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{"created":"2022-01-31T16:26:25.903490+00:00","id":"lit32730","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 69-70","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n69\nnur in den subkortikalen Teilen sich abspielenden Reflexvorgang ausl\u00f6st, ein anderes Mal bis zur Grofshirnrinde und so zum Bewufstsein gelangt. Durch pathologisch gesteigerte Aufmerksamkeit kann sich die Erregbarkeit des Nervensystems so weit erh\u00f6hen, dafs Reize, die normalerweise nicht bis zur Grofshirnrinde Vordringen, nun dort hin gelangen und so bewufste Empfindungen ausl\u00f6sen. Der zun\u00e4chst nur vor\u00fcbergehende Einflufs der Aufmerksamkeit kann sich bei h\u00e4ufiger Wiederholung dermafsen steigern, dafs eine dauernde Ver\u00e4nderung der Bahnungsverh\u00e4ltnisse eintritt, eine Tatsache, die wir als \u00dcbung zu bezeichnen pflegen.\nVerf. bespricht dann die Frage, ob bei dem das Nervensystem durchlaufenden Erregungsprozefs es sich nur um eine Umsetzung und Verteilung der durch den Reiz zu gef\u00fchrten Energie handelt oder ob dabei auch die im Nervensystem aufgespeicherte latente Energie frei wird und sich an dem Umsetzungsprozefs beteiligt. Verf. schliefst sich der letzteren Ansicht an und tritt dem ersteren, von Gotsch in etwas einseitiger Weise vertretenen Standpunkt entgegen, worin man ihm wohl unbedingt beipflichten kann.\nDes weiteren werden die Erm\u00fcdungsVerh\u00e4ltnisse im Nervensystem besprochen. Die Tatsache, dafs nur das Zentralorgan, aber nicht der periphere Nerv erm\u00fcdbar ist, wird auf das Vorhandensein der Markscheide bei dem letzteren zur\u00fcckgef\u00fchrt, welche ein st\u00e4ndiges Ern\u00e4hrungsreservoir darstellt. \u00dcberhaupt ist es nicht richtig, in der Markscheide nur eine Isolierungsschicht zu erblicken ; dieselbe spielt bei den nerv\u00f6sen Vorg\u00e4ngen eine viel gr\u00f6fsere Rolle. Hierf\u00fcr f\u00fchrt Verf. eine Anzahl von Gr\u00fcnden an ; unter anderem, dafs nur die markhaltigen Nervenfasern unter normalen Verh\u00e4ltnissen zum Bewufstsein gelangende Erregungen leiten, die marklosen hingegen nicht; ferner, dafs die Bildung der Markscheiden beim Kinde und ihre Regeneration in zugrunde gegangenen Nerven in hohem Mafse von der Funktion des Nerven, vom Gereiztwerden desselben abh\u00e4ngt.\nZum Schluf8 bespricht Verf. noch im Anschlufs an die Theorie von Edingeb die f\u00fcr die Pathologie bedeutsame Tatsache, dafs fortdauernde und \u00fcberrn\u00e4fsige Reize eine recht sch\u00e4dliche Wirkung auf das Nerven* system aus\u00fcben und dafs daher \u00dcberanstrengung eine nicht zu untersch\u00e4tzende Rolle in der \u00c4tiologie der Nervenkrankheiten spielt. Diese Wirkung zeigt sich besonders dann, wenn gleichzeitig z. B. eine toxische Ursache das Nervensystem sch\u00e4digt; dann f\u00fchrt h\u00e4ufig die \u00dcberanstrengung zum Ausbruch der Krankheit und bestimmt die Lokalisation derselben ; f\u00fcr diese Theorie sprechen sowohl experimentelle Beobachtungen, sowie pathologische Erfahrungen, vor allem aus dem Gebiete der Tabes dorsalis.\nKramer (Breslau).\nE. B. Holt. Eye*Movement and Central Anaesthesia. Psychol. Rev., Mon. Sup.\n4; Harvard Psych. Studies 1, 3\u201446. 1903.\nVerf. gibt zun\u00e4chst eine geschichtliche Darstellung des Problems betreffend Gesichtswahrnehmungen, w\u00e4hrend das Auge sich bewegt. Mancherlei Beobachtungen unter verschiedenen Umst\u00e4nden machen die Annahme wahrscheinlich, dafs An\u00e4sthesie besteht, w\u00e4hrend das Auge Bich bewegt. Man mufs hier unterscheiden zwischen peripherer und zentraler An\u00e4sthesie.