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{"created":"2022-01-31T16:37:32.668034+00:00","id":"lit32594","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 114-119","fulltext":[{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nLiteraturbericht.\nVermutung nahe, dafs es Farben gibt, die ohne R\u00fccksicht auf einen Nebenzweck sch\u00f6n oder h\u00e4Mich gefunden werden. Ein\u00a9 statistisch\u00a9 Untersuchung an 200 Personen, denen verschieden gef\u00e4rbte Papiere (14 Rot, 9 Gelb, 14 Gr\u00fcn, 8 Blau, 7 Violett) zur Wahl vorgelegt wurden, ergab, dafs sich ausgesprochene Majorit\u00e4ten f\u00fcr und gegen (18) bestimmt\u00a9 Nuancen entschieden. Das Intensit\u00e4tsverh\u00e4ltnis der Pigmentfarben zum weiften Licht wurde f\u00fcr verschiedene Wellenl\u00e4ngen spektrometrisch bestimmt und mit Hilfe der Ordinaten der Empfindungskurven im weifsen Licht die Grundempfindungskurven f\u00fcr die Pigmentfarben konstruiert. Eine plani-metrische Ausmessung ergab dann den Anteil jeder der drei Grundempfindungen an der Gesamtempfindung. Es ergab sich, daft als \u201esch\u00f6n\u201c diejenigen Nuancen bezeichnet worden waren, die den Grundempfindungen am n\u00e4chsten kamen. Verl untersuchte nach derselben Methode einig\u00a9 vorz\u00fcgliche orientalische Teppiche (indirekt an Reproduktionen und Aquarellkopien, besonders farbenklare Edelsteine, alt japanisch es Email, das Gewandrot einer RAFFAEi/schen Madonna und das Blau des Himmels. Alle untersuchten Nuancen kamen den Grundfarben sehr nahe, viele erwiesen sich auch teils untereinander, teils mit den gew\u00e4hlten Pigmenten der Statistik identisch.\tHornbostel (Berlin).\nW. Wirth. Der Fechner-Helmholtx\u00abche Iiti \u00fcber negative lachbilder nid seine Analogien. Wundts Philos. Studien 17 (3), 311\u2014430. 1901. 18 (4), 563\u2014686. 1903.\nDie erste Arbeit (mit 21 Figuren im Text und 2 Tafeln) bildet den 2. Teil einer schon in Band 16 der Philos. Studien (S. 465 fl:1.) unter dem. gleichen Titel vom Verf. ver\u00f6ffentlichten umfangreichen Untersuchung (Referat diese Zeitschr. 27, 290f.). Dieser 2. Teil tr\u00e4gt die \u00dcberschrift: Die Ver\u00e4nderungen der Farbenerregbarkeit.\nW\u00e4hrend der Verf. sich in seiner bisherigen. Untersuchung \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der negativen Nachbilder vom reagierenden Reize im ganzen auf diejenigen Erscheinungen beschr\u00e4nkte, welche eich der Beobachtung innerhalb der Schwarz-Weifs-Linie darbieten (zur Entstehung der Nachbilder wurden meistens, zur Messung als reagierende Reize ausschlieft-lieh farblose Heiligkeiten benutzt), stellte er sich mit der vorliegenden die Aufgabe, den Tatsachen nachzugehen, welche sich innerhalb des Farbenkontinuums ergeben. Bei dieser Feststellung der Abh\u00e4ngigkeit der negativen Farbennachbilder von reagierenden Reizen wurde die Untersuchung hinsichtlich der letzteren unter Zugrundelegung des WuNDTseben dreidimensionalen Systems durchgef\u00fchrt, jene Abh\u00e4ngkeit somit f\u00fcr die Helligkeit, den Ton und die S\u00e4ttigung der reagierenden Farben bestimmt. \u201eErat mit einer solchen Durchf\u00fchrung des Nachbildes durch die verschiedenen Richtungen des Kontinuums\u201c, f\u00fchrt der Verf. aus, \u201ehat man den vollen ph\u00e4nomenalen Tatbestand in exakter Weise ersch\u00f6pft, der mit dem Erkl\u00e4rungsbegriffe \u00bbErregbarkeitsver\u00e4nderungc getroffen werden soll, wenigstens soweit dieser Begriff zun\u00e4chst dem Zusammenh\u00e4nge der entsprechenden Empfindungs-Ver\u00e4nderungen zugrunde gelegt wird\u201c. \u201eVariiert man. f\u00fcr eine bestimmte Erregbarkeitsdifferenz die reagierende Projektionsfl\u00e4che in irgend einer eindeutig festgehaltenen Richtung des Farbenkontinuums und stellt","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n115\ndie zugeh\u00f6rigen Werte de\u00ae Nachbilde\u00ae zusammen, die in jener quantitativen Bestimmung gewonnen wurden, so erh\u00e4lt man \u00a9ine Analogie zum FECHNER-HELMHOLTzschen Satze.