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{"created":"2022-01-31T14:34:44.203807+00:00","id":"lit32611","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ameseder","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 138-139","fulltext":[{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nLiteraturbericht.\nEndstellung des Verbums herrschend waren und di\u00a9 Mittelstellung nur bei betonten Subjekten stattfand, nimmt die letztere im Russischen von heute \u201eden breitesten Raum ein\u201c (Bernkkbb). Im Polnischen ist dl\u00a9 Schriftsprache mehr eingeengt als di\u00a9 Volkssprache.\nIn der Erkl\u00e4rung dieser interessanten Erscheinung schliefst sich der Verf. eng an di\u00a9 Ausf\u00fchrungen an, di\u00a9 Wcnbt Im 1. Teile des 1. Bandes seiner V\u00f6lkerpsychologie entwickelt hat. Weder der Trieb zur Bequemlichkeit, noch der Erhaltungstrieb, noch auch der zur Gleichf\u00f6rmigkeit sind f\u00fcr diesen Wandel die treibenden Faktoren gewesen, sondern stetig wirkende Kr\u00e4fte und Prozesse des Seelenlebens. Als solchen kommt den Assoziationsvorg\u00e4ngen f\u00fcr Bildung und Leben der Sprachen eine anscheinend allm\u00e4chtige Bedeutung zu. Aber trotzdem sind sie nicht allemherrschend. \u201eGerade die Wortstellung zeigt eine sehr deutliche Wirkung der Apperzeption, n\u00e4mlich die Voreinstellung des betonten, weil apperzeptiven, d. h. in den Blickpunkt des Bewufstseins ger\u00fcckten Begriffes.\u201c Kmsow (Turin).\nPaul Links. D. Huk6S tilfi TOB Wissen. (Dies.) Leipzig 1901. 54 S.\nDurch eine Kritik der Forschungen, welche sich an Humes Lehre vom Wissen unmittelbar anschliefsen, sucht Verf. die psychologischen Voraussetzungen namhaft zu machen, \u201eum das ,Wissen* relativ von den Tatsachen der Einzelerfahrung und deren M\u00e4ngel zu eliminieren\u201c.\nDen ersten Schritt hierzu hat Locke mit seiner Definition \u201eWissen ist \u00dcbereinstimmung (bzw. Nicht\u00fcbereinstimmung) des in der Einzelerfahrung Gegebenen, oder wie Locke selbst sagt, unserer Ideen\u201c getan. Der mit dieser Definition vollzogene Fortschritt war nur mittels Lockks Methode der psychologischen Begriffsanalyse m\u00f6glich. Di\u00a9 Frage, ob diese Analyse hier aber als beendet anzusehen ist, f\u00fchrt zur Untersuchung seiner Ansichten \u00fcber die Relationen. Ist n\u00e4mlich Wissen die Wahrnehmung der \u00dcbereinstimmung .... so ist es gleichbedeutend mit Relationsbewufstsein.\nDie Relationen zerfallen in zwei Gruppen, von denen nur eine (\u00c4hnlichkeit, Widerstreit, Qualit\u00e4t\u00bb- und Quantit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse) knowledge und certainty zu liefern vermag, w\u00e4hrend die andere (Kontiguit\u00e4t in Zeit und Raum, Identit\u00e4t und Kausalit\u00e4t) nur probability gibt. Das Erfahrungswissen geht auf Tatsachen (ver\u00e4nderliche Relationen-, die Erkenntnis auf Beziehungen von Ideen (unver\u00e4nderliche Relationen).\nHumes Relationseinteilung ist nicht identisch mit Kants Unterscheidung analytischer und synthetischer Urteile, da die \u00c4hniichkeiteverh\u00e4ltnisse Vorstellungsrelationen, aber keineswegs analytisch zu erkennen sind. Hume geht hier einen Schritt weiter als Kant, indem er die Notwendigkeit zu erkl\u00e4ren oder doch in eigenartiger Weise zu kennzeichnen sucht.\nBei eingehender Betrachtung jener Relationsklassen, welche dem Wissen als Grundlage dienen, ber\u00fchrt Verf. einige der Punkte, welche Meinoxo zur Begr\u00fcndung einer selbst\u00e4ndigen Relationstheorie verwendet hat. Dabei tritt Verf. daf\u00fcr ein, Relata als die verglichenen Gegenst\u00e4nde (z. B. Farben) zu verstehen, unter Fundament der Relation aber den Vergleich selbst (als Akt). Da dieser \u2014 wie man dem Verf. wohl zugeben wird \u2014 fir di\u00a9 Relation unwesentlich ist, beschr\u00e4nkt sich Hume mit Recht auf die Relata.