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{"created":"2022-01-31T16:27:11.318705+00:00","id":"lit32733","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 72-73","fulltext":[{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLiteraturberich t\nobjektiv mit Ausnahme des Seneibilit\u00e4 tsdefektes keinen abnormen Befund aufwies. 8chon von Kindheit an war es ihm aufgefallen, dafs er weder bei Z\u00fcchtigungen noch bei Verletzungen irgendwelchen Schmerz empfand. Einen nicht unbedeutenden chirurgischen Eingriff (Spaltung einer Phlegmone mit Kauterisation) ertrug er ohne jede Schmerz\u00e4ufserung. Durch das Interesse der behandelnden \u00c4rzte wurde er veranlafst, aus seinem Defekt Kapital zu schlagen und tritt seitdem als Glas- und Feuerfresser auf. Die Verschorfungen und Verletzungen, die er sich dabei zuzieht, verursachen ihm keinerlei Schmerz, und heilen stets gut; trophische St\u00f6rungen sind nie zu beobachten. Bei der Untersuchung zeigen sich alle anderen Sensibilit\u00e4tsqualit\u00e4ten vollkommen normal. Durch Nadelstiche ist es nicht m\u00f6glich eine Schmerzempfindung hervorzurufen ; erst bei Applizierung sehr starker faradischer Str\u00f6me lassen sich Schmerzpunkte nachweisen; aber selbst bei Anwendung allerst\u00e4rkster Str\u00f6me, deren Wirkung der Gesunde nicht eine Sekunde aush\u00e4lt, bleiben Stellen \u00fcbrig, an denen sich auf Ausdehnung von einigen Kubikzentimetern nicht ein Schmerzpunkt nachweisen l\u00e4fst und eine minutenlange Applizierung des Stromes ruhig ertragen wird. Diese Bezirke sind auf beiden K\u00f6rperh\u00e4lften nahezu symmetrisch angeordnet.\nWas die Auffassung des Falles anbelangt, so kann eine organische Erkrankung des Nervensystems, wie etwa Syringomyelie, ohne weiteres ausgeschlossen werden; ebenso ist f\u00fcr Hysterie kein Anhaltspunkt vorhanden, und auch das Bestehen der St\u00f6rung von Jugend an spricht gegen diese Annahme. Verf. meint, dafs es sich um eine von Geburt an mangelhafte Anlage der schmerzempfindenden nerv\u00f6sen Apparate handelt, deren relative Selbst\u00e4ndigkeit ja aus anderen Erfahrungen, besonders auch aus den Untersuchungen von v. Frey bekannt ist. Eine angeborene Herabsetzung der Schmerzempfindung ist auch sonst schon bei Degenerierten beobachtet worden und Verf. meint, dafs es sich auch im vorliegenden Falle um einen Degenerierten handelt. Hierauf deute auch die Tatsache hin, dafs er seine Abnormit\u00e4t als Erwerbszweig benutze. Kramer (Breslau).\nJ. F. Messenger. Perception of Number through Touch. Psychol. Rev., Mon.\nSup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 123\u2014144. 1903.\nVerf. fand, dafs zwei Ber\u00fchrungspunkte auf verschiedenen Fingern derselben oder auch verschiedener H\u00e4nde leichter als zwei Punkte beurteilt werden, wenn die Finger so weit wie m\u00f6glich voneinander getrennt sind; dafs dagegen die Empfindung h\u00e4ufiger als eine einzige Ber\u00fchrung beurteilt wird, wenn die Finger enge zusammen liegen. D. h. wenn wir Grund haben an die Existenz eines einzigen Objekts zu glauben, so neigen wir zu dem Urteil \u201eein Punkt\u201c ; wenn wir Grund haben an die Existenz zweier Objekte zu glauben, so urteilen wir \u201ezwei Punkte\u201c. Hiermit stimmt \u00fcberein, dafs mehrere Versuchspersonen erkl\u00e4rten, in gewissen F\u00e4llen die Neigung zu f\u00fchlen, weder \u201eein Punkt\u201c noch \u201ezwei Punkte\u201c zu urteilen, sondern etwa \u201eanderthalb\u201c, weil dies zwischen 1 und 2 gelegen ist, obwohl sie sich bewufst waren, dafs das Urteil \u201eanderthalb Punkte\u201c objektiv sinnlos ist. Verf. machte dann folgenden interessanten Versuch. Er ber\u00fchrte eine Versuchsperson mit zwei Punkten, die hinreichend weit voneinander ent fernt waren, um deutlich als zwei