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{"created":"2022-01-31T16:37:05.288120+00:00","id":"lit32618","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 146-147","fulltext":[{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nLiteraturbericht.\n\u00e9tat de suggestibilit\u00e9 ausgezeichnet ist, als ein physiologisch wie psychologisch besonders gearteter Zustand. Der dritte genannte Autor, Laf\u00eavrh, folgt nach C\u00fcllbbe in den Hauptz\u00f6gen den Anschauungen Gkasskts mit dem Unterschiede, dafs er sich weit k\u00fchnere Exkurse auf dem Gebiete der Physiologie und Psychologie gestattet : zur Erkl\u00e4rung des Mechanismus der psychischen Funktionen stelle er nicht weniger als 7 besondere Gehirn* bezirke auf. Bez\u00fcglich der Anschauung \u00fcber Suggestion scheint er sich mehr Brbnhrim anzuschliefsen. Die Auffassungen des 4. Autors endlich, Bains\u2019 erscheinen nach der Darstellung durch Cullers zu phantastisch, um wiedergegeben zu werden. Bain besch\u00e4ftigt sich haupts\u00e4chlich mit der Hysterie \u2014 die auch von den anderen Autoren energisch heran gezogen wird \u2014 um sie als einen schlaf\u00e4hnlichen Zustand darzustellen.\nMkrzbac\u00e4er (Freiburg i. B,).\nH. Pi\u00e9bon. La rapidit\u00e9 ies pricesnu pychiqtei. Rev. philos. 55 (l), 89\u201496. 1903.\nP. tritt der hergebrachten Ansicht entgegen, wonach bei Intoxikation durch Haschisch, im Schlafe und bei Agonie der Vorstellungsprozefs beschleunigt, wird. Die Intoxikationen durch Haschisch bewirken in den betreffenden Individuen das Erscheinen von Bilderreihen, welch\u00a9 durch ihr Leuchten die Illusion eines Wirbels hervorrufen. Man schliefst von der unbestimmaten Dauer des Gef\u00fchls auf eine sehr betr\u00e4chtlich\u00a9 Zahl von Bildern. Nach Verf. m\u00fcfste man statt dessen vielmehr auf ein\u00a9 Verlangsamung der Asaoziationsprozesse schliefsen. Denn auch bei langem Warten kommt uns die verstreichende Zeit endlos vor, wobei der Vorstellungsverlauf verlangsamt ist. Auch gera\u00e4fs seiner Experimente \u00dcber Tr\u00e4ume mufs P. hier eher eine Verlangsamung als Beschleunigung an-nehmen. Drittens weist Verf. F\u00e4ll\u00a9 von Agonie nach, in denen ebenfalls keine Beschleunigung des Vorstellens erfolgt.\nZur Erkl\u00e4rung wird folgendes angef\u00fchrt: Man mufs annehmen, dafa die Assoziationen oft nicht geradlinig erfolgen, sondern durch Polarisation um ein Zentrum, einen \u201eHerd der Anziehung\u201c. Oft bek\u00e4mpfen sie sich mit den Elementen, welche einem anderen Zentrum angeh\u00f6ren. Je kr\u00e4ftiger em solches Zentrum auftritt, wie z. B. als Ger\u00e4usch w\u00e4hrend des Traumes oder als Idee des Todes, in um so gr\u00f6sserer Zahl und um so heftiger zieht es sein\u00a9 Elemente herbei. Die Beschleunigung erscheint deshalb gr\u00f6fser als sie ist, weil einige Bilder sehr reich sind an Einzelheiten, und weil die \u00dcberg\u00e4nge von einem zum \u00abderen sehr rasch erfolgen. Nach Verf. hat das Ph\u00e4nomen nichts Aufserordentliches : die Beschleunigung des Gedankens ist im Durchschnitt nicht grofs. \u2014\nObwohl Ref. zu den Verfechtern der Ansicht geh\u00f6rt, dafs im Traum das langsam\u00a9 Produzieren der Vorstellungen die Regel ist (vgl. Gibsbleb, Analogien zwischen Zust\u00e4nden von Geisteskrankheit und den Tr\u00e4umen normaler Personen, Allgemeine Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie 59, 1902), kann er sich doch der Ansicht nicht verschliefsen, dafs die Beschleunigung der Vorstellungsfolgen, welche auf Grund von Alkoholintoxikation und im Momente des Todes auftreten, das Durchschnittsmafs um ein Bedeutendes \u00fcbersteigt. Denn im Traumzustand ist das Gehirn durch An\u00e4mie geschw\u00e4cht und kann offenbar aus diesem Grunde auch durch einen st\u00e4rkeren","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n147\nReiz \u2014 abgesehen von den F\u00e4llen, wo bereits eine physiologische Erregung besteht \u2014 bei weitem nicht in dem Grade zu rapider Yorstellungsproduktion angeregt werden wie ein in der Vollkraft des wachen Lebens arbeitendes Gehirn, welches durch die Alkohol Intoxikation bzw. durch das Kritische der Situation zu lufserster T\u00e4tigkeit angetrieben wird. Gikssleb (Erfurt).