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{"created":"2022-01-31T16:38:07.402528+00:00","id":"lit32619","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 147-148","fulltext":[{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n147\nReiz \u2014 abgesehen von den F\u00e4llen, wo bereits eine physiologische Erregung besteht \u2014 bei weitem nicht in dem Grade zu rapider Yorstellungsproduktion angeregt werden wie ein in der Vollkraft des wachen Lebens arbeitendes Gehirn, welches durch die Alkohol Intoxikation bzw. durch das Kritische der Situation zu lufserster T\u00e4tigkeit angetrieben wird. Gikssleb (Erfurt).\nSoulier. L\u2019&ntoscopie interne. Rev. philos. 52 (1), 1\u201441. 1903.\nIm. Wachen besitzen wir nur eine schwache Vorstellung von uns selbst, namentlich von den Vorg\u00e4ngen in unseren inneren Organen. Wohl aber ist dies bei hypnotisierten Subjekten der Fall, noch mehr bei hysterischen Personen, wenn sie im hypnotischen Schlafe die Empfindlichkeit ihrer Organ\u00a9 wiedergewinnen. Hier hat das \u201epsychisch\u00a9 Gehirn\u201c Kenntnis von allen Modifikationen in den niederen Zentren, dem \u201eorganischen Gehirn\u201c. Das Subjekt vermag n\u00e4mlich alsdann auch auf die glatten Muskeln zu wirken, welch\u00a9 im Wachen der Direktion des Willens entzogen sind.\nDie von Sollirr angewendete Methode besteht darin, dais die Hysterischen in den hypnotischen Schlaf versetzt werden, und dafs man ihnen dann den Befehl gibt aufzuwachen, und zwar progressive, zuerst im bezug auf die Extremit\u00e4ten, dann im bezug auf die inneren Organe und echliefslich im bezug auf das Gehirn.\nVerl bringt eine grofse Zahl von Beispielen bei und geht dann zu aUgemeinen Betrachtungen \u00fcber. \u00dcberall handelte es sich um alte F\u00e4ll\u00a9 von Hysterie, hei denen dl\u00a9 An\u00e4sthesie besonders stark ausgepr\u00e4gt war. Alle Organ\u00a9 ohne Ausnahme sind der Autoskopie zug\u00e4nglich. Es hat zun\u00e4chst den Anschein, als ob di\u00a9 Subjekt\u00a9 sich die Organe nach Art einer inneren Vision vorstellten. Der ein\u00a9 sagt, es k\u00e4me ihm so vor, als h\u00e4tte er Augen in seinem Bauche, ein anderer sieht sich in einem Spiegel, ein dritter sieht seine Figur durch die Haut wie eine Maske, welche von hinten betrachtet wird, ein vierter sieht sich wie durch einen Transparenten. Hieraus erhellt, dafs es sich weniger um visuelle Ph\u00e4nomene handelt, und dafe vielmehr Gemeinempfindungen im Spiel sind. Merkw\u00fcrdigerweise gebrauchen die Hysterischen nie technische Ausdr\u00fccke, um die Organe, welche sie zu sehen glauben, zu bezeichnen, sondern selbstgew\u00e4hlte. \u00dcbrigens nehmen bei R\u00fcckkehr der Sensibilit\u00e4t die Subjekte ihre Organe nicht sogleich als Ganze wahr, sondern allm\u00e4hlich St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck. Erst wenn das kortikale Zentrum des Organs seine vollst\u00e4ndige Aktivit\u00e4t wiederum wenn en hat, merkt das Subjekt, dafs es soeben dieses oder jenes Organ gef\u00fchlt hat. Die Autoskopie bezieht sich auf die feinste Struktur der Organe. Ist die Periode der Autoskopie vor\u00fcber, so erinnert das Subjekt sich nicht mehr dessen, was es gesehen hat. Die Schilderungen der Subjekte sind jedoch keine Reminiszenzen. Selbst wenn sie Abbildungen von den von ihnen geschilderten Organen fr\u00fcher gesehen h\u00e4tten, k\u00f6nnten sie dl\u00a9 feiner\u00a9 Struktur derselben doch nicht schildern. Manch\u00a9 der Subjekte aber waren ganz ungebildet. Die Subjekte sahen ihre Organe entweder an dem Platze, wo diese sich befinden, oder nach aufs en projiziert.