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{"created":"2022-01-31T16:23:46.622584+00:00","id":"lit32737","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 75-76","fulltext":[{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n75\nnach der individuellen Wirklichkeit gerichtet ist, dato endlich die Sch\u00f6n-heit eines Kunstwerkes nicht von der Treue der Nachahmung abh\u00e4ngt. Er widerlegt verbreitete Vorurteile mit Geschick, bringt im einzelnen manche feine Bemerkung zur Analyse des k\u00fcnstlerischen Anschauens, bietet aber nichts wesentlich Neues.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nJ. Wislbswobth. (Problems of Heredity) Presidential Address delivered at the Sixty-first Annual Meeting of the Medico-Psychological Association (Liverpool, July 24 th, 1902). Joum. of Mental Science 48 (203), 611\u2014645. 1902.\nVerf. bespricht in seinem Vortrage einige die Psychiatrie ber\u00fchrende Fragen aus dem Gebiete der Heredit\u00e4t. Er bringt im wesentlichen keine neuen Gesichtspunkte, sondern stellt zum Teil bekanntes zusammen, teils bringt er zu einer Anzahl von Detailfragen neues statistisches Material aus seiner Irrenanstalt. Zuerst werden die bekannten physiologischen Vorg\u00e4nge bei der Befruchtung dargestcllt und die Schl\u00fcsse, die hieraus auf den Mechanismus der Vererbung gezogen werden. Von den einzelnen Fragen, zu denen Verf. Zahlenmaterial, teils fremder teils eigener Herkunft anf\u00fchrt, sind folgende zu nennen. Unter einem Material von 3445 F\u00e4llen fapd Verf. im ganzen Heredit\u00e4t in 28,01 F\u00e4llen vorliegend, eine Zahl, die im Vergleich mit den Resultaten anderer Autoren nicht gerade hoch zu nennen ist. Die weiblichen Patienten sind an den heredit\u00e4ren Geisteskrankheiten mehr beteiligt, als die m\u00e4nnlichen. Der Einflufs des Vaters und der Mutter auf die Vererbung stellt sich im allgemeinen als ziemlich gleich heraus, wiewohl hier die Resultate bei den verschiedenen Untersuchern sehr variieren. Fast allgemein wird aber angegeben, dafs jeder der beiden Eltern mehr dazu neigt, die Krankheit auf die Kinder seines Geschlechtes (besonders der Vater auf den Sohn) zu vererben.\nAus den Untersuchungen \u00fcber die Vererbbarkeit der einzelnen Geisteskrankheiten ist hervorzuheben, dafs auch bei der progressiven Paralyse ein nicht unbedeutender Prozentsatz mit erblicher Belastung vorliegt (18%). Derselbe ist niedriger, als bei den \u00fcbrigen Geisteskrankheiten, besonders den exquisit heredit\u00e4ren, wie Idiotie und Epilepsie, aber immer noch recht hoch f\u00fcr eine als im allgemeinen erworben geltende Krankheit. Als wesentlicher \u00e4tiologischer Faktor f\u00fcr die Geisteskrankheiten kommt Alkoholismus der Eltern in Betracht (16,77%). Dies f\u00fchrt zur Diskussion der Frage der Vererbung erworbener Eigenschaften, die vom Verf. durchaus im Sinne Wbismanms beantwortet wird, dafs das Auftreten von Geisteskrankheiten bei Kindern von Alkoholisten also auf direkte Sch\u00e4digung des Keims zur\u00fcckgef\u00fchrt wird. \u00c4hnliches gilt f\u00fcr den heredit\u00e4ren Einflufs der Syphilis der Eltern. Noch interessanter vielleicht, als der Nachweis der vorhandenen Vererbung, sind die F\u00e4lle, in denen die Gesetze der Heredit\u00e4t, wenigstens scheinbar, durchbrochen werden, also wo geisteskranke Eltern gesunde Kinder haben, oder wo Geisteskrankheiten famili\u00e4r auftret en, ohne dafs in der Aszendenz irgend welche in Betracht kommenden Faktoren nachweisbar sind. Das erstere ist wohl auf ein Zur\u00fcckschlagen auf den fr\u00fcheren Typus zur\u00fcckzuf\u00fchren, in dem der Artcharakter sich als st\u00e4rker erweist, als der Individualcharakter (Weismanns \u201ereduzierende Teilungen\u201c). Die letztere Erscheinung, f\u00fcr die Verf. einige typische Beispiele eigener Beobach-","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLiteraturbericht.