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{"created":"2022-01-31T14:40:31.713772+00:00","id":"lit32648","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 235-236","fulltext":[{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n235\nxn erlangen. Anerkannt\u00a9 Wahrheiten haben geschichtlich stets \u00a9In Vorstadium, in denen sich nur wenige um ihr\u00a9 Erforschung bem\u00fcht haben. Von diesem Gesichtspunkt\u00a9 aus mufs jeder ernsthafte Versuch, in unbekannt\u00a9 Gebiete einzudringen, anerkannt werden, Dies ist besonders bei der schwierigen Frage der sogenannten unbewufsten Seelenvorg\u00e4nge der Fall, bei deren Behandlung leicht theoretische Ideen die einfachen Beobachtungen \u00fcberwuchern.\nMe Bezeichnung okkult darf jedoch nur auf solche psychische Erscheinungen angewandt werden, di\u00a9 \u00bbich aus den bisher ermittelten psycho-logischen nnd psychopathologischen Tatsachen nicht ableiten lassen. Bei den von dem Verf. mitgeteilten Beobachtungen reicht die Erfahrung \u00fcber di\u00a9 Pathologie des Somnambulismus, der larvierten Epilepsie, der psychogenen Zust\u00e4nde, besonders der akzidentellen psychogenen Erscheinungen bei epileptischen Grandleiden usw. im wesentlichen zur Erkl\u00e4rung ans.\nIm Mittelpunkte seiner Beobachtungen steht ein Fall von Somnambulismus bei einer stark Belasteten, die als spiritistisches Medium diente. Ein\u00a9 k\u00f6rperliche Untersuchung auf hysterische Symptom\u00a9 konnte nicht vorgenommen werden. Hach einer genaueren Darstellung der beobachteten Erscheinungen behandelt Verf. den Wachzustand, den Hemi-Somnambulismus, di\u00a9 Halluzinationen, di\u00a9 Charakterver\u00e4nderung, das Verh\u00e4ltnis zum hysterischen Anfall, die Beziehung zu den unbewufsten Pers\u00f6nlichkeiten, den Verlauf, di\u00a9 unbewufste Mehrleistung. Im letzten Kapitel gibt er bemerkenswerte Ausf\u00fchrungen \u00dcber Kryptomnesie. Das Ganze ist \u00a9in lesenswerter Beitrag zur analytischen Behandlung der Psychologie des Unbewufsten.\t\u25a0\tSommbb (Giefsen).\nDupbat. La aigittia: \u00c9tiie i\u00a9 psychologie pathologique. Rev. philos. 55 (5), 498\u2014607. 1908.\nEs bandelt sich um die Beantwortung der Frage: Ist nicht die Verneinung etwas Positives, und sind nicht ihr Mechanismus wie ihr Prinzip \u2022andersartig als die der Bejahung?\nEine Sonderrichtung der Verneinung ist die Nichtwollung (nolition). Manch\u00a9 Menschen, die sich im allgemeinen leicht in ihren Entachliefsungen bestimmen lassen, haben \u00a9inen gewissen Punkt, wo sie der Beeinflussung durch andere z. B. durch Freunde und Bekannte, den energischsten Widerstand entgegensetzen. Sie beharren starrk\u00f6pfig darauf, etwas zu verhindern. Man kann solch\u00a9 Nichtwollungen experimentell hervorbringen. Verf. hat eine suggestible Hysterische beobachtet, der man nur den Alkoholgenufs oder da\u00ae Klatschen zu verbieten brauchte, um bei ihr alsbald den heftigsten Widerstand gegen \u00a9in\u00a9 Verf\u00fchrung zu beiden zu erzeugen. Der h\u00f6chste Grad, der Niehtwollumg offenbart sich im Hegationsdelirium, so z. B. wenn ein\u00a9 Frau behauptet, kein\u00a9 Brust, kein\u00a9 Z\u00e4hne, kein\u00a9 Haare usw. mehr zu haben. Der h\u00f6chst\u00a9 Grad besteht in dem systematischen Sichfestsetzen von solchen Delirien, wo die entsprechenden Kranken sich weigern, Nahrung xu sich im nehmen, sich zu bewegen und f\u00fcr da\u00ae N\u00f6tigste zu sorgen. Geringere Grade haben wir bei denjenigen Individuen, welche Abneigung zeigen gegen alles Neue, gegen Ver\u00e4nderungen, gegen neue Existenz-","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLiteraturberich t.