\u201c Indem der Verf. in diesen der Einleitung entnommenen Ausf\u00fchrungen weiter auf die Schwierigkeiten hin weist, di\u00a9 der Untersuchung hinsichtlich der Beibehaltung einer und der n\u00e4mlichen Helligkeitsstufe bei verschiedenen Farben und S\u00e4ttigungen erwuchs und zu zeigen versucht, wie sie zu \u00fcberwinden sind, bespricht er im\n1. Kapitel di\u00a9 Hauptgruppen und die Methode im allgemeinen. Der Verf. hebt hervor, dafs der Helmholtz - K\u00d6Niosche Spektralapparat, so vorz\u00fcglich\u00a9 Dienste er sonst leiste, f\u00fcr seine Zwecke nicht brauchbar war. Infolge der geringen Ausdehnung der fixierten Farben innerhalb des gespornten Sehfeldes sei bei Anwendung dieses Apparates niemals der Kontrast zur dunklen Umgebung ausgeschlossen und somit eine der wichtigsten Nebenbestimmungen der Untersuchung, die n\u00e4mlich, \u201einwiefern die Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse der kontrastierenden F\u00e4rben die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der ihnen entstammenden negativen Nachbilder beeinflussen\u201c, nicht durchf\u00fchrbar. Ebenso seien durch die Beobachtung mittels des Fernrohrs f\u00fcr das Auge des Beobachters nicht die schonenden Bedingungen gegeben, welch\u00a9 die Untersuchung erfordere und endlich sei durch die Anwendung des Apparates f\u00fcr seine Zwecke auch nicht die notwendigste Versuchsbedingung erf\u00fcllt, \u201edie M\u00f6glichkeit einer sowohl hinreichend exakten, als vor allem auch einfachen und schnellen Ausgleichung der Nachbilder auf der erforderlichen Projektionsfarbe,\u201c Angesichts dieser \u00dcbelst\u00e4nde sah sich der Verf. gen\u00f6tigt, zur Benutzung des schon bei seinen fr\u00fcheren Versuchen verwandten MABBischen Rotationsapparates zur\u00fcckzukehren, der ein\u00a9 schnelle und einfach\u00a9 Ausf\u00fchrung der Variationen, soweit sie in Frage kamen, zuliefs. Di\u00a9 Versuche beschr\u00e4nkten sich somit auf die Verwendung von farbigen Papierstreifen, bzw. transparenten Gelatinescheiben mit Vorgesetztem Episkotister. (\u00dcber die Modifikation des M\u00e4BBEsehen Apparates f\u00fcr Episkotisterversuche vgl. die fr\u00fcher\u00a9 Arbeit des Verf., sowie das oben zitierte Referat). Der Verf. beschreibt weiter die Verwendung des Apparates im allgemeinen und im 2. Kapitel die Versuchsanordnungen im einzelnen mit Beigabe einer Zeichnung. \u201eDurch die Verteilung verschiedener Farben auf entsprechende Kreisring\u00a9 eines MAxwKLLsehen Scheibenpaares, das auf den MAmeschen Apparat aufgesetzt ist, k\u00f6nnen jederzeit zwei benachbarte F\u00e4rben dargeboten und durch Verdrehung der Scheiben ver\u00e4ndert werden, bis eventuell eine subjektiv\u00a9 Ausgleichung des Nachbildes in irgend einer reagierenden Farbe erfolgt.\u201c Da aber bei Verwendung von Gelatinescheiben und des Episkotisters sch\u00f6ner\u00a9 und physikalisch leichter bestimmbar\u00a9 Effekte zu erhalten waren ata. bei Pigmentpapieren im reflektierten Lichte, so wurde f\u00fcr die Haupt-untersnchungen diese Anordnung bevorzugt. Der Verf. gibt noch an, dafs er auch bereits \u00fcber ein\u00a9 zweckm\u00e4\u00dfige Benutzung von Spektralf\u00e4rben nachgedacht habe und di\u00a9 Versuche nach dieser neuen Methode einer Nachpr\u00fcfung unterziehe, somit zu den Mer niedergelegten Resultaten \u00a9in\u00a9 Erg\u00e4nzung liefern werde.