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{"created":"2022-01-31T16:37:36.231817+00:00","id":"lit32636","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 218-221","fulltext":[{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nLiteratwrberkht\n\u25a0denn nur dl\u00a9 idealistische Auffassung zur\u00fcck, welche feststellt, dafs uns nur Psychisches gegeben ist, und daraus ableitet, dafs wir gezwungen sind, \u201eim\u201c Psychischen zu. \u201ebleiben\u201c, also uns mit einer \u201eimmanenten\u201c Philosophie zu begn\u00fcgen. Zum Schiufa werden di\u00a9 Grundlinien dieser immanenten Philosophie, wie sie vom Vert in seiner \u201ePsychophysiologischen Erkenntnistheorie\u201c dargelegt worden sind, in aller K\u00fcrz\u00a9 angedeutet und erl\u00e4utert.\tHbymans (Groningen),\nE. Verms. Farbenmischung infolge der chromatischen Aberration dos Algol\u00ab\nPfl\u00fcgers Archiv 88, 403\u2014410. 1903,\nBringt man 3\u201410 mm breite abwechselnd auf geklebte blaue und gelbe Papierstreifen in den Nahpunkt des Auges, welches f\u00fcr \u00a9inen ferneren Punkt akkommodiert ist, so erscheint an der verschwommenen Grenzlinie der Streifenpaare ein hellviolett oder rosa gef\u00e4rbter Saum, Er geh\u00f6rt dein blauen. Streifen an, wovon man sich bei Fixieren der Grenzlinie' \u00fcberzeugt Bei einiger \u00dcbung bemerkt man ferner im. Gelb einen, gr\u00fcnen Baum, Ben negativen Nachbildern und dem, Kontrast kommt keine wesentliche Rolle hei der Erscheinung zu, da es sich, um, komplement\u00e4re Farben handelt, und die Blickrichtung fixiert werden kann. Vielmehr treten infolge der chromatischen Aberration des Auges an der Grenzlinie farbige \u201ephysikalische\u201c Zerstreuungskreise auf, von denen, der rot\u00a9 Saum am. meisten zur Geltung kommt und mit dem Blau des Streifens Farbenmischung gibt Die Qualit\u00e4t der Mischfarbe h\u00e4ngt vom Ton und S\u00e4ttigungsunterschied der verwendeten Farben, sowie vom Akkommodationsgrade ab. Auch wenn di\u00a9 H\u00e4lfte der Pupille von oben, oder von. unten her verdeckt wird, tritt der gr\u00fcne und violett\u00a9 Saum im gelben und blauen Streifen auf. Weniger leicht ist die von der chromatischen Aberration abh\u00e4ngige Farbenmischung mit Rot und Blaugr\u00fcn zu erzielen wegen des weniger g\u00fcnstigen Helligkeitsund Sftttigungsverh\u00e4ltni8ses.\tW, Trendelenburg (Freiburg i. Br.),\nMax. Levy. Oker einen zweiten Typn des anomalen trieiromatiaihem Farben-systems nelst einigen Bemerkungen \u00fcber den schwachen Farbensinn.\nDissertation, Freiburg i. Br. 1903. 63 S.\nDer Verf. leitet sein\u00a9 interessanten und theoretisch bedeutsamen Darlegungen mit einem Abrifs der geschichtlichen Entwicklung \u00a9In, welche unsere Kenntnisse \u00fcber die anomalen trichromatischen System\u00a9 genommen haben. Lord Rayleigh, welcher zur Untersuchung bereits di\u00a9 Jetzt noch gebr\u00e4uchlich\u00a9 und diagnostisch ausgezeichnet verwertbare Methode benutzte, Gleichungen zwischen spektralem Gelb einerseits und einer Mischung von Rot und Gr\u00fcn andererseits einstellen zu lassen, konstatiert\u00a9 zwei neue Anomalien des Farbensinnes, welch\u00a9 von Farbenblindheit durchaus verschieden sind und in entgegengesetzten Richtungen vom normalen Typus ab weichen : die eine Gruppe, vertreten durch 5 Individuen, nahm bei Einstellung der genannten Gleichung betr\u00e4chtlich mehr Gr\u00fcn in die Mischung, die andere aber (2 Personen) erheblich mehr Rot als der Normale. Donderb beobachtet\u00a9 ebenfalls anomale Trichromasie, fand aber nur die durch di\u00a9 erste RAYLEiOHsche Gruppe repr\u00e4sentierte Anomalie wieder auf","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n219\nund