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{"created":"2022-01-31T16:27:13.204075+00:00","id":"lit32588","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 106-107","fulltext":[{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nLiteraturbericht.\nM. Bobchbbt. Experlmeitelle Uateriichiigen tu im Itattritrlftg\u00ab\u00bb its Rftckei-Btrks. Dise. 1902. Wiedergegeben in Engblmanns Archiv. 37 8. 1902.\nDas Hauptergebnis der Untersuchung liegt in der Behauptung, dafs den Hinterstr\u00e4ngen jene Funktion abzusprechen ist, die vorz\u00fcglich nach den Versuchen Schiffs ihnen beigemessen wurde, n\u00e4mlich die Vermittlung der Ber\u00fchrung\u00aeempfindung. Mach Bobchbbt sind die Hinter* .str\u00e4nge als lange sensible Bahnen zu betrachten f\u00fcr Empfindungszuleitungen s\u00e4mtlicher Sensibilit\u00e4tsqualit\u00e4ten (somit gibt Bobchbbt zu, dafs die Ber\u00fchrungsempfindung quantitativ nach Hinterstrangsdurchschneidung Ein* bufse erleidet) und zwar sollen sie isolierte Erregungen (d. h. die Lokalzeichen des K\u00f6rpers) der Hirnrinde zuleiten.\nEs stellen sich also .im ganzen die Befunde B.s denen Schiffs diametral entgegen. Bobchbbt versucht den Widerspruch haupts\u00e4chlich auf mangelhaft\u00a9 Technik in den Versuchen Schiffs zur\u00fcckzuf\u00fchren. Diesem Erkl\u00e4rungsversuch kann sich Ref. nicht anschUelsen. Bobchbbt behauptet erstens Schiff habe hei seinen Versuchen wahrscheinlich die Seitenstr\u00e4nge mitl\u00e4diert. Wenn man die Aufs\u00e4tze Schiffs durchliest, wird man ein um das andere Mal auf die Versicherung stofsen, dafs er sich \u00e4ngstlich geh\u00fctet habe, mehr zu verletzen als er gewollt habe; man liest Bemerkungen wie die folgenden: \u201edie Hinterstr\u00e4ng\u00a9 wurden ohne Verletzungen der Seiten*\nstr\u00e4nge durchschnitten\u201c \u2014 \u201edie Hinterstr\u00e4nge wurden mit Vorsicht und\n\u2022 \u00bb\nSchonung aller anderen Teile des Markes untersucht\u201c, und \u00c4hnliches mehr. Es ist zu betonen \u2014 Bobchbbt erw\u00e4hnt es nur so nebenbei. \u2014 dafs Sotuff die Funktion der Hinterstr\u00e4ng\u00a9 anfangs dadurch bestimmte, dafs er alles andere durchschnitt und nur die Hinterstr\u00e4ng\u00a9 intakt liefs (oder sollte er dann jetzt etwa zu wenig durchschnitten haben?) Es ist \u00a9ine unbewiesene und billige Behauptung, wenn Bobchbbt bemerkt, di\u00a9 geschilderte Versuchsanordnung sei nicht beweiskr\u00e4ftig, da das R\u00fcckenmark durch die gesetzten Verletzungen zu stark gelitten habe (bei negativem Ausfall de\u00ae Versuches w\u00e4re eine solche Anschauung sicher besser zu Verteidigern als bei positivem Erfolge). Mehr Gewicht k\u00f6nnte man auf die Verschiedenheit der Versuchstiere legen (Kaninchen resp. Hunde). Dafs Schiff die Pupillenkontraktion haupts\u00e4chlich als Index f\u00fcr die bestehend\u00a9 Ber\u00fchrunp empfindung heranzog, ist nicht richtig; Schiff beachtete meist die Reaktion des ganzen Tieres namentlich des Kopfes (es sei auch nebenbei bemerkt, dafs Schiff den Ber\u00fchrungsreflex scheinbar vor M\u00fcnk kannte [cfr. Pfl\u00fcgen Archiv 38]). Ebenso unberechtigt ist Bobchebts Einwand, Schiff habe seine experimentellen Untersuchungen nicht gen\u00fcgend durch mikroskopische Befunde erg\u00e4nzt. Im Gegenteil: Schiff wies die Degeneration durch die sehr feine Methode der Untersuchung mit Hilf\u00a9 des Po 1 ar i s a ti onsm ikro-skopes nach. Die Angabe, er habe seine Pr\u00e4parate in unzweckm\u00e4fsiger Weise mit Alkohol geh\u00e4rtet ist nicht zul\u00e4nglich. Schiff macht wiederholt darauf aufmerksam, dafs \u00a9r genau sich \u00fcber die Einwirkung des Alkohols auf die Markscheiden informierte (cfr. Archiv f. Psychiatr. 