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{"created":"2022-01-31T13:37:44.022186+00:00","id":"lit32721","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 470-471","fulltext":[{"file":"p0470.txt","language":"de","ocr_de":"470\nl\u00c2t\u00fbraturbericht\nReflexarten ausl\u00f6sen lassen, der Plantarr i nden- und der Plftntar\u00df pinal-reflex. Unter normalen Bedingungen tritt der erstgenannte in die Erscheinung; er \u00e4ufsert sich in einer Plantarflexion s\u00e4mtlicher Zehen und int etwa mit einer Greifbewegung der Zehen vergleichbar. Ber zentripetale Schenkel steigt in den Hinterstr\u00e4ngen durch die Schleif enkreuzung und .mittlere Schleif\u00a9 auf,, um in den kontralateralen Zentralwindungen der Untorextremit\u00e4t .in die zentrifugale Bahn \u00fcberzugehen. Die betreffenden Pyramidenfasern enden wahrscheinlich in der H\u00f6he des 2. Sakral\u00bbegmentes, \u2014 Ein\u00a9 St\u00f6rung auf der geschilderten Bahn macht den Reflex unwegsam und der der Planta zugef\u00fchrte Reiz bricht sich vermittels von Reflex-kollateralen quer durch das R\u00fcckenmark Bahn und gelangt in der H\u00f6he des 6. Lumbalsegmentes, zu einer anderen pr\u00e4form ierten zentrifugalen Bahn \u2014 so dafs eben der spinale Typus des Plantarreflexes zum Ausdruck kommt : eine beinahe tonisch\u00a9 Kontraktion des Extensor hallucis longue. \u2014 Bas Tatsachenmaterial, welches f\u00fcr die Anwesenheit eines spinalen und eines zerebralen Hautreflexes spricht, ist reich, Zun\u00e4chst interessiert uns die Beobachtung, dale immer dann, wenn die T\u00e4tigkeit der Hirnrinde herab sinkt oder eingeschr\u00e4nkt wird, der zerebrale Typus dem spinalen Plata macht, so im Schlaf\u00a9 \u2014 wenigstens bei Kindern beobachtet \u2014 bei sehr jugendlichen Individuen, im Coma, in der Narkose, bei Gehirnerkrankungen, Bie Erfahrungen der experimentellen Physiologie bieten Analoga : der zerebrale Plantarreflex entspricht den Reflexen aus der Gruppe der Ber\u00fchr ungs-reflexe Munks, die an der Integrit\u00e4t der entgegengesetzten Extremit\u00e4tea-regton gebunden sind, der spinale erinnert an Reflexe aus der Grupp\u00a9 der spinalen Gemeinreflex\u00a9, f\u00fcr die ebenfalls der lang andauernde beinahe tetanischen Kontraktionsmodus typisch ist. Bes weiteren lehrt die Physiologie den innigen Zusammenhang zwischen dem Rinden- und Spinalreflex \u00a9in und derselben Extremit\u00e4t kennen und zeigt, wie der spinal# Reflex in verst\u00e4rktem Mafse dann zum Ausdruck gelangt, wenn di\u00a9 Wege des kortikalen irgendwie ungangbar gemacht worden sind. W\u00e4hrend also die Physiologie den zentralen Sitz der Hautreflexe sowohl in der Hirnrinde als auch in dem R\u00fcckenmark suchte, schlofs sich nur \u00a9in kleiner Teil der Kliniker dieser Theorie an (so Jendrasbik, Str\u00fcmpell, Pbtersen), das Gros hingegen hielt an dem aussehliefslich spinalen Typus fest. Bas Haupt verdienst der vorliegenden Untersuchung liegt in der umsichtigen Heranziehung klinischer wie experimenteller Erfahrungen, um den Beweis zu erbringen, dafs Hautreize sowohl im Gehirn als im R\u00fcckenmark in Muskelbewegungen, reflektorisch umgesetzt werden k\u00f6nnen. Neben dem theoretischen Wert der Ergebnisse darf die praktisch\u00a9 nicht untersch\u00e4tzt werden: die Einsicht in di\u00a9 Lokalisation der Reflexe wird bei der Bestimmung des Sitzes einer Erkrankung von wesentlicher Bedeutung sein.\tMiribac\u0153b (Heidelberg).\nG. Ait, i*r lWtUt ift BlffQir\u00bb Ann\u00e9e psychol. 8, 221\u2014255. 1902.