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{"created":"2022-01-31T16:31:33.968793+00:00","id":"lit32722","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Spielmeyer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 36: 471-472","fulltext":[{"file":"p0471.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n*\n471\nDl\u00a9 Ergebnis\u00bb\u00a9 waren f\u00fcr di\u00a9 verschiedenen Individuen sehr verschieden. Manch\u00a9 schrieben mit der linken Hand unaufgefordert Spiegelschrift, anderen wieder wurde es sehr schwer, Spiegelschrift zu st\u00e4nde an bringen. Namentlich ist der fortw\u00e4hrend\u00a9 Widerstreit der geschriebenen Zeichen mit den Erinnerungsvorstellungen der richtigen Buchstaben ungeheuer st\u00f6rend ; je weniger stark das visuelle Ged\u00e4chtnis des Schriftbildes beim Schreiben mitwirkt, um so besser gelingt Spiegelschrift. Personen, di\u00a9 eich vor dem Schreiben die optische Form des verkehrten Buchstabens vorstellten, kamen nur sehr selten vor; die Schreibbewegungen spielen die entscheidende Rolle. Abt deutet dies dahin, dafs die Schreibenden sich die Bewegungen ihrer linken Hand von Strich zu Strich optisch verstellen ; er will nichts von der, wie mir scheint, einzig richtigen Erkl\u00e4rung wissen, dafs durch di\u00a9 Schreibge\u00fcbtheit der rechten Hand \u00a9ine latente Mit \u00dcbung der linken geschaffen ist, durch welch\u00a9 bei ihr der Ablauf der'entsprechenden, d. h. symmetrischen Bewegungskombinationen erleichtert ist. Dafs die recht\u00a9 Hand ebenfalls Spiegelschrift schreiben kann, spricht nicht dagegen; hier \u00fcbernimmt eben das optisch\u00a9 Bild der zu erzeugenden Form die F\u00fchrung, um die ungewohnten Bewegungen zu dirigieren; und dafs die Spiegelschrift der linken Hand viel nat\u00fcrlicher ist und schneller von statten geht als die der rechten, betont Abt selbst. Auch der Hinweis Abts, dafs Spiegelschrift der linken durchaus nicht der richtigen Schrift der rechten Hand wirklich symmetrisch sei, besagt nichts ; di\u00a9 blofse Mit\u00fcbung kann nat\u00fcrlich bei der ungeschickten linken Hand nicht den Grad von Genauigkeit und Eleganz erzeugen, den die jahrelang\u00a9 direkte \u00dcbung der rechten Hand verschafft hat. \u2014 Die \u00fcbrigens sehr mannigfachen und interessanten Details der Untersuchung k\u00f6nnen hier nicht mitgeteilt werden.\nDi\u00a9 Arbeit schliefst mit Beobachtungen \u00fcber die habituelle Spiegelschrift dreier schwachsinniger Kinder.\tW. Stem (Breslau).\nEmst Schultze (Bonn). Stirneriche Ideen Im einem paranoischen Wahnsystem.\n\u00c4reMt? f\u00fcr Psychiatrie. 1903.\nSghultzb bespricht einen Fall von echter Paranoia (im Sinne K\u00e4pjbiws), der insofern besonderes kasuistisches Interesse beansprucht, als das hier entwickelte, logisch wohl ausgebaute Wahnsystem grofse \u00c4hnlichkeit hat mit den Lehren Steiners. In seltener Deutlichkeit tritt hier die \u201etiefgreifend\u00a9 Umwandlung der gesamten Lebensanschauung44 und die \u201eVerr\u00fcckung des Standpunktes41 hervor, di\u00ab sich in begrifflich folgerichtiger Weis\u00a9 ans den pathologischen Auslassungen ergibt. F\u00fcr die eigenen Handlungen der .Kranken gelten di\u00a9 S\u00e4tze: \u201eWas ich will, ist recht. Ich \u25a0tue nur, 'was ich will, also begehe ich niemals Unrecht. Unrecht ist 'das, was ich gegen meinen Willen, von anderen gezwungen oder aus Not und Gef Ar tue.41 F\u00fcr das Tun und Treiben anderer stellt die Krank\u00a9 den Satz auf: \u201eRecht sind die Handlungen anderer, soweit ich es will.