\n8*","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nLiteraturbericht.\nDie weiteren Kapitel umfassen die Resultate, welche der Verf. erhalten konnte. Da es des zur Verf\u00fcgung stehenden Raumes wegen und um MiXe-verst\u00e4ndnisse zu vermeiden, unm\u00f6glich ist, auf Einzelheiten auch dieser aufserordentlich inhaltreichen Arbeit nur einigermafsen nach Geb\u00fchr einzugehen, so seien nur die einzelnen Punkte ber\u00fchrt, die der Verf. behandelte und die Hauptresultate hervorgehoben, zu denen ihn die Untersuchung f\u00fchrte. Bemerkt sei aufserdem, dais er in jedem einzelnen Falle das Verst\u00e4ndnis durch beigegebene Tabellen und Kurvenbilder zu erleichtern sucht. Diese Punkte sind die folgenden:\n3.\tKapitel: Fixation der Farbe neben Grau (oder der Komplement\u00e4rfarbe) von gleicher Helligkeit. Variation der reagierenden S\u00e4ttigung.\n4.\tKapitel: Die Variation der Ausdehnungsverh\u00e4ltnisse.\n\u00f6. Kapitel: Der R\u00fcckgang des Farbennachbildes auf verschiedenen Farbenfl\u00e4chen.\n6.\tKapitel: Die Kombination von Helligkeits- und Farbennachbild.\n7.\tKapitel: Variation der reagierenden Helligkeit f\u00fcr ann\u00e4hernd reine Farbennachbilder.\n8.\tKapitel: Variation des Helligkeitsverh\u00e4ltniBses der fixierten Farben.\n\u201eSoweit sich aus den bisherigen Versuchen\u201c, so f\u00fchrt der Verl in der Zusammenfassung seiner Resultate selbst aus, \u201eein allgemeiner \u00dcberblick gewinnen l\u00e4fst, scheint in der Tat der F.-H.sche Satz auch die Gestaltung der farbigen Nachbildwerte bei beliebiger Variation der reagierenden Farbenreize umfassen zu k\u00f6nnen, wenn man nur die Bedeutung der Erregbarkeitsver\u00e4nderung, also den Grundbegriff des ganzen Satzes im Gegensatz zu der \u201epositiven\u201c Nachbildwirkung, allgemein genug zu fassen bereit ist. Die Entscheidung dar\u00fcber, ob mit dem Begriff der Erm\u00fcdung und Erholung, zuBammengenommen mit der Beimischung positiv komplement\u00e4rer Wirkungen im Sinne der HsRnvoschen Theorie \u00fcber negative Nachbilder allein auszukommen ist, oder ob ein allgemeinerer Begriff der Erregbarkeitsver\u00e4nderung als einer proportionalen Verschiebung der Erregung in bestimmter Richtung f\u00fcr das ganze Farbensystem eingef\u00fchrt werden muis, wird erst sp\u00e4ter mit Sicherheit festgestellt werden k\u00f6nnen\u201c. Dem Verf. liegt letzteres n\u00e4her, wenigstens h\u00e4lt er die Annahme einer solchen Verschiebung mit der einer \u201eeinheitlichen, in sich geschlossenen physiologischen Grundlage f\u00fcr das ganze Farbensystem, deren verschieden abgestufte Spezialisierungen den einzelnen Farbent\u00f6nen entsprechen\u201c, vereinbar. Auf Grund seiner Resultate gelangt der Verf. schliefslich dahin, \u201edafs alle Farbenerregungen als solche der positiven Helligkeitserregung analog gedacht werden m\u00fcssen\u201c. \u201eEs geht nicht an\u201c, so f\u00e4hrt er fort, \u201eden Farbenprozefs des Blau und Gr\u00fcn, soweit er f\u00fcr das negative Nachbild in Betracht kommt, zu Schwarz oder Dunkel, den Prozeis f\u00fcr Gelb und Rot aber zu Weifs oder Hell in Analogie zu setzen\u201c. \u201eAlle positiven Farbenerregungen zeigen als reagierende Farben die direkte Proportionalit\u00e4t des entsprechenden Nachbild wertes, wie sie bei Steigerung der Helligkeit, d. h. also des Weifswertes gefunden wird. Das Schwarz oder Dunkel hingegen","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n117\nlet die negative Seite de* Garnen, nach welcher hin auch die absoluten Werte der Erregungsdifferenz jederzeit sinken.