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{"created":"2022-01-31T16:22:48.084784+00:00","id":"lit32676","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 318-320","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nLiteratur bericht.\nWissenschaft, Philosophie, Kunst, Eigentum, Wirtschaft u. a. behandelt sind. Innere Geschlossenheit und Systematik in der Behandlung mag gerade hier der eine oder der andere Leser besonders vermissen; es liegt aber in der Natur der Sache, dais auf diesem fast v\u00f6llig jungfr\u00e4ulichen Gebiet die Darstellung mehr aphoristisch ausf\u00e4llt und dem Leser nur eine Beihe von einzelnen Gesichtspunkten bietet, die jedoch s\u00e4mtlich sehr beachtenswert und interessant sind, weil sie auf die allgemeinen Zusammenh\u00e4nge hin-weisen, in die jedes einzeln\u00a9 Kulturgut ein geschlossen ist, Zusammenh\u00e4nge, die dem allgemeinen Denken noch viel in fremd sind.\nIn dem. letzten Abschnitt, der von den sozialen Verb\u00e4nden handelt, freuen wir uns die staatlichen Zust\u00e4nde auch der tieferen Stufen etwas eingehender behandelt zu finden und vor allem einer ausf\u00fchrlicheren Darstellung von H. ScB\u00fcmrz\u2019 genialer Untersuchung \u00fcber dl\u00a9 Bedeutung der M\u00e4nnerb\u00fcnde, \u00fcber die zentripetale, organisierende Tendenz der M\u00e4nner im Gegensatz zu dem. zentrifugalen Charakter der weiblichen Natur zu begegnen,\nDm Heine Buch ist vor allem, f\u00fcr Laien wertvoll, f\u00fcr Laien Im engeren und im weiteren Sinne; und wer w\u00e4re auf diesem Gebiet\u00a9 im weiteren Sinne kein Laie ? Denn es enth\u00e4lt eine F\u00fclle von Ausblicken und Gesichtspunkten, die sowohl f\u00fcr di\u00a9 Theorie wie f\u00fcr die Praxis der sozialen Erscheinungen von der gr\u00f6\u00dften Wichtigkeit sind und die doch noch weit davon entfernt sind, nns allen gel\u00e4ufig, geschweige denn in Fleisch, und. Blut \u00fcbergegangen zu sein,\tA. Vierkandt (Gr. - Lichterfelde).\nA. J. Kinnaman. Mental Life of two Macteti Bits\u00ab\u00ab Monkeys la Oiptirtty.\nI u. II. Americ. Jowm. of Psyekol 11 (1), 98\u2014148; (2), 178\u2014218, 19HL Von den verschiedenen Methoden der Tierpsychologie, deren er f\u00fcnf unterscheidet, glaubt Verl, dafs sie einzeln angewandt kaum zu dem gew\u00fcnschten Resultat f\u00fchren, dafs sie vielmehr am zweckm\u00e4\u00dfigsten alle zusammen zur Beobachtung eines Tieres herangezogen werden. Die vorliegende Arbeit aber enth\u00e4lt vor allem die Ergebnisse experimenteller Untersuchungen, Es kann freilich nicht di\u00a9 sonst zumeist in der Psychologie \u00fcbliche Eindrucksmethode, sondern nur die Ausdrucksmethode sein, welche zur Ergr\u00fcndung des Seelenlebens eines Affenp\u00e4rchens in Betracht kommt. Di\u00a9 Hauptschwierigkeit besteht also, wie leicht einzusehen, ist, nicht in der Gewinnung, sondern in der Deutung der Ergebnisse. Der Grundgedanke der Methode, die zur Gewinnung von Resultaten f\u00fchren soll, ist etwa der, dafs durch eine Erschwerung der Nahrungsgewinnung die Affen zu lebhafter Entfaltung ihres geistigen Lebens angeregt werden k\u00f6nnen. Demgem\u00e4fs konstruierte Kinnaman zun\u00e4chst ein\u00a9 Anzahl von Futterbeh\u00e4ltern, die auf verschiedene Weise verschlossen sind. Diese Futterbeh\u00e4lter werden von den Affen nach verschiedenen vergeblichen Versuchen ge\u00f6ffnet. Verf. konstatiert hierbei ebenso wie schon Thorndike bei \u00e4hnlichen Experimenten ein allm\u00e4hliches Lernen durch allm\u00e4hliches Ausschalten unn\u00fctzer Bewegungen und, durch allm\u00e4hlich\u00a9 Verst\u00e4rkung