11, 1880). Endlich zieht Bobchbbt den. Widerspruch zwischen der Erfahrung in der \u2022menschlichen Pathologie und den Befunden Schiffs heran, dieser Widerspruch bestehe mit seinen Versuchen nicht. Der genannte Widerspruch ist Schiff selbst nicht entgangen, und, er versucht auch zu erkl\u00e4ren, wie","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Litera tur bericht.\n107\nErgebnisse der Pathologie auf zufassen seien. Bickel, der von Bob chert \u2014 man m\u00f6chte fast sagen in frivoler Weise \u2014 in einer Fufsnote angegriffen wird, hat auf die Gegens\u00e4tze zwischen klinischer und pathologischer Erfahrung einerseits, dem Tierexperimente andererseits j\u00fcngst (Mechanismus der Bewegungeregulation, Stuttgart 1903) aufmerksam gemacht \u2014 Auf n\u00e4here Details kann hier nicht weiter eingegangen werden \u2014 das wenige wurde ^*er aufgez\u00e4hlt, um zu zeigen, dafs di\u00a9 Einwinde, die Borcmrt gegen die Untersuchungsmethode Schiffs aufz\u00e4hlt nicht befriedigen, um den Gegensatz der Resultate zu erkl\u00e4ren. Andererseits mufs auch zugegeben werden, dafs gegen die Versuche Borchrrts nichts \u00a9ingewendet werden kann. Der Widerspruch in den Angaben beider Autoren k\u00f6nnt\u00a9 nur durch unvoreingenommene Wiederholung der Versuch\u00a9 aufgedeckt werden.\tMerzbacher (Freib\u00fcrg i. B.).\nE. ScHTiRiA\u00fcK. tielfi.ii nouvelles dou\u00e9es sir 1t Physiologie des r\u00e9flexes tendineux. Meme neurologique 11. Nr. 1. 1903,\nVert hat die Hinterextremit\u00e4t eines Kaninchens durch \u00a9inen geeigneten Apparat den Schwingungen einer grofsen Stimmgabel auegesetzt. Ein so vorbereitetes Bein zeigt eine hochgradige Reflexerregbarkeit (Patellar-klonus, hochgradig gesteigerter Patellarsehnenreflex), ab und zu entstehen sogar spontan, krampf\u00e4hnliche Zuckungen. Am bemerkenswertesten an dieser Art von erh\u00f6hter Reflexerregbarkeit erscheint di\u00a9 Tatsache, dafs die in der Zwischenzeit latent gebliebene Erregbarkeit tagelang nach ihrer k\u00fcnstlichen Erzeugung demonstriert werden kann und zwar dadurch, dafs man mit der Extremit\u00e4t des Tieres passive Bewegungen vornimmt. So wurde z. B. ein Kaninchen eine Stunde lang den Schwingungen ausgesetzt, nach 24 Tagen wurden passiv\u00a9 Bewegungen an den hinteren Extremit\u00e4ten vorgenommen und zwar in grofser Zahl (50\u2014500); es zeigt\u00a9 sich daraufhin wieder der Patellarklonus und der zum Krampf gesteigerte Pate Harre fl ex. Stcherback kommt in Anbetracht seiner Resultate zur Vorstellung, dafs durch die Stimmgabeisehwingungen gewissermafsen das Zentralnervensystem eine Ladung erf\u00e4hrt, die solang\u00a9 latent bleibt, bis durch Vornahme passiver Bewegungen ein\u00a9 Entladung erfolgen kann. Die Befunde Eggers \u00fcber \u201eSensibilit\u00e4t des Squelettes\u201c (Referat mitgeteilt in dieser Zeitschrift SS) haben als Basis der Versuche Stsch.s gedient. Den Vorstellungen \u00fcber di\u00a9 Ladung des Nervensystems kann man wohl folgen, wie aber der Zusammenhang zwischen Entladung und passiven Bewegungen gedacht werden soll, dar\u00fcber geben die sp\u00e4rlichen Bemerkungen in der vorliegenden kurzen Mitteilung kein hinreichend anschauliches Bild.\nMerzbacher (Freiburg i. B.).\nWalther Thorker. Bie Theorie des Augenspiegels und die Photographie des , ABgefthlltergrnndeB. Berlin, K. Hirschwald. 1903. 134 S. m\u00eet 64 Fig. im Text und 3 Tafeln.\nDer Verf.\u00bb als Erfinder eines sehr leistungsf\u00e4higen stabilen und reflex-losen Augenspiegels und eines von diesem abgeleiteten stereoskopischen Augenspiegels bekannt, gibt In diesem Werk\u00a9 eine zusammenfassende Darstellung seiner Studien, die ihn zur Konstruktion dieser Apparat\u00a9 f\u00fchrten","page":107}],"identifier":"lit32588","issued":"1904","language":"de","pages":"106-107","startpages":"106","title":"M. Borchert: Experimentelle Untersuchungen an den Hinterstr\u00e4ngen des R\u00fcckenmarks. Diss. 1902. Wiedergegeben in Engelmanns Archiv. 37 S. 1902","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:13.204084+00:00"}