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{"created":"2022-01-31T16:24:00.425886+00:00","id":"lit32752","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"B\u00fcrker, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 148-150","fulltext":[{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nLiteraturberich t.\nKopierens, welche Funktionen gftnzlich intakt bleiben k\u00f6nnen bei Aufhebung der willk\u00fcrlichen m\u00fcndlichen und schriftlichen Ausdrucksf\u00e4higkeit einerseits, des Verst\u00e4ndnisses f\u00fcr Gesprochenes und Gelesenes andererseits. Charakteristisch f\u00fcr die transkortikale Aphasie ist die Paraphasie, eine Folge des Unverm\u00f6gens, die Wortbilder mit ihren Vorstellungen richtig zu verkn\u00fcpfen. H\u00e4ufig ist die Echolalie. Die transkortikalen St\u00f6rungen kann man anatomisch nicht streng lokalisieren. Die Geistes krankheiten beruhen auf einer Erkrankung der Assoziationsorgane, wie auch die transkortikale Aphasie. Zwischen Sprache und Denken bestehen nahe Beziehungen. Auch die intrapsychischen Vorg\u00e4nge der Sprache \u00fcben auf den normalen Ablauf des Denkprozesses einen grofsen Einflufs aus. Vorstellungen k\u00f6nnen sich aber auch ohne Sprache bilden. Die meisten Menschen pflegen f\u00fcr gew\u00f6hnlich sprachlich in mehr oder weniger geordneten Satzgef\u00fcgen zu denken. Bei diesen Menschen mufs eine L\u00e4sion der Wortbewegungsbildungs- und Wortklangbildungsst\u00e4tte die Denkf\u00e4higkeit sehr beeintr\u00e4chtigen. \u2014\nB. schildert dann ausf\u00fchrlich seinen 49 j\u00e4hrigen Kranken. Die willk\u00fcrliche Sprache war zum Teil erhalten, insofern es sich um ganz einfache Wortgebilde handelt. Bei etwas schwierigeren Leistungen trat ein para-phasisches inkoh\u00e4rentes Schw\u00e4tzen auf. Das Sprachverst\u00e4ndnis fehlte, sobald eine gr\u00f6fsere Kombinationsf\u00e4higkeit und eine Begriffsbildung etwas komplizierterer Art erforderlich war. Das willk\u00fcrliche Schreiben zeigte stark ausgepr\u00e4gte Paragraphic. Das Schriftverst\u00e4ndnis erlischt, sobald es sich um kompliziertere S\u00e4tze handelt. Die F\u00e4higkeiten des Nachsprechens, Lautlesens, Kopierens und scheinbar auch des Diktatschreibens sind intakt. Einfache Worte werden nachgesprochen, kompliziertere nicht. Beim Laut-lesen und Kopieren, meist auch beim Diktatschreiben fehlt jedes Verst\u00e4ndnis. Echolalie ist vorhanden.\nDas Identifikationsverm\u00f6gen mittels optischer und taktiler Eindr\u00fccke ist intakt. Die intellektuellen F\u00e4higkeiten, das Ged\u00e4chtnis, die Aufmerksamkeit, das Kombinationsverm\u00f6gen sind herabgesetzt. Es handelt sich demnach um eine transkortikale Aphasie, welche zum Teil motorischen, zum Teil sensorischen Charakter tr\u00e4gt, wobei allerdings die motorische Seite der Sprachst\u00f6rung \u00fcberwiegt.\tUmpfknbach.\nL. Merzbacher. Einige Beobachtungen an vinterschiafenden Flederm\u00e4usen.\nZentralblatt f. Physiol. 16, 709. 1903.\nL. Merzbacher. Untersuchungen fiber die Funktion des Zentralnervensystems\nder Fledermaus. Pfl\u00fcgers Archiv 96, 572. 1903.\nDie erste Arbeit, zum Teil eine Vorl\u00e4uferin der zweiten, gibt in K\u00fcrze eine Zusammenfassung von Untersuchungsresultaten, die im Winter 1901/02 und 1902/03 an der Fledermaus, Vesperugo noctula, gewonnen wurden und zwar betreffen die Untersuchungen das Zentralnervensystem, das Herz, die Vagi, die Nervendegeneration und den Magensaft des Tieres.