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{"created":"2022-01-31T13:49:26.290151+00:00","id":"lit32649","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 236-237","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLiteraturberich t.\nbedingungen. Es zeigt sieh Merl\u00bb ein.\u00a9 gewiss\u00a9 geistig\u00ae Faulheit, ein Streben nach dem ,moindre effort*. Die Nichtwollungen haben bisweilen auch ihren Grund in der Abwesenheit von starken und best\u00e4ndigen Begehrungen, so in der Abulie.\nWie die Nichtwollung di\u00a9 M\u00f6glichkeit einer Aktion in sich schliefst, der sie widerstrebt, so setzt die Negation \u00a9In\u00a9 Affirmation voraus. Wie diese braucht auch die kontr\u00e4re Affirmation nicht formuliert zu werden, damit die Negation zutage tritt. Schon die M\u00f6glichkeit einer Synthese gen\u00fcgt, damit der Geist den objektiven Wert derselben leugnet. Di\u00ae Negation tut jedoch mehr, als daft sie nur eine formulierte Synthese zur\u00fcck weist, sie verhindert die Objektivierung, Verallgemeinerung derselben, \u00e4hnlich wie die Nichtwollung der Realisierung eines Planes, der Befriedigung einer Tendenz Hindernisse in den Weg legt.\nDie Klassifikation und die induktive Methode schreitet durch Negation vorw\u00e4rts, indem sie verschiedene M\u00f6glichkeiten und Hypothesen aufstcllt und von ihnen nur diejenigen festh\u00e4lt, welche ihr richtig und wahrscheinlich d\u00fcnken. So gelangte Linn\u00e9 durch Negation zu der Klasse der W\u00fcrmer und vereinigte daselbst Tiere, welche keine wesentlichen Eigenschaften gemeinsam haben,\nDie Negation w\u00fcrde nicht existieren, wenn die Nichtwollung, di\u00a9 Tab sache der Verhinderung bestimmter Bewegungen, Akte, Pl\u00e4ne nicht auf nat\u00fcrlich\u00a9 Weise in uni entst\u00fcnde als Folg\u00a9 unserer Abneigungen.\nEine Art der Negation, welche man selten formuliert findet, welch\u00ae aber einen grofsen Einflufs auf das menschlich\u00a9 Denken besitzt, ist das Prinzip des Zur\u00fcckweisens alles dessen, was unsymmetrisch, unordentlich und unkoordiniert ist.\nDie krankhaft\u00a9 Zweifelsucht ist ein Mittelding zwischen Wollung und Nichtwollung, sie bildet die \u00dcbertreibung des momentanen Zustandes de\u00ae Zweifels.\tGiessi.kh (Erfurt).\nP. Nakckk. Zar Physio-Psychologie 1er Todezstuiie. Archiv f\u00fcr Kriminal-\nAnthropologie und Kriminalistik 12, 287\u2014308. 1908.\nVerf. hat es sich angelegen sein lassen, ein\u00a9 gr\u00f6fsere Anzahl von Momenten zu sammeln, welche sich auf di\u00a9 k\u00f6rperlichen und seelischen Vorg\u00e4nge eines sterbenden Menschen w\u00e4hrend dessen letzter Lebensstundo beziehen. Es ist dies um so dankenswerter, als wir dar\u00fcber bisher noch, so wenig wissen. Einige besondere interessante Punkte darin seien Mer hervorgehoben :\nDie kurz vor dem. Tod\u00a9 eintretende Bewufstsemstrftbung kann verschiedener Art sein. Entweder sie besteht in einem trau unartigen Zustande\u00bb innerhalb dessen der Sterbend\u00a9 nur hin und wieder \u00a9inen klaren Augenblick hat, oder der Sterbende ist sich voll bewufst, vermag aber vor Schw\u00e4che nicht zu sprechen, noch sich zu r\u00fchren, oder er deliriert, tr\u00e4umt laut scheinbar Unzusammenh\u00e4ngendes. Es ist wahrscheinlich, dafs, wie all\u00a9 Empfindungen, Sinne und Organe vom Komplizierteren immer mehr und mehr zum Einfacheren absterben, so auch hier die j\u00fcngsten Ged\u00e4chtnis-schichten schwinden und fr\u00fchere Jugenderinnerungen wieder auftauchen*","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n237\nMeist wird, vorn Sterbenden nur Unbedeutendes und Gleichg\u00fcltiges gesprochen. Verf. unterzieht Himi Angaben \u00dcber di\u00a9 