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{"created":"2022-01-31T16:25:41.622281+00:00","id":"lit32736","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 74-75","fulltext":[{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nLiteraturbericht.\nlieh spontan ins Ged\u00e4chtnis zur\u00fcckkehren. Die mittleren Ged\u00e4chtnisse bringen viel Ordnung, es scheint hier viel Anstrengung von seiten des Kindes notwendig zu sein, damit durch logische Ideenaseoziation die Erinnerungen zur\u00fcckgerufen werden. Bei den schw\u00e4chsten Sch\u00fclern endlich, die nur 3\u20144 Gegenst\u00e4nde notieren, findet sich keine Ordnung. Das Ged\u00e4chtnis wirkt hier nicht spontan, auch fehlt es an Energie, die mehr oder weniger unbewufst schlafenden Erinnerungen durch bewufste Assoziationen zu wecken. \u2014 Der zweite Hauptteil untersucht die Ordnung genauer, in der die Gegenst\u00e4nde auf geschrieben werden. 96 Sch\u00fcler und eine \u00e4hnliche Tafel mit 15 Gegenst\u00e4nden kommen in Frage. Er kommt zu folgenden Resultaten: 1. Einige Sch\u00fcler konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf einen abgegrenzten Teil der Tafel, sie fixieren diesen m\u00f6glichst genau, solange das Bild sich vor ihren Augen befindet. Alles, was nicht in diesen Raum f\u00e4llt, bleibt f\u00fcr sie tot. Wenn sie nun die Erinnerungen reproduzieren, so geben sie dieselben in genauer topographischer Ordnung wieder. 2. Anders ist das bei einem zweiten Typus. Hier findet, kann man sagen, ein bet sonderes Bem\u00fchen statt; die Ordnung in der Reproduktion kann als eine Neusch\u00f6pfung bezeichnet werden. Der Sch\u00fcler nimmt von der Tabelle so genau wie m\u00f6glich Kenntnis, indem er sie gleichsam liest. Bei der Reproduktion sucht er sich die Gegenst\u00e4nde dadurch wieder vorzustellen, dafs er die Beziehung auf die benachbarten zu konstruieren strebt, und zwar vorwiegend auf die vorhergehenden, in gewissen F\u00e4llen auch zu den folgenden. Er bezeichnet zuerst die Gegenst\u00e4nde, welche oben und links sind, dann die \u00fcbrigen in der Folge, wie sie sich ihm pr\u00e4sentieren. So erkl\u00e4rt sich, dafs wohl die Bilder der ersten Reihe, selten die darunterliegenden, wohl aber recht oft die letzten angegeben werden. Die Ursache f\u00fcr diese Disposition in der Aufz\u00e4hlung ist entweder darin zu suchen, dafs der Sch\u00fcler \u00fcberhaupt seine Aufmerksamkeit genauer auf die ersten Gegenst\u00e4nde richtete, oder darin, dafs er nach dem Betrachten der ersten bald erm\u00fcdete, w\u00e4hrend er die letzten wegen der K\u00fcrze der Zeit nicht hatte vergessen k\u00f6nnen. 3. Ein dritter Typus ist der, bei dem ein spontanes Hervortreten einzelner Vorstellungen nachweislich ist. Es gibt Sch\u00fcler, welche die Gegenst\u00e4nde ohne irgend welche Ordnung und ohne irgendwelchen vorher festgesetzten Plan reproduzieren; sie erscheinen rein zuf\u00e4llig. Hier scheint das Ged\u00e4chtnis ohne irgend welche Anstrengung zu arbeiten. \u2014 Diesem Typus geh\u00f6ren die besten Ged\u00e4chtnisse an. Hier kommen die Erinnerungen von selbst ins Bewufstsein und machen keinerlei besondere geistige T\u00e4tigkeit f\u00fcr ihr Hervorrufen n\u00f6tig. Die besonderen Bem\u00fchungen, die jener andere Typus machen mufs, um die Vorstellungen zu wecken, wrelche ohne sie weiter schlafen w\u00fcrden, verleihen den Sch\u00fclern einen Zustand der Inferiorit\u00e4t im Vergleich zu jenen, bei denen die Weckung spontan erfolgt und die nicht erm\u00fcden in dem anstrengenden Suchen nach Bildern.\tLobsien (Kiel).\nAdolphe Landry. Limitation dans les beau arts. Rev. philos. 55 (6), 577\u2014600.\n1903.