\nVerf. r\u00fchmt das Tier als Versuchstier, weil der Winterschlaf, in den es bei einer Temperatur von 3\u20145\u00b0 verf\u00e4llt, Operationen auch eingreifender Natur meist ohne Erwachen gestattet. Soll das Tier geweckt werden,","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turbericht.\n149\n\u00abo braucht man es nur im Brutofen einer Temperatur von 33\u201437\u00b0 auszusetzen.\nDie Untersuchungen \u00fcber das Zentralnervensystem gibt die zweite Arbeit ausf\u00fchrlicher wieder.\nBez\u00fcglich des Herzens konstatierte Verf., dais das herausgeBchnittene Organ bis zu 10 Stunden pulsierte und dale Vagusreizung sowohl auf die Herzt\u00e4tigkeit als auch auf die Atmung einen inkonstanten Erfolg \u00e4ufserte.\nNach Durchschneidung beider Vagi konnte sowohl das im Wach- wie auch das im Schlafzustande befindliche Tier l\u00e4ngere Zeit am Leben erhalten werden, Vaguspneumonie kann dabei auftreten, braucht aber nicht aufzutreten.\nAuffallend war, dafs die Nervendegeneration (N. ischiadicus) bei dem im Winterschlafe befindlichen Tiere sehr viel langsamer erfolgte (nach 3 Wochen noch Reaktion) als beim wachen Tiere (nach 3 Tagen Degeneration), wof\u00fcr die Temperaturunterschiede verantwortlich gemacht werden.\nDer aus dem Magen des winterschlafenden Tieres gewonnene k\u00fcnstliche Magensaft zeigte viel st\u00e4rkere peptische Wirkung alB der vom wachen Tiere.\nIn der zweiten Arbeit weist Verf. noch einmal besonders darauf hin, wie sehr sich das Tier im Winterschlafe speziell zu Versuchen am Zentralnervensystem eignet, indem die zur Erhaltung des Winterschlafes notwendige Abk\u00fchlung einmal die Blutung si stiert, dann Eiterung nicht zustande kommen l\u00e4fst und ferner der sekund\u00e4ren Degeneration vorbeugt. Die Er\u00f6ffnung der Sch\u00e4deldecke ist aufserdem bei der D\u00fcnnheit de* Sch\u00e4delknochen sehr erleichtert und der Spalt zwischen Sch\u00e4del und Wirbelkanal, den nur eine d\u00fcnne Membran deckt, so weit, dafs die \u00dcbersicht \u00fcber das Hinter- und Nachhirn aufserordentlich erleichtert ist.\nDes Verf. Versuche haben nun folgendes ergeben:\nNach Entfernung der Lobi olfactorii zeigte das Tier keine nachweisbare Funktionsst\u00f6rung.\nDas Grofshirn mit seiner wenig ausgesprochenen Differenzierung stellt nach der Ansicht des Verf. das Tier ziemlich tief in der S\u00e4ugetier\u00ab reihe, behauptet doch auch Kolmer das Fehlen jeder motorischen Zelle in der gesamten Binde.\nElektrische Reizung der sensomotorischen Region blieb ohne Erfolg beim Kalttiere, beim Warmtiere kam es einmal zu einem typischen epileptischen Anfalle.\nChemische Reizung der Region mit Kreatin l\u00f6ste keine klonisch-tonischen Kr\u00e4mpfe der Extremit\u00e4ten aus, sondern f\u00fchrte nach anf\u00e4nglichen Kopf- und Kieferbewegungen zu \u00e4ufserst lebhaftem anfallsweise auftretendem Bewegungstriebe, der schliefslich einem komat\u00f6sen Zustande Platz machte. W\u00e4hrend der Anf\u00e4lle befanden sich die Tiere in einem Halbschlafzustande, der durch das Vorhandensein des Anhaft-reflexes (Bewegung der Zehen der Hinterpfoten zum Zwecke des Festhakens) und der Reflexerregbarkeit der einzelnen Extremit\u00e4ten ferner auch dadurch charakterisiert war, dafs das Kreatintier auf dem R\u00fccken liegen","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nLiteraturbericht.