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{"created":"2022-01-31T16:34:07.629712+00:00","id":"lit32610","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 136-138","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLiteraturbericht\nMathematik der ordnenden Beziehungen zu unterscheiden sind. Die an zweiter Stelle genannte ist die Erfahrnn gs wissen sc halt, die in die Wissenschaft von den Be wu\u00dftee i nsinhal ten und in die Wissenschaft von den Substanzen zerf\u00e4llt. Ein Bewu\u00dftseinsinhalt wird durch einen AM des erfassenden Denkens, eine Substanz wird durch einen Akt de\u00ab beziehenden 'Denkens gegeben. \u201eDen Substanzen, die in wechselnden Zust\u00e4nden beharren, Wirkungen aus\u00fcben und empfangen oder urspr\u00fcnglich vorhandene Anlagen zur Entfaltung bringen, treten so die lediglich in aufeinanderfolgenden Akten des erfassenden Denkens vorliegenden und als solche zu* sammenbestehenden Bewusstseinsinhalte gegen\u00fcber.\u201c \u2014 Die Lehre von den Bewu\u00dftseinsinhalten hat \u201esowohl die Beziehungen, welche in der Beschaffenheit der Bewusstseinsinhalte begr\u00fcndet sind, als auch die Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten des Zusammenhangs, in welchem die Bewu\u00dftseinsinhalte erlebt werden, zu erforschen\u201c. In der vorliegenden Abhandlung soll indessen blo\u00df \u201eeine empirisch zul\u00e4ssige und logisch begr\u00fcndete Auffassungsweise der Bewu\u00dftseinsinhalte entwickelt werden, die den Zngmng zu der allgemeinen Theorie der Mannigfaltigkeiten von Bewu\u00dftseinsinhalten er\u00f6ffnet Diese Auffassungsweise beruht auf der Unterscheidung zusammengesetzter und einfacher Bewu\u00dftseinsinhalte und auf der Erw\u00e4gung, da\u00df die Bewu\u00dftseinsinhalte nicht an und f\u00fcr sich, sondern nur mit R\u00fccksicht auf das bereite Erlebte einfach oder zusammengesetzt sind. Es ist darum ge stattet, auch die empirisch einfachen Bewu\u00dftseinsinhalte \u00bbals Kombinationen von intensiv abstufbaren und qualitativ schlechthin verschiedenen Elementen aufzufassen\u201c und diese Auffassung\u00bbweise ist geboten, damit die erfahrungsgem\u00e4\u00df bestehenden Beziehungen \u201eaus den Gesetzm\u00e4\u00dfigkeiten, von welchen die Kombinationen beherrscht werden\u201c, abgeleitet werden k\u00f6nnen. Zur Erl\u00e4uterung dient der Hinweis auf die Zerlegung der Substanzen in der Chemie und die Zusammensetzung der Kr\u00e4fte in der Mechanik. \u201eBern Parallelogramm der Kr\u00e4fte und Bewegungen, das der theoretischen Mechanik zugrunde liegt, stellt sich das reine, von Hemmungen nnd Kompensationen freie Zusammen der Elemente zur Seite, dem f\u00fcr die theoretische Untersuchung der Bewu\u00dftseinsinhalte die entsprechende grundlegende Bedeutung zukommt.\u201c Zum Schl\u00fcsse wird der Hauptsatz \u00fcber zerfallende und nicht zerfallende Mannigfaltigkeiten von Bewu\u00dftseinsinhalten abgeleitet.\nSelbstanzeige.\nP. Baiith. Zir Psychologie der geiudeiei ui iw freie* WortsteUiiig*\nPhilm, Stud. 19 'W\u00fcxdt- Festschrift I , 22\u201418. 1902.\nDer Yerf. hebt hervor, da\u00df die Verschiedenheit der Wortstellung im Satze wohl eines der bedeutsamsten, aber zugleich auch eines der schwierigsten Probleme der vergleichenden Sprachforschung sei. Obwohl das bis dahin vorliegende Material den Wandel der Wortstellung im Laufe der Jahrhunderte noch nicht l\u00fcckenlos verfolgen lasse, so lasse sich doch bereits eine allgemeine \u00dcbersicht gewinnen, die zu der Erkenntnis f\u00fchre, dafs \u201edie Gebundenheit der Wortstellung im, Satze weitaus vorherrschend und so allgemein ist, dale die Freiheit ihr gegen\u00fcber eine seltene Ausnahme bildet\u201c.\nDer Yerf. sucht dies an den gro\u00dfen Spraehstlmmen zu zeigen. Wie","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur bericht.