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{"created":"2022-01-31T16:33:30.449266+00:00","id":"lit32711","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 463-464","fulltext":[{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n463\nzeugte Schallwellen, welche die Knochenoberfl\u00e4che treffen, ohne mit ihr in direkter Ber\u00fchrung zu stehen, zur Perzeption gelangten, schliefst er zufolge seiner Beobachtung in folgender Weise. Da seine Patienten die ganze untere musikalische Skalenh\u00e4lfte bis zum a nicht h\u00f6rten, so w\u00fcrde dieser Teil der Tonskala, wenn er durch die Luft vermittelt w\u00fcrde, nicht vom Knochen aufgenommen und zum Labyrinth geleitet, sondern die \u00dcberleitung gesch\u00e4he nur mit Hilfe des Schalleitungsapparates und ein H\u00f6ren per Luftleitung bis zur eingestrichenen Oktave herauf w\u00e4re ohne denselben \u00fcberhaupt unm\u00f6glich.\tH. Beyer (Berlin).\nB\u00f6nninghaus. Das Ohr des Zahnwales und die Schalleitung. Zeitschrift f\u00fcr Ohrenheilkunde 45 (1), 31. 1903.\nYerf. hat zur Klarlegung der Frage der Schalleitung die vergleichende Anatomie zu Rate gezogen und zu diesem Zwecke das Ohr des vollendetsten Wassers\u00e4ugetieres untersucht. Er kommt auf Grund der anatomischen Befunde hierbei, der Ankylose der verdickten Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen und Synchondrose des Stapes mit ovalem Fenster, sowie der Bildung einer trichterf\u00f6rmigen Vertiefung an der Bulla ossea zu dem Schlufs, dafs das-ovale Fenster allein die Eintrittsstelle f\u00fcr die Schallwellen bilde. Von hier, der Stapesplatte aus, st\u00e4nden zwei Wege zur Weiterleitung der Schallwellen zur Verf\u00fcgung, von denen der eine seitlich durch die kn\u00f6cherne Labyrinthwand nur sehr geringe Bedeutung habe, da die Wellen\u00fcbertragung ung\u00fcnstig zum CoRTisehen Organ stattf\u00e4nde, w\u00e4hrend der andere direkte zum Vorhofswasser, wie beim Lands\u00e4ugetier, den Hauptweg repr\u00e4sentiere. In dem modifizierten r\u00f6hrenf\u00f6rmigen, im Anfangsteil durch die unbewegliche Stapesplatte verschlossenen Vorhof pflanzten sich die Schallwellen wie in einem mit Wasser gef\u00fcllten Sprachrohr weiter fort, wodurch sich eine g\u00fcnstige Leitung gestalte. Infolge der Ankylose des Stapes und einer vollkommenen Ausf\u00fcllung der Nische des runden Fensters k\u00f6nnten die Schwingungen der Basilarmembran nur auf molekularem Wege erfolgen, wobei die Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette als Regulierungsapparat funktioniere und durch das Muskelspiel des Tensor und Stapedius das Optimum der Einstellung f\u00fcr die Leitung eintr\u00e4te. Die infolge der Hebelbewegung des Stapes erzeugte Massenschwingung sei nichts anderes als ein einfaches Hin- und Herstr\u00f6men mangels einer freien Oberfl\u00e4che und daher keine Wellenbewegung und die f\u00fcr die Stempelbewegung notwendige Ausweichungsstelle sei im Blute der Kapillaren der Stria vascularis zu suchen.. So sei die Massenbewegung aufgehoben und die Molekularbewegung gelange allein zur Verwendung und dieser Vorgang finde auch beim menschlichen Ohre statt.\tH. Beyer (Berlin).\nW. Heinrich. Sur la fonction de la membrane du tympan. Bulletin acad.. scienc. Cracovie. Juli 1903. S. 536\u2014554.\nVerf. hat bei eben get\u00f6teten Hunden das Trommelfell freigelegt und auf diesem einen ganz kleinen Silberspiegel befestigt (0,7 mg schwer). Auf den Spiegel wurden die Lichtstrahlen einer Natriumflamme geleitet und alsdann mittels des Interferometers von Michelson die entstehenden Interferenzstreifen beobachtet; bei Erzeugung von Schall ver\u00e4nderte sich dann","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nLiteraturbericht.