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{"created":"2022-01-31T16:34:40.539145+00:00","id":"lit32633","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Heymans","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 216-217","fulltext":[{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nLiteraturbei'khi.\nBewufstseinsformen sich entwickeln l\u00e4fst; und r\u00e4umt der psychischen Kausalit\u00e4t nicht blofs einen bescheidenen Plate, sondern selbst die Alleinherrschaft ein. Er bietet dementsprechend die nat\u00fcrliche Grundlage f\u00fcr eine in doppeltem Sinne einheitliche Weitenffasaung, f\u00fcr welche nicht nur alles Seiende Einer, n\u00e4mlicher geistiger Natur ist, sondern f\u00fcr welche auch die individuellen Seelen mit der gesamten \u00fcbrigen Welt ein einziges System bilden, dessen Kontinuit\u00e4t und Zusammenhang durch die Kontinuit\u00e4t und den Zusammenhang der physischen Welt symbolisch dargestellt werden. Allerdings bleiben ungel\u00f6ste Probleme zur\u00fcck : so die Frage, ob der unendlichen Verwicklung der Gehirnprozesse eine gleich unendliche Verwicklung der Bewufstaeinsprozesse zur Seite stehe ; die andere, wie die geistigen Vorg\u00e4nge zu denken seien, welchen die Erscheinungen der anorganischen Natur entsprechen; und die dritte, wie aus der kontinuierlichen Welt der psychischen Dinge-an-sich die Individuellen Bewufstseinskonzentrationen sich entwickeln k\u00f6nnen. Aber der Verf. h\u00e4lt diese Probleme nicht f\u00fcr unl\u00f6sbar, und er er\u00f6ffnet die Aussicht auf ein sp\u00e4teres Buch, in welchem dieselben eine angemessene Behandlung finden sollen. \u2014 Es gereicht dem Bef. zur 'besonderen Freude, feststellen zu k\u00f6nnen, dafs die Ansichten des Verf. nahezu vollst\u00e4ndig und oft bis Ins einzelne hinein mit denjenigen \u00fcbereinstimmen, welche er selbst in seinem Parallelismusartikel (diese Zeitschrift 17), in zahlreichen kritischen Besprechungen, zum Teil auch in seinem, erkenntnistheoretischen Hauptwerke entwickelt hat; diese \u00dcbereinstimmung ist um so auffallender und f\u00fcr die Sache um so bedeutsamer, da die betreffenden Schriften offenbar dem Verf. vollst\u00e4ndig unbekannt geblieben sind. Darin liegt eine Gew\u00e4hr, zwar nicht ohne weiteres f\u00fcr die Richtigkeit, wohl aber f\u00fcr die Nat\u00fcrlichkeit, die Einfachheit und die Einheitlichkeit der in Frage stehenden Theorie. Hkymans (Groningen).\nG. Stumpf. Mb and Seele. 1er Eitwicklangigedinke in der gegenw\u00e4rtigen Philosophie. Zwei Beden. 2. Au fl. Leipzig, Barth, 1903. 88. 8.\nDie beiden hier in zweiter Auflage vorliegenden Reden sind so allgemein bekannt, dafs ein Referat sich f\u00fcglich auf dasjenige beschr\u00e4nken kann, was zum. urspr\u00fcnglichen Text hinzugekommen, bzw. in demselben ge\u00e4ndert worden ist. Dies betrifft, soweit ich sehe, haupts\u00e4chlich den \u201esensualistischen\u201c (auf Mach zur\u00fcckgef\u00fchrten) und den \u201eidealistischen, besser psychistischen Monismus\u201c. Jener wurde in der urspr\u00fcnglichen M\u00fcnchener Rede bereits erw\u00e4hnt, aber nur mit der Bemerkung zur\u00fcckgewiesen, dafs die Unterscheidung einer subjektiven und einer objektiven Welt, sowie die Anerkennung der zwischen beiden obwaltenden Beziehungen f\u00fcr keine Theorie zu umgehen sei; jetzt wird statt dessen ausgef\u00fchrt, dafs die beiden S\u00e4tze, auf welche die Theorie sich st\u00fctzt: derjenige von der Gesetzm\u00e4fsigkeit der gegebenen Empfindungswelt, und der andere von der M\u00f6glichkeit, alles Psychische auf Empfindungen zu reduzieren, selbst keine St\u00fctze in den Tatsachen besitzen. Von dem idealistischen Monismus dagegen war in 1896 \u00fcberhaupt noch kein\u00a9 Rede; derselbe wird jetzt (wie auch bereits in der zweiten Rede von 1899) als kriegf\u00fchrende Partei anerkannt, jedoch nur mit der Absicht, ihn sofort durch einen entscheidenden Streich wieder zum Verschwinden zu bringen. \u201eWer sieht nicht, dafs dann","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n217\ndie Licke wieder klafft zwischen dem, ewigen Allgemeinbewufstsein (der fr\u00fcheren Materie) und dem. zeitlich entstehenden Einzelbewufstsein? daf\u00bb die Entstehung des letzteren genau dieselbe Schwierigkeit nur mit anderen Worten wiederbringt? dafs \u00fcberhaupt diese ganze Umdeutung der Materie ein blofses Spiel mit Worten ist?