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{"created":"2022-01-31T16:24:28.237793+00:00","id":"lit32667","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kalmus","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 308-309","fulltext":[{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLiteraturberich t\nP, E. Levy, lie nat\u00fcrliche WUleubtidug. EIba praktische Anleitung nr geistigen Heilkunde ni sur Selbstersiehnng. 3. Aufl. (Deutsch von Max Bbahn.) Leipzig, R. Voigtl\u00e4nders Verlag. 1303. IM S. 2 Mk.\nDas vorliegende Buch stellt sich die Aufgabe zu zeigen, dafs wir unseren K\u00f6rper und Geist vor vielen sch\u00e4dlichen Einfl\u00fcssen bewahren, und uns, wenn der \u00a9in\u00a9 oder der ander\u00a9 erkrankt, aus eigener Kraft Linderung oder Heilung verschaffen k\u00f6nnen. Der erst\u00a9 Teil der Arbeit befafst sich mit den theoretischen Grundlagen der Therapie und Hygiene des Geistes. Der Verf. entwickelt hier das Grundgesetz, auf welchem die Psychotherapie beruht und zeigt dann, dafs durch entsprechend\u00a9 Anwendung der Autosuggestion di\u00a9 gleichen Erfolg\u00a9 wie durch die Heterosuggestion erzielt werden. Dm die Leitung des Willens selber besorgen zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir vor allem die Aufmerksamkeit in richtige Bahnen lenken. Di\u00a9 Konzentration der Aufmerksamkeit ist das Mittel, um denjenigen Vorstellungen, die wir uns selbst suggerieren, Kraft zuzuf\u00fchren. Beg\u00fcnstigt wird di\u00a9 Autosuggestion einerseits durch Ruhe, Sammlung und Herbeif\u00fchrung eines leichten, schlaf \u00e4hnlichen Zustandes, andererseits durch Gef\u00fchle, welch\u00a9 mit den betreffenden Vorstellungen verbunden sind,\nHaben wir durch Kr\u00e4ftigung und Erziehung des Willens die Herrschaft \u00fcber uns erlangt, haben wir es gelernt richtig zu wollen, dann m\u00fcssen wir trachten das Erworben\u00a9 zu erhalten. Auch dieses Ziel k\u00f6nnen wir, wie der Verf. ausf\u00fchrt, auf suggestivem Wege erreichen. Die Suggestion ist f\u00fcr di\u00a9 Hygiene des Geistes nicht minder wichtig, wie f\u00fcr di\u00a9 Therapie des Geistes. Endlich bespricht der Verf. die allgemeinen Ursachen der Willensschw\u00e4che und er\u00f6rtert einig\u00a9 Folgerungen, die sich aus der in diesem Buche dargestellten Therapie in medizinischer und moralischer Beziehung ergeben.\nDer zweit\u00a9 Teil des Buches tr\u00e4gt di\u00a9 \u00dcberschrift: Praktisch\u00a9 Anwendungen. Es werden hier Beobachtungen und Erfahrungen aus dem Gebiet\u00a9 der Suggestionstherapie mitgeteilt.\nProfessor Bernheim in Nancy hat \u00a9in Vorwort zu diesem Buche geschrieben, in welchem \u00a9r die Vorz\u00fcge desselben beleuchtet und auf die medizinisch - philosophische Bedeutung des Werkes hin weist.\nSaxinger (Linz).\nHochs. Me Freiheit des Willens fern Standpunkte der Psychopathologie. Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens, herausgegeben von Loewxnpeld und K\u00fcrella 14. 1802. 40 S.\nIn \u00e4ufserst geschickter und anziehender Weis\u00a9 nimmt Hochs das alte Problem der Willensfreiheit vom psychopathologischen Standpunkte aus in Angriff. Er geht von der f\u00fcr den modernen Psychiater selbstverst\u00e4ndlichen Tatsache aus, dafs In den seelischen Vorg\u00e4ngen der Geisteskranken nichts prinzipiell Neues in die Erscheinung tritt. Gleiche Gesetze beherrschen das normale und das krank\u00a9 Seelenleben. Ein breites Grenzgebiet vermittelt den \u00dcbergang. Nicht di\u00a9 einzelnen Symptome, sondern die Analyse der geistigen Pers\u00f6nlichkeit f\u00fchrt zur Diagnose der Geistesst\u00f6rung.