erkl\u00e4rte sie als Abweichung in der Beschaffenheit der optischen Substanzen. Auch Mmum konstatierte die fraglichen Typendifferenzen, kommt aber zu theoretischen Folgerungen, welche denen Don debs\u2019 entgegengesetzt lauten. W\u00e4hrend Bonbiss Differenzen in der Beschaffenheit der \u00dfehsubstanzen f\u00fcr die Unterschiede der Farbensystem\u00a9 verantwortlich macht, gibt Hering sowohl f\u00fcr die Typenunterschiede unter den Farbenblinden (Bot- und Gr\u00fcnblinde) wie f\u00fcr die von Donbbss beschriebene Abweichung vom normalen Farbensystem eine rein physikalische Erkl\u00e4rung: Bi\u00a9 bei verschiedenen Individuen verschiedene selektive Absorption der verschiedenwelligen Lichter durch das Makulapigment soll es bedingen, dafs jene individuellen Unterschiede des Farbensinnes zur Beobachtung gelangen, welche bei. den Farbent\u00fcchtigen als \u201erelative Gelbsiehtigkeit\u201c (anomale Trichromasie) und \u201erelative Blau Wichtigkeit\u201c (normales System) bezeichnet werden und welche die Farbenblinden in relativ gelbsichtige Rotgr\u00fcnblinde (Gr\u00fcnblinde) und relativ blausichtige Rotgr\u00fcnblinde (Rot-blinde) 'kennen lassen. Nat\u00fcrlich m\u00fcssen nach dieser Vorstellung \u2014 und Hebjng behauptete dieses auch \u2014 zwischen den extremen Repr\u00e4sentanten dieser Typen der Farbent\u00fcchtigen wie der Farbenblinden all\u00a9 \u00dcbergangs-formen existieren. K\u00f6nig bestritt auf Grund ausgedehnter systematischer Versuchsreihen die tats\u00e4chlich\u00a9 Richtigkeit dieser letzten Angaben Herings, Indem er nachwies, dafs die Farbenblinden in zwei scharf gesondert\u00a9 Typen zerfallen, zwischen denen \u00dcberg\u00e4nge nicht verkommen; er macht\u00a9 es dann auch f\u00fcr di\u00a9 System\u00a9 der Farbent\u00fcchtigen wahrscheinlich, dafs das. normale und anomal\u00a9 trichromatische System durch bestimmt\u00a9 und typisch\u00a9 Unterschied\u00a9 \u00fcbergangslos voneinander geschieden sind. Zugleich gelang es K\u00f6nig zu zeigen, dafs der Unterschied zwischen normalem Farbensystem und anomaler Trichromasie auf Differenzen in den Erregbarkeitsverh\u00e4ltnissen der \u201eGr\u00fcnkomponente\u201c und zwar dieser allein, nicht auch, der \u201eRotkomponente\u201c beruht, ein\u00a9 Tatsache, di\u00a9 leicht mit der Hblmholtz-schen, unm\u00f6glich aber mit der HiantGschen Farbentheorie in Einklang zu bringen ist, denn letztere Theorie fordert, mit der Annahme einer \u201eRotgr\u00fcn-iomponente\u201c, dafs bei ver\u00e4nderter Beschaffenheit einer Empfindung auch .die gegenfarbige sich ver\u00e4ndert darstellt. Dies\u00a9 Schwierigkeit suchte Hbbing, wie oben gezeigt, durch di\u00a9 Aufstellung jener rein physikalischen Erkl\u00e4rung der Typendifferenzen (Makulaabsorpsionj zu umgehen, die Funktion der eigentlichen Sehsubstanzen also als unbeeinflufst hinzusteilen.\nWenn schon Dondrbs zu entgegengesetzten Schl\u00fcssen gelangt, so bewies von Kbies bindend di\u00a9 Unhaltbarkeit der Hbbing sehen Erkl\u00e4rungs-weise. Er zeigte, dafs di\u00a9 Differenzen der beiden trichromatischen Systeme aufserordentlich grofs und durch kein\u00a9 Zwischenformen verbunden sind, dafs bei Ausschaltung des farbent\u00fcchtigen Apparates, aber Nichtaus-achaltung des Makulaeinflusses durch Untersuchung im D\u00e4mmerungssehen, die Typenunterschiede verschwinden, dafs mithin der farbenperzipierenden Sehsubstanzen, nicht das Makulapigment f\u00fcr die Typendifferenzen verantwortlich sind. Auch die Tatsache, dafs das braune Makulapigment gerade die Lichter, an denen die Typendifferenzen ausschliefslich hervortreten, n\u00e4mlich die langwelligen gar nicht absorbiert, wird, wie schon Helmholtz es tat, gegen Hebin\u00fcs Ansicht ins Feld gef\u00fchrt.