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{"created":"2022-01-31T16:27:12.306845+00:00","id":"lit32750","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 146-147","fulltext":[{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nLiteraturbericht.\nDie Kapazit\u00e4t der Kopfk\u00f6hle ist auf s\u00e4mtlichen Altersstufen bei den Knaben gr\u00f6fser als bei den M\u00e4dchen.\nDieser Kapizit\u00e4tsunterschied der Geschlechter ist bei, resp. kurz nach der Geburt ein relativ geringer, w\u00e4chst mit dem Heranwachsen des Kindes rasch, sp\u00e4ter immer langsamer.\nVon den Anfangswerten der Kapazit\u00e4t w\u00e4chst der durchschnittliche Rauminhalt der Kopfh\u00f6hle so, dafs schon vor dem neunten Monat das erste Drittel der Gesamtzunahme, mit ca. 2 7\u00ab Jahren das zweite Drittel gewonnen wird, von welchem Zeitpunkt ab in immer langsamerem Tempo das Weiterwachsen in das letzte Drittel der Gesamtzunahme erfolgt. Wann diese abgeschlossen ist, kann noch nicht bestimmt werden. Bei Knaben wie M\u00e4dchen zeigt die Kapazit\u00e4t auf derselben Altersstufe eine oft sehr erhebliche Variationsbreite. Diese Unterschiede sind als Ausdruck einer individuellen (vererbbaren) mit der variablen Gr\u00f6fsenanlage des Gehirns korrespondierenden Anlage aufzufassen.\tUmpfbnbach.\nK. Bbodmann. Beitr\u00e4ge sir histologischen Lokalisation der Grofshirarinde.\nI. Mitteilung : Die Beglo Rolandica. Joum. f. Psychol, u. Neurol. 2 (2 u. 3).\nJuli 1903.\nNicht nur in physiologischer Hinsicht, sondern auch in anatomischer liegt die Frage der Lokalisation in der Grofshirnrinde im Argen. Kaum lassen sich zwei Autoren finden, die \u00fcbereinstimmende Resultate verzeichnet haben. Die Meinungsverschiedenheit der Physiologen hat nach hartem Streite scheinbar zur Zeit ausgetobt -\u2014 ohne ein definitives Resultat gezeitigt zu haben, nun scheinen die Histologen ihre Stimme zu erheben. Die Ausf\u00fchrungen Bbodmanns sind in mancher Hinsicht bemerkenswert. Zun\u00e4chst ist die historische Einf\u00fchrung interessant, wenn auch betr\u00fcbend. Betr\u00fcbend in dem Sinne, daCs sie uns zeigt, wie wenig ein folgender Autor auf seine Vorg\u00e4nger im Studium ein und desselben Gegenstandes R\u00fccksicht nehmen zu m\u00fcssen glaubt: daher kommt es, dafs Neues gefunden wird \u2014 ohne dafs erst das Alte wieder best\u00e4tigt oder korrigiert wird. Indem Bbodmann die Literatur ber\u00fccksichtigt und die Fehler und Versehen seiner Vorg\u00e4nger kritisch pr\u00fcft, schreibt er sich und anderen die zu begehenden Bahnen vor.\nBbodmann bringt die erste Mitteilung zu einer Serie von Arbeiten, die eine \u201eGrundlage liefern sollen zu einer nat\u00fcrlichen Einteilung der Grofe-hirnrinde auf Grund struktureller Eigent\u00fcmlichkeiten\u201c. Es ist nat\u00fcrlich, dafs er sich zun\u00e4chst an das meist umstrittene Gebiet, an die Gegend um die Zentralfurche herangemacht hat. Der Befund ist sehr ermutigend. Die Hauptergebnisse der Untersuchung seien w\u00f6rtlich zitiert: \u201eDie Regio Rolandica des Menschen wird in ihrer ganzen dorsoventralen Ausdehnung durch den Sulcus centralis in zwei hinsichlich ihrer cytoarchitektonischen Struktur v\u00f6llig verschiedene anatomische Zentren geteilt, von denen das vordere durch Riesenpyramiden und den Mangel einer K\u00f6rnerschicht, das hintere durch das Vorhandensein einer deutlichen K\u00f6rnerschicht und das Fehlen von Riesenpyramiden ausgezeichnet ist... . Die Grenze zwischen den beiden Zentren wird im allgemeinen durch den Fundus des Sulcus centr. gebildet.