zweckm\u00e4\u00dfiger Handgriffe. Ferner glaubt Kinn aman auf Grund dieser Versuch\u00a9 bereits ein\u00a9 ganze Reihe von Tatsachen feststellen zu k\u00f6nnen, wie","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n319\ni, B. dafs die Affen kein Denken im h\u00f6heren Sinn des Wortes an den Tag gelegt h\u00e4tten oder dafs sie imstande seien* eine schlechtere Methode der Manipulation durch eine bessere zu ersetzen, dafs das Lernen derselben vonstatten gehe durch Probieren und gl\u00fcckliche Zuf\u00e4lle, die sie dann wieder herbeizuf\u00fchren suchen unter Ausschaltung nutzloser Anstrengungen, oder dafs beim Weibchen auch ein Lernen durch Nachahmung zu konstatieren sei. Diese Angaben entbehren leider vollst\u00e4ndig der Zur\u00fcckf\u00fchrung auf festbestimmte psychologische Begriffe, Wae heilst z. B. ein \u201eDenken im h\u00f6heren Sinn des Wortes\u201c? Das wird auch durch die Vergleichung des Verhaltens der Affen mit dem Verhalten der Menschen nicht deutlich. Wenn der erwachsene Mensch eine derartige B\u00fcchse wie den Futterbeh\u00e4lter der Affen \u00f6ffnen will, meint Kinnaman, so betrachtet er dieselbe zuerst und \u00fcberlegt. Nach einem mifslungenen Versuch \u00fcberlegt er aufs neue. Ein menschliches Rind beginnt sofort seine Versuche. Aber nach einem Fehlversuch h\u00e4lt es ebenfalls inn\u00a9 und schaut ratsuchend umher. Die .Affen dagegen arbeiten rastlos ohne \u00dcberlegung weiter. Dies\u00a9 Feststellung bedeutet psychologisch noch gar keine Erkenntnis.\nEtwas 'bestimmter gestaltet sich die psychologische Fragestellung und demgem\u00e4fs auch das Resultat bei den folgenden Versuchen, die angestelit werden, um zu entscheiden, ob die Affen verschiedene K\u00f6rper an ihrer Form unterscheiden und einen K\u00f6rper auf Grund seiner Form wiedererkennen k\u00f6nnen. Kimm aman ben\u00fctzt zu diesen Versuchen sechs verschieden geformt\u00a9 Pappschachteln, von denen eine Futter f\u00fcr die Affen enth\u00e4lt. Er kommt zu dem Schlafs, dafs di\u00a9 Affen Imstande seien, di\u00a9 verschiedenen Formen zu unterscheiden und folglich den Gedanken an ihr Futter mit der Wahrnehmung einer Form zu assoziieren. Die Assoziation werde zwar nicht bei, einem einzigen gelungenen Versuch, das Futter zu finden, gebildet, sondern erst nach manchem Durchprobieren. Es sei aber leichter f\u00fcr die Affen, eine solche Assoziation zum erstenmal zu bilden, als eine bestehend\u00a9 zu \u00e4ndern.\nWeiterhin stellt Kinnaman analoge Versuche an zur Entscheidung der Ffage, ob die Affen K\u00f6rper von gleicher Gestalt und verschiedener Gr\u00f6fse unterscheiden k\u00f6nnen und ob sie zur Unterscheidung farbiger und nicht-farbiger K\u00f6rper von gleicher Gestalt und Gr\u00f6fse, aber verschiedener Farbe und Helligkeit bef\u00e4higt sind. Er glaubt dabei etwa folgendes konstatieren zu k\u00f6nnen: Die Affen verm\u00f6gen Gr\u00f6fsen von einer gewissen Verschiedenheit zu unterscheiden oder ein\u00a9 bestimmte absolute Gr\u00f6fse wiederzuerkennen. Sie nehmen Farben wahr. S\u00ce\u00a9 unterscheiden Grau von verschiedener Helligkeit weniger leicht als Farben, di\u00a9 bez\u00fcglich der Helligkeit ebenso, aufserdem aber auch im Farbenton differieren. Sie unterscheiden Farben von einem Grau gleicher Helligkeit.\nEinige Versuche, durch welch\u00a9 eine m\u00f6glicherweise vorhanden\u00a9 Vorliebe der Affen, f\u00fcr bestimmte Farben festgestellt werden soll, ergeben kein Resultat, das die Behauptung des Vorhandenseins einer derartigen Vorliebe rechtfertigen k\u00f6nnte.