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{"created":"2022-01-31T16:23:59.984588+00:00","id":"lit32739","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 76-77","fulltext":[{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLiteraturbericht.\ntang anf\u00fchrt, k\u00f6nnen wir ans nar dadurch erkl\u00e4ren, dafs die beiden zusammenkommenden Keime nicht zusammenpafsten nnd dadurch ein ung\u00fcnstiger Einflufs auf die Nachkommenschaft ausge\u00fcbt wird. Welche Faktoren hierbei in Betracht kommen, ist uns vorl\u00e4ufig noch v\u00f6llig unbekannt. Die Kenntnis derselben w\u00e4re im sozialen Interesse von gr\u00f6fster Wichtigkeit, da nur richtige Zuchtwahl bei reichlicher Fortpflanzung die Rasse vorw\u00e4rts bringen kann. Hier k\u00f6nnen nicht, wie manche vorschlagen, gesetzgeberische Mafsnahmen helfen, sondern nur sorgf\u00e4ltige Forschung \u00fcber die Gesetze der Heredit\u00e4t und Aufkl\u00e4rung des Volkes von Jugend an \u00fcber diese Fragen.\tKramer (Breslau).\nW. Ebbsl\u00f6h. Ober einen Fall von OcclpiUltamor, ein Beitrag inr Frage der Desorientiertheit, sowie sur Frage der Lokalisation psychischer St\u00f6rungen.\nMonatsschr. f\u00fcr Psychiat. \u00ab. Neurol. 12 (3), 161\u2014192. 1902.\nVerf. hat einen Fall von Occipital tumor (rechtsseitige Hemianopsie) beobachtet, bei dem gleichzeitig ausgesprochene psychische Symptome bestanden, und sucht diese letztere in Beziehung zum Sitze des Tumors zu bringen. Im Anfang bestand ein Zustand akuter Verwirrtheit mit vielen Halluzinationen und Illusionen; nachdem dieser abgeklungen war, bliebpn zur\u00fcck fast v\u00f6lliger Verlust der Mterkf\u00e4higkeit, sowie vollst\u00e4ndige Desorientierung \u00fcber die Umgebung, die oft in illusion\u00e4rer Weise verkannt wurde. Nachdem schon die meisten k\u00f6rperlichen Gegenst\u00e4nde richtig erkannt wurden, zeigte sich die St\u00f6rung noch immer im Erkennen von Bildern, besonders solchen, die einen Vorgang in mehreren Phasen darstellen. Ausgang in v\u00f6llige Heilung.\nVerf. hat alle diese psychischen Symptome einer genauen Analyse und mehrfachen Experimenten unterzogen und f\u00fchrt dieselben danach auf folgende elementare St\u00f6rungen zur\u00fcck. Es liegt einmal eine Unf\u00e4higkeit vor, neues Erinnerungsmaterial zu sammeln; die Sinneseindr\u00fccke rufen in den Sinneszentren keine bleibenden Ver\u00e4nderungen hervor (Verlust der Merkf\u00e4higkeit); ferner besteht ein Reizzustand des alten Erinnerungsmaterials, der sich zuerst in Halluzinationen und Illusionen \u00e4ufserte, sp\u00e4ter in Konfabulationen und Deutung der verkannten Umgebung im Sinne fr\u00fcherer Erlebnisse. Die Desorientierung ist im wesentlichen zur\u00fcckzuf\u00fchren auf eine Unf\u00e4higkeit aus den neuen Sinneseindr\u00fccken ein Gesamtbild herzustellen, wie zu dem alten Erinnerungsmaterial in Beziehung zu setzen, sie zu apperzipieren, also auf eine St\u00f6rung, die sehr nahe steht der von Lissauer beschriebenen transkortikalen Seelenblindheit. Verf. meint darum, dafs es sich in seinem Falle um einen geringeren Grad derselben St\u00f6rung, wie in dem LissAUERschen Falle handelt, mit dem auch die Lokalisation des Tumors gut \u00fcbereinstimmt.\tKrambk (Breslau).\nL. Mann. Ober cerebellare Hemiplegie and Hemi&t&xle. Monatsschr. f. Psychiat.\nu. Neurol. 12 (Erg.-Heft), 280\u2014314. 1902.