\nLandry zeigt, dafs der K\u00fcnstler eine genaue Nachahmung seines Vorbildes gar nicht geben kann, dafs sein Streben nach dem Typischen, nicht","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n75\nnach der individuellen Wirklichkeit gerichtet ist, dato endlich die Sch\u00f6n-heit eines Kunstwerkes nicht von der Treue der Nachahmung abh\u00e4ngt. Er widerlegt verbreitete Vorurteile mit Geschick, bringt im einzelnen manche feine Bemerkung zur Analyse des k\u00fcnstlerischen Anschauens, bietet aber nichts wesentlich Neues.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nJ. Wislbswobth. (Problems of Heredity) Presidential Address delivered at the Sixty-first Annual Meeting of the Medico-Psychological Association (Liverpool, July 24 th, 1902). Joum. of Mental Science 48 (203), 611\u2014645. 1902.\nVerf. bespricht in seinem Vortrage einige die Psychiatrie ber\u00fchrende Fragen aus dem Gebiete der Heredit\u00e4t. Er bringt im wesentlichen keine neuen Gesichtspunkte, sondern stellt zum Teil bekanntes zusammen, teils bringt er zu einer Anzahl von Detailfragen neues statistisches Material aus seiner Irrenanstalt. Zuerst werden die bekannten physiologischen Vorg\u00e4nge bei der Befruchtung dargestcllt und die Schl\u00fcsse, die hieraus auf den Mechanismus der Vererbung gezogen werden. Von den einzelnen Fragen, zu denen Verf. Zahlenmaterial, teils fremder teils eigener Herkunft anf\u00fchrt, sind folgende zu nennen. Unter einem Material von 3445 F\u00e4llen fapd Verf. im ganzen Heredit\u00e4t in 28,01 F\u00e4llen vorliegend, eine Zahl, die im Vergleich mit den Resultaten anderer Autoren nicht gerade hoch zu nennen ist. Die weiblichen Patienten sind an den heredit\u00e4ren Geisteskrankheiten mehr beteiligt, als die m\u00e4nnlichen. Der Einflufs des Vaters und der Mutter auf die Vererbung stellt sich im allgemeinen als ziemlich gleich heraus, wiewohl hier die Resultate bei den verschiedenen Untersuchern sehr variieren. Fast allgemein wird aber angegeben, dafs jeder der beiden Eltern mehr dazu neigt, die Krankheit auf die Kinder seines Geschlechtes (besonders der Vater auf den Sohn) zu vererben.\nAus den Untersuchungen \u00fcber die Vererbbarkeit der einzelnen Geisteskrankheiten ist hervorzuheben, dafs auch bei der progressiven Paralyse ein nicht unbedeutender Prozentsatz mit erblicher Belastung vorliegt (18%). Derselbe ist niedriger, als bei den \u00fcbrigen Geisteskrankheiten, besonders den exquisit heredit\u00e4ren, wie Idiotie und Epilepsie, aber immer noch recht hoch f\u00fcr eine als im allgemeinen erworben geltende Krankheit. Als wesentlicher \u00e4tiologischer Faktor f\u00fcr die Geisteskrankheiten kommt Alkoholismus der Eltern in Betracht (16,77%). Dies f\u00fchrt zur Diskussion der Frage der Vererbung erworbener Eigenschaften, die vom Verf. durchaus im Sinne Wbismanms beantwortet wird, dafs das Auftreten von Geisteskrankheiten bei Kindern von Alkoholisten also auf direkte Sch\u00e4digung des Keims zur\u00fcckgef\u00fchrt wird. \u00c4hnliches gilt f\u00fcr den heredit\u00e4ren Einflufs der Syphilis der Eltern. Noch interessanter vielleicht, als der Nachweis der vorhandenen Vererbung, sind die F\u00e4lle, in denen die Gesetze der Heredit\u00e4t, wenigstens scheinbar, durchbrochen werden, also wo geisteskranke Eltern gesunde Kinder haben, oder wo Geisteskrankheiten famili\u00e4r auftret en, ohne dafs in der Aszendenz irgend welche in Betracht kommenden Faktoren nachweisbar sind. Das erstere ist wohl auf ein Zur\u00fcckschlagen auf den fr\u00fcheren Typus zur\u00fcckzuf\u00fchren, in dem der Artcharakter sich als st\u00e4rker erweist, als der Individualcharakter (Weismanns \u201ereduzierende Teilungen\u201c). Die letztere Erscheinung, f\u00fcr die Verf. einige typische Beispiele eigener Beobach-","page":75}],"identifier":"lit32736","issued":"1904","language":"de","pages":"74-75","startpages":"74","title":"Adolphe Landry: L'imitation dans les beaux arts. Rev. philos. 55 (6), 577-600. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:41.622287+00:00"}