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{"created":"2022-01-31T16:38:08.908880+00:00","id":"lit32632","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 159-160","fulltext":[{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00c2teraturbericht.\n159\nschaft. Den Ausgangspunkt seiner Ausf\u00fchrungen bildet das Verh\u00e4ltnis zwischen Religion und Wissenschaft. Durch wissenschaftliches Denken und mit wissenschaftlichen Mitteln ist niemals Religion hervorgebracht, gen\u00e4hrt und bewahrt worden. Theologie ist insofern Wissenschaft, als ihr Erkenntnisverfahren und dasjenige in allen anderen Wissenschaften gemeinsame Z\u00fcge aufweist. Die Erkenntnis der Formen des religi\u00f6sen Lebens und deren Zusammenhang untereinander und mit anderen Formen des subjektiven Lebens ist die Aufgabe der theoretischen Religionswissenschaft. \u00c4hnliches gilt von der Ethik als Wissenschaft. Aufgabe aller wissenschaftlichen Ethik kann nur sein, die Formen, nicht auch die Inhalte des sittlichen Lebens zu erforschen.\nNach einer Besprechung des Grundgedankens der Ethik Kants zeigt der Verf., dafs weder aus den landl\u00e4ufigen sittlichen Urteilen noch aus dem Begriff der sogenannten sittlichen G\u00fcter das Wesen der Sittlichkeit erschlossen werden kann. Die Sittlichkeit des Handelns ist nur aus dem diesem zugrunde liegenden guten Willen (Gesinnung) herzuleiten. Mafs-gebend ist der Ausgangspunkt, nicht der Zielpunkt des Willens. Ob die Handlung zugleich einen erstrebten \u00e4ufseren Erfolg hat, ist keine Frage der Sittlichkeit mehr. Der innere Erfolg der als sittlich zu bezeichnenden Handlung besteht in einer R\u00fcckwirkung auf den Willen. Aus jeder Pflichterf\u00fcllung ergibt sich ein Zuwachs zu dem vorhandenen Tugendbesitz. Der immanente Zweck alles sittlichen Handelns ist die zunehmende Versittlichung des eigenen Charakters.\nDer Verf. er\u00f6rtert sodann den Begriff des sittlich Erlaubten und untersucht die Frage nach der Entstehung der wirklichen Sittlichkeit im menschlichen Gemeinschaftsleben. Zwei direkt wirkende Gr\u00fcnde sind es, aus denen die Entstehung der Sittlichkeit zu erkl\u00e4ren ist : der Einflufs der Erziehung und der Einflufs des sittlichen Vorbildes. Die Ursachen, welche die Sittlichkeit bewirken, fafst der Verf. unter dem Begriffe der moralischen Gesetzgebung zusammen.\nDen Schlnfs der Abhandlung bilden Ausf\u00fchrungen \u00fcber die Bedeutung der Ideale des Lebens f\u00fcr die moralische Gesetzgebung und den Fortschritt der Sittlichkeit von niederen zu h\u00f6heren Stufen.\nSaxinger (Linz).\nN. vaschige et P. Rousseau. \u00c9tudes experimentales sir la tie mentale des\nanimaux. Revue scientifique 10 (24), 787\u2014744; (25), 777\u2014782. 1903.\nMit Recht heben die Autoren hervor, dafs die fr\u00fcher und auch jetzt noch \u00f6fter beliebt\u00a9 Methode, Tierpsychologie in der Weise zu treiben, dafs man anekdotenhafte Berichte \u00fcber merkw\u00fcrdige Leistungen des Tierverstandes sammelt, keine Wissenschaft sei. Das einzig Richtige ist es, Experimente von bestimmten Gesichtspunkten aus anzustellen, etwa in der Art, wie Thorndike (Animal intelligence; Ser. of Monogr. Suppl, of Psychol. Mew. 2 (4), 1898) es getan hat. Dieser Autor sperrte Katzen, Hunde und junge H\u00fchner in K\u00e4fige, w\u00e4hrend sie sich im Hungerzustande befanden, und stellte dann aufserhalb der K\u00e4fige, deren Verlassen m\u00f6glich, aber mehr oder weniger schwierig gemacht war, Nahrungsmittel als Lockspeise auf.","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nLiteraturbericht\nUm sich aus der ungewohnten Situation zu befreien, mu\u00dften die Tiere gewiss\u00a9 neue Assoziationen bilden, deren Studium di\u00a9 Aufgabe des Experimentators war. Di\u00a9 Katzen geb\u00e4rdeten sich nach der Einspemwg zuerst sehr wild und richteten ihre Anstrengungen mehr auf die Befreiung als auf das Erreichen des Futters, Es gelang einigen nicht, den \u00d6ffnungsmechanismus an ihrem Gef\u00e4ngnis zu entdecken; die \u00fcbrigen zeigten meist bei Wiederholung der Versuche eine zunehmende \u00dcbung in zweckm\u00e4\u00dfigen Bewegungen. Die Hunde verhielten sich wesentlich andere als die Katzen; sie bewiesen insbesondere eine viel gr\u00f6\u00dfere Intelligenz. Am ungeschicktesten waren die H\u00fchnchen, die \u00fcberhaupt auf einer niedrigeren psychischen Stufe stehen. Einige Katzen kehrten, nachdem sie sich befreit und gefressen hatten, freiwillig in den K\u00e4fig zur\u00fcck, aber nur wenn sie anf\u00e4nglich durch die T\u00fcr, nicht wenn sie durch ein Loch in der Wand eingelassen waren. Denjenigen Tieren, welche nicht selbst\u00e4ndig aus dem Kasten entkommen konnten, wurden die dazu n\u00f6tigen Bewegungen der Pfoten gezeigt, jedoch ohne Erfolg. Die Tiere verm\u00f6gen keine Schl\u00fcsse zu machen, obwohl sie Vorstellungen haben und auch, freilich mit M\u00fche, den Sinn gesprochener S\u00e4tze unterscheiden lernen. Was die Zahl gleichzeitig m\u00f6glicher Assoziationen betrifft, so konnten drei Tage alte H\u00fchnchen an einem Tage 10 verschiedene Assoziationen auffassen und am darauf folgenden die entsprechenden Handlungen spontan ausf\u00fchren. Ein Pferd kannte ll\u00f6 verschiedene Signale. Das Gelernte wird von den Tieren wochenlang behalten.\nSchasfbs (Berlin).","page":160}],"identifier":"lit32632","issued":"1904","language":"de","pages":"159-160","startpages":"159","title":"N. Vaschide et P. Rousseau: \u00c9tudes experimentales [Corr.: exp\u00e9rimentales] sur la vie mentale des animaux. Revue scientifique 19 (24), 737-744; (25), 777-782. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:08.908885+00:00"}