Open Access
{"created":"2022-01-31T16:27:11.778092+00:00","id":"lit32741","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 78-79","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\njLiteraturbericht.\nAggressionen. Die grobe Orientierung ist erhalten; doch zeigt sich eine leichte Lockerung des Gedankenganges.\nVerf. f\u00fchrt zwei typische F\u00e4lle dieses Krankheitsbildes an. Er erkl\u00e4rt sich das Zustandekommen des Ablehnungsaffektes auf folgende Weise. Infolge der St\u00f6rung der Assoziationst\u00e4tigkeit, die sich in der erw\u00e4hnten Lockerung des Gedankenganges aufaert, ist die Orientierungsf\u00e4higkeit der Patienten herabgesetzt; es f\u00e4llt ihnen schwerer, die auf genommenen Sinneseindr\u00fccke zn einem Gesamtbilde zu verarbeiten. Doch erreicht die St\u00f6rung nur einen solchen Grad, dafs die Erschwerung der Orientierungsf\u00e4higkeit noch als solche empfunden wird, dafs dem Patienten die Inkongruenz zwischen Orientierungsbed\u00fcrfnis und Orientierungsf\u00e4higkeit zum Bewufst-8ein kommt. Hieraus resultiert die (durch Webnicke bekannte) Affektlage der Ratlosigkeit. Dieser \u00e4ufserst unangenehme Ratlosigkeitsaffekt wird nun gesteigert, je mehr Anspr\u00fcche an das Auffassungsverm\u00f6gen des Patienten gestellt werden. Durch jede Unterredung, durch jede Ver\u00e4nderung der Umgebung wird also der Affekt von neuem angeregt und der Patient sucht sich daher diesen Vorg\u00e4ngen so sehr, wie m\u00f6glich zu entziehen. Wird er dennoch dazu gezwungen, so entl\u00e4dt sich dann der Unlustaffekt in den erw\u00e4hnten heftigen Aggressionen. Bei vollst\u00e4ndiger Ruhe, bei m\u00f6glichster Verminderung der Reize hingegen nimmt der Affekt ab und die Patienten befinden sich dann in ruhiger Stimmung, ln systematischer Hinsicht will Verf. die F\u00e4lle zur Amentia rechnen und sie wegen des h\u00e4ufigen Hervor-tretens von Beeintr\u00e4chtigungsideen als Amentia paranoides bezeichnen.\nKrambb (Breslau).\nA. Bickel. Experimentelle Untersuchungen fiber die Kompensation der sensorischen Ataxie. Deutsche med. Wochenschr. 1901 (12). 10 8.\nVerf. hat recht bemerkenswerte Experimente bez\u00fcglich der Kompensation der sensorischen Ataxie am Hunde angestellt, die besonders auf die Theorie der tabischen Ataxie und deren \u00dcbungstherapie interessante Schlaglichter werfen. Man kann beim Hunde ein der tabischen Ataxie des Menschen analoges Bild erzeugen, wenn man die hinteren R\u00fcckenmarkswurzeln durchschneidet. Diese Ataxie ist jedoch einer sehr bedeutenden R\u00fcckbildung f\u00e4hig, so dafs nach einiger Zeit kaum noch irgend welche St\u00f6rung nachzuweisen ist. Verf. hat nun den Mechanismus dieser Kompensation im besonderen untersucht. So beobachtete er, dafs, wenn nach eintretender Kompensation dem Hunde beide Ohrlabyrinthe exstirpiert wurden, die Ataxie wieder in hohem Mafse zur\u00fcckkehrte und keiner gleich grofsen R\u00fcckbildung mehr f\u00e4hig war. Im Verlaufe der durch die Durchschneidung der hinteren Wurzeln erzeugten Ataxie kann man drei Stadien unterscheiden: das pseudo-paraplektische Stadium, das Stadium der ausgesprochenen Ataxie und das Stadium der Kompensation der Ataxie. Wurden nun Hunden, die in dem dritten Stadium sich befanden, die senso-motorischen Rindenzonen exstirpiert, so kehrte sofort wiederdas pseudo - paraplektische Stadium zur\u00fcck und war nun keiner so ausgiebigen Kompensation mehr f\u00e4hig, als zuvor. Wurde nur ein Teil der betreffenden Rindenzone exstirpiert, so trat nach einiger Zeit wieder vollst\u00e4ndige Kompensation ein, die, nachdem nun eine vollst\u00e4ndige Entfernung der Rindenzone erfolgt