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{"created":"2022-01-31T14:08:08.811594+00:00","id":"lit32751","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 147-148","fulltext":[{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n147\nHemisph\u00e4re setzt sich die Grenze auch in bestimmt anatomisch zu charakterisierender Weise auf den Lobus paracentralis fort (Details siehe im Original). \u2014 Die Befunde werden auf l\u00f6 schematische Textfiguren h\u00fcbsch \u00fcbersichtlich wiedergegeben und noch dazu naturgetreu auf neun durch Lichtdruck reproduzierten Pr\u00e4paraten (die Ausstattung ist \u00e4ufserst luxuri\u00f6s, die Abbildungen h\u00e4tten ruhig 10 mal kleiner sein d\u00fcrfen \u2014 man h\u00e4tte nicht weniger darauf gesehen!).\nBesondere Anerkennung verdient die Tatsache, dafs der Autor der grofsen Versuchung widerstanden hat, an die scharfe histologische Trennung, die er hervorheben konnte, irgend welche funktionelle Bedeutung anzukn\u00fcpfen. Es w\u00e4re ihm ja nahe genug gelegt worden, den Gyrus centr. ant. mit seinen Riesenpyramiden als motorisches Zentrum dem Gyr. centr. post, mit seiner K\u00f6rnerschicht und dem Mangel an Riesenpyramidenzellen als sensorischem gegen\u00fcberzustellen, zumal nach den Untersuchungen von Gr\u00fcvbaum u. Shbrington (1901). Verf. ist sich wohl bewufst geblieben, dafs Formverschiedenheit noch absolut keinen Schlufs auf Funktionsdifferenz zul&fst. Wie wenig der Schlufs berechtigt ist, illustriert Br. noch aus einem Beispiele eigener Erfahrung. \u2014 Es ist zu erhoffen, dafs Verf. in seinen Studien, wie er angek\u00fcndigt, auch tats\u00e4chlich fortf\u00e4hrt und die \u00fcbrige Fl\u00e4che des Grofshirnes in gleicher Weise durchackert \u2014 freilich, ob der Physiologe viel Nutzen daraus ziehen wird, ist zweifelhaft, doch Ber\u00fchrungspunkte werden sich sicher gar viele finden.\nL. Merzbacher (Freiburg i. B.).\nBerg. Beitrag sur Kenntnis der transkortikalen Aphasie. Monatssehr. f. Psychiatrie u. Neurol 18 (5), 341-357; (6), 622\u2014641. 1903.\nW\u00e4hrend man fr\u00fcher haupts\u00e4chlich darauf ausging, die verschiedenen \u00c4phasieformen im Gehirn anatomisch zu lokalisieren, legt man in den letzten Jahren mehr Wert auf die assoziativen Vorg\u00e4nge; man gibt den St\u00f6rungen im Gebiete der Assoziationsorgane mehr Schuld an dem Zustandekommen vieler \u00c4phasieformen. Der Sprachvorgang ist ein Assoziations-prozefs sehr komplizierter Natur. Derselbe spielt sich erstens innerhalb der Sinneszentren selbst, und zweitens zwischen diesen verschiedenen Zentren ab. Der Sprachmechanismus setzt sich aus inter- und intra-zentralen Assoziationen zusammen.\nVon grofser Bedeutung sind die Beziehungen des Sprachvorganges zu den psychischen Funktionen des Ged\u00e4chtnisses, der Aufmerksamkeit, der ver schiedenen Assoziationen, der Schnelligkeit der Perzeption etc. Die Sprach-bewegungsempfindungen sind von grofser Wichtigkeit f\u00fcr die Koordination der Sprachbewegungen ; sie spielen f\u00fcr das Bewufstsein eine grofse Rolle. Der Weg zum Wortbewegungsfelde f\u00fchrt \u00fcber die Wortklangst\u00e4tte. Die Begriffsbildung ist eine Leistung der gesamten Grofshirnrinde. Bei der transkortikalen Aphasie handelt es sich um eine Unterbrechung der transkortikalen Bahnen, d. h. der Assoziationsbahnen, welche die Verbindung zwischen der Werkst\u00e4tte der Begriffe mit dem Wortklangfelde und dem Wortbewegungsfelde vermitteln. Zur Abgrenzung der transkortikalen motorischen und sensorischen Aphasie f\u00fchrten haupts\u00e4chlich das Verhalten des Nachsprechens, Lautlesens, Schreibens auf Diktat und des\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nLiteraturberich t.