gesichtsfeldes zur Folge haben. Im \u00fcbrigen nimmt H. mit BKBNHmiBR und mit einer fr\u00fcheren Ansicht Monakows an, \u201edato di\u00a9 Fortleitung der optischen Reiz wellen von dem Corpus geniculatum zur Sehsph\u00e4re individuellen Schwankungen unterliegen\u201c und man f\u00fcr jeden einzelnen Fall eine besondere Art der Projektion konstruieren m\u00fcsse.\nRindenblindheit irgend welcher, geschweige denn in einem geseti-m\u00e4fsigen Verh\u00e4ltnis stehender Abschnitt\u00a9 der Retina tritt nach Partialexstirpation der Sehrinde in keinem Falle ein. Wird sie beobachtet, so ist sie ein\u00a9 Folge von ausgedehnten Verletzungen der Sehstrahlung. Ein\u00ae gesetzm\u00e4\u00dfige Abh\u00e4ngigkeit der Lichtempfindlichkeit bestimmter Stellen der Retina von bestimmten Teilen der Sehrinde ist nicht einmal mit bezug auf den vor\u00fcbergehenden Ausfall des Sehverm\u00f6gens nach Partialexstirpation gegeben ; vielmehr bestehen allem Anschein nach in dieser Beziehung weitgehende individuell\u00a9 Verschiedenheiten. Insbesondere steht die Stelle A., in keinen n\u00e4heren Beziehungen zur Makula, so dafs ihre Ausschaltung zu einer besonders schweren Sch\u00e4digung des Sehaktes f\u00fchrte. Im Gegenteil kann gerade sie leichter als irgend eine andere, gleich grofs\u00a9 Stelle der Sehrinde ohne irgend erhebliche St\u00f6rung des Sehaktes ausgeschaltet werden.\nDie nach Ausschaltung von Teilen der Seheph\u00e4re eintretenden Sehst\u00f6rungen sind nach H. nicht Ausdruck von \u201eSeelenblindheit\u201c, d. h. von Verlust der optischen Erinnerungsbilder, sondern sie sind durch Herab* Setzung der Lichtempfindlichkeit, des Farbensinnes und des Ortssinnes der Sehorgane zu erkl\u00e4ren. Diese Funktionsschw\u00e4ch\u00a9 tritt (beim Hunde) abgesehen von gewissen individuellen Verschiedenheiten, ausnahmslos am st\u00e4rksten in den oberen lateralen und am schw\u00e4chsten in den unteren medialen Abschnitten des Gesichtsfeldes hervor, derart, dafs die medialen,","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberickt.\n105\nnamentlich deren unterste Abschnitte, sowohl von Anfang an weniger gesch\u00e4digt erscheinen, als auch sich von ihrer Sch\u00e4digung am schnellsten und in der Diagonalen von unten innen nach oben aufsen wieder erholen, Verf. schliefet hieraus erstens, dafs die Bedeutung der Retina f\u00fcr das Sehen des Hundes in der Richtung jener Diagonale nach den unteren und nasalen Teilen des Gesichtsfeldes an an wichst und zweitens, dafs die einzelnen Segment\u00a9 der Retina entsprechend dieser ihrer verschiedenen Wichtigkeit f\u00fcr die Existenzbedingungen des Hundes mit verschiedener M\u00e4chtigkeit in den einzelnen Segmenten der Sehsph&re vertreten sind, Verf. bringt diese Bevorzugung der unteren und nasalen Gesichtsfeldab-schnitte heim Hunde mit den. Aufeuchen der Nahrung mit Hilfe der Nase in Zusammenhang. Die Makula, die auch beim Hunde die Stelle des sch\u00e4rfsten Sehens ist, partizipiert, wenn auch nicht in erster Linie, an der Bevorzugung dieses Teiles des Gesichtsfeldes (hat der Hund \u00dcberhaupt eine Makula? mir ist dafttr kein. Beweis bekannt ! Reh).\nDen Gegensatz gegen M\u00fcnk, f\u00fcr den. schon, der Anfang alles Sehens, die Lichtempfindung, eine Funktion des Grofshiras ist, formuliert H. zum Schl\u00fcsse in folgendem Satze: \u201eF\u00fcr mich besteht der Anfang alle\u00ab Sehens in der Erzeugung des fertigen optischen Bildes in der Retina, die Fortsetzung des Sehens in der Kombination dieses optischen Bildes mit motorischen, vielleicht auch nach anderen Innervationsgef\u00fchlen zu Vorstellungen, niederer Ordnung in den infrakortikalen Zentren und die h\u00f6chste, an di\u00a9 Existenz eines Kortex gebundene Entwicklung des Sehens in der Apperzeption dieser Vorstellungen niederer Ordnung und ihrer Assoziation mit Vorstellungen und Gef\u00fchlen (Gef\u00fchlsvorstellungen) anderer Herkunft.\u201c\tW. \u00c4. Nagel.\nMadtzzb. EttiwechMlsflitem Iler den llaflifs geistiger T\u00e4tigkeit ui pretra-Mertea WftChOftS. Monatmehr. f. Psychiat. u. Xeurol. M (6), 442\u2014449. 1903,\nDurch diese neuen. Versuche findet M. seine fr\u00fchere Behauptung best\u00e4tigt, dafs die geistige Arbeit einen Einfiefs auf die Ausscheidung bestimmter Harnbestandteile besitzt. Die Stickstoffausscheidung wird vermehrt, die Phosphors\u00e4ureausscheidung verringert. Dies ist bedingt nicht durch eine Stoffwechsel\u00e4nderung des Cerebrums unmittelbar, sondern durch den Einfiufa des Gehirns auf den Stoffwechsel des ganzen Organismus. Eine Stickstoffmehrausscheidung findet auch statt durch Hinausschieben des Schlafes. In dem dann folgenden Schlaf wird weniger Stickstoff' und Phosphors\u00e4ure ausgeschieden .als unter gew\u00f6hnlichen Bedingungen. M. \u00abeMiefet daraus, dafs die Rolle der Nacht nicht mit der Schonung der Stoffe und dem. Neuaufbau ersch\u00f6pft ist; sie hat vielmehr die weitere Aufgabe, den K\u00f6rper vor Retention gewisser Stoffe zu bewahren und ihm zu erm\u00f6glichen, sich vor beginnender Ansammlung zu befreien, \u00fcm-pkehrt mufs man aus dem kongruenten Verhalten der Kurve bei geistiger T\u00e4tigkeit und bei protrahiertem Wachen annehmen, dafs wir es auch dort mit einer Erm\u00fcdungskurve zu tun haben.\tUmpfenbach.","page":105}],"identifier":"lit32586","issued":"1904","language":"de","pages":"103-105","startpages":"103","title":"Eduard Hitzig: Physiologische und klinische Untersuchungen \u00fcber das Gehirn. Gesammelte Abhandlungen. Teil I: Untersuchungen \u00fcber das Gehirn. Teil II: Alte und neue Untersuchungen \u00fcber das Gehirn. Berlin, K. Hirschwald. 1904. 1046 S. mit 1 Taf. und 320 Abbild. im Text","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:50.514942+00:00"}