Open Access
{"created":"2022-01-31T16:26:57.584526+00:00","id":"lit32753","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Beyer, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 150-153","fulltext":[{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nLiteraturbericht.\nblieb, das Normaltier aber nicht. Das Kreatintier unterschied sich ferner bez\u00fcglich des Charakters dadurch von dem normalen Tiere, dais es keine aggressiven Gel\u00fcste zeigte, also nicht bifs, sich nicht stellte etc.\nVerf. reiht daher die Fledermaus auf Grund dieser Beobachtungen bez\u00fcglich der Gehirnfunktion zwischen die V\u00f6gel und niederen S\u00e4ugetiere ein, es fehlen eben ausgesprochene sensomotorische Bindenfelder, Beizung der Hemisph\u00e4ren f\u00fchrt nur zu allgemeinem Bewegungsdrang.\nNach Exstirpation der Hemisph\u00e4ren wurden L\u00e4hmungen nicht beobachtet, auch Verletzung der Vierh\u00fcgel ergab keine sichtbaren St\u00f6rungen.\nNach Exstirpation des Grofs- und Mittelhirns waren die Bewegungs\u00e4ufserungen rein reflektorischer Natur, interessant die Beobachtung des Anhaftreflexes, der nur im Schlafzustand deutlich war, mit dem Erwachen des Tieres aber verschwand. Das Zentrum dieses Reflexes wird in die Medulla oblongata verlegt; subkortikale Zentren funktionieren also w\u00e4hrend des Winterschlafes.\nBemerkenswert ist ferner, wie derartig operierte Tiere sterben ; es erl\u00f6scht allm\u00e4hlich die Funktion des Zentralnervensystems von der Medulla an abw\u00e4rts.\nNach Exstirpation des Kleinhirns treten \u00e4hnlich wie bei V\u00f6geln charakteristische Erscheinungen auf, so eine starke Tendenz, sich r\u00fcckw\u00e4rts zu bewegen, spastischer Gang \u201eStelzengang\u201c, unbeholfene Lagekorrektion, wenn das Tier vorher in B\u00fcckenlage gebracht worden war.\nGanz besonders ist aber der Flug beeinflufst. Verf. sah Flederm\u00e4use ohne Kleinhirn speziell ohne Wurm niemals fliegen, w\u00e4hrend Verletzung der Hemisph\u00e4ren oder der Vierh\u00fcgel den Flug nicht st\u00f6rte.\nAll dies und die relative Gr\u00f6fse des Kleinhirns bei der Fledermaus l\u00e4fst Verf. die Vermutung aussprechen, dafs die bedeutende Ausbildung des Kleinhirns mit der spezifischen Funktion des Fliegens im Zusammenh\u00e4nge stehe.\nElektrische Beizung der Medulla oblongata, beim Tier ohne Kleinhirn rief diffuse Bewegung der Extremit\u00e4ten hervor, nach chemi-scherBeizungdurch Kreatin stellten sich allgemeine tonisch-klonische Kr\u00e4mpfe ein, die aber immer nur wenige Sekunden dauerten.\nIn der anfallsfreien Zeit kamen die durch Ausfall der Kleinhirnfunktion bedingten Symptome zur Beobachtung. Verf. nimmt daher ein Krampfzentrum in der Medulla oblongata an.\nBeim dekapitierten Tiere, dem vom Zentralnervensystem nur noch das R\u00fcckenmark \u00fcbrig blieb, sah Verf. eine Reihe wohlgeordneter Beflexe zu st\u00e4nde kommen, ganz \u00e4hnlich denen, wie sie beim dekapitierten Frosch beobachtet werden.\tK. B\u00fcbkbr (T\u00fcbingen).\nF. Bezold. \u00dcber die funktionelle Pr\u00fcfung des menschlichen Geh\u00f6rorgti*.\nBd. II. Wiesbaden, Bergmann, 1903.\nEs ist dieses eine Zusammenstellung von neun in der letzten Zeit vom Verf. oder auf seine Anregung hin \u00fcber die Funktionspr\u00fcfung des Ohres gemachten Untersuchungen, Abhandlungen und Vortr\u00e4gen. In dem","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n1\u00d61\nVorwort und Einleitung stellt Verf. seinen vdllig auf dem Boden der HBU\u0152Oi/rzschen Theorie stehenden Standpunkt klar.