wahrgenommen zu werden. Dann be-","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n73\nnutzte er sukzessiv immer kleiner werdende Entfernungen, indem er gleichzeitig immer ein wenig auf der Haut fortr\u00fcckte. Der Erfolg war, dafs, wenn die Versuchsperson schliefslich nur mit einem Punkte ber\u00fchrt wurde, sie in 60% bis 70% der F\u00e4lle erkl\u00e4rte, deutlich zwei Punkte wahrgenommen zu haben. Versuche mit drei und vier Punkten f\u00fchrten zu einem entsprechenden Ergebnis. Verf. glaubt hieraus schliefsen zu m\u00fcssen, dafs die Empfindung in jedem dieser F\u00e4lle gleich einfach sei, und dafs nur auf Grund spezieller Erfahrung zwei, drei usw. geurteilt werde. Dem Ref. scheint dies zu einem gewissen Grade zutreffend zu sein, doch erscheinen die Folgerungen des Verf. etwas einseitig und zu sehr verallgemeinert.\nMax Meybb (Columbia, Missouri).\nH. A. Pbteb809. Recall of Words, Objects, and Movements. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 207\u2014233. 1903.\nVerf. suchte experimentell festzustellen, wie Substantive, gesehene Gegenst\u00e4nde, Verba und K\u00f6rperbewegungen direkt oder vermittels eines sinnlosen Wortes, mit dem sie assoziiert sind, ins Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckgerufen werden k\u00f6nnen. Das Ergebnis war, dafs von sechs Versuchspersonen f\u00fcnf die Gegenst\u00e4nde und Bewegungen besser im Ged\u00e4chtnis zu behalten vermochten als die W\u00f6rter; dasselbe war der Fall, wenn jeder dieser Empfindungskomplexe vermittels eines assoziierten sinnlosen Wortes ins Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckgerufen wurde. Nur eine der Versuchspersonen zeigte in beiden F\u00e4llen das entgegengesetzte Verhalten. Bei den anderen f\u00fcnf war der Unterschied zwischen dem Behalten von Verben und Bewegungen etwas gr\u00f6fser als zwischen dem Behalten von Substantiven und Gegenst\u00e4nden. Dies gilt f\u00fcr das Behalten nach Ablauf von zwei Tagen. Nach neun Tagen zeigte sich kein betr\u00e4chtlicher Unterschied mehr, und nach sechzehn Tagen wurden sogar die W\u00f6rter besser ins Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckgerufen als die Gegenst\u00e4nde und Bewegungen. Verf. weist darauf hin, dafs diese Ergebnisse direkt auf die Erlernung einer fremden Sprache anwendbar sind, da die sinnlosen W\u00f6rter sich in nichts von den W\u00f6rtern einer fremden Sprache unterscheiden.\nMax Meyeb (Columbia, Missouri).\nN. Vaschedb et Cl. Vubpas. Recherches exp\u00e9rimentales sir la psychologie des souvenirs (La m\u00e9moire imm\u00e9diate des objets). Rev. de Psychiatrie 7 (1 u. 2),\n13\u201426 u. \u00d67\u201471. 1903.\nDem Versuch waren 61 Sch\u00fcler unterworfen; als Beobachtungsobjekt dient eine Tafel, auf der in 3 Reihen 14 einfache, den Kindern bekannte Gegenst\u00e4nde enthalten sind, wie eine Klammer, ein Gummischlauch, ein Zirkel usw. \u2014 Die Untersuchung zerf\u00e4llt in zwei Hauptteile. Der erste kommt zu folgenden Ergebnissen. \u2014 1. Von den 14 Dingen werden am h\u00e4ufigsten 6-6, also etwa Vs im Ged\u00e4chtnis festgehalten. 2. Die mittleren Ged\u00e4chtnisse bringen die Erinnerungen in relativ gr\u00f6fster Ordnung wieder, w\u00e4hrend die Kinder, welche das beste Ged\u00e4chtnis haben, ohne irgend eine Ordnung reproduzieren, trotzdem ihnen empfohlen war, die vorgelegte Ordnung nach M\u00f6glichkeit innezuhalten. Es scheint, dafs hier die Erinnerungen ohne irgend welche Anstrengung noch Ideenassoziation ledig-","page":73}],"identifier":"lit32733","issued":"1904","language":"de","pages":"72-73","startpages":"72","title":"J. F. Messenger: Perception of Number through Touch. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 123-144. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:11.318710+00:00"}