\nMeinoxg charakterisiert das Vergleichen als eine T\u00e4tigkeit, di\u00a9 auf Ge-","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n139\nwinnung eines Vergleichunggurteiles gerichtet ist. Verl, meint nun, darunter mtifste man eine absichtlich auf dieses Ziel gerichtete T\u00e4tigkeit verstehen. Wer aber auf der Flucht vor Verfolgern den Versuch unternimmt, eine Mauer zu \u00fcbersteigen \u2014* was ihm nicht gelingt \u2014 und einen Flufs durch-\u00bbuschwimmen \u2014 was ihm gelingt \u2014, hat diese beiden Dinge verglichen, er 1st dabei aber nicht auf F\u00e4llung eines Urteile\u00bb ausgegangen. Zum Vergleichen wurde er durch \u00a9in Motiv veranlafst, und dieses k\u00f6nnte wohl Locke bei seinem Begriff des Grundes oder der Gelegenheit zum Vergleichen vor-geschwebt haben.\nDas d\u00fcrfte aber ein Missverst\u00e4ndnis sein: Unter T\u00e4tigkeit ist hier nicht jedes Tun zu verstehen, welches das F\u00e4llen eines Vergleichungsurteiles m\u00f6glich macht, also nicht etwa alles, was ich zuf\u00e4llig tue und was mir sp\u00e4ter ein solches Urteil erm\u00f6glicht, wie Schwimmen, Klettern .... sondern nux jene T\u00e4tigkeit, welche noch zur Vergleichung von Gegenst\u00e4nden n\u00f6tig ist, wenn die Vorstellungen der Gegenst\u00e4nde gegeben sind.\nVerf. findet den primitivsten Fall von Vergleichung im Kampf der Motive. Voraussetzung zum Vergleichen ist immer ein Willensakt; die f\u00f6rdernde oder hemmende Wirkung der Gegenst\u00e4nde auf diesen Willensakt bedingt das Feststellen der \u00dcbereinstimmungen und Unterschiede. Verf. begeht hier ein\u00a9 Verwechslung zwischen Entscheidung und Vergleich. Vergleichen ist sicher ein intellektueller, Entscheiden (bei Wahl) ein emotioneller Vorgang; die Analogie der Vorg\u00e4nge besteht ja in gewissem Grade, aber deshalb ist Vergleichen doch nicht W\u00e4hlen.\nSch liefe lieh ber\u00fchrt Verf. noch die erkenntnistheoretischen Fragen nach Identit\u00e4t und Unvertr\u00e4glichkeit, Vorstellungs- und Tatsachenrelationen. Es ist schade, dafs Verf. Meinongs neuer\u00a9 Arbeiten, die ihn sicher in seinen anerkennenswerten Untersuchungen gef\u00f6rdert h\u00e4tten, in seine Kritik nicht hinein gezogen hat.\tAmeseder (Graz).\n\u00d6. K\u00fclpe. Ober die Objektivierung und Snbjektivierung von Sinneselndrflcken.\nPhilos. Studien 10 (WcNDx-Festschrift), 507\u2014556. 1602.\nDer Verf. kn\u00fcpft an die in Bd. 7 und 8 der Philos. Studien von ihm ver\u00f6ffentlichten Abhandlungen \u201eDas Ich und die Aufsenwelt\u201c an und bringt in der vorliegenden Arbeit eine experimentelle Best\u00e4tigung dort aufgestellter Annahmen. \u201eIst unser\u00a9 Erfahrung urspr\u00fcnglich einheitlicher Axt, weder objektiv noch subjektiv, sind diese Attribute lediglich auf besonder\u00a9 empirische Kriterien gegr\u00fcndet\u00a9 Bestimmungen der Inhalt\u00a9 oder Erlebnisse, dann mufs es durch geeignet\u00a9 Mals nah men m\u00f6glich sein, irrt\u00fcmliche oder wenigstens zweifelhafte Subjektivierungen und Objektivierungen hervorzurufen. Wenn man es den Erlebnissen nicht ansehen kann, ob sie subjektiv oder objektiv sind, dann mufs ferner das Urteil \u00fcber diese Momente von Faktoren abh\u00e4ngig sein, die aufserhalb der Erlebnisse selbst liegen und gewissermafsen nur zuf\u00e4llig mit ihnen Zusammenh\u00e4ngen.\u201c Aus diesen der Einleitung entnommenen Worten ergeben sich die Hauptfragen, die der Verf. zu l\u00f6sen suchte. Daneben hoffte er sowohl \u00dcber die beteiligten Faktoren selbst, wie \u00fcber die psychologischen Prozesse, die sich bei diesen Vorg\u00e4ngen abspielen, n\u00e4heren Aufschlufs zu gewinnen.","page":139}],"identifier":"lit32611","issued":"1904","language":"de","pages":"138-139","startpages":"138","title":"Paul Linke: D. Humes Lehre vom Wissen. (Diss.) Leipzig 1901. 54 S.","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:44.203813+00:00"}