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{"created":"2022-01-31T14:46:25.224552+00:00","id":"lit32732","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 71-72","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberioht\n71\nEbwih Stransky. \u00dcber konjugierte Empfindungen. Wien. klin. Rundschau (24, 26 u. 26). 1901. 16 S.\nVerf. hat an sich selbst und an einer Anzahl anderer Personen, besonders solchen, welche eine juckempfindliche Haut besitzen und zu urtikariellen Erkrankungen neigen, folgende Erscheinung beobachtet: Setzt man an der K\u00f6rperhaut durch schr\u00e4ges Streichen mit stumpfer Kante oder abgestumpfter Spitze oder durch quirlendes Bohren mit einem \u00e4hnlichen Instrumente oder durch leichte Faradisation mittels Drahtelektroden Juckreize, so findet man bei manchen Menschen, dafs sich die Juckempfindung von bestimmten fiautstellen aus auf andere Hautstellen projiziert, an -diesen letzteren gleichzeitig wahrgenommen wird. Diese letzteren Hautstellen, die sich in der Skapularregion, an der Schulterh\u00f6he, dem Oberarm, dem \u00e4ufseren Geh\u00f6rgang etc. finden, bezeichnet Verf. als Brennfi\u00e4chen. Die Anzahl derselben war bei verschiedenen Personen und auch bei denselben unter verschiedenen Bedingungen verschieden. Bei manchen Menschen, besonders unmittelbar nach Ablauf einer floriden Urticaria zeigte sich Neigung zur Generalisation \u00fcber mehrere Brennfi\u00e4chen, w\u00e4hrend bei anderen Personen und zu anderen Zeiten nur ganz bestimmte Beziehungen zwischen zwei Hautgebieten Vorlagen. Zur Hervorrufung der Erscheinung eignen sich besonders ganz bestimmte Hautgebiete, so z. B. die Interdigitalfalten, die Hohlhand, die Streckseite des Vorderarms etc.\nVerf. bezeichnet die Erscheinung als konjugierte Empfindungen, indem -er mit diesem Namen Empfindungen bezeichnen will, welche eino gleichartige Empfindung derselben Sinnessph\u00e4re begleiten, ihrer legalisation nach jedoch einem anderen, \u00f6rtlich bestimmten Sinnesgebiete, als die gereizte Stelle angeh\u00f6ren. Als Mitempfindungen will er sie nicht bezeichnen, weil dieser an sich weitere Begriff keinerlei Hinweis auf bestimmte lokale Beziehungen zwischen gereizter und sekund\u00e4rempfindender \u00d6rtlichkeit enth\u00e4lt.\nEine \u00e4hnliche Beobachtung, allerdings auf dem Gebiete der Schmerzempfindung, hat bereits 1884, ohne dafs Verf. bei seinen Untersuchungen \u25a0davon Kenntnis hatte* Kowalewsry gemacht; seine Ergebnisse stimmen im allgemeinen mit denen des Verf. gut \u00fcberein.\nZum Schlufs geht Verf. auf die Theorie seiner Beobachtung ein; eine bestimmte Erkl\u00e4rung vermag er nicht zu geben und so bewegen sich seine Auseinandersetzungen auf ziemlich allgemeinem, und darum etwras nichtssagendem Boden. Er bespricht die verschiedenen Theorien der Juckempfindung und fafst dieselbe als eine spezifische Qualit\u00e4t des Hautsinnes auf; sie steht jedoch den Gemeinempfindungen verh\u00e4ltnism\u00e4fsig nahe und zeigt wie diese (vielleicht einem ziemlich hohen phylogenetischen Alter entsprechend) eine starke Neigung zur Generalisation, die sich in geringerem Mafse eben in der Erscheinung der Konjugation \u00e4ulsert. Kbasikr (Breslau).\nErwin Stransky. Zur Pathologie des Schmer I8inn es. Monatasehr. f. Psych, u. Neurol. 12 (6), 531\u2014535. 1902.\nVerf. beschreibt einen Fall von vollst\u00e4ndigem Fehlen des Schmerzgef\u00fchls. Es handelte sich um einen erblich neuropathisch belasteten Mann, der selbst niemals St\u00f6rungen von seiten des Nervensystems gezeigt hatte und auch","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLiteraturberich t\nobjektiv mit Ausnahme des Seneibilit\u00e4 tsdefektes keinen abnormen Befund aufwies. 