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{"created":"2022-01-31T16:34:59.209184+00:00","id":"lit32631","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Saxinger","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 158-159","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLiteraturberich t.\ndruck sch\u00e4rfer gefafst worden. Man f\u00fchlt, wie B\u00fccher Einw\u00e4nde und Beobachtungen fortarbeitend benutzte. So ist S. 52\u201456 die Einteilung der Arbeitsges\u00e4nge viel feiner durchgef\u00fchrt und tiefer begr\u00fcndet als in der ersten Auflage, auch S. 343 348 ist vieles neu: so insbesondere die physiologische Erkl\u00e4rung der Arbeitslaute bei schwer arbeitenden Menschen als Expirationslaute, die B\u00fccher von Dr. F. Oppenheimer mitgeteilt wurde, und die genauere Ausf\u00fchrung der Stufenfolge, in der sich nach B\u00fccher\u00ab Ansicht die Poesie allm\u00e4hlich von der Arbeit losgel\u00f6st hat.\nOb man es f\u00fcr bewiesen h\u00e4lt, dafs in der energischen rhythmischen K\u00f6rperbewegung, die wir Arbeit nennen, die aber bei Naturv\u00f6lkern von anderen spiel- und tanzartigen Bewegungen nicht scharf gesondert werden kann, allein der Ursprung der Poesie und Musik zu suchen ist, davon h\u00e4ngt der Wert des vorliegenden Werkes keineswegs ab. Eine wichtige Entwicklungsreih\u00a9 ist sicher auf gezeigt \u2014 ob noch andere daneben bestehen, m\u00f6gen weitere Forschungen lehren. Dem Psychologen liegt gegen die Behauptung, dafs der Rhythmus prim\u00e4r dem motorischen, erst sekund\u00e4r dem akustischen Gebiet an geh\u00f6rt, ein Einwand nahe: wir h\u00f6ren doch auch in. objektiv nicht rhythmisierte Schallfolgen subjektiv einen Rhythmus hinein. Aber der Motoriker k\u00f6nnt\u00a9 hier auf begleitende Taktierbewegungen hin-weisen, deren g\u00e4nzliches Fehlen bei solchem Hineinh\u00f6ren schwer zu beweisen sein wird, ja im allgemeinen unwahrscheinlich ist.\nCohn (Freiburg i. B.).\nWindt. \u00dcber Daktyloskopie. Archiv f. Krim.-Anthropol. u. Kriminalistik 1*2, 101\u2014123. 1903.\nDi\u00a9 Fingerabdr\u00fccke sind verursacht durch die sog. Papillarlinien, welche die Hand und namentlich die Finger bedecken. Sie bilden an den sog. Beeren der Finger ganz bestimmte Muster, welch\u00a9 beim Menschen zeitlebens dieselben bleiben, wenn sie auch nat\u00fcrlich beim Erwachsenen gr\u00f6fsere Dimensionen zeigen als beim Kinde. Auch bei den Mumien bleiben sie noch erhalten. Man kann daher nach den Fingerabdr\u00fccken, welche bei allen Menschen verschieden sind, ev. einen gewissen Menschen sp\u00e4ter durch Vergleichung der Fingerabdr\u00fccke wieder erkennen. Der des Schreibens unkundige T\u00fcrke tr\u00e4gt einen mit Sepia oder Tinte benetzten Schwamm bei sich, um mit dem benetzten Zeigefinger der rechten Hand ev. seinen Fingerabdruck unter eine Urkunde zu setzen. In gewissen Gegenden, z. B. in Indien, verlangen die Beh\u00f6rden neben der Unterschrift noch \u00a9inen Fingerabdruck, da erster\u00a9 gef\u00e4lscht sein kann, letzterer nicht. In England werden seit Jahresfrist die Fingerabdr\u00fccke gewisser Verbrecher abgenommen und registriert zwecks sp\u00e4terer Wiedererkennung. Vor der Bertillonierang hat die Daktyloskopie eine Menge Vorz\u00fcge. W. glaubt, dafs man ihr bald allerorts vor der Anthropom\u00e9trie den Vorzug geben wird. Umffknbach.\nO.Ritschl. Wissenschaftliche Ethik und moralische Gesetzgebung. Grundgedanken einer Kritik der gegenw\u00e4rtigen Ethik. T\u00fcbingen und Leipzig, J. G. B. Mohr (Paul Siebeck). 1903. 43 S. M. 1,00.