\u201c Die Arbeit schliefet : Wollt\u00a9 man nun aber diese Zuordnung des Farbengegenaatzea Blau-Gelb, Gr\u00fcn-Rot zum Gegensatz Schwarz-Weife dadurch wenigstens von diesen Einw\u00e4nden seitens des F.-H.schen Satzes befreien, daft man noch einen peripheren Prozeft als Schauplatz der Nachbildwirkung versch\u00f6be, dessen Produkte erst der genannten Analogie anheim fallen sollten, so h\u00e4tte man diese Farbentheorie gerade da verlassen, wo eie die besten Dienste leisten sollte.\u201c\nDie zweite Arbeit (7 Fig. im Text) bezeichnet der Verf. als einen Nachtrag und als eine wertvolle Kontrolle f\u00fcr alles bisher Behandelte. Die ver\u00e4nderte Versuchsanordnung bestand im wesentlichen in der Einf\u00fchrung einer elektrischen Bogenlampe f\u00fcr das erm\u00fcdende Licht, so daft beide Lichtquellen, die f\u00fcr das erm\u00fcdende wie die f\u00fcr das reagierende elektrische waren. Daneben waren aber manche weiteren Vorrichtungen n\u00f6tig, so dafe schliefslich f\u00fcr die gesamte Versuchsanordnung ein sinnreicher Apparat entstand, den der Verf. in Fig. 1 seiner Abhandlung skizziert beigegeben hat. Beide Lichtquellen waren in besonderen, einander gegen\u00fcberstehenden Kisten lichtdicht eingeschlossen und Heften durch angebrachte \u00d6ffnungen das zum, Versuch n\u00f6tige Licht austreten. Di\u00a9 Versuche wurden bei Hellend Du nkeladaptation durchgef\u00fchrt. Di\u00a9 letzteren erforderten aufter dem Experimentator di\u00a9 Mithilfe eines Assistenten. Da es hier ebenfalls unm\u00f6glich sein d\u00fcrfte, auf Einzelheiten der inhaltreichen Abhandlung irgendwie n\u00e4her eingehen zu k\u00f6nnen, so beschr\u00e4nken wir uns wiederum darauf, die einzelnen Fragen, welche der Verf. behandelte, aufzuf\u00fchren und die Resultate der Arbeit wiederzngeben, wie er sie selbst am Schluss\u00a9 der Abhandlung zusammengestellt hat. Umfang und Ziele der Untersuchung d\u00fcrften hieraus hinreichend ersiehtHch sein. Es sei nur noch hervorgehoben, daft der Verf. auch in dieser Abhandlung di\u00a9 Einzelresultate in jedem Fall\u00a9 in Tabellen \u00fcbersichtlich zusammengestellt uud ihr Verst\u00e4ndnis durch beigegebene Kurvenbilder zu erleichtern gesucht hat.\nIm 3. Abschnitt seiner Arbeit behandelt der Verf. zun\u00e4chst di\u00a9 farblosen Helligkeitsnachbilder und sodann die Nachbilder homogener Farben, ein 4. tr\u00e4gt di\u00a9 \u00dcberschrift: Zur Abweichung der \u00e4quivalenten Intensit\u00e4ten der reagierenden Farben von der gleichen Helligkeit, Der 5. Abschnitt ist betitelt: Der Fbchnbb-HaiJ\u0152OLTzsch\u00a9 Satz und der v. KaiEsache Satz in ihrer Bedeutung f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der negativen Farbennachbilder als blofser Erregbarkeitsver\u00e4nderungen. Dieser Abschnitt teilt sich in folgend\u00a9 Unterabteilungen : Die Hering - Hess sehe Widerlegung einer solchen Erkl\u00e4rung im Sinn\u00a9 der Dreifarbentheorie, di\u00a9 neue Komplikation des Probleme durch den v. KRissschen Satz, Herings Annahme latenter Reizmomente, Verh\u00e4ltnis des v. KarESschen Satzes zum NRWTONschen Mischungsgesetze, di\u00a9 Ausgestaltung der HKRiNGSchen Hypothese und ihr\u00a9 Beziehung zur W\u00fcNDTSchen Stufentheorie, die Un\u00fcbertragbarkeit derHypothese auf den Farbenkreis als theoretische Valenztafel. Der 6. Abschnitt ist \u00dcbersoll rieben : Die Erkl\u00e4rung der negativen Nachbilder als","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nLiteraturbericht.