\nbedingungen. Es zeigt sieh Merl\u00bb ein.\u00a9 gewiss\u00a9 geistig\u00ae Faulheit, ein Streben nach dem ,moindre effort*. Die Nichtwollungen haben bisweilen auch ihren Grund in der Abwesenheit von starken und best\u00e4ndigen Begehrungen, so in der Abulie.\nWie die Nichtwollung di\u00a9 M\u00f6glichkeit einer Aktion in sich schliefst, der sie widerstrebt, so setzt die Negation \u00a9In\u00a9 Affirmation voraus. Wie diese braucht auch die kontr\u00e4re Affirmation nicht formuliert zu werden, damit die Negation zutage tritt. Schon die M\u00f6glichkeit einer Synthese gen\u00fcgt, damit der Geist den objektiven Wert derselben leugnet. Di\u00ae Negation tut jedoch mehr, als daft sie nur eine formulierte Synthese zur\u00fcck weist, sie verhindert die Objektivierung, Verallgemeinerung derselben, \u00e4hnlich wie die Nichtwollung der Realisierung eines Planes, der Befriedigung einer Tendenz Hindernisse in den Weg legt.\nDie Klassifikation und die induktive Methode schreitet durch Negation vorw\u00e4rts, indem sie verschiedene M\u00f6glichkeiten und Hypothesen aufstcllt und von ihnen nur diejenigen festh\u00e4lt, welche ihr richtig und wahrscheinlich d\u00fcnken. So gelangte Linn\u00e9 durch Negation zu der Klasse der W\u00fcrmer und vereinigte daselbst Tiere, welche keine wesentlichen Eigenschaften gemeinsam haben,\nDie Negation w\u00fcrde nicht existieren, wenn die Nichtwollung, di\u00a9 Tab sache der Verhinderung bestimmter Bewegungen, Akte, Pl\u00e4ne nicht auf nat\u00fcrlich\u00a9 Weise in uni entst\u00fcnde als Folg\u00a9 unserer Abneigungen.\nEine Art der Negation, welche man selten formuliert findet, welch\u00ae aber einen grofsen Einflufs auf das menschlich\u00a9 Denken besitzt, ist das Prinzip des Zur\u00fcckweisens alles dessen, was unsymmetrisch, unordentlich und unkoordiniert ist.\nDie krankhaft\u00a9 Zweifelsucht ist ein Mittelding zwischen Wollung und Nichtwollung, sie bildet die \u00dcbertreibung des momentanen Zustandes de\u00ae Zweifels.\tGiessi.kh (Erfurt).\nP. Nakckk. Zar Physio-Psychologie 1er Todezstuiie. Archiv f\u00fcr Kriminal-\nAnthropologie und Kriminalistik 12, 287\u2014308. 1908.\nVerf. hat es sich angelegen sein lassen, ein\u00a9 gr\u00f6fsere Anzahl von Momenten zu sammeln, welche sich auf di\u00a9 k\u00f6rperlichen und seelischen Vorg\u00e4nge eines sterbenden Menschen w\u00e4hrend dessen letzter Lebensstundo beziehen. Es ist dies um so dankenswerter, als wir dar\u00fcber bisher noch, so wenig wissen. Einige besondere interessante Punkte darin seien Mer hervorgehoben :\nDie kurz vor dem. Tod\u00a9 eintretende Bewufstsemstrftbung kann verschiedener Art sein. Entweder sie besteht in einem trau unartigen Zustande\u00bb innerhalb dessen der Sterbend\u00a9 nur hin und wieder \u00a9inen klaren Augenblick hat, oder der Sterbende ist sich voll bewufst, vermag aber vor Schw\u00e4che nicht zu sprechen, noch sich zu r\u00fchren, oder er deliriert, tr\u00e4umt laut scheinbar Unzusammenh\u00e4ngendes. Es ist wahrscheinlich, dafs, wie all\u00a9 Empfindungen, Sinne und Organe vom Komplizierteren immer mehr und mehr zum Einfacheren absterben, so auch hier die j\u00fcngsten Ged\u00e4chtnis-schichten schwinden und fr\u00fchere Jugenderinnerungen wieder auftauchen*","page":236}],"identifier":"lit32648","issued":"1904","language":"de","pages":"235-236","startpages":"235","title":"Duprat: La n\u00e9gation: \u00c9tude de psychologie pathologique. Rev. philos. 55 (5), 498-507. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:31.713778+00:00"}