\nAus diesen Ph\u00e4nomenen folgt f\u00fcr den Psychologen die wichtige Tatsache, dafs das Bewufstsein nicht an das Maximum der zerebralen Aktivit\u00e4t gebunden ist, sondern dafs es jeden Grad derselben begleitet. Aufserdem\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nLiteraturbericht.\nfolgt, dafs das Bewufstsein nach einer bestimmten Ordnung verschwindet, parallel mit derjenigen der Funktionen, und zwar verschwinden die feinsten und spezifischsten von jedem Organ am ersten und die allgemeineren.\nGiessleb (Erfurt).\nv. 8 chbenck-Notzino. Di\u00ae ger lebt lich-nediilnische Bedeutung der Suggestion.\nArchiv f\u00fcr Kriminal-Anthropologie mnd KrtmimaUiUk. 1900. 86 8.\nDie vorliegend\u00a9 Abhandlung gibt den Text eines Vortrages wieder, den der Verf. gelegentlich des zweiten internationalen Kongresses f\u00fcr experimentellen und therapeutischen Hypnotismus in Paris (August 1900) gehalten hat. Im Eingang\u00a9 weist der Verf. darauf Mn, dafs di\u00a9 Lehre vom hypnotischen und suggerierten Verbrechen seit etwa zwei Jahrzehnten auf zahlreichen wissenschaftlichen Kongressen, in der Fachliteratur und in Einzeldarstellungen von der psychologischen und forensen Seit\u00a9 so eingehend bearbeitet wurde, dafs heute die Frage nach dem Verh\u00e4ltnis der Praxis zur Theorie mit Recht aufgeworfen werden kann. Von diesem Gesichtspunkte aus versucht der Verf. einige f\u00fcr die gerichts\u00e4rztliche Begutachtung wichtige Punkte aus dem Gebiet der verbrecherischen Anwendung des Hypnotismus und der Suggestion nach dem gegenw\u00e4rtigen Standpunkt der Sachlage sch\u00e4rfer zu pr\u00e4zisieren.\nSowohl die neueren Erfahrungen des Rechtslebens, wie die theoretischen Erw\u00e4gungen lehren, dafs das hypnotische und posthypnotische Verbrechen einen seltenen Ausnahmefall von untergeordneter gerichtlich-medizinischer Bedeutung darstellen. Das Verbrechen an hypnotisierten Personen ist auf Sittlichkeitsdelikte und auf den fahrl\u00e4ssigen Mifsbrauch hypnotisierter Personen (\u00f6ffentliche Schaustellungen, Wunderkultus) beschr\u00e4nkt. Die Frag\u00a9 der Ausf\u00fchrung von Verbrechen durch hypnotisierte Personen bildet ein viel umstrittenes Problem der gerichtlichen Psychologie. Bis Jet\u00e2t sind F\u00e4lle einer Ausf\u00fchrung von Verbrechen durch Hypnotisierte nicht Gegenstand richterlicher Verurteilung geworden, Di\u00a9 Suggestion im wachen Zustande dagegen hat eine bisher nicht in dem n\u00f6tigen Umfange zugestandene gerichtlich-medizinische Bedeutung. Sie ist imstande, auch geistig vollkommen normale Personen zu falschen, bona fide beschworenen Zeugenaussagen zu veranlassen. Sie kann dem suggestiven Einflufs. besonders zug\u00e4ngliche Personen zur Begehung verbrecherischer Handlungen hin reifsen. Im allgemeinen sind kriminelle Eingebungen f\u00fcr normale Individualit\u00e4ten mit wohl entwickelter moralischer Widerstandskraft ungef\u00e4hrlich; dagegen verfallen ihr leicht kindliche, psychopathisch minderwertige, hysterische, psychisch schwache, ethisch defekte Individualit\u00e4ten.\nIn dem dieser Schrift beigefttgten Anhang hat der Verf. einige Bemerkungen \u00fcber die mifsbr\u00e4uchliche Anwendung des Hypnotismus su sammemgestellt.\tS\u00e0xmmm (Linz).\nA. Knapp. Eia fall yaa. akut anftreteadif reiner Taitllhraing, Monatssehr.\nf: Psychiat. u. Neurol U (6), 428\u2014483. 1903.\nBei einem 44 j\u00e4hrigen Manne tritt pl\u00f6tzlich, ohne Bewusstseins verlast, eine schwer\u00a9 St\u00f6rung der Gebrauchsf\u00e4higkeit der linken Hand auf. W\u00e4hrend di\u00a9 motorische Funktion, die Ber\u00fchrung\u00ab- , Schmerz- und Temperatur-","page":148}],"identifier":"lit32619","issued":"1904","language":"de","pages":"147-148","startpages":"147","title":"Sollier: L'autoscopie interne. Rev. philos. 52 (1), 1-41. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:07.402534+00:00"}