\nKopierens, welche Funktionen gftnzlich intakt bleiben k\u00f6nnen bei Aufhebung der willk\u00fcrlichen m\u00fcndlichen und schriftlichen Ausdrucksf\u00e4higkeit einerseits, des Verst\u00e4ndnisses f\u00fcr Gesprochenes und Gelesenes andererseits. Charakteristisch f\u00fcr die transkortikale Aphasie ist die Paraphasie, eine Folge des Unverm\u00f6gens, die Wortbilder mit ihren Vorstellungen richtig zu verkn\u00fcpfen. H\u00e4ufig ist die Echolalie. Die transkortikalen St\u00f6rungen kann man anatomisch nicht streng lokalisieren. Die Geistes krankheiten beruhen auf einer Erkrankung der Assoziationsorgane, wie auch die transkortikale Aphasie. Zwischen Sprache und Denken bestehen nahe Beziehungen. Auch die intrapsychischen Vorg\u00e4nge der Sprache \u00fcben auf den normalen Ablauf des Denkprozesses einen grofsen Einflufs aus. Vorstellungen k\u00f6nnen sich aber auch ohne Sprache bilden. Die meisten Menschen pflegen f\u00fcr gew\u00f6hnlich sprachlich in mehr oder weniger geordneten Satzgef\u00fcgen zu denken. Bei diesen Menschen mufs eine L\u00e4sion der Wortbewegungsbildungs- und Wortklangbildungsst\u00e4tte die Denkf\u00e4higkeit sehr beeintr\u00e4chtigen. \u2014\nB. schildert dann ausf\u00fchrlich seinen 49 j\u00e4hrigen Kranken. Die willk\u00fcrliche Sprache war zum Teil erhalten, insofern es sich um ganz einfache Wortgebilde handelt. Bei etwas schwierigeren Leistungen trat ein para-phasisches inkoh\u00e4rentes Schw\u00e4tzen auf. Das Sprachverst\u00e4ndnis fehlte, sobald eine gr\u00f6fsere Kombinationsf\u00e4higkeit und eine Begriffsbildung etwas komplizierterer Art erforderlich war. Das willk\u00fcrliche Schreiben zeigte stark ausgepr\u00e4gte Paragraphic. Das Schriftverst\u00e4ndnis erlischt, sobald es sich um kompliziertere S\u00e4tze handelt. Die F\u00e4higkeiten des Nachsprechens, Lautlesens, Kopierens und scheinbar auch des Diktatschreibens sind intakt. Einfache Worte werden nachgesprochen, kompliziertere nicht. Beim Laut-lesen und Kopieren, meist auch beim Diktatschreiben fehlt jedes Verst\u00e4ndnis. Echolalie ist vorhanden.\nDas Identifikationsverm\u00f6gen mittels optischer und taktiler Eindr\u00fccke ist intakt. Die intellektuellen F\u00e4higkeiten, das Ged\u00e4chtnis, die Aufmerksamkeit, das Kombinationsverm\u00f6gen sind herabgesetzt. Es handelt sich demnach um eine transkortikale Aphasie, welche zum Teil motorischen, zum Teil sensorischen Charakter tr\u00e4gt, wobei allerdings die motorische Seite der Sprachst\u00f6rung \u00fcberwiegt.\tUmpfknbach.\nL. Merzbacher. Einige Beobachtungen an vinterschiafenden Flederm\u00e4usen.\nZentralblatt f. Physiol. 16, 709. 1903.\nL. Merzbacher. Untersuchungen fiber die Funktion des Zentralnervensystems\nder Fledermaus. Pfl\u00fcgers Archiv 96, 572. 1903.\nDie erste Arbeit, zum Teil eine Vorl\u00e4uferin der zweiten, gibt in K\u00fcrze eine Zusammenfassung von Untersuchungsresultaten, die im Winter 1901/02 und 1902/03 an der Fledermaus, Vesperugo noctula, gewonnen wurden und zwar betreffen die Untersuchungen das Zentralnervensystem, das Herz, die Vagi, die Nervendegeneration und den Magensaft des Tieres.\nVerf. r\u00fchmt das Tier als Versuchstier, weil der Winterschlaf, in den es bei einer Temperatur von 3\u20145\u00b0 verf\u00e4llt, Operationen auch eingreifender Natur meist ohne Erwachen gestattet. Soll das Tier geweckt werden,","page":148}],"identifier":"lit32751","issued":"1904","language":"de","pages":"147-148","startpages":"147","title":"Berg: Beitrag zur Kenntnis der transkortikalen Aphasie. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurol. 13 (5), 341-357; (6), 622-641. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:08:08.811600+00:00"}