\nReflexbewegungen, automatisch\u00a9 Vorg\u00e4nge, Triebhandlungen, reflexoide","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturberich t\n309\nHandlangen sind die niederen, Willensakte die h\u00f6chsten, seelischen Be wegungsformen. Bi\u00a9 Willenshandlung kommt iustan.de durch ein auftauchendes Motiv, assoziativ\u00a9 Erweckung von Vorstellungen mit begleitenden Gef\u00fchlen in Form, der Gegenmotive, Konkurrenz dieser und endliche Ent-8chliefsung. Wille ist keine \u201ezentrale Oberinst&nz\u201c, sondern das unser Handeln begleitende, nicht n\u00e4her zu definierende Bewusstsein der Selbstt\u00e4tigkeit. Die Willenshandlung ist von individuellen Verschiedenheiten, von tief in der Organisation begr\u00fcndeten Eigent\u00fcmlichkeiten abh\u00e4ngig; eie machen den Charakter des Menschen aus und geben den Willensimpulsen die Richtung. Beweisend f\u00fcr di\u00a9 grundlegende Bedeutung der angeborenen Anlage sind die Beobachtungen an den nerv\u00f6sen Grenzf\u00e4llen mit abweichendem Affektleben, Zwangazust\u00e4nden, Kontrastimpulsen und \u00e4hnlichen noch im Bereiche des Normalen liegenden Erscheinungen.\nBas Preiheitsbewufstsein, das haupts\u00e4chlichste Beweisst\u00fcck der Indeterministen, ist \u00a9ine Tatsache der inneren Erfahrung; es schwankt entsprechend der H\u00f6he der Affektbetonung, ist keine momentane Begleit-\u00e4ufserung der Wahlhandlung, sondern ein Produkt der R\u00fcckerinnerung an die Wahlsituation. Daraus allein entstehen vielfache T\u00e4uschungen. Ebenfalls tr\u00fcgerisch ist das Gef\u00fchl der Selbstt\u00e4tigkeit, wie das Studium an Geisteskranken lehrt. Die zu diesem Zwecke geeignetsten Kranken sind die Melancholischen und Manischen, da sie bei intellektueller Klarheit nach Heilung \u00a9ine Verst\u00e4ndigung \u00fcber di\u00a9 subjektiven Erlebnisse erm\u00f6glichen. Der melancholisch Gehemmte hat ein ausgesprochenes Gef\u00fchl der Unfreiheit, das nicht durch Reflexion zustande kommt. Der Maniakus, dessen Willensakte in eminent erleichterter Weise vonstatten gehen, hat ein lebhaftes Gef\u00fchl der Freiheit. In beiden F\u00e4llen aber besteht auf Grund abnormer materieller Hirn Vorg\u00e4nge tats\u00e4chlich psychologische Unfreiheit. Bei den Wahnideen sehen wir objektiv unfreies Geschehen ohne Gef\u00fchl der Unfreiheit; bei den Zwangszust\u00e4nden ohne Erkrankung der Gesamtpers\u00f6nlichkeit \u00a9in isoliertes Gef\u00fchl der Unfreiheit, \u2014 \u201ekurz, es ergibt eich, dafs das subjektive Freiheitsgef\u00fchl, jedenfalls unter abnormen Verh\u00e4ltnissen, in keiner Weise verwendet werden darf als Mafsstab f\u00fcr den Grad der objektiv vorhandenen Freiheit\u201c,\nGegen die Lehr\u00a9 vom intelligiblen Charakter Kants, dem di\u00a9 \u00dfchlufs-bemerkungen gewidmet sind, spricht zun\u00e4chst die Tatsache der grofsen Variabilit\u00e4t des empirischen Charakters. Die gleichen Schwankungen weist das Gewissen auf: beim Paralytiker schwindet es, beim Melancholischen ist es ohne objektive Begr\u00fcndung in gesteigertem Mafs\u00a9 vorhanden; im. zirkul\u00e4ren Irresein ist es bei \u00a9in und demselben Individuum abwechselnd versch\u00e4rft und vermindert. Ba also auch di\u00a9 Gewissensregungen, wie alle Gef\u00fchle, an ver\u00e4nderliche anatomische Bedingungen gekn\u00fcpft sind, ist di\u00a9 Lehre vom intelligible.!! Charakter, der hinter dem empirischen stecke, unbedingt zu. verwerfen. Biese Anschauung hat nichts Erschreckendes. Ethik und Strafrecht bleiben in praxi davon unber\u00fchrt. Der einzelne Mensch bleibt verantwortlich f\u00fcr seine T\u00e4ten.\nKalmus (Hamburg).","page":309}],"identifier":"lit32667","issued":"1904","language":"de","pages":"308-309","startpages":"308","title":"Hoche: Die Freiheit des Willens vom Standpunkte der Psychopathologie. Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens, herausgegeben von Loewenfeld und Kurella 14. 1902. 40 S.","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:28.237799+00:00"}