\nFerner stellt Kinnaman Experiment\u00a9 mit seinen Versuchstieren an, die \u00fcber das Zahlbewufstsein der Affen Aufschlufs gew\u00e4hren sollen. Zu dieser Untersuchung ben\u00fctzt er \u00a9ine Anzahl gleicher Gef\u00e4fse, di\u00a9 in einer","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLitera turberich t.\nReihe in gleichen Abst\u00e4nden voneinander auf gestellt werden, und von denen jedes an einer bestimmten Stelle stehende Glied der Reihe in einer Anzahl aufeinanderfolgender Versuche mit Futter gef\u00e4llt wird, so zwar dafs der Affe den Futternapf als solchen von aufsen nicht erkennen kann. Wenn das Tier nun nach Durchprobieren der Reihe das Futter mehrmals in demselben Gefftfs gefunden hat, dann k\u00f6nnte \u00a9s m\u00f6glicherweise den Weg zur Erlangung seines Futters abk\u00fcrzend direkt in dem betreffenden, sagen wir n-ten Gef\u00e4fs, der Reihe naehsehen, ob da wieder etwas zu finden ist. Tats\u00e4chlich findet auch etwas \u00c4hnliches statt. Zwar ist es nur in wenigen F\u00e4llen, wenn eines der ersten Glieder der Reihe das Futter enth\u00e4lt, \u00a9in direktes Herausgreifen des richtigen Gef\u00e4fses, was Kinn aman beobachtet, aber eine Abk\u00fcrzung des Weges, auf dem das richtige Gef\u00e4\u00df gefunden wird, findet doch immer statt. Bis 6 etwa w\u00fcrde der Affe z\u00e4hlen bzw. Anzahlgruppen unterscheiden k\u00f6nnen, wenn man aus den Ergebnissen der in Rede stehenden Versuche auf das Zahlbewufstsein des Affen schliefsen d\u00fcrfte. Aber Kinnaman selbst macht darauf aufmerksam, daft es sich beim Herauefinden des richtigen Gef\u00e4fses m\u00f6glicherweise um ganz andere Vorg\u00e4nge als um Zahlunterscheidungen handelt. Trotzdem behalten diese Versuch\u00a9 ein gewisses Interesse dadurch, dafs Kinnamaw Par&llel-v ersuche mit Kindern von Bund 5 Jahren anstellt, di\u00a9 geringer\u00a9 Leistungen auf Seite der Kinder ergeben.\nWeitere Versuche Kinnamans, bei welchen die Affen in einem Irrgarten sich zurechtfinden m\u00fcssen, lassen \u00a9inen unmittelbaren psychologischen Wert nicht erkennen.\nDie Ged\u00e4chtnisversuche, die Kinnaman sodann mit den Affen anstellt, beweisen nur, was auch di\u00a9 bisher angef\u00fchrten Versuche schon ergeben haben, dafs bei Wiederholung der zur Futtergewinnung n\u00f6tigen Manipulationen Zeit erspart wird. Eine Regelm\u00e4\u00dfigkeit in dem Verlauf des Vergessene und in dem Verh\u00e4ltnis der Lernzeiten nach verschiedenen Intervallen l\u00e4fst sich nicht entdecken.\nMit den Ged\u00e4chtnis versuchen findet der experimentell\u00a9 Teil der in Rede stehenden Arbeit seinen Abschiufs. Es folgen noch Betrachtungen \u00fcber die Geruchssch\u00e4rfe der Affen, welche den Einwand abwehren sollen, als ob bei den mitgeteilten Versuchen die Leitung des futtersuchenden Tieres durch den Geruchssinn eine Fehlerquelle bedeutet habe. Dann erhalten wir einen regelrechten Beitrag zur differentiellen Psychologie der beiden Affen und finden Betrachtungen angestellt \u00fcber Nachahmung, \u00fcber die Bildung von Allgemeinbegriffen und \u00fcber die Denkt\u00e4tigkeit der Versuchstiere. Ein Anhang bringt endlich Beitr\u00e4ge zur Naturgeschichte des Macacus Rhesus, die sich in der Literatur schon vorfinden und eine Bibliographie zur Tierpsychologie.\tD\u00fcrr (W\u00fcrzburg).","page":320}],"identifier":"lit32676","issued":"1904","language":"de","pages":"318-320","startpages":"318","title":"A. J. Kinnaman: Mental Life of two Macacus Rhesus Monkeys in Captivity. I u. II. Americ. Journ. of Psychol. 13 (1), 98-148; (2), 173-218. 1902","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:48.084789+00:00"}