\u201c Auf der dorso-medialen Fl\u00e4che der","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n147\nHemisph\u00e4re setzt sich die Grenze auch in bestimmt anatomisch zu charakterisierender Weise auf den Lobus paracentralis fort (Details siehe im Original). \u2014 Die Befunde werden auf l\u00f6 schematische Textfiguren h\u00fcbsch \u00fcbersichtlich wiedergegeben und noch dazu naturgetreu auf neun durch Lichtdruck reproduzierten Pr\u00e4paraten (die Ausstattung ist \u00e4ufserst luxuri\u00f6s, die Abbildungen h\u00e4tten ruhig 10 mal kleiner sein d\u00fcrfen \u2014 man h\u00e4tte nicht weniger darauf gesehen!).\nBesondere Anerkennung verdient die Tatsache, dafs der Autor der grofsen Versuchung widerstanden hat, an die scharfe histologische Trennung, die er hervorheben konnte, irgend welche funktionelle Bedeutung anzukn\u00fcpfen. Es w\u00e4re ihm ja nahe genug gelegt worden, den Gyrus centr. ant. mit seinen Riesenpyramiden als motorisches Zentrum dem Gyr. centr. post, mit seiner K\u00f6rnerschicht und dem Mangel an Riesenpyramidenzellen als sensorischem gegen\u00fcberzustellen, zumal nach den Untersuchungen von Gr\u00fcvbaum u. Shbrington (1901). Verf. ist sich wohl bewufst geblieben, dafs Formverschiedenheit noch absolut keinen Schlufs auf Funktionsdifferenz zul&fst. Wie wenig der Schlufs berechtigt ist, illustriert Br. noch aus einem Beispiele eigener Erfahrung. \u2014 Es ist zu erhoffen, dafs Verf. in seinen Studien, wie er angek\u00fcndigt, auch tats\u00e4chlich fortf\u00e4hrt und die \u00fcbrige Fl\u00e4che des Grofshirnes in gleicher Weise durchackert \u2014 freilich, ob der Physiologe viel Nutzen daraus ziehen wird, ist zweifelhaft, doch Ber\u00fchrungspunkte werden sich sicher gar viele finden.\nL. Merzbacher (Freiburg i. B.).\nBerg. Beitrag sur Kenntnis der transkortikalen Aphasie. Monatssehr. f. Psychiatrie u. Neurol 18 (5), 341-357; (6), 622\u2014641. 1903.\nW\u00e4hrend man fr\u00fcher haupts\u00e4chlich darauf ausging, die verschiedenen \u00c4phasieformen im Gehirn anatomisch zu lokalisieren, legt man in den letzten Jahren mehr Wert auf die assoziativen Vorg\u00e4nge; man gibt den St\u00f6rungen im Gebiete der Assoziationsorgane mehr Schuld an dem Zustandekommen vieler \u00c4phasieformen. Der Sprachvorgang ist ein Assoziations-prozefs sehr komplizierter Natur. Derselbe spielt sich erstens innerhalb der Sinneszentren selbst, und zweitens zwischen diesen verschiedenen Zentren ab. Der Sprachmechanismus setzt sich aus inter- und intra-zentralen Assoziationen zusammen.\nVon grofser Bedeutung sind die Beziehungen des Sprachvorganges zu den psychischen Funktionen des Ged\u00e4chtnisses, der Aufmerksamkeit, der ver schiedenen Assoziationen, der Schnelligkeit der Perzeption etc. Die Sprach-bewegungsempfindungen sind von grofser Wichtigkeit f\u00fcr die Koordination der Sprachbewegungen ; sie spielen f\u00fcr das Bewufstsein eine grofse Rolle. Der Weg zum Wortbewegungsfelde f\u00fchrt \u00fcber die Wortklangst\u00e4tte. Die Begriffsbildung ist eine Leistung der gesamten Grofshirnrinde. Bei der transkortikalen Aphasie handelt es sich um eine Unterbrechung der transkortikalen Bahnen, d. h. der Assoziationsbahnen, welche die Verbindung zwischen der Werkst\u00e4tte der Begriffe mit dem Wortklangfelde und dem Wortbewegungsfelde vermitteln. Zur Abgrenzung der transkortikalen motorischen und sensorischen Aphasie f\u00fchrten haupts\u00e4chlich das Verhalten des Nachsprechens, Lautlesens, Schreibens auf Diktat und des\n10*","page":147}],"identifier":"lit32750","issued":"1904","language":"de","pages":"146-147","startpages":"146","title":"K. Brodmann: Beitr\u00e4ge zur histologischen Lokalisation der Gro\u00dfhirnrinde. I. Mitteilung: Die Regio Rolandica. Journ. f. Psychol. u. Neurol. 2 (2 u. 3). Juli 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:12.306850+00:00"}