\u201c (1899'. Und weiter: \u201eKann man das K\u00f6rperliche \u00dcberhaupt wegdekretieren? Sind Erscheinungen ein absolutes Nichts, sind Ausdehnung, Gestalt, Farbe nun wirklich ganz aus der Welt verschwunden? Wenn nicht, wo bleibt der Monismus? . . . Und sind wir nas, aufrichtig gesprochen, \u00fcber das Verh\u00e4ltnis jetzt klarer wie vorher? Warum mufs denn das Wesen \u00fcberhaupt erscheinen und so verschieden von. sich selbst erscheinen?\u201c (1903). Dem Bef. kommt es vor, als ob der Verf. die Wehrmittel der Partei, welch\u00a9 er bek\u00e4mpft, doch etwas untersch\u00e4tzt h\u00e4tte. Er gestattet sich zu bemerken : zum ersten, dafs in der Tat die vor\u00fcbergehende Absonderung von Einzelbewufstseinen aus einem Gesamtbewufstsein (wie wir sie t\u00e4glich bei jeder Konzentration der Aufmerksamkeit, viel ausgesprochener aber im hysterischen Krankheitsbilde feststellen k\u00f6nnen) bedeutend weniger unbegreiflich ist als eine Entstehung des Bewufstseins aus einer rein physischen Materie; zum zweiten, dafs die physischen Erscheinungen gewifs \u201eetwas\u201c sind, n\u00e4mlich Wahrnehmungen in menschlichen und tierischen Bewufstseinen, dafs sie aber eben dadurch sowohl mit ihren gleichfalls als psychisch vorausgesetzten \u00e4ufseren Ursachen, wie mit allen direkt gegebenen psychischen Prozessen sich Einem Begriffe subsumieren; und zum Dritten, dafs das Verh\u00e4ltnis zwischen Wesen und Erscheinung sich vollst\u00e4ndig demjenigen zwischen Ursache und Wirkung unterordnet, und demnach genau so klar oder unklar ist wie dieses, dessen nun doch einmal keine Theorie entraten kann.\nHeymans (Groningen).\nTh. Ziehen. filer die allgemeinen Beziehungea zwischen Gehirn und Seelenleben. Leipzig, J. A. Barth. 1902. 66 S.\nNach einer ausf\u00fchrlichen, manches Neue bringenden \u00dcbersicht der historischen Entwicklung des im Titel der vorliegenden Schrift genannten Probl\u00e8mes, werden die wichtigsten L\u00f6sungsversuch\u00a9 vorgef\u00fchrt und einer kritischen Besprechung unterzogen. Dieselben werden in dualistische und monistisch\u00a9 \u00a9ingeteilt; der ersteren Grupp\u00a9 werden der reine (realistische) Parallelismus und di\u00a9 Wechselwirkungslehre, der zweiten der Materialismus, der Spiritualismus und der Idealismus zugerechnet. Dem reinen Parallelismus wird haupts\u00e4chlich die K\u00fcrz\u00a9 der psychischen im Vergleich mit der physischen Erscheinungsreihe, welche sich nur durch die mit einem inneren Widerspruch behaftete Annahme eines Unbewufst-psychischen verhelfen lasse \u2014, der Wechselwirkungslehre die Geschlossenheit der Gehirnkausalit\u00e4t entgegengehalten ; der Materialismus scheitere m der Unbegreiflichkeit der Entstehung psychischer Prozesse aus materiellen Ursachen, und \u00fcber die Aussichtslosigkeit aller spiritualistischen Versuche seien kein\u00a9 Worte zu verlieren. Ebensowenig wie diese, seien aber auch einig\u00ae blofs scheinbar-monistische Theorien (Spinoza, Spencer, Fichhrr), welch\u00a9 statt Beweise nur verlockend\u00a9 Vergleiche bieten, dazu geeignet, \u00fcber die vorliegende Frage Licht zu verbreiten. So bleibe","page":217}],"identifier":"lit32633","issued":"1904","language":"de","pages":"216-217","startpages":"216","title":"C. Stumpf: Leib und Seele. Der Entwicklungsgedanke in der gegenw\u00e4rtigen Philosophie. Zwei Reden. 2. Aufl. Leipzig, Barth, 1903. 38 S.","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:40.539151+00:00"}