\n137\ndi\u00a9 indochinesischen Sprachen \u00a9ine starre, keine Ausnahme zulassende Wortfolge bewahren, so zeigen auch die ural-altaischen Sprachen, die Bantus sprachen, die amerikanischen, die malayo-polynesischen und die semitischen Sprachen gebundene Wortstellung, nur dafe die letzten beiden Spraehst\u00e4mme das Verbum dem Subjekt voranstellen, w\u00e4hrend die erstgenannten das Subjekt vorausgehen lassen. Ferner hat auch das Sanskrit, allerdings nur in der Prosa [und auch hier nur \u201ein ruhiger oder gew\u00f6hnlicher Darstellung\u201c (Delbr\u00fcck )] keine freie Wortstellung.\nDer Verl sucht dann weiter zu zeigen, dafs gegen\u00fcber dieser Unfreiheit in der Wortfolge die klassischen Sprachen sich durch eine grofs\u00a9 Freiheit ihrer Wortstellung auszeichnen. Zitiert werden Plato und Virgil. \u201eDas Prinzip der Voranstellung betonter Begriffe\u201c (Wundt), \u201edaneben das Gesetz des Wohllauts scheint in den klassischen Sprachen aufs genaueste befolgt zu sein, jede \u00fcberlieferte \u00e4ufsere Norm der Wortstellung zu fehlen.\u201c Ganz besonders gilt dies vom Griechischen. \u201eEs hat eine Freiheit der Wortstellung entwickelt, wie keine andere Sprache (K\u00fchner). Irgendwelche konventionelle Beschr\u00e4nkung derselben scheint bis jetzt nicht entdeckt zu sein.\u201c Nicht so frei ist das Lateinische. Hier sind die Volkssprache 'die Kom\u00f6dien des Plautus) und die gebildet\u00a9 Umgangssprache (Terenz) von der Kunstsprache der Dichtung wesentlich verschieden. Die letztere ist freier als die beiden vorigen, besonders aber ist es die Volkssprache, welche ein\u00a9 grofs\u00a9 Regelm\u00e4fsigkeit der Wortstellung zu bewahren suchte, ja zu einer Tendenz gelangt, die Wortfolge im Satze erstarren zu lassen.\nVon hier f\u00fchrt der Verf. \u00fcber zu den romanischen Sprachen von heute. In. ihnen zeigt sich die Tendenz der r\u00f6mischen Volkssprache. \u201eDante ist noch viel freier als der italienische Dichter von heute und dieser wieder freier als der Prosaiker.\u201c \u00c4hnlich ist es im Spanischen. Noch mehr zeigt sich diese Tendenz im Franz\u00f6sischen, wo \u201edie Poesie fast ebenso gebunden ist wie die Prosa\u201c.\nIn \u00e4hnlicher Weise leitet der Verf. zu den \u00fcbrigen modernen Kultursprachen \u00fcber. Das Urgermanische war frei. Im Gotischen herrscht noch, wie die Bibel\u00fcbersetzung des Ulfilas bezeugt, dieselbe Freiheit wie Im Griechischen, wenngleich sich hier bereits eine leise Neigung eu regen beginnt, in affirmativen Haupt- wie Nebens\u00e4tzen das Verbum ans End\u00a9 zu stellen. Diese Neigung ist bei den \u00fcbrigen altgermanischen Dialekten noch st\u00e4rker ausgepr\u00e4gt (Me Knight). Die Tendenz beschr\u00e4nkt sich im Deutschen auf Nebens\u00e4tze. Im Althochdeutschen noch nicht allgemein durchgedrungen und auch im Mittelhochdeutschen noch nicht feststehend, wird sie schliefslich f\u00fcr die Prosa zum unverbr\u00fcchlichen Gesetz (Wunderlich).\nEbenso g\u00e9nois auch das Angels\u00e4chsische noch gr\u00f6fsere, wenn auch 'nicht mehr absolute Freiheit. \u201eDer romanische Einflufs hat hier das Fl\u00fcssige erstarren lassen, so dafs das heutige Englisch in Poesie und Prosa der Festigkeit der franz\u00f6sischen Wortstellung nicht viel nachgibt\" (Matzgeh).\nVon dem Griechischen ber\u00fchrt sind die slavisehen Sprachen. Trotzdem findet sich auch hier eine Einengung der einstigen Freiheit. W\u00e4hrend im Altrussischen ln der Erz\u00e4hlung die Anfangs-, in der Schilderung di\u00a9","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLiteraturbericht.\nEndstellung des Verbums herrschend waren und di\u00a9 Mittelstellung nur bei betonten Subjekten stattfand, nimmt die letztere im Russischen von heute \u201eden breitesten Raum ein\u201c (Bernkkbb). Im Polnischen ist dl\u00a9 Schriftsprache mehr eingeengt als di\u00a9 Volkssprache.\nIn der Erkl\u00e4rung dieser interessanten Erscheinung schliefst sich der Verf. eng an di\u00a9 Ausf\u00fchrungen an, di\u00a9 Wcnbt Im 1. Teile des 1. Bandes seiner V\u00f6lkerpsychologie entwickelt hat. Weder der Trieb zur Bequemlichkeit, noch der Erhaltungstrieb, noch auch der zur Gleichf\u00f6rmigkeit sind f\u00fcr diesen Wandel die treibenden Faktoren gewesen, sondern stetig wirkende Kr\u00e4fte und Prozesse des Seelenlebens. Als solchen kommt den Assoziationsvorg\u00e4ngen f\u00fcr Bildung und Leben der Sprachen eine anscheinend allm\u00e4chtige Bedeutung zu. Aber trotzdem sind sie nicht allemherrschend. \u201eGerade die Wortstellung zeigt eine sehr deutliche Wirkung der Apperzeption, n\u00e4mlich die Voreinstellung des betonten, weil apperzeptiven, d. h. in den Blickpunkt des Bewufstseins ger\u00fcckten Begriffes.\u201c Kmsow (Turin).\nPaul Links. D. Huk6S tilfi TOB Wissen. (Dies.) Leipzig 1901. 54 S.\nDurch eine Kritik der Forschungen, welche sich an Humes Lehre vom Wissen unmittelbar anschliefsen, sucht Verf. die psychologischen Voraussetzungen namhaft zu machen, \u201eum das ,Wissen* relativ von den Tatsachen der Einzelerfahrung und deren M\u00e4ngel zu eliminieren\u201c.\nDen ersten Schritt hierzu hat Locke mit seiner Definition \u201eWissen ist \u00dcbereinstimmung (bzw. Nicht\u00fcbereinstimmung) des in der Einzelerfahrung Gegebenen, oder wie Locke selbst sagt, unserer Ideen\u201c getan. Der mit dieser Definition vollzogene Fortschritt war nur mittels Lockks Methode der psychologischen Begriffsanalyse m\u00f6glich. Di\u00a9 Frage, ob diese Analyse hier aber als beendet anzusehen ist, f\u00fchrt zur Untersuchung seiner Ansichten \u00fcber die Relationen. Ist n\u00e4mlich Wissen die Wahrnehmung der \u00dcbereinstimmung .... so ist es gleichbedeutend mit Relationsbewufstsein.\nDie Relationen zerfallen in zwei Gruppen, von denen nur eine (\u00c4hnlichkeit, Widerstreit, Qualit\u00e4t\u00bb- und Quantit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse) knowledge und certainty zu liefern vermag, w\u00e4hrend die andere (Kontiguit\u00e4t in Zeit und Raum, Identit\u00e4t und Kausalit\u00e4t) nur probability gibt. Das Erfahrungswissen geht auf Tatsachen (ver\u00e4nderliche Relationen-, die Erkenntnis auf Beziehungen von Ideen (unver\u00e4nderliche Relationen).\nHumes Relationseinteilung ist nicht identisch mit Kants Unterscheidung analytischer und synthetischer Urteile, da die \u00c4hniichkeiteverh\u00e4ltnisse Vorstellungsrelationen, aber keineswegs analytisch zu erkennen sind. Hume geht hier einen Schritt weiter als Kant, indem er die Notwendigkeit zu erkl\u00e4ren oder doch in eigenartiger Weise zu kennzeichnen sucht.\nBei eingehender Betrachtung jener Relationsklassen, welche dem Wissen als Grundlage dienen, ber\u00fchrt Verf. einige der Punkte, welche Meinoxo zur Begr\u00fcndung einer selbst\u00e4ndigen Relationstheorie verwendet hat. Dabei tritt Verf. daf\u00fcr ein, Relata als die verglichenen Gegenst\u00e4nde (z. B. Farben) zu verstehen, unter Fundament der Relation aber den Vergleich selbst (als Akt). Da dieser \u2014 wie man dem Verf. wohl zugeben wird \u2014 fir di\u00a9 Relation unwesentlich ist, beschr\u00e4nkt sich Hume mit Recht auf die Relata.\nMeinoxg charakterisiert das Vergleichen als eine T\u00e4tigkeit, di\u00a9 auf Ge-","page":138}],"identifier":"lit32610","issued":"1904","language":"de","pages":"136-138","startpages":"136","title":"P. Barth: Zur Psychologie der gebundenen und der freien Wortstellung. Philos. Stud. 19 (Wundt-Festschrift I), 22-48. 1902.","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:07.629718+00:00"}