\ndas Bild und es konnte daraus auf die Schwingungsvorg\u00e4nge an der Membran geschlossen werden. Als Schallquelle funktionierte entweder ein Harmonium oder eine Serie anblasbarer Flaschen. Ein Resonator vor dem Geh\u00f6rorgan verst\u00e4rkte den gew\u00fcnschten Ton. Der Musculus tensor tympani war freipr\u00e4pariert und an seiner Sehne ein Faden mit Gewicht befestigt, so dafs die Spannung des Trommelfells ver\u00e4ndert werden konnte.\nDie Versuche wurden nun in der Art ausgef\u00fchrt, dafs ein bestimmter Ton erzeugt und alsdann die Spannung des Tensor so lange variiert wurde, bis das Trommelfell auf den betreffenden Ton ansprach. Es zeigte sich, dafs das Trommelfell in diesem Falle auch noch auf andere T\u00f6ne als auf diesen einen (Grund-) Ton ansprach, und zwar auf dessen Obert\u00f6ne, aufser-dem auf seine Quint, Quart, grofse Sext und die untere Quint (2/3).\nVersuche mit dem Harmonium ergaben, dafs die Membran in einem bestimmten Spannungszustand auch auf die Terz reagiert, st\u00e4rker aber auf Quart und Quint.\nVersuche, eine Beziehung zwischen den Spannungen des Tensor und den Tonh\u00f6hen, auf die das Trommelfell anspricht, herzustellen, zeigten, dafs wenn die Spannung in arithmetischer Reihe zunimmt, die wirksame Schwingungszahl in geometrischer Progression steigt.\nDa Verf. die Folgerungen, die er f\u00fcr das H\u00f6ren aus seinen Versuchen zieht, zun\u00e4chst nur ganz kurz angibt und eingehendere Behandlung in Aussicht stellt, verzichte ich darauf, sie schon jetzt hier zu erw\u00e4hnen.\nW. A. Nagel (Berlin).\nKristian B.-R. Aars. Kotes sur raUenticn. Ann\u00e9e psychol. 8, 215\u2014220. 1902.\nDie kleine Notiz beabsichtigt, gegen\u00fcber den verschiedenen Erkl\u00e4rungsversuchen der Aufmerksamkeit, nachzuweisen, dafs ihr Wesen in der Erwartung bestehe. Die gesteigerte Klarheit der Empfindungen und Vorstellungen ist erst eine sekund\u00e4re Folge der Erwartung.\nW. Stern (Breslau).\nZahn. Eine merkw\u00fcrdige Ged\u00e4chtnisleistung in einem epileptischen D\u00e4mmerungs-znstande. Allgem. Zeitschr. f. Psychol. 1903.\nBei einem Epileptiker, der in der RiEGERschen Klinik beobachtet wurde, konnten \u00f6fters an den \u201eAnfallstagen\u201c eigenartige allotropische Bewufstseins-zust\u00e4nde beobachtet werden, die die Zwischenzeit zwischen den einzelnen Attacken in diesen Anfallsserien ausf\u00fcllten und in denen der Patient lange Predigten hielt. Die Predigten waren immer Leichenreden und galten bald dem Tode eines Kindes, bald dem eines J\u00fcnglings oder eines Erwachsenen. Der Kranke, ein einfacher Landmann, der sonst einen unverbl\u00fcmten Dialekt spricht, nimmt dabei einen salbungsvollen Ton an und redet in wohlgesetztem Hochdeutsch. \u201eDas Pflegepersonal h\u00f6rt dann allemal ganz and\u00e4chtig dem Manne mit dem \u201eMorbus sacer\u201c zu.\u201c Zuweilen wird Patient in seinem Predigen von einem Anfalle unterbrochen, er f\u00e4hrt dann sp\u00e4ter in dem angefangenen Satze richtig fort. Er deklamiert auch lateinische Gebete und Lieder in diesen Attacken, die er in normalem Zustand nur teilweise und mit gr\u00f6fster M\u00fche herzusagen vermag. Von seinem Tun und Reden","page":464}],"identifier":"lit32711","issued":"1904","language":"de","pages":"463-464","startpages":"463","title":"W. Heinrich: Sur la fonction de la membrane du tympan. Bulletin acad. scienc. Cracovie. Juli 1903. S. 536-554","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:30.449272+00:00"}