\nSoulier. L\u2019&ntoscopie interne. Rev. philos. 52 (1), 1\u201441. 1903.\nIm. Wachen besitzen wir nur eine schwache Vorstellung von uns selbst, namentlich von den Vorg\u00e4ngen in unseren inneren Organen. Wohl aber ist dies bei hypnotisierten Subjekten der Fall, noch mehr bei hysterischen Personen, wenn sie im hypnotischen Schlafe die Empfindlichkeit ihrer Organ\u00a9 wiedergewinnen. Hier hat das \u201epsychisch\u00a9 Gehirn\u201c Kenntnis von allen Modifikationen in den niederen Zentren, dem \u201eorganischen Gehirn\u201c. Das Subjekt vermag n\u00e4mlich alsdann auch auf die glatten Muskeln zu wirken, welch\u00a9 im Wachen der Direktion des Willens entzogen sind.\nDie von Sollirr angewendete Methode besteht darin, dais die Hysterischen in den hypnotischen Schlaf versetzt werden, und dafs man ihnen dann den Befehl gibt aufzuwachen, und zwar progressive, zuerst im bezug auf die Extremit\u00e4ten, dann im bezug auf die inneren Organe und echliefslich im bezug auf das Gehirn.\nVerl bringt eine grofse Zahl von Beispielen bei und geht dann zu aUgemeinen Betrachtungen \u00fcber. \u00dcberall handelte es sich um alte F\u00e4ll\u00a9 von Hysterie, hei denen dl\u00a9 An\u00e4sthesie besonders stark ausgepr\u00e4gt war. Alle Organ\u00a9 ohne Ausnahme sind der Autoskopie zug\u00e4nglich. Es hat zun\u00e4chst den Anschein, als ob di\u00a9 Subjekt\u00a9 sich die Organe nach Art einer inneren Vision vorstellten. Der ein\u00a9 sagt, es k\u00e4me ihm so vor, als h\u00e4tte er Augen in seinem Bauche, ein anderer sieht sich in einem Spiegel, ein dritter sieht seine Figur durch die Haut wie eine Maske, welche von hinten betrachtet wird, ein vierter sieht sich wie durch einen Transparenten. Hieraus erhellt, dafs es sich weniger um visuelle Ph\u00e4nomene handelt, und dafe vielmehr Gemeinempfindungen im Spiel sind. Merkw\u00fcrdigerweise gebrauchen die Hysterischen nie technische Ausdr\u00fccke, um die Organe, welche sie zu sehen glauben, zu bezeichnen, sondern selbstgew\u00e4hlte. \u00dcbrigens nehmen bei R\u00fcckkehr der Sensibilit\u00e4t die Subjekte ihre Organe nicht sogleich als Ganze wahr, sondern allm\u00e4hlich St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck. Erst wenn das kortikale Zentrum des Organs seine vollst\u00e4ndige Aktivit\u00e4t wiederum wenn en hat, merkt das Subjekt, dafs es soeben dieses oder jenes Organ gef\u00fchlt hat. Die Autoskopie bezieht sich auf die feinste Struktur der Organe. Ist die Periode der Autoskopie vor\u00fcber, so erinnert das Subjekt sich nicht mehr dessen, was es gesehen hat. Die Schilderungen der Subjekte sind jedoch keine Reminiszenzen. Selbst wenn sie Abbildungen von den von ihnen geschilderten Organen fr\u00fcher gesehen h\u00e4tten, k\u00f6nnten sie dl\u00a9 feiner\u00a9 Struktur derselben doch nicht schildern. Manch\u00a9 der Subjekte aber waren ganz ungebildet. Die Subjekte sahen ihre Organe entweder an dem Platze, wo diese sich befinden, oder nach aufs en projiziert.\nAus diesen Ph\u00e4nomenen folgt f\u00fcr den Psychologen die wichtige Tatsache, dafs das Bewufstsein nicht an das Maximum der zerebralen Aktivit\u00e4t gebunden ist, sondern dafs es jeden Grad derselben begleitet. Aufserdem\n10*","page":147}],"identifier":"lit32618","issued":"1904","language":"de","pages":"146-147","startpages":"146","title":"H. Pi\u00e9ron: La rapidit\u00e9 des processus psychiques. Rev. philos. 55 (1), 89-95. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:05.288125+00:00"}