\u201c So gibt es f\u00fcr sie nur Rechte, f\u00fcr alle .anderen nur die Pflicht, den Willen der Kranken zu erf\u00fcllen. \u2014 In diesem krassesten Egoismus ber\u00fchren sich die Auslassungen der Paranoika mit der Lehre Stxsnbbs. Auch er kennt nur Rechte, kein\u00a9 Pflichten; Gesetze und sittliche Normen gelten f\u00fcr ihn nicht;","page":471},{"file":"p0472.txt","language":"de","ocr_de":"472\nLiteraturbericht.\ner ist sich selbst allem Autorit\u00e4t; seine Interessen bestimmen sein Handeln; sein \u201eWille zur Macht\u201c ist allein richtunggebend f\u00fcr sein. Tun, ob es auch, die Rechte anderer 'tangiert. Aber freilich Stibneb bean.spru.cht diese Stellung nicht f\u00fcr sich allein, sondern koniediert sie jedem anderen. Bei ihm: Kampf aller gegen alle; bei der Kranken: sie allein gegen die ganze Welt. \u201eDurch diese Umgestaltung wird aber auch das \u00dfTm^xasche System\u201c (das die Kranke \u00fcbrigens f\u00fcr den Ausbau ihres Systems wahrscheinlich nicht verwertet hat) \u201ezu einem Systeme paranoischer Natur, da der Tr\u00e4ger der Ideen f\u00fcr sich eine ganz besondere Stellung, eine objektiv nicht gerechtfertigte, durch Tatsachen nicht gest\u00fctzte Bevorzugung gegen\u00fcber der Mitwelt verlangt.\u201c\tSpislmeyxb (Freiburg).\nE. Toulouse et N. Vabchide. Recherches expert nenf&les sir la sensibilit\u00e9 olfactive dans la paralysie g\u00e9n\u00e9rale. Revue de Psychiatrie et de Psychologie exp\u00e9rimentale i, (2), 64\u201471. 1902.\nDie Verff. untersuchten im ganzen 28 Frauen, die den drei verschiedenen Stadien der allgemeinen Paralyse (p\u00e9riode de d\u00e9but, p\u00e9riode d\u2019\u00e9tat avec d\u00e9mence confirm\u00e9e et p\u00e9riode de g\u00e2tisme) angeh\u00f6rt\u00a9. Die verwandte Methode war di\u00a9 bereite mehrfach von ihnen beschriebene. Als Reizmittel wurden w\u00e4sserige L\u00f6sungen von Kampfer benutzt.\nIm Gegensatz zu A. Voisw (Union M\u00e9dicale, 1867) fanden die Verff., dais Anosmie im Anfangsstadium der Paralyse nicht auf tritt.\nAufs er dem wurden Versuch\u00a9 mit Ammoniakl\u00f6sungen an gestellt, um die \u201esensibilit\u00e9 tactile olfactive\u201c bei diesen Kranken zu pr\u00fcfen.\nDie Verff. unterscheiden di\u00a9 Sensation (impression olfactive de nature ind\u00e9termin\u00e9e) von der Perzeption (reconnaissance du. corps odorant). Sie fanden, die Sensation im ersten Stadium nur wenig schw\u00e4cher als bei normalen Menschen, w\u00e4hrend di\u00a9 Perzeption hier schon stark herabgesetzt war. Mit der Zunahme der Krankheit wurde auch die Sensation schw\u00e4cher. Dem Texte sind mehrere Tabellen eingef\u00fcgt.\tK\u0153s\u00f4w (Turin).\nE. C. Sanfokd. Mental Growth and Decay. Am. Journ. of Psychol. II (3), 426\u2014449. 1902.\nSanford ver\u00f6ffentlicht eine vor dem philosophischen Klub des Bryn Mawr College gehalten\u00a9 Rede \u00fcber di\u00a9 menschlichen Lebensalter. Er unterscheidet deren sieben, n\u00e4mlich (beim Mann) : Kindheit, bis zu 3 Jahren, Knabenalter, bis zu 12 oder 14 Jahren, J\u00fcnglingsalter, bis zu 25 Jahren, Alter des jungen Mannes, bis zu 40 Jahren, mittlere\u00ae Lebensalter, bis zu 56 oder 60 Jahren, .Alter, bis zu 70 Jahren, Greisenalter. F\u00fcr jedes Alter versucht nun Santo an die wichtigsten physiologischen und psychologischen Eigent\u00fcmlichen anzugeben, wobei freilich weder besonders originale noch besonders exakt gewonnene Erkenntnisse zum Vorschein kommen.\nD\u00fc\u00e4b (W\u00fcrzburg).","page":472}],"identifier":"lit32722","issued":"1904","language":"de","pages":"471-472","startpages":"471","title":"Ernst Schultze: Stirnersche Ideen in einem paranoischen Wahnsystem. Archiv f\u00fcr Psychiatrie. 1903","type":"Journal Article","volume":"36"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:33.968799+00:00"}