\ntang anf\u00fchrt, k\u00f6nnen wir ans nar dadurch erkl\u00e4ren, dafs die beiden zusammenkommenden Keime nicht zusammenpafsten nnd dadurch ein ung\u00fcnstiger Einflufs auf die Nachkommenschaft ausge\u00fcbt wird. Welche Faktoren hierbei in Betracht kommen, ist uns vorl\u00e4ufig noch v\u00f6llig unbekannt. Die Kenntnis derselben w\u00e4re im sozialen Interesse von gr\u00f6fster Wichtigkeit, da nur richtige Zuchtwahl bei reichlicher Fortpflanzung die Rasse vorw\u00e4rts bringen kann. Hier k\u00f6nnen nicht, wie manche vorschlagen, gesetzgeberische Mafsnahmen helfen, sondern nur sorgf\u00e4ltige Forschung \u00fcber die Gesetze der Heredit\u00e4t und Aufkl\u00e4rung des Volkes von Jugend an \u00fcber diese Fragen.\tKramer (Breslau).\nW. Ebbsl\u00f6h. Ober einen Fall von OcclpiUltamor, ein Beitrag inr Frage der Desorientiertheit, sowie sur Frage der Lokalisation psychischer St\u00f6rungen.\nMonatsschr. f\u00fcr Psychiat. \u00ab. Neurol. 12 (3), 161\u2014192. 1902.\nVerf. hat einen Fall von Occipital tumor (rechtsseitige Hemianopsie) beobachtet, bei dem gleichzeitig ausgesprochene psychische Symptome bestanden, und sucht diese letztere in Beziehung zum Sitze des Tumors zu bringen. Im Anfang bestand ein Zustand akuter Verwirrtheit mit vielen Halluzinationen und Illusionen; nachdem dieser abgeklungen war, bliebpn zur\u00fcck fast v\u00f6lliger Verlust der Mterkf\u00e4higkeit, sowie vollst\u00e4ndige Desorientierung \u00fcber die Umgebung, die oft in illusion\u00e4rer Weise verkannt wurde. Nachdem schon die meisten k\u00f6rperlichen Gegenst\u00e4nde richtig erkannt wurden, zeigte sich die St\u00f6rung noch immer im Erkennen von Bildern, besonders solchen, die einen Vorgang in mehreren Phasen darstellen. Ausgang in v\u00f6llige Heilung.\nVerf. hat alle diese psychischen Symptome einer genauen Analyse und mehrfachen Experimenten unterzogen und f\u00fchrt dieselben danach auf folgende elementare St\u00f6rungen zur\u00fcck. Es liegt einmal eine Unf\u00e4higkeit vor, neues Erinnerungsmaterial zu sammeln; die Sinneseindr\u00fccke rufen in den Sinneszentren keine bleibenden Ver\u00e4nderungen hervor (Verlust der Merkf\u00e4higkeit); ferner besteht ein Reizzustand des alten Erinnerungsmaterials, der sich zuerst in Halluzinationen und Illusionen \u00e4ufserte, sp\u00e4ter in Konfabulationen und Deutung der verkannten Umgebung im Sinne fr\u00fcherer Erlebnisse. Die Desorientierung ist im wesentlichen zur\u00fcckzuf\u00fchren auf eine Unf\u00e4higkeit aus den neuen Sinneseindr\u00fccken ein Gesamtbild herzustellen, wie zu dem alten Erinnerungsmaterial in Beziehung zu setzen, sie zu apperzipieren, also auf eine St\u00f6rung, die sehr nahe steht der von Lissauer beschriebenen transkortikalen Seelenblindheit. Verf. meint darum, dafs es sich in seinem Falle um einen geringeren Grad derselben St\u00f6rung, wie in dem LissAUERschen Falle handelt, mit dem auch die Lokalisation des Tumors gut \u00fcbereinstimmt.\tKrambk (Breslau).\nL. Mann. Ober cerebellare Hemiplegie and Hemi&t&xle. Monatsschr. f. Psychiat.\nu. Neurol. 12 (Erg.-Heft), 280\u2014314. 1902.\nVerf. hat bei einem Fall von Lues cerebri folgenden Symptomkomplex apoplektiform eintreten sehen : Halbseitige Parese, die alle Muskeln gleich-m\u00e4fsig betraf, typische Hemiataxie derselben Seite ohne Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen und L\u00e4hmung des gleichseitigen 5., 6., 7. und 8. Gehirnnerven. Auf Grund","page":76}],"identifier":"lit32737","issued":"1904","language":"de","pages":"75-76","startpages":"75","title":"J. Wiglesworth: (Problems of Heredity) Presidential Address delivered at the Sixty-first Annual Meeting of the Medico-Psychological Association (Liverpool, July 24th, 1902). Journ. of Mental Science 48 (203), 611-645. 1902","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:46.622591+00:00"}