8chon von Kindheit an war es ihm aufgefallen, dafs er weder bei Z\u00fcchtigungen noch bei Verletzungen irgendwelchen Schmerz empfand. Einen nicht unbedeutenden chirurgischen Eingriff (Spaltung einer Phlegmone mit Kauterisation) ertrug er ohne jede Schmerz\u00e4ufserung. Durch das Interesse der behandelnden \u00c4rzte wurde er veranlafst, aus seinem Defekt Kapital zu schlagen und tritt seitdem als Glas- und Feuerfresser auf. Die Verschorfungen und Verletzungen, die er sich dabei zuzieht, verursachen ihm keinerlei Schmerz, und heilen stets gut; trophische St\u00f6rungen sind nie zu beobachten. Bei der Untersuchung zeigen sich alle anderen Sensibilit\u00e4tsqualit\u00e4ten vollkommen normal. Durch Nadelstiche ist es nicht m\u00f6glich eine Schmerzempfindung hervorzurufen ; erst bei Applizierung sehr starker faradischer Str\u00f6me lassen sich Schmerzpunkte nachweisen; aber selbst bei Anwendung allerst\u00e4rkster Str\u00f6me, deren Wirkung der Gesunde nicht eine Sekunde aush\u00e4lt, bleiben Stellen \u00fcbrig, an denen sich auf Ausdehnung von einigen Kubikzentimetern nicht ein Schmerzpunkt nachweisen l\u00e4fst und eine minutenlange Applizierung des Stromes ruhig ertragen wird. Diese Bezirke sind auf beiden K\u00f6rperh\u00e4lften nahezu symmetrisch angeordnet.\nWas die Auffassung des Falles anbelangt, so kann eine organische Erkrankung des Nervensystems, wie etwa Syringomyelie, ohne weiteres ausgeschlossen werden; ebenso ist f\u00fcr Hysterie kein Anhaltspunkt vorhanden, und auch das Bestehen der St\u00f6rung von Jugend an spricht gegen diese Annahme. Verf. meint, dafs es sich um eine von Geburt an mangelhafte Anlage der schmerzempfindenden nerv\u00f6sen Apparate handelt, deren relative Selbst\u00e4ndigkeit ja aus anderen Erfahrungen, besonders auch aus den Untersuchungen von v. Frey bekannt ist. Eine angeborene Herabsetzung der Schmerzempfindung ist auch sonst schon bei Degenerierten beobachtet worden und Verf. meint, dafs es sich auch im vorliegenden Falle um einen Degenerierten handelt. Hierauf deute auch die Tatsache hin, dafs er seine Abnormit\u00e4t als Erwerbszweig benutze. Kramer (Breslau).\nJ. F. Messenger. Perception of Number through Touch. Psychol. Rev., Mon.\nSup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 123\u2014144. 1903.\nVerf. fand, dafs zwei Ber\u00fchrungspunkte auf verschiedenen Fingern derselben oder auch verschiedener H\u00e4nde leichter als zwei Punkte beurteilt werden, wenn die Finger so weit wie m\u00f6glich voneinander getrennt sind; dafs dagegen die Empfindung h\u00e4ufiger als eine einzige Ber\u00fchrung beurteilt wird, wenn die Finger enge zusammen liegen. D. h. wenn wir Grund haben an die Existenz eines einzigen Objekts zu glauben, so neigen wir zu dem Urteil \u201eein Punkt\u201c ; wenn wir Grund haben an die Existenz zweier Objekte zu glauben, so urteilen wir \u201ezwei Punkte\u201c. Hiermit stimmt \u00fcberein, dafs mehrere Versuchspersonen erkl\u00e4rten, in gewissen F\u00e4llen die Neigung zu f\u00fchlen, weder \u201eein Punkt\u201c noch \u201ezwei Punkte\u201c zu urteilen, sondern etwa \u201eanderthalb\u201c, weil dies zwischen 1 und 2 gelegen ist, obwohl sie sich bewufst waren, dafs das Urteil \u201eanderthalb Punkte\u201c objektiv sinnlos ist. Verf. machte dann folgenden interessanten Versuch. Er ber\u00fchrte eine Versuchsperson mit zwei Punkten, die hinreichend weit voneinander ent fernt waren, um deutlich als zwei wahrgenommen zu werden. Dann be-","page":72}],"identifier":"lit32732","issued":"1904","language":"de","pages":"71-72","startpages":"71","title":"Erwin Stransky: Zur Pathologie des Schmerzsinnes. Monatsschr. f. Psych. u. Neurol. 12 (6), 531-535. 1902","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:46:25.224558+00:00"}