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nLiteraturbcrickt\nDa\u00ab keine periphere An\u00e4sthesie besteht, ist experimentell bewiesen worden. Es handelt sich also nur nm. den Nachweis zentraler An\u00e4sthesie. Verf. diskutiert dann das Problem des falsch lokalisierten Nachbildes. Wenn man einen hellen Punkt kurze Zeit fixiert und dann schnell fortsieht, so sieht man zwei Nachbilder, von denen das eine in der. Richtung der Augenbewegung, das andere in entgegengesetzter Richtung sich bewegt zu haben scheint. Die einfachste Erkl\u00e4rung hiervon scheint zu sein, dafs es sich um ein und dasselbe Nachbild handelt, das w\u00e4hrend der Augenbewegung unbewufsl war und dessen Anfang und Ende verschieden lokalisiert werden. Zur Unterst\u00fctzung dieser Theorie hat Verf. Versuche nach zwei Methoden angestellt. Bei der ersten Methode wurde ein halbkreisf\u00f6rmiges Perimeter benutzt, von dem die eine oder die andere H\u00e4lfte entfernt werden konnte, um einen freien Blick zu erlauben. Das Nachbild wurde durch ein rotes Licht hervorgerufen. Wenn zu Beginn der Bewegung keine Reizung durch das rote Licht stattfinden konnte, so wurde nur das richtig lokalisierte Nachbild gesehen. Wenn die Reizung nur zu Anfang der Bewegung, nicht sp\u00e4ter erfolgte, so wurde das falsch lokalisierte Nachbild deutlich gesehen; von dem richtig lokalisierten Nachbild wurde nur der Teil schwach gesehen, der bei dem vorhergehenden Experiment unsichtbar war. Durch ein besonderes Experiment stellte Verf. fest, dafs das beschriebene Ph\u00e4nomen nicht auf die Fovea beschr\u00e4nkt ist. Bei der zweiten Methode wurde ein Pendel benutzt, das einen undurchsichtigen Schirm trug, und sich vor einem festen Schirm, bewegte. Der unbewegliche Schirm trug einen engen Schlitz mit einem etwas weiteren runden Loch an jedem Ende des Schlitzes, so dafs die ganze \u00d6ffnung wie eine Hantel aussah. Der bewegliche Schirm enthielt eine etwas weitere rechteckige \u00d6ffnung. Es wurde nun die geringste Lichtintensit\u00e4t gefunden, die eine deutliche Wahrnehmung des Schlitzes erm\u00f6glichte, wenn das Pendel sich bewegte. Dann wurden die beiden \u00d6ffnungen vertauscht und vor das Pendel ein dritter Schirm mit rechteckiger \u00d6ffnung gestellt. Das Auge wurde nun vor dieser \u00d6ffnung vorbeibewegt, und gleichzeitig das Pendel so, dafs eine Reizung des Auges in derselben Weise wie vorher stattfand. In diesem Falle wurde das Bild des Schlitzes erst gesehen, wenn das Auge anhielt, und lokalisiert an dem Punkte, wo das Auge anhielt. Nur wenn die Augenbewegung automatisch erfolgte, wie es manchmal vorkam, wurde der Schlitz w\u00e4hrend der Bewegung sichtbar. Weitere Versuche, bei denen statt des Schlitzes eine Sukzession farbiger Gl\u00e4ser benutzt wurde, f\u00fchrten zu demselben Ergebnis. Willk\u00fcrliche Bewegung der Augen, und wahrscheinlich auch des Kopfes, veranlagte zentrale An\u00e4sthesie. Verf. sucht dann diese Tatsache zu erkl\u00e4ren auf Grund der Theorie, dafs Bewufstsein nur stattfindet, wenn ein Nervenprozefs durch die zentralen Zellen hindurch geleitet wird. Durchleitung W\u00fcrde Fixation- des Gesehenen zur Folge haben, was mit der willk\u00fcrlichen Augenbewegung nicht vereinbar ist. Es findet daher keine, oder doch keine nennenswerte Durchleitung statt, und die Empfindung kann nicht bewufst werden.\nMax Metre (Columbia, Missouri).","page":70}],"identifier":"lit32730","issued":"1904","language":"de","pages":"69-70","startpages":"69","title":"E. B. Holt: Eye-Movement and Central Anaesthesia. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 3-45. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:25.903495+00:00"}