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{"created":"2022-01-31T16:34:23.082373+00:00","id":"lit32600","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 126-127","fulltext":[{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nLitera turbericht.\nNeues bringen, doch eine willkommene Erg\u00e4nzung der \u00fcblichen Beh\u00e4nd* lungsweise des Geschmackssinnes in den Hand- und Lehrb\u00fcchern bilden.\nKapitel \u00fcber den Geschmack vom psychologischen Standpunkt betrachtet und \u00fcber die St\u00f6rungen des Geschmackssinnes beschliefsen das Buch. Bez\u00fcglich der Abbildungen scheint das Prinzip der Sparsamkeit zu herrschen, denn die nicht sehr zahlreichen Figuren sind in einfachster Form gehalten, ohne dadurch an Wert und Anschaulichkeit zu verlieren.\nW. A. Nagel.\nW. McDougall. The Physiological Factors if the Attention-Process. II. u. HI.\nMind. N. S. 12 (47), 289\u2014302 ; (48), 473\u2014488. 1903.\nZwischen dem tiefsten Schlaf als Zustand absoluten Mangels der Aufmerksamkeit und angespannter Erregtheit als dem Zustand h\u00f6chster Aufmerksamkeit liegen \u00dcbergangsstufen als Zust\u00e4nde zunehmender Aufmerksamkeit. Diese Stufenfolge l\u00e4fst sich am leichtesten beobachten beim \u00dcbergang aus dem Schlaf in den Wachzustand, wenn \u00a9r hervorgerufen ist durch, anhaltende aber schwache ungewohnt\u00a9 Geh\u00f6rsreize. Zun\u00e4chst gibt Verf. davon \u00a9in\u00a9 rein psychologische Beschreibung. Die vier Faktoren, welch\u00a9 das Erwachen herbeif\u00fchren, sind jene schon erw\u00e4hnten Sinnesreize, dann Muskelbewegungsempfindungen hervorgerufen von K\u00f6rperbewegungen, welche mit ziellosen, nur halb bewussten Lagenver\u00e4nderungen beginnen und mit voler Aktivit\u00e4t des K\u00f6rpers enden, eine wachsende Reihe von Vorstellungen, indem das Ger\u00e4usch erkannt, beurteilt und geeignet\u00a9 Entschl\u00fcsse gefafst werden, endlich entsprechende Gef\u00fchle. Zu dieser psychologischen Darstellung liefert Verf. vom Standpunkte der Neuronentheorie das physiologische Gegenst\u00fcck. Die Neuronen der zuleitenden (zentripetalen) H\u00e4lft\u00a9 des Nervensystems bilden das gemeinsame Energiereservoir. Sie liefern Energie, Neurin, wenn durch \u00e4ufseren Reiz ihr\u00a9 Spannkraft frei gemacht wird, nicht blofs f\u00fcr sich, sondern auch f\u00fcr die Zentren und das aus-leitende (zentrifugale) Nervensystem. Beim Schlafenden wurden nun durch die ersten Sinnesreize nur die Neuronen erster und unterster Ordnung in T\u00e4tigkeit gesetzt, womit aber noch kein Bewusstsein verbunden ist; es wird gleichsam das erste Sammelbecken gef\u00fcllt. Alsdann greift bei fortdauernder Reizung die Erregung \u00fcber auf die n\u00e4chsten Neuronen oder Neuronengruppen \u2014 das erste Sammelbecken ist gef\u00fcllt und fliefst \u00fcber in das zweite und dieses, wenn es voll ist, in das dritte u. 8. f. \u2014 bis endlich s\u00e4mtliche Neuronen in Erregung sind d. h. in s\u00e4mtlichen Neuronen die Nervenenergie, das Neurin, frei geworden ist. Diese Theorie findet Mc. Bougali, best\u00e4tigt durch einige Beobachtungen Stouts und F\u00e9r\u00e9s. \u2014 Die dritte Arbeit besch\u00e4ftigt sich mit der Bedeutung der Muskelt\u00e4tigkeit f\u00fcr die Aufmerksamkeit. Wohl, haben darauf schon manche hingewiesen. McDougall aber bringt einige experimentell, gewonnene Beobachtungen als direkte Beweise. Das vollkommene Verschwinden von Gesichtsempfin-dnngen, das Verschwinden und Wiedererscheinen von Nachbildern, das Wechseln von Farben und Formen beim Wettstreit zweier Sehfelder und endlich die wechselnde Auffassung doppeldeutiger Figuren haben das Gemeinsame, dafs das Sinnesorgan wenig oder gar nicht sich \u00e4ndert, w\u00e4hrend die Bewufstseinserscheinungen einen starken und raschen Wechsel aufweisen.