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nLiteraturbericht\nAbsolut beweisend gegen den Einflufs des Makulapigmentes spricht endlich die Feststellung, dafs bei Einstellung von Gleichungen zwischen einer Rot-Gr\u00fcnmischung einerseits und den zwischen diesen Komponenten liegenden einzelnen homogenen Lichtern andererseits der Unterschied zwischen normalen und anomalen Trichromaten nicht durch eine f\u00fcr alle\nGr\u00fcn\nGleichungen konstante Proportion der Quotienten\trum Ausdruck\nkam. Das letztere h\u00e4tte bei rein physikalischer Absorption notwendig der Fall sein m\u00fcssen, denn der Absorptionskoeffizient ist unabh\u00e4ngig von der Intensit\u00e4t des Lichtes.\nWar nun auch die von Hering angegebene und durch den angeblich gleichartigen Einflefe der Makulaabsorption begr\u00fcndete Analogie zwischen den Typen der Farben t\u00fcchtigen (normale und anomale Trichromaten) und denen der Farbenblinden (Rot- und Gr\u00fcnblinde) nach diesen Ausf\u00fchrungen hinf\u00e4llig geworden, so machte doch Tschirmas neuerdings den Versuch, durch eine andere Parallele diese Analogie zu retten. Er meinte, anomale Trichromaten und Gr\u00fcnblinde zeichneten sich durch schnelle und ausgiebige Dunkeladaptation, Normale und Rotblinde aber durch langsame und geringe Adaptation aus. Die Unhaltbarkeit dieser Ansicht tat indessen Piper dar und g\u00e4nzlich unbegr\u00fcndet mufs der Versuch der bezeiebneten Analogiekonstruktion erscheinen, wenn jetzt Levy den Nachweis von nicht zwei, sondern mindestens drei verschiedenen tri chromatischen Systemen erbringt.\nDi\u00a9 Versuch\u00a9 begannen mit Gleichungseinstellungen zwischen einer Rotgr\u00fcnmischung und homogenen Lichtern, welche im Spektrum zwischen den Mischungskomponenten liegen. Der Verf. bedurfte f\u00fcr sein\u00a9 anomalen Sehorgane in jeder Mischung erheblich mehr Rot und weniger Gr\u00fcn als\nder Normale; das Verh\u00e4ltnis der Quotienten ^ ^ , welche sich aus den\nBeobachtungen des Normalen und des Verfassers ergaben, war kein konstantes, die Anomalie war also in di\u00a9 Sehsubstanzen zu lokalisieren, nicht aber auf Absorption in den Medien zur\u00fcckzuf\u00fchren. Bei Beobachtung durch ein absorbierendes Medium (gr\u00fcnes Glas) blieben di\u00a9 charakteristischen Unterschiede zwischen normalem und anomalem Beobachter bestehen. Nach Anstellung \u00e4hnlicher Versuche mit Lichtern des brechbaren Spektralgebietes, in welchen die Unterschiede zwischen Normalen und Anomalen verschwinden, liefe sich der Schlufs ziehen, dafs di\u00a9 neue Anomalie sich als Abweichung vom normalen im ersten und zweiten Drittel des Spektrums geltend macht, im brechbarsten Teile aber nicht zum Ausdruck kommt. Wahrscheinlich handelt es sich um den von Lord Baylmo\u00e4 bereits beschriebenen, von Dondkrs, K\u00f6nig und Hering aber nicht wieder beobachteten Typus anomaler Trichromasie.\nDie \u201ePeripheriewerte\u201c wurden derart bestimmt, dafs die Lichtintensit\u00e4t eines in homogener Spektralfarbe leuchtenden Fleckes auf welfsem Grunde so lange ge\u00e4ndert W\u00fcrde, bis er bei Beobachtung mit peripheren, total farbenblinden Netzhautteilen verschwand, also mit dem umgebenden Weil\u00ab gleichen Reizwert hatte. Es ergab sich, dafs das anomale System des Verf. auch in diesem Punkte deutlich vom normalen Typus abwich, indem lang*","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"LUeratwrbericht.\n221\nwelliges Licht relativ geringen Heizwert aufwies. Das Reizwertmaximum lag betr\u00e4chtlich nach dem. brechbaren, Ende des Spektrums hin verschoben und das ganze Verhalten, n\u00e4herte sich stark dem des Protsnopen an.