Open Access
{"created":"2022-01-31T16:22:35.422034+00:00","id":"lit32670","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kalmus","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 311-312","fulltext":[{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n311\nEmpfindung wachrufe. Verf. versucht die Entscheidung dar\u00fcber, welche Theorie der Erfahrung am 'besten entspricht, durch Anf\u00fchrung von f\u00fcnf Fallen \u201esensorischen Irreseins\u201c au f\u00f6rdern. In allen f\u00fcnf F\u00e4llen gingen die Sinnest\u00e4uschungen den St\u00f6rungen des Vorstellungsablaufes voraus. Er glaubt deshalb sich mehr f\u00fcr die Theorie Tambutonis entscheiden au m\u00fcssen.\nAschaffewbubo.\nA. Pitres et E. R\u00e9gis. Lm obaesiioas et les tapilriOM. Paris, Doin. 434 S.\n1902.\nNach bis torisch-kritischer Einleitung definieren die Verff. die Zwangs-Hustende (obsessions) als Krankheitserscheinungen, welche gekennaeichnet sind durch ihr ungewolltes und mit Angst verkn\u00fcpftes Eintreten in das BewuTstsein der Gef\u00fchls- oder der Gedankenwelt, welche zwangsm\u00e4fsig trotz aller Gegenwehr das Ich beherrschen und so eine Art psychischer Dissoziation erzeugen, deren letztes Ende die bewnfste Verdoppelung der Pers\u00f6nlichkeit ist. Zwei grofse Gruppen werden unterschieden : die Phobien (\u00e9tats obs\u00e9dants phobiques), welche emotiven Ursprungs sind, und di\u00a9 Zwangsvorstellungen im engeren Sinne (\u00e9tats obs\u00e9dants id\u00e9atifs ou obsessions), die der intellektuellen Sph\u00e4re entstammen. Jene zerfallen in Panophobien und Monophobien, diese in poly- und monoideelle Formen.\nDie Panophobien setzen einen diffusen Spannungsaustand des Gef\u00fchlslebens voraus ; \u00a9in gleichg\u00fcltiger Umstand gen\u00fcgt, um lebhafte Entladungen hervorzurufen. Allgemeine Angst beherrscht das Bild, im Gegensatz zu den Monophobien, bei denen di\u00a9 Angst sich auf speziell\u00a9 Dinge erstreckt; es wird unterschieden 1. Angst vor Gegenst\u00e4nden (z. B. Messer-, Blut-, Giftangst), 2. Angst vor Orten und Elementen, Krankheiten und Tod,\n3. Angst vor lebenden Wesen (z. B. Menschen, Hunden, M\u00e4usen).\nDie Zwangsvorstellungen im engeren Sinn\u00a9 werden ebenfalls in ihren mannigfachen Erscheinungsformen namhaft gemacht und durch klinische Beispiel\u00a9 erl\u00e4utert Der \u201e\u00e4ngstliche Zweifel\u201c wird als di\u00a9 psychische Grundlage erkannt. Wird die Vorstellung m\u00e4chtiger, so tritt di\u00a9 Bef\u00fcrchtung ein, den Zwangsgedanken in di\u00a9 Tat umsetzen zu m\u00fcssen, und schliefs-Hel kommt es zur Zwangshandlung, die eine gleichg\u00fcltige oder gefahrvolle sein kann, Di\u00a9 Zwangsvorstellung kann mit Halluzinationen verbunden aein. Die Kranken bedienen sich mit wenig Erfolg mannigfacher Abwehr-mittel, den Eintritt der Zwangsvorstellung zu verhindern, di\u00a9 eingetretene zu verdr\u00e4ngen oder wenigstens in ihrer Wirkung abzuschw\u00e4chen.\nDas folgende Kapitel behandelt in breiter Ausf\u00fchrung die \u201eErr\u00f6tungs- \u2022 furcht\u201c. Sie wird f\u00fcr die Mehrzahl der F\u00e4lle den Phobien zugez\u00e4hlt und auf Sympathikusreizung zur\u00fcckgef\u00fchrt.\nAuf Grund statistischer Erhebungen wird festgestellt, dafs di\u00ae Zwangs-rostend\u00a9 nicht, wie Fmto annimmt, auf sexuellen Erlebnissen 'beruhen; denn, in der Mehrzahl der F\u00e4lle setzen sie in der Kindheit ein. Pr\u00e4disponierendes Moment ist erblich\u00a9 Belastung; Gem\u00fctsbewegungen geben den Anlafs.\nDie intellektuell bedingten id\u00e9es fixes sind prognostisch ung\u00fcnstiger als di\u00a9 Phobien; unter diesen bieten di\u00a9 diffusen gegen\u00fcber den systematisierten di\u00a9 besser\u00a9 Aussicht auf Heilung. Sie k\u00f6nnen s\u00e4mtlich Teil-","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nLiterat urberickt.