\nblieb, das Normaltier aber nicht. Das Kreatintier unterschied sich ferner bez\u00fcglich des Charakters dadurch von dem normalen Tiere, dais es keine aggressiven Gel\u00fcste zeigte, also nicht bifs, sich nicht stellte etc.\nVerf. reiht daher die Fledermaus auf Grund dieser Beobachtungen bez\u00fcglich der Gehirnfunktion zwischen die V\u00f6gel und niederen S\u00e4ugetiere ein, es fehlen eben ausgesprochene sensomotorische Bindenfelder, Beizung der Hemisph\u00e4ren f\u00fchrt nur zu allgemeinem Bewegungsdrang.\nNach Exstirpation der Hemisph\u00e4ren wurden L\u00e4hmungen nicht beobachtet, auch Verletzung der Vierh\u00fcgel ergab keine sichtbaren St\u00f6rungen.\nNach Exstirpation des Grofs- und Mittelhirns waren die Bewegungs\u00e4ufserungen rein reflektorischer Natur, interessant die Beobachtung des Anhaftreflexes, der nur im Schlafzustand deutlich war, mit dem Erwachen des Tieres aber verschwand. Das Zentrum dieses Reflexes wird in die Medulla oblongata verlegt; subkortikale Zentren funktionieren also w\u00e4hrend des Winterschlafes.\nBemerkenswert ist ferner, wie derartig operierte Tiere sterben ; es erl\u00f6scht allm\u00e4hlich die Funktion des Zentralnervensystems von der Medulla an abw\u00e4rts.\nNach Exstirpation des Kleinhirns treten \u00e4hnlich wie bei V\u00f6geln charakteristische Erscheinungen auf, so eine starke Tendenz, sich r\u00fcckw\u00e4rts zu bewegen, spastischer Gang \u201eStelzengang\u201c, unbeholfene Lagekorrektion, wenn das Tier vorher in B\u00fcckenlage gebracht worden war.\nGanz besonders ist aber der Flug beeinflufst. Verf. sah Flederm\u00e4use ohne Kleinhirn speziell ohne Wurm niemals fliegen, w\u00e4hrend Verletzung der Hemisph\u00e4ren oder der Vierh\u00fcgel den Flug nicht st\u00f6rte.\nAll dies und die relative Gr\u00f6fse des Kleinhirns bei der Fledermaus l\u00e4fst Verf. die Vermutung aussprechen, dafs die bedeutende Ausbildung des Kleinhirns mit der spezifischen Funktion des Fliegens im Zusammenh\u00e4nge stehe.\nElektrische Beizung der Medulla oblongata, beim Tier ohne Kleinhirn rief diffuse Bewegung der Extremit\u00e4ten hervor, nach chemi-scherBeizungdurch Kreatin stellten sich allgemeine tonisch-klonische Kr\u00e4mpfe ein, die aber immer nur wenige Sekunden dauerten.\nIn der anfallsfreien Zeit kamen die durch Ausfall der Kleinhirnfunktion bedingten Symptome zur Beobachtung. Verf. nimmt daher ein Krampfzentrum in der Medulla oblongata an.\nBeim dekapitierten Tiere, dem vom Zentralnervensystem nur noch das R\u00fcckenmark \u00fcbrig blieb, sah Verf. eine Reihe wohlgeordneter Beflexe zu st\u00e4nde kommen, ganz \u00e4hnlich denen, wie sie beim dekapitierten Frosch beobachtet werden.\tK. B\u00fcbkbr (T\u00fcbingen).\nF. Bezold. \u00dcber die funktionelle Pr\u00fcfung des menschlichen Geh\u00f6rorgti*.\nBd. II. Wiesbaden, Bergmann, 1903.\nEs ist dieses eine Zusammenstellung von neun in der letzten Zeit vom Verf. oder auf seine Anregung hin \u00fcber die Funktionspr\u00fcfung des Ohres gemachten Untersuchungen, Abhandlungen und Vortr\u00e4gen. In dem","page":150}],"identifier":"lit32752","issued":"1904","language":"de","pages":"148-150","startpages":"148","title":"L. Merzbacher: Einige Beobachtungen an winterschlafenden Flederm\u00e4usen. Zentralblatt f. Physiol. 16, 709. 1903 / L. Merzbacher: Untersuchungen \u00fcber die Funktion des Zentralnervensystems der Fledermaus. Pfl\u00fcgers Archiv 96, 572. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:00.425892+00:00"}