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{"created":"2022-01-31T14:35:16.206345+00:00","id":"lit32743","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kramer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 79-80","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n79\nwiederum einem pseudo - paraplektischen Zustande Platz machte. Der beobachtete Verlauf war auch ein analoger, wenn zuerst die Rindenzone exstirpiert und dann erst die sensiblen Wurzeln durchschnitten wurden. Eine Steigerung der Ataxie konnte auch noch durch Ausschaltung des Gesichtssinnes hervorgerufen werden. Die theoretische Deutung, die Verf. f\u00f6r seine Ergebnisse in der vorliegenden Arbeit gibt, ist nur verh\u00e4ltnis-m\u00e4fsig kurz angedeutet und vorsichtig. Es w\u00e4re ja speziell interessant, im einzelnen die Parallelen zu dem Verlaufe der tabischen \u00dcbungstherapie zu verfolgen. Jedenfalls zieht Verf. als wesentlichsten Schlufs aus seinen Resultaten, dafs es sich bei der Kompensation der durch die Hintere-Wurzel-Durchschneidung erzeugten Ataxie nicht um Restitutionsvorg\u00e4nge in den gesch\u00e4digten Extremit\u00e4ten, sondern um vikariierendes Eintreten anderer Sinnesorgane (besonders des Labyrinths) und der motorischen Zone der Grofshirnrinde handelt. Welche Rolle diese Organe im einzelnen spielen, darauf geht Verf. nur sehr wenig ein. Dem Ref. erscheint es m\u00f6glich, sich hier genauere Vorstellungen von dem Mechanismus der Kompensation zu machen, wenn man sich vergegenw\u00e4rtigt, dafs die Koordination ein auf sensible Eindr\u00fccke erfolgender Reflex ist, und wenn man ber\u00fccksichtigt, welche verschiedene Wege diesem Reflexe zur Verf\u00fcgung stehen (siehe auch O. Fokrster: Physiologie und Pathologie der Koordination). Als sensible Apparate dieses Reflexes kommen aufser dem wichtigsten, den aus der betreffenden Extremit\u00e4t stammenden sensiblen Eindr\u00fccken noch das Labyrinth, das Auge und die \u00fcbrige K\u00f6rpersensibilit\u00e4t, soweit sie Nachrichten \u00fcber Lage und Stellung de^ K\u00f6rpers gibt, in Betracht. Als zentral^ Stationen des Reflexvorganges dienen das R\u00fcckenmark, das Cerebellum und die senso - motorische Zone des Grofshirns. Hieraus ergeben sich eine ganze Zahl von Reflexb\u00f6gen, die mehr oder minder einander ersetzen k\u00f6nnen. Je mehr derselben entweder peripher oder zentral gesch\u00e4digt werden, desto unvollkommener ist der Ausgleich.\nKkamkr (Breslau).\nHubert Bond. Medico-Psychological Statistics: the Desirability of Definition and Correlation with a View to Collective Stndy. Joum. of Mental Science 48 (203), 709\u2014732. 1902.\nVerl bespricht die Notwendigkeit einer einheitlich geregelten und zuverl\u00e4ssigen Statistik in den Irrenanstalten. Die Arbeit enth\u00e4lt im \u00fcbrigen Vorschl\u00e4ge zur Verbesserung der \u00fcblichen Z\u00e4hlkarten, um eine m\u00f6glichste Gleichm\u00e4fsigkeit und Ber\u00fccksichtigung aller Faktoren zu erreichen. Die im wesentlichen statistisch technischen Einzelheiten d\u00fcrften \u00fcber den Kreis der engeren Fachkollegen hinaus kaum interessieren. Kramer (Breslau).\nK. Wilmanns. Die Psychosen der Landstreicher. Zentralblatt f. Nervenhe\u00fck. u.\nPsychiatrie 25 (155), 729\u2014752. 1902.