\nDie D\u00e4mmerangswerte stimmten mit denen aller anderen bekannten Typen vollkommen genug \u00fcberein, um jede Anomalie des \u201eDunkelapparatesu auszuschiiefsen.\nNach allen Versuchsergebnissen kann es nicht zweifelhaft sein, dafs das hier beschriebene, anomale triehromatische System dem protanopiscben sehr nahe steht und es d\u00fcrfte wohl anzunehmen sein, dafs die Rotkomponente im vorliegenden Fall derart von der normalen Beschaffenheit .abweicht, dafs ihre Erregbarkeitsverh\u00e4ltnisse stark derjenigen der Gr\u00fcn-kemponente \u00e4hnlich sind, dafs also die Rotkurve bei graphischer Darstellung zum brechbaren Spektralende hin verschoben und. der Gr\u00fcnkurve stark angen\u00e4hert erscheinen, m\u00fcfste. Indessen sind zur sicheren Entscheidung dieser .Fragen noch weitere Versuche notwendig.\nUm, auf \u201eschwachen Farbensinn\u201c, welcher durch mangelhafte Unter schiedsempfindlichkeit f\u00fcr Farben definiert ist, zu. untersuchen, wurden Gleichungen in der Weise eingestellt, dafs zu. einer gegebenen homogenen Farbe im \u00a9inen. Felde die gleiche im anderen aufgesucht werden mufste. Der Verf. stand bei solchen Versuchen, die Lichter von. 189\u2014496 ftp betrafen, keineswegs an Unterschiedsempfindlichkeit hinter den Vertretern normaler Farbensysteme zur\u00fcck. Dagegen lag die Schwelle f\u00fcr die Wahrnehmbarkeit roter Pigmentpapiere erheblich h\u00f6her als beim Normalen. Hier zeigt\u00a9 sich also wieder die schon erw\u00e4hnte, der des Profcanopen \u00e4hnliche Un ter Wertigkeit von neuem. Gab man aber den, Pigmenten durch geeignet\u00a9 Anordnungen Helligkeiten, welche f\u00fcr Normalen, und Anomalen subjektiv gleich waren, machte man mithin die Farbe f\u00fcr die Beobachtung des Anomalen um einen seiner Rot-Minderempfindlichkeit entsprechenden Betrag heller, so wurde die Wahrnehmbarkeitsschwelle dieselbe ; also auch im Gebiet der langwelligen Lichter besteht keine Differenz der Unterschiedsempfindlichkeit. Die Abh\u00e4ngigkeit der Farbenschwelle von Lichtintensit\u00e4t und Fiftchengr\u00f6fse des Objektes erwies eich f\u00fcr den Anomalen als denselben. Gesetzen unterworfen, die f\u00fcr den Normalen gelten.\nNach allem Gesagten handelt es sich also um eine Anomalie des Farbensinnes, welche keineswegs mit Herabsetzung der Unterschieds-empfindlichkeit verkn\u00fcpft ist, sondern als scharf umrissenes, festes System aufzufassen ist. Scheint es, als ob die bisher bekannte Form der anomalen Trichromasie durch ein\u00a9 Ver\u00e4nderung der ErregbarkeitsVerh\u00e4ltnisse der Gr\u00fcnkomponente charakterisiert ist, so deuten alle Beobachtungen am hier beschriebenen Typus darauf Mn, dafs es sich um ver\u00e4ndert\u00a9 Erregbarkeit der Rotkomponent\u00a9 im Sinne der HaLMHOLTzschen Theorie handelt. Da alle neuen. Feststellungen \u00fcber di\u00a9 verschiedenen Formen anomaler Trichromasie im. Streite \u00fcber die Farbentheorien besonder\u00a9 Bedeutung erlangen zu sollen scheinen, so bedeutet di\u00a9 mit so erprobten Methoden systematisch durchgef\u00fchrt\u00a9 Untersuchung dieser neuen Anomalie zweifellos einen Schritt vorw\u00e4rts und mufs als ein. recht wertvoller Beitrag zur L\u00f6sung des so verwickelten Farben problems anerkannt werden.\tH. Pipkr (Berlin).","page":221}],"identifier":"lit32636","issued":"1904","language":"de","pages":"218-221","startpages":"218","title":"Max Levy: \u00dcber einen zweiten Typus des anomalen trichromatischen Farbensystems nebst einigen Bemerkungen \u00fcber den schwachen Farbensinn. Dissertation, Freiburg i. Br. 1903. 63 S.","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:36.231823+00:00"}