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n127\nMcDougall will nun. zeigen, dafs die diesen vier Erscheinungen zugrundeliegenden physiologischen Vorg\u00e4nge bei allen im Wesen gleichartig sind, was ihm eine Best\u00e4tigung seines fr\u00fcher aufgestellten physiologischen Schemas ist. Im einzelnen betrachtet stellt er folgendes fest. Das v\u00f6llige Verschwinden eines Bildes bei Fixierung des Objektes tritt leichter und h\u00e4ufiger ein, wenn alle Muskeln in Buhe sind, seltener bei Bewegung derselben. Nachbilder kommen h\u00e4ufiger wieder bei seitlicher Augenbewegung, noch h\u00e4ufiger bei konvergenter, weil, was fr\u00fchere Beobachter nicht erkannt haben, die Muskelbewegung im Gehirn eine Wiederverst\u00e4rkung des dem Nachbild entsprechenden zentralen Erregungsvorganges bewirkt, welche durch die ausleitenden Nervenbahnen auf die Netzhautvorg\u00e4nge verst\u00e4rkend wirkt, ho dale diese wieder zur Erzeugung eines Nachbildes ausreichen.\nNoch deutlicher erkennt Yerf. diese Vorg\u00e4nge wieder im Kampf zweier Sehfelder von verschiedenen Farben oder mit verschiedenen Figuren, wor\u00fcber er eine sehr interessante Tabelle mitteilt. Endlich findet er in seiner Theorie auch die Erkl\u00e4rung f\u00fcr die wechselnde Auffassung der doppeldeutigen Figuren.\tM. Offner (^Ingolstadt).\nR. M. Ogden. Iiteriieiiagai fiber del \u00dcifiuis der Geschwindigkeit des litten Lesens amf das Erlernen nnd Behalten ten sinnlosen nnd sinnvollen Stoffen.\nArchiv f\u00fcr die gesamte Psychologie 2 (2 u, S), 93\u2014189. 1903.\nOgden liefe seine Versuchspersonen 12-silbige sinnlose Silbenreihen bzw. je 8 Verszeilen = 64 Silben einfacher Gedichte auswendiglernen, indem er sie ihnen nach Art des M\u00fcller - ScHUMANNSchen Verfahrens vorf\u00fchrte, und diese sie bis zum ersten freien Hersagen wiederholten ; ebenso hatten sie die schon einmal gelernten Stoffe nach verschieden langen Pansen wiederzuerlernen. Indem Verf. nun die Rotationsgeschwindigkeit der Trommel variierte, \u00e4nderte sich das Tempo, in dem die Silben abgelesen wurden ; und zwar wurden als Sukzessionsgeschwindigkeiten verwandt ca. 2,5, 1,7, 1,4, 1,1, 0,9, 0,7, 0,5, 0,4, 0,3 Sekunden. Es zeigt sich, dafs im allgemeinen bei schnellem Lesen die wenigste Zeit, bei langsamem Lesen aber die wenigsten Wiederholungen zum Erlernen gebraucht werden. \u201eAls das endg\u00fcltig vorteilhafteste Tempo61 jedoch, entschliefst Ogden sich, \u201eein solches zu bezeichnen, wo Wiederholungszahl und Lernzeit kombiniert am g\u00fcnstigsten, d. h. kleinsten ausgefallen sind.\u201c Diese Kombination nimmt er so vor, dafs er zun\u00e4chst ausrechnet, wie die bei verschiedenen Tempos erzielten Wiederholungszahlen und Lernzeiten sich zueinander verhalten, und dann die beiden zu je einem Tempo geh\u00f6rigen Verh\u00e4ltniszahlen multipliziert; dem kleinsten Produkt entspricht das g\u00fcnstigste Tempo. Diese\u00bb ist also zufolge den Resultaten der Versuche \u00a9ine Sukzessionsgeschwindigkeit von etwa Yt Sekunde, und zwar entspricht dieser Optimalwert einer \u201ekollektiven\u201c oder \u201emechanischen\u201c Auffassung des Stoffes, w\u00e4hrend sich f\u00fcr eine \u201esingul\u00e4re\u201c oder \u201ebewufste\u201c Auffassung \u00a9in zweiter Optimalwert von etwa 11 a Sekunden ergibt. \u2014 Bei der Wiedererlernung sind im allgemeinen die schnellsten Tempos die g\u00fcnstigsten, \u201ewas sich unschwer aus der Bekanntschaft mit dem Stoffe begreifen l\u00e4fst\u201c. \u2014 Die Arbeit ist ferner ausgezeichnet durch eine starke Betonung der ver-","page":127}],"identifier":"lit32600","issued":"1904","language":"de","pages":"126-127","startpages":"126","title":"W. McDougall: The Physiological Factors of the Attention-Process. II. u. III. Mind. N. S. 12 (47), 289-302; (48), 473-488. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:23.082379+00:00"}