\nerscheinungen oder Vorl\u00e4ufer von Geisteskrankheiten \u00abein. Sie stellen \u00abinen krankhaften Mittelzustand dar zwischen Neuro* and Psychopathien.\nDer zweite Hauptabschnitt de\u00ab Bach\u00ab besch\u00e4ftigt \u00abich mit den Trieb-handlangen f impulsions; : sie sind endogen, von swingendem Charakter, dem Wesen des Individuums fremd, meist beweist and ungewollt. Man unterscheidet instinktive, automatische, emotive und intellektuelle Triebhandlungen, oder besser: rein motorische, peyeho-motorische und psychische. Za den psychischen geh\u00f6rt die oben genannte rar Tat gewordene Zwangsvorstellung (obsession impulsive:. Die Objekte der triebhaften Handlungen sind mannigfachster Art. Zu eingehender Besprechung gelangt der Trieb sum Selbstmord, rum Morde, rum Diebstahl -sog. Kleptomanie), rur Brandstiftung \u00bb Pyromanie , rum periodischen Alkoholexxefs t Dipsomanie, rur Flucht (Dromomanie^ und ru sexuellen Ausschreitungen \u00ab Exhibitionismus, Masochismus, Homosexualit\u00e4t;. Die Esormomche Lehre von den isolierten Monomanien wird heute auch von franr\u00f6sischer Seite verworfen ; die krankhaften Triebhandlangen werden, wie die Zwangsvorstellungen als Syndrome irgendwie gearteter Psychopathien aufgefafet. Sie bedeuten einen R\u00fcckfall in die elementare Reflext\u00e4tigkeit, sind Zeichen der Entartung oder geistigen Minderwertigkeit ; die meisten erwachsen auf epileptischer Anlage.\nMit dem Abdruck gerichts\u00e4rrtlicher Gutachten schliefst das Buch. Sein Inhalt ist reich und nahem ersch\u00f6pfend, die Darstellung klar und gewandt, wenn auch vielfach allzu breit und weitschweifig. Die Neigung zu scharfer Abgrenzung verwandter Erscheinungen f\u00fchrt stellenweise zum Schematismus; so sied Gef\u00fchle und Vorstellungen aufs strengste geschiedene Begriffe, die f\u00fcr die Verff. nur in wechselseitigem Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnis zueinander stehen. Die psychologische Betrachtungsweise nerv\u00f6ser Ph\u00e4nomene ist berechtigt und nutzbringend ; aber sie mnfs ihre Grenze finden, wenn wir vor psychiatrischen Erscheinungen stehen, die logischer Motivierung unzug\u00e4nglich sind, da in krankhaften Reizen ihre letzte Ursache zu suchen ist.\tKalmcs > Hamburg .\nPib&re Janet. Les ebldsiieai et la ftyckaslMaie. 1. Paris, Alcan. 19CB.\n7M S. 18 Frcs.\nF. Raymond et Pieekk Jaket. Les itituliu et li papkaatlial\u00a9. H. Paris,\nAlcan. 1903. M3 S. 14 Frcs.\nDer Psychiater Janet geh\u00f6rt bekanntlich zu denjenigen Gelehrten, die durch psychologische Analyse klinischer Krankheitsbilder die Wissenschaft* liehe Forschung f\u00f6rdern und uns einen tieferen Einblick in Entstehung und Zusammenhang psychopathoiogischer Erscheinungen verschaffen wollen. Seine Verdienste um. die Lehre von der Hysterie sind, bekannt Bei dieser\nw\ngeistigen Anomalie ist ja, wie bei keiner anderen, die psychologische Betrachtungsweise notwendig und. furchtbar. Aber noch, ein, anderes Kapitel der Psychiatrie ist einer solchen eindringlichen Analyse bis zu. einem gewissen Grad\u00a9 zug\u00e4nglich: es ist das grofse Gebiet der Ersch\u00f6pfung\u00bb- und Ent* artungszust\u00e4nde, die ja heute unter verschiedenen Namen beschrieben werden. Janet spricht von \u201ePsychasth\u00e9nie Diesem bei uns in Deutschland kaum \u00fcblichen Namen entspricht einigermalsen der viel milsbrauchte Begriff der \u201eNeurasthenie*4. Damit fafst man ja bekanntlich, heute gar","page":312}],"identifier":"lit32670","issued":"1904","language":"de","pages":"311-312","startpages":"311","title":"A. Pitres et E. R\u00e9gis: Les obsessions et les impulsions. Paris, Doin. 434 S. 1902","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:35.422039+00:00"}