\nVerf. hat ein 120 F\u00e4lle umfassendes Material von Landstreichern, die aus dem Arbeitshause der Heidelberger Irrenanstalt \u00fcberwiesen worden waren, einer eingehenden klinischen Untersuchung unterzogen und insbesondere im Anschluss an das Aktenmaterial die Vorgeschichte und Entstehungsweise der Vagabundenlaufbahn in jedem einzelnen Falle studiert","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nLiteraturbericht.\nDie Eigenartigkeit des Materials bewirkt nat\u00fcrlich, dafs Verf. kein getreues Bild von der Zusammensetzung des Landstreichertums, wie es z. B. Bos-HosFFER getan hat, geben kann. Der Hauptwert der vorliegenden Arbeit liegt in der genauen Analyse der Faktoren, die die betreffenden psychisch anomalen Individuen in die Landstreicherlaufbahn liineingetrieben haben.\nDem Materiale entsprechend ist unkomplizierter Alkoholismus nur sehr wenig vertreten; es sind meist Leute, die in mittlerem Lebensalter infolge der sch\u00e4dlichen Wirkung des Trunkes ihren geordneten Lebenswandel aufgeben. Bei den Imbezillen unterscheidet Verf. die torpiden von den erethi8chen und fand, dafs die letzteren infolge ihrer Aktivit\u00e4t, Unruhe und meist besseren Intelligenz viel mehr zum Vagabundentum neigen, als die ersteren. Dem erethischen Imbezillen stehen in dieser Hinsicht auch manche Hysteriker nahe, die ebenfalls unter den Landstreichern nicht selten zu finden sind. Auch Patienten mit manisch-depressivem Irresein und Paralytiker, besonders solche mit motorischer Unruhe waren unter dem Materiale zu finden. Eine grofse Rolle spielen unter den Landstreichern die Epileptiker, die durch verschiedene Gr\u00fcnde in die antisoziale Laufbahn gef\u00fchrt werden; wesentlich ist hier einmal der entweder von Jugend an bestehende oder im Laufe des Leidens erworbene Schwachsinn, der die Patienten zu einer geordneten T\u00e4tigkeit unf\u00e4hig macht ; dann bewirken die Krampfanf\u00e4lle, dafs es dem Epileptiker nicht gelingt, Arbeit zu finden; in anderen F\u00e4llen sind es periodische Verstimmungen vor allem poriomanische Anf\u00e4lle, die zu einem unsteten, oft ganze L\u00e4nder durchwandernden Leben f\u00fchren.\t\u00bb\nDer gr\u00f6fste Teil der F\u00e4lle setzt sich zusammen aus Kranken, die in. die Gruppe der Dementia praecox hineingeh\u00f6ren. Hier sind drei Gruppen zu unterscheiden. Einmal F\u00e4lle, in denen in oder nach dem Pubert\u00e4tsalter eine akute Psychose aufgetreten und mit Defekt geheilt ist, so dafs infolge der dadurch bewirkten Charakter- oder lnteUigenzver\u00e4nderung der meist nicht mehr als geisteskrank betrachtete in eine antisoziale Laufbahn hineingetrieben wird. Die zweite Gruppe sind F\u00e4lle, die ganz allm\u00e4hlich verbl\u00f6den, bei denen oft keine ausgesprochen psychotischen Erscheinungen zu finden sind und die oft erst nach vielen Freiheitsstrafen als geisteskrank erkannt werden. Eine dritte Gruppe bilden solche F\u00e4lle, wo auf dem Boden eines angeborenen Schwachsinnes sich eine zunehmende Verbl\u00f6dung zeigt. Diese letzteren F\u00e4lle sind meist von Jugend auf zu nichts tauglich und kommen bei ihrem zunehmenden Schwachsinn immer tiefer in das Landstreicherlelten hinein, bis sie schlie\u00dflich im Irrenhaus enden.\nKramkb (BreslauX.","page":80}],"identifier":"lit32743","issued":"1904","language":"de","pages":"79-80","startpages":"79","title":"K. Wilmanns: Die Psychosen der Landstreicher. Zentralblatt f. Nervenheilk. u. Psychiatrie 25 (155), 729-752. 1902","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:35:16.206351+00:00"}