in Absttrienien w\u00e4hrend de# Sturzes sich abspielenden seelischen Verginge einer Kritik. Nach N, besteht das Gef\u00fchl der Gl\u00fcckseligkeit nur in, einer Art von angenehmem Schwindelgef\u00fchi, dl\u00a9 Tast- und Schmerzunempfindlichkeit sowie die anfserordentliche Schnelligkeit des Gedankens sind nach ihm h\u00f6chst problematisch. Der verkl\u00e4rte Gesichtsausdruck Sterbender hat im Nachlassen des Muskeltonus nach dem Todeskampfe seinen Grund. Die Todesfurcht ist wahrscheinlich ein Produkt der Kultur. Der Wilde hat sieh bereite im Leben mehr an den Todesgedanken gew\u00f6hnt. Der eigentliche Tod ist schmerzlos. Hierbei, ist Erm\u00fcdung Im Spiel, und die sich, aufdr\u00e4ngende Menge von Kohlens\u00e4ure. Auch bei Tieren, kommen Todeskampf, bei manchen auch Todesfurcht oder Todesempfindungen vor. Am h\u00e4ufigsten tritt heim Menschen der Tod fr\u00fch zwischen 4 und, 7 Uhr ein.\nGikssl&h (Erfurt).\n. \u20acimujig S. Mykbs. (Sinneiphyslologiicher ui psychologischer Till der) Reports \u2022f the Cambridge Anthropological Expedition to Torres Straits. Vol. II. Pt. H.\n(II. Hearing, III. Smell, IV. Taste, VIII. Reaction - Times), 67 S. S.-A.\nWahrend bisher in der anthropologisch-ethnographischen Literatur\n\u00bb\nsich nur wenige Angaben \u00dcber den allgemeinen Charakter der physiologischen und psychophysischen Eigent\u00fcmlichkeiten primitiver Rassen finden, Messungen, nur gelegentlich und meist an einer unzureichenden Individuenzahl gemacht worden sind, hat die anthropologisch\u00a9 Expedition, \u201edie (von Cambridge aus) 1898 die Inseln der Torres - Straf\u00abe besuchte, umfassende Untersuchungen zur vergleichenden Physiologie und Psychologie in ihren Aufgabenkreis einbezogen. Obwohl die gewonnenen Resultate in mancher Hinsicht zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lassen \u2014 was Verf. freim\u00fctig bekennt \u2014 so zeugt doch der vorliegende Bericht von strenger Wissenschaftlichkeit und ist insbesondere methodologisch von hohem Interesse. Die Schwierigkeiten, die sich dem. Experimentator entgegenstellen, wo es sich um ein ambulantes Laboratorium mit m\u00f6glichst einfachem Instrumentarium handelt und \u201eWilde\u201c als Versuchspersonen dienen, liegen auf der Hand. Verf. mufste f\u00fcr viele Versuchsreihen di\u00a9 brauchbarste Methode erst an Ort und Stell\u00a9 ausprobieren, und, um eine sichere Vergleichsbasis zu gewinnen, einen greisen Teil, der Versuche unter analogen Umst\u00e4nden in Europa wiederholen. Gl\u00fccklicherweise kamen auf der Murray-Insel, auf die sich sein Arbeitsgebiet beschr\u00e4nkte, hohe Intelligenz, guter Wille und sichtliches Interesse der Eingeborenen seinen Bestrebungen entgegen.\nDer erste Teil, der Untersuchungen bezog sich auf das Geh\u00f6r. Der gr\u00f6fete Teil der erwachsenen Murray - Insulaner, die als Perlfiseher oftmals in grofse Tiefen tauchen, leidet an Schwerh\u00f6rigkeit, die offenbar auf (verheilte) Rupturen des Trommelfells zur\u00fcckzuf\u00fchren ist. Die H\u00f6rsch\u00e4rfe wurde mit einem PoLiTzxiscben H\u00f6rmesser oder einer Stopuhr gemessen, . die H\u00f6rschwell\u00a9 durch di\u00a9 Entfernung der Schallquelle vom Ohr (in Metern) ausgedr\u00fcckt. Da aufser der auffallend geringen H\u00f6rsch\u00e4rfe der Erwachsenen, \u201edie durch pathologische Ursachen erkl\u00e4rbar ist, auch Kinder verminderte","page":237}],"identifier":"lit32649","issued":"1904","language":"de","pages":"236-237","startpages":"236","title":"P. Naecke: Zur Physio-Psychologie der Todesstunde. Archiv f\u00fcr Kriminal-Anthropologie und Kriminalistik 12, 287-308. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:26.290157+00:00"}