war,","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n79\nwiederum einem pseudo - paraplektischen Zustande Platz machte. Der beobachtete Verlauf war auch ein analoger, wenn zuerst die Rindenzone exstirpiert und dann erst die sensiblen Wurzeln durchschnitten wurden. Eine Steigerung der Ataxie konnte auch noch durch Ausschaltung des Gesichtssinnes hervorgerufen werden. Die theoretische Deutung, die Verf. f\u00f6r seine Ergebnisse in der vorliegenden Arbeit gibt, ist nur verh\u00e4ltnis-m\u00e4fsig kurz angedeutet und vorsichtig. Es w\u00e4re ja speziell interessant, im einzelnen die Parallelen zu dem Verlaufe der tabischen \u00dcbungstherapie zu verfolgen. Jedenfalls zieht Verf. als wesentlichsten Schlufs aus seinen Resultaten, dafs es sich bei der Kompensation der durch die Hintere-Wurzel-Durchschneidung erzeugten Ataxie nicht um Restitutionsvorg\u00e4nge in den gesch\u00e4digten Extremit\u00e4ten, sondern um vikariierendes Eintreten anderer Sinnesorgane (besonders des Labyrinths) und der motorischen Zone der Grofshirnrinde handelt. Welche Rolle diese Organe im einzelnen spielen, darauf geht Verf. nur sehr wenig ein. Dem Ref. erscheint es m\u00f6glich, sich hier genauere Vorstellungen von dem Mechanismus der Kompensation zu machen, wenn man sich vergegenw\u00e4rtigt, dafs die Koordination ein auf sensible Eindr\u00fccke erfolgender Reflex ist, und wenn man ber\u00fccksichtigt, welche verschiedene Wege diesem Reflexe zur Verf\u00fcgung stehen (siehe auch O. Fokrster: Physiologie und Pathologie der Koordination). Als sensible Apparate dieses Reflexes kommen aufser dem wichtigsten, den aus der betreffenden Extremit\u00e4t stammenden sensiblen Eindr\u00fccken noch das Labyrinth, das Auge und die \u00fcbrige K\u00f6rpersensibilit\u00e4t, soweit sie Nachrichten \u00fcber Lage und Stellung de^ K\u00f6rpers gibt, in Betracht. Als zentral^ Stationen des Reflexvorganges dienen das R\u00fcckenmark, das Cerebellum und die senso - motorische Zone des Grofshirns. Hieraus ergeben sich eine ganze Zahl von Reflexb\u00f6gen, die mehr oder minder einander ersetzen k\u00f6nnen. Je mehr derselben entweder peripher oder zentral gesch\u00e4digt werden, desto unvollkommener ist der Ausgleich.\nKkamkr (Breslau).\nHubert Bond. Medico-Psychological Statistics: the Desirability of Definition and Correlation with a View to Collective Stndy. Joum. of Mental Science 48 (203), 709\u2014732. 1902.\nVerl bespricht die Notwendigkeit einer einheitlich geregelten und zuverl\u00e4ssigen Statistik in den Irrenanstalten. Die Arbeit enth\u00e4lt im \u00fcbrigen Vorschl\u00e4ge zur Verbesserung der \u00fcblichen Z\u00e4hlkarten, um eine m\u00f6glichste Gleichm\u00e4fsigkeit und Ber\u00fccksichtigung aller Faktoren zu erreichen. Die im wesentlichen statistisch technischen Einzelheiten d\u00fcrften \u00fcber den Kreis der engeren Fachkollegen hinaus kaum interessieren. Kramer (Breslau).\nK. Wilmanns. Die Psychosen der Landstreicher. Zentralblatt f. Nervenhe\u00fck. u.\nPsychiatrie 25 (155), 729\u2014752. 1902.\nVerf. hat ein 120 F\u00e4lle umfassendes Material von Landstreichern, die aus dem Arbeitshause der Heidelberger Irrenanstalt \u00fcberwiesen worden waren, einer eingehenden klinischen Untersuchung unterzogen und insbesondere im Anschluss an das Aktenmaterial die Vorgeschichte und Entstehungsweise der Vagabundenlaufbahn in jedem einzelnen Falle studiert","page":79}],"identifier":"lit32741","issued":"1904","language":"de","pages":"78-79","startpages":"78","title":"A. Bickel: Experimentelle Untersuchungen \u00fcber die Kompensation der sensorischen Ataxie. Deutsche med. Wochenschr. 1901 (12). 10 S.","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:11.778097+00:00"}