\nAmt hat Versuche und Beobachtungen \u00fcber die Spiegelschrift an einer gr\u00f6\u00dferen Zahl von Erwachsenen und Schulkindern angestellt Er Heft mit beiden H\u00e4nden zugleich schreiben, mit jeder Hand einzeln Spiegelschrift schreiben, mit der linken Hand gew\u00f6hnlich\u00a9 Schrift schreiben.","page":470},{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n*\n471\nDl\u00a9 Ergebnis\u00bb\u00a9 waren f\u00fcr di\u00a9 verschiedenen Individuen sehr verschieden. Manch\u00a9 schrieben mit der linken Hand unaufgefordert Spiegelschrift, anderen wieder wurde es sehr schwer, Spiegelschrift zu st\u00e4nde an bringen. Namentlich ist der fortw\u00e4hrend\u00a9 Widerstreit der geschriebenen Zeichen mit den Erinnerungsvorstellungen der richtigen Buchstaben ungeheuer st\u00f6rend ; je weniger stark das visuelle Ged\u00e4chtnis des Schriftbildes beim Schreiben mitwirkt, um so besser gelingt Spiegelschrift. Personen, di\u00a9 eich vor dem Schreiben die optische Form des verkehrten Buchstabens vorstellten, kamen nur sehr selten vor; die Schreibbewegungen spielen die entscheidende Rolle. Abt deutet dies dahin, dafs die Schreibenden sich die Bewegungen ihrer linken Hand von Strich zu Strich optisch verstellen ; er will nichts von der, wie mir scheint, einzig richtigen Erkl\u00e4rung wissen, dafs durch di\u00a9 Schreibge\u00fcbtheit der rechten Hand \u00a9ine latente Mit \u00dcbung der linken geschaffen ist, durch welch\u00a9 bei ihr der Ablauf der'entsprechenden, d. h. symmetrischen Bewegungskombinationen erleichtert ist. Dafs die recht\u00a9 Hand ebenfalls Spiegelschrift schreiben kann, spricht nicht dagegen; hier \u00fcbernimmt eben das optisch\u00a9 Bild der zu erzeugenden Form die F\u00fchrung, um die ungewohnten Bewegungen zu dirigieren; und dafs die Spiegelschrift der linken Hand viel nat\u00fcrlicher ist und schneller von statten geht als die der rechten, betont Abt selbst. Auch der Hinweis Abts, dafs Spiegelschrift der linken durchaus nicht der richtigen Schrift der rechten Hand wirklich symmetrisch sei, besagt nichts ; di\u00a9 blofse Mit\u00fcbung kann nat\u00fcrlich bei der ungeschickten linken Hand nicht den Grad von Genauigkeit und Eleganz erzeugen, den die jahrelang\u00a9 direkte \u00dcbung der rechten Hand verschafft hat. \u2014 Die \u00fcbrigens sehr mannigfachen und interessanten Details der Untersuchung k\u00f6nnen hier nicht mitgeteilt werden.\nDi\u00a9 Arbeit schliefst mit Beobachtungen \u00fcber die habituelle Spiegelschrift dreier schwachsinniger Kinder.\tW. Stem (Breslau).\nEmst Schultze (Bonn). Stirneriche Ideen Im einem paranoischen Wahnsystem.\n\u00c4reMt? f\u00fcr Psychiatrie. 1903.\nSghultzb bespricht einen Fall von echter Paranoia (im Sinne K\u00e4pjbiws), der insofern besonderes kasuistisches Interesse beansprucht, als das hier entwickelte, logisch wohl ausgebaute Wahnsystem grofse \u00c4hnlichkeit hat mit den Lehren Steiners. In seltener Deutlichkeit tritt hier die \u201etiefgreifend\u00a9 Umwandlung der gesamten Lebensanschauung44 und die \u201eVerr\u00fcckung des Standpunktes41 hervor, di\u00ab sich in begrifflich folgerichtiger Weis\u00a9 ans den pathologischen Auslassungen ergibt. F\u00fcr die eigenen Handlungen der .Kranken gelten di\u00a9 S\u00e4tze: \u201eWas ich will, ist recht. Ich \u25a0tue nur, 'was ich will, also begehe ich niemals Unrecht. Unrecht ist 'das, was ich gegen meinen Willen, von anderen gezwungen oder aus Not und Gef Ar tue.41 F\u00fcr das Tun und Treiben anderer stellt die Krank\u00a9 den Satz auf: \u201eRecht sind die Handlungen anderer, soweit ich es will.\u201c So gibt es f\u00fcr sie nur Rechte, f\u00fcr alle .anderen nur die Pflicht, den Willen der Kranken zu erf\u00fcllen. \u2014 In diesem krassesten Egoismus ber\u00fchren sich die Auslassungen der Paranoika mit der Lehre Stxsnbbs. Auch er kennt nur Rechte, kein\u00a9 Pflichten; Gesetze und sittliche Normen gelten f\u00fcr ihn nicht;","page":471}],"identifier":"lit32721","issued":"1904","language":"de","pages":"470-471","startpages":"470","title":"G. Abt: Sur l'\u00e9criture en miroir. Ann\u00e9e psychol. 8, 221-255. 1902","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:37:44.022191+00:00"}