\nsekund\u00e4rer Beimischungen mit besonderer R\u00fccksicht \u00bbofden Fkchneb-HELMHOLTZSchen Satz, im 7. endlich sind die Hauptergebnisse zusammengefa\u00dft. Diese teilt der Verf. wiederum in 2 Gruppen ein: a) hinsichtlich des Beobachtungsmaterials und b) hinsichtlich der theoretischen Verwertung.\na)\t1. \u201eNach lingerer Fixation einer Helligkeit\u00ab- und Farbendifferenz enth\u00e4lt die Wahrnehmung einer objektiv gleichm\u00e4\u00dfig gef\u00e4rbten Fl\u00e4che subjektive Differenzen, welche durch Zur\u00fcckbehaltung des n\u00e4mlichen Bruchteiles der erm\u00fcdenden Lichter an allen von ihnen erm\u00fcdeten Stellen des Sehfeldes subjektiv ausgeglichen weiden k\u00f6nnen. Dieser Bruchteil kann als vergleichbarer Wert eines bestimmten Nachbildes unter den verschiedenen Reaktionsbedingungen betrachtet werden. (Streng genommen gilt dieser Satz nur f\u00fcr reine Helligkeita- und Farbennachbilder.)\n2. Der Wert aller negativen Nachbilder ist f\u00fcr alle Qualit\u00e4ten des reagierenden Reizes zu dessen Intensit\u00e4t direkt proportional (Fkchnrr-HKLMHOLTZscher Satz).\nS.\tDas Verh\u00e4ltnis der Intensit\u00e4ten, in denen die verschiedenen Farbent\u00f6ne auf ein reines Helligkeitsnachbild mit gleichen absoluten Werten reagieren, weicht von der Gleichheit ihrer scheinbaren Helligkeit in der Weise ab, dafs die \u00e4quivalente reagierende Intensit\u00e4t in Gelb heller aus-sieht als in Blau, w\u00e4hrend reines Rot und Gr\u00fcn einen mittleren Wert besitzen. Der Wert der Mischfarben l\u00e4fst sich ungef\u00e4hr aus denjenigen der Komponenten berechnen. Aufserdem scheinen gleich hell aussehende Farben bei gr\u00f6fserer S\u00e4ttigung h\u00f6her zn reagieren.\n4.\tDie farbigen Nachbilder zeigen bei allen Erm\u00fcdungsfarben auf s\u00e4mtlichen Reaktionsfarben die ungef\u00e4hr ihrem \u00c4quivalenzwerte f\u00fcr Helligkeitsnachbilder entsprechenden Werte.\n5.\tDie Erm\u00fcdungsfarbe selbst reagiert relativ am st\u00e4rksten, die komplement\u00e4re Region am geringsten. Die Werte f\u00fcr die benachbarten Farben bilden einen kontinuierlichen \u00dcbergang. Die kalte und die warme Region des Spektrums zeigen in sich eine engere Verwandtschaft.\n6.\tAlle diese Verh\u00e4ltnisse gelten fast ganz gleichm\u00e4fsig f\u00fcr Hell- und Dunkeladaptation. Bei letzterer scheinen die \u00e4quivalenten Werte f\u00fcr beide Regionen des Spektrums sch\u00e4rfer auseinander zu treten.\n7.\tDas Nachbild zeigt sich als eine nach Abschlu\u00df der Erm\u00fcdungseinfl\u00fcsse kontinuierlich abnehmende Modifikation der Lichtempfindungen w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Prozesses.\n8.\tDas Nachbild verschwindet auf den verschiedenen reagierenden Reizen um so schneller, einen je h\u00f6heren absoluten Wert es bei der neuen Reizung besitzt.\nb)\t9. Die Helligkeitsdifferenz der \u00e4quivalenten reagierenden Intensit\u00e4ten erkl\u00e4rt sich am einfachsten aus der Einwirkung des Farbentones auf den psychologischen Gesamteindruck der Helligkeit abgesehen vom selbst\u00e4ndigen farblosen Proze\u00df. Sie ist nicht mit dem Begriff der sog. spezifischen Helligkeit der Farbe nach Hillebrand und Hering zu verwechseln.\n10. Alle Nachbilderscheinungen k\u00f6nnen vorl\u00e4ufig noch in doppelter Weise erkl\u00e4rt werden, entweder als blo\u00dfe Krregbarkeits\u00e4nderung","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n119\nder normalen Substrate oder als Beimischung einer zur reagierenden Intensit\u00e4t proportionalen Miterregung eines selbst\u00e4ndigen Restsubstrates.