\nIn der vorliegenden Abhandlung wendet sich der Verf. gegen die Auffassung der Ethik als einer praktischen oder genauer einer Normwissen-","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00c2teraturbericht.\n159\nschaft. Den Ausgangspunkt seiner Ausf\u00fchrungen bildet das Verh\u00e4ltnis zwischen Religion und Wissenschaft. Durch wissenschaftliches Denken und mit wissenschaftlichen Mitteln ist niemals Religion hervorgebracht, gen\u00e4hrt und bewahrt worden. Theologie ist insofern Wissenschaft, als ihr Erkenntnisverfahren und dasjenige in allen anderen Wissenschaften gemeinsame Z\u00fcge aufweist. Die Erkenntnis der Formen des religi\u00f6sen Lebens und deren Zusammenhang untereinander und mit anderen Formen des subjektiven Lebens ist die Aufgabe der theoretischen Religionswissenschaft. \u00c4hnliches gilt von der Ethik als Wissenschaft. Aufgabe aller wissenschaftlichen Ethik kann nur sein, die Formen, nicht auch die Inhalte des sittlichen Lebens zu erforschen.\nNach einer Besprechung des Grundgedankens der Ethik Kants zeigt der Verf., dafs weder aus den landl\u00e4ufigen sittlichen Urteilen noch aus dem Begriff der sogenannten sittlichen G\u00fcter das Wesen der Sittlichkeit erschlossen werden kann. Die Sittlichkeit des Handelns ist nur aus dem diesem zugrunde liegenden guten Willen (Gesinnung) herzuleiten. Mafs-gebend ist der Ausgangspunkt, nicht der Zielpunkt des Willens. Ob die Handlung zugleich einen erstrebten \u00e4ufseren Erfolg hat, ist keine Frage der Sittlichkeit mehr. Der innere Erfolg der als sittlich zu bezeichnenden Handlung besteht in einer R\u00fcckwirkung auf den Willen. Aus jeder Pflichterf\u00fcllung ergibt sich ein Zuwachs zu dem vorhandenen Tugendbesitz. Der immanente Zweck alles sittlichen Handelns ist die zunehmende Versittlichung des eigenen Charakters.\nDer Verf. er\u00f6rtert sodann den Begriff des sittlich Erlaubten und untersucht die Frage nach der Entstehung der wirklichen Sittlichkeit im menschlichen Gemeinschaftsleben. Zwei direkt wirkende Gr\u00fcnde sind es, aus denen die Entstehung der Sittlichkeit zu erkl\u00e4ren ist : der Einflufs der Erziehung und der Einflufs des sittlichen Vorbildes. Die Ursachen, welche die Sittlichkeit bewirken, fafst der Verf. unter dem Begriffe der moralischen Gesetzgebung zusammen.\nDen Schlnfs der Abhandlung bilden Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Bedeutung der Ideale des Lebens f\u00fcr die moralische Gesetzgebung und den Fortschritt der Sittlichkeit von niederen zu h\u00f6heren Stufen.\nSaxinger (Linz).\nN. vaschige et P. Rousseau. \u00c9tudes experimentales sir la tie mentale des\nanimaux. Revue scientifique 10 (24), 787\u2014744; (25), 777\u2014782. 1903.\nMit Recht heben die Autoren hervor, dafs die fr\u00fcher und auch jetzt noch \u00f6fter beliebt\u00a9 Methode, Tierpsychologie in der Weise zu treiben, dafs man anekdotenhafte Berichte \u00fcber merkw\u00fcrdige Leistungen des Tierverstandes sammelt, keine Wissenschaft sei. Das einzig Richtige ist es, Experimente von bestimmten Gesichtspunkten aus anzustellen, etwa in der Art, wie Thorndike (Animal intelligence; Ser. of Monogr. Suppl, of Psychol. Mew. 2 (4), 1898) es getan hat. Dieser Autor sperrte Katzen, Hunde und junge H\u00fchner in K\u00e4fige, w\u00e4hrend sie sich im Hungerzustande befanden, und stellte dann aufserhalb der K\u00e4fige, deren Verlassen m\u00f6glich, aber mehr oder weniger schwierig gemacht war, Nahrungsmittel als Lockspeise auf.","page":159}],"identifier":"lit32631","issued":"1904","language":"de","pages":"158-159","startpages":"158","title":"O. 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