\nVerf. hat bei einem Fall von Lues cerebri folgenden Symptomkomplex apoplektiform eintreten sehen : Halbseitige Parese, die alle Muskeln gleich-m\u00e4fsig betraf, typische Hemiataxie derselben Seite ohne Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen und L\u00e4hmung des gleichseitigen 5., 6., 7. und 8. Gehirnnerven. Auf Grund","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n77\ndieses Falles und der sonstigen den Gegenstand betreffenden Literatur entwickelt Verf. seine Ansichten \u00fcber die Funktionen des Kleinhirns, \u00fcber die bei L\u00e4sion desselben und seiner Leitungsbahnen auftretenden Symptome. Das Kleinhirn dient danach der prim\u00e4ren Aufnahme von aus den Bewegungsapparaten (besonders den Muskeln) w\u00e4hrend deren T\u00e4tigkeit stammenden Erregungen (Innervationsmerkmale), die als solche nicht zum Bewufstsein kommen. Diese Erregungen gehen durch die Hinterstr\u00e4nge ins Kleinhirn und von dort durch die Bindearme ins Grofshirn, wo sie an der Bildung der Bewegungsvorstellungen beteiligt sind und die Koordination mitbedingen. Verf., der durchaus auf dem Boden der sensorischen oder besser gesagt zentripetalen Theorie der Ataxie steht, erkl\u00e4rt danach das Vorkommen von Ataxie ohne Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen, wie sie ja gerade den Kleinhirnaffektionen eigen ist, durch Aufhebung der unbewufst bleibenden Innervationsmerkmale, die als solche einer isolierten klinischen Pr\u00fcfung unzug\u00e4nglich sind. Eine isolierte St\u00f6rung der betreffenden Bahnen ist nur im Corpus restiforme, im Kleinhirn und den Bindearmen m\u00f6glich, w\u00e4hrend in den Hinterstr\u00e4ngen und im Marklager des Grofshirns stets die Bahnen der bewufsten Sensibilit\u00e4t mitbetroffen sind. Ataxie ohne Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen l\u00e4fst also auf eine Affektion der erw\u00e4hnten Apparate schliefsen. Zugleich mit der Ataxie kann auch, wie in dem von Verf. beobachteten Falle, eine Hemiparese vorhanden sein, da infolge der L\u00e4sion der Kleinhirnapparate Erregungen f\u00fcr die motorischen Apparate des Grofshirns fortfallen. Infolge der doppelten Kreuzung ist die Hemiparese immer auf der Seite des Herdes zu finden. Von der zerebralen Hemiplegie unterscheidet sich diese zerebellare Hemiplegie durch das gleichm\u00e4fsige Betroffensein der gesamten Muskulatur, w\u00e4hrend bei der ersteren sich der von W Erk icke und Mann gefundene Pr\u00e4dilektionstypus findet; ferner durch das Fehlen von Steifigkeit und wesentlicher Reflexsteigerung. Unter welchen Bedingungen im einzelnen Ataxie, zerebellare Hemiplegie oder die, von Bonhoeffeb ebenfalls auf eine Bindearml\u00e4sion zur\u00fcckgef\u00fchrten, choreatischen Erscheinungen auftreten, vermag Verf. noch nicht zu entscheiden.\nKr\u00e4der (Breslau).\nOtto Gross. Die Affektlage der Ablehnung. Monatsschr. f. Psychiat. u. Neurol 12 (4), 3\u00f69\u2014370. 1902.\nDie Affektlage der Ablehnung ist bei vielen Geisteskranken zu beobachten und bietet dann oft in diagnostischer Hinsicht grofse Schwierigkeiten, da es eben infolge des ablehnenden Verhaltens der Patienten schwer ist in ihren Gedankengang einzudringen. Verf. hebt gegen\u00fcber den F\u00e4llen, in denen dem Ablehnungsaffekte eine mehr symptomatische Rolle zukommt und seine Entstehung oft ziemlich leicht zu durchschauen ist, eine Anzahl von F\u00e4llen hervor, denen der erw\u00e4hnte Affekt eine ganz charakteristische F\u00e4rbung gibt und das hervortretendste Symptom des ganzen Krankheitsbildes ist. Die Patienten liegen meist ruhig, verschlossen und d\u00fcster da, antworten nicht, \u00e4ufsern Bed\u00fcrfnis nach Ruhe und setzen jeder Ver\u00e4nderung ihrer Situation einen starken passiven Widerstand entgegen. Wenn sie zu einem Gespr\u00e4ch oder einer Situationsver\u00e4nderung gezwungen werden, so reagieren sie h\u00e4ufig mit wilden mitunter recht gef\u00e4hrlichen","page":77}],"identifier":"lit32739","issued":"1904","language":"de","pages":"76-77","startpages":"76","title":"L. Mann: \u00dcber cerebellare Hemiplegie und Hemiataxie. Monatsschr. f. Psychiat. u. Neurol. 12 (Erg.-Heft), 280-314. 1902","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:59.984593+00:00"}