\n11.\tDie Annahme einer blofsen ErregbarkeitsVer\u00e4nderung erfordert f\u00fcr die farbigen Nachbilder unter Ber\u00fccksichtigung des v. Khies-schen Satzes \u00fcber die Unabh\u00e4ngigkeit der Farbengleichungen vom negativen Nachbilde di\u00a9 Hilfshypothese einer (in neutraler Stimmung antagonistisch bis auf eine einzige Erregungsweise kompensierten) Ausbreitung jeder Reizwirkung \u00fcber das gesamte Farbensubstrat im Rahmen einer Vierfarben-theorie, die hierzu am besten als einfachster Spezialfall der WuNDTschen Periodizit\u00e4tstheorie gedacht wird. Sie ist zugleich die einfachste Erkl\u00e4rung aller Helligkeitsnachbilder, auch zusammen mit einer etwaigen anderen Erkl\u00e4rung der farbigen Nachbilder.\n12.\tDi\u00a9 Beimischungshypothese verlangt die Annahme der zur\nReizintensit\u00e4t proportionalen Erregung eines sekund\u00e4ren Substrates in der ihm spezifischen Qualit\u00e4t der Nachbildfarbe durch alle beliebigen Reize. Wollte man sie auch f\u00fcr di\u00a9 Helligkeitsnachbilder verwenden, so erforderte sie wegen der zur reagierenden Helligkeit proportionalen Verdunkelung besondere Hilfsannahmen. Die Beimischungshypothese kann vorl\u00e4ufig am leichtesten mit irgend einer allgemeinen Farbentheorie in Einklang gebracht werden.\u201c\tK\u00fcssow (Turin).\nM. Wien. \u00dcber die Empfindlichkeit des menschlichen Ihres f\u00fcr Tine wer* schleiener Ulli. Pft\u00fcger\u00a7 Archiv 17, 1\u201457. 1903.\nUm die Abh\u00e4ngigkeit der Empfindlichkeit des Ohres von der Tonh\u00f6he festzustellen, wurde die Methode der Reizschwellenbestimmung gew\u00e4hlt, bei welcher die Empfindlichkeit umgekehrt proportional der Tonintensit\u00e4t gesetzt wird, welche eine eben noch merkliche Empfindung im Ohr erzeugt.\nI. Die Tonintensit\u00e4t wurde am Ohr gemessen. F\u00fcr ein luftdicht an das Ohr gedr\u00fccktes Telephon ist unter bestimmten Voraussetzungen die Tonintensit\u00e4t proportional dem Quadrat der Stromamplitude, di\u00a9 Empfindlichkeit des Ohres also umgekehrt proportional dem Quadrat des Minimal-Stroms, der den Schwellenton erzeugt. Zur Erzeugung von Sinusstr\u00f6men diente ein Sinusinduktor sowie Wechselstromsirenen. Der besseren \u00dcbersicht wegen wurden nicht di\u00a9 reziproken Wert\u00a9 der Tonintensit\u00e4t, sondern ihre Bmooschen Logarithmen (in Anlehnung an das FechnebscIi\u00a9 Gesetz) zur Darstellung der Empfindlichkeit verwendet. Da Messungen der Schwingungsamplitude am BELLschen Telephon ergaben, dafs di\u00a9 Telephon-auBSchlftg\u00a9 der Theorie entsprechend nur bis in die N\u00e4he des ersten Eigen-tons der Platte unabh\u00e4ngig von der Schwingungszahl sind, wurden di\u00a9 Untersuchungen an 4 verschiedenen Telephonplatten von verschiedener H\u00f6he des tiefsten Eigentons ausgef\u00fchrt. Di\u00a9 erhaltenen Kurven stimmen, wenn nur di\u00a9 Strecken bis in di\u00a9 N\u00e4he des Eigentone ber\u00fccksichtigt werden, gut \u00fcberein.\niL In einer zweiten Versuchsreihe wurde nach einer im Anhang gegebenen Entwicklung die Tonintensit\u00e4t berechnet, welche die Telephon-platte in einer Entfernung von 30 cm, in welcher sich das Ohr befand, er-","page":119}],"identifier":"lit32594","issued":"1904","language":"de","pages":"114-119","startpages":"114","title":"W. Wirth: Der Fechner-Helmholtzsche Satz \u00fcber negative Nachbilder und seine Analogien. Wundts Philos. Studien 17 (3), 311-430. 1901. 18 (4), 563-686. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:32.668039+00:00"}