\nZun\u00e4chst gibt er zwei Nachtr\u00e4ge zu seiner fr\u00fcheren Arbeit \u201eStatistische Ergebnisse \u00fcber die diagnostische Verwendbarkeit des Rnmxschen Versuches und eine daraus sich ergebende Erkl\u00e4rung f\u00fcr die physiologische Funktion des Schalleitungsapparates\u201c. Er hatte dargetan, dafs Jede St\u00f6rung im normalen labilen Gleichgewicht der Schalleitungskette eine Herabsetzung des H\u00f6rverm\u00f6gens f\u00fcr den unteren Teil der Tonskala zur Folge hat\", wenn die Zuleitung durch die Luft geschieht. Besonders deutlich zeigte sich dieses bei seinem sogenannten Aspirationsversuch, welcher darin besteht, dafs durch eine forcierte Aspiration eine Luftverd\u00fciirrting im Mittelohr erzeugt wird, wobei sich dann eine starke Verminderung des Geh\u00f6rs f\u00fcr tiefe T\u00f6ne, und zwar mit der Tiefe derselben zunehmend, konstatieren liefs. Nun ergibt aber die Pr\u00fcfung der osteo-tympanalen Leitung gleichfalls eine Verk\u00fcrzung des zugeleiteten tiefen Tones im Gegensatz zu dem VALSALVASchen Versuch, bei welchem jederzeit eine Steigerung der H\u00f6rf\u00e4higkeit durch Knochenleitung auftritt, ebenso wie bei dem Luoae-schen Versuch und bei pathologischen Prozessen, w\u00e4hrend eine Schw\u00e4chung des Tones durch Knochenleitung nur beim GELLKSchen Versuch ein tritt.\nDafs es sich bei dieser Erscheinung um eine Ver\u00e4nderung des intra-labyrinth\u00e4ren Druckes handele, schliefst Verf. auf Grund seiner fr\u00fcheren Versuche, bei denen er die gute Kommunikation zwischen Sch\u00e4del- und Labyrinthinhalt gezeigt hatte, aus, ebenso die Erkl\u00e4rung Stehtbb\u00fcgoes, welcher f\u00fcr das Besserh\u00f6ren des Stimmgabeltones durch Knochenleitung im st\u00e4rker erkrankten Ohre eine Hyper\u00e4sthesie des Akustikus annimmt. Er sucht vielmehr den Grund hierf\u00fcr in der erh\u00f6hten Spannung an irgend einem Teile des Schalleitungsapparates, welchen er sich in zwei gleichwertige Teile zerlegt denkt. Einmal Trommelfell, Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette, inklusive der Labyrinthseite der Stapesplatte \u2014 dem aktiv bewegenden Hebelapparat, und zweitens die im Labyrinth enthaltene Fl\u00fcssigkeitss\u00e4ule mitsamt der Membran des runden Fensters = die passiv in Bewegung gesetzte Last.\nFr\u00fchere Untersuchungen des Verf.s hatten nun ergeben, dafs dem Labyrinthwasser und besonders der Membran des runden Fensters eine grofse Selbst\u00e4ndigkeit der Bewegung zukomme und dafs Luftdruckdifferenzen im Mittelohr, welche durch die Tube erzeugt w\u00fcrden, neben geringer Spannung in der Schalleitungskette, die keine grofse Bewegung der Stapesplatte auszul\u00f6sen imstande ist, ausschliefslich auf die Membran des runden Fensters wirkten, deren Bewegung bei dem VALSALVASchen Versuch gegen das Labyrinth, beim Aspirationsversuch gegen die Paukenh\u00f6hle gerichtet sei. Eine solche Anspannung der Membran und dadurch bewirkte Behinderung der Bewegungsf\u00e4higkeit derselben w\u00fcrde aber das H\u00f6rverm\u00f6gen sowohl f\u00fcr die Luft- wie Knochenleitung behindern, was bei dem Aspirationsversuch ein tr\u00e4te, w\u00e4hrend beim VALSALVASchen Versuch die Spannung des Trommelfells \u00fcberwiege.\nDer zweite Nachtrag zu der Stimmgabeluntersuchung zeigt, dafs die Sicherheit des Hunnischen Versuches zunimmt je tiefer der Ton der angewandten Stimmgabel ist und zwar besonders deutlich bei Erkrankungen","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nLitera turbericht.\ndee Scballeitungsapparates, bei denen die Luftleitung proportional mit der Tiefe der Stimmgabelt\u00f6ne abnimmt. Entsprechend der geringeren oder st\u00e4rkeren St\u00f6rung l\u00e4fst sich dann jederzeit ein Grenzton auffinden, von welchem aus nach abw\u00e4rts der untere Rest der Tonleiter durch Luftleitung nicht mehr geh\u00f6rt wird. Auch die Steigerung des H\u00f6rverm\u00f6gens durch osteo-tympanale Leitung l\u00e4fst sich in solchen F\u00e4llen mit der tiefen Stimmgabel viel deutlicher konstatieren.\nDie bei dem dritten Abschnitt, der Pr\u00fcfung der Perzeptionsdauer f\u00fcr Luft- und Knochenleitung, gemessen mit einer groflsen Reihe von T\u00f6nen im ganzen Verlauf der Skala nach der Methode Bbzold-Haetmahn, gefundenen Ergebnisse bieten nur klinisches Interesse.\nDie n\u00e4chste Abhandlung \u201eDie Feststellung einseitiger Taubheit\u201c ist insofern f\u00fcr die Physiologie des Geh\u00f6rs von Wichtigkeit, als durch sie auf Grund der Funktionspr\u00fcfung an Ohrenkranken mit Labyrinthnekrose, bei denen also das Labyrinth eliminiert ist, bewiesen wird, dafs das H\u00f6rverm\u00f6gen v\u00f6llig aufgehoben ist im Gegensatz zu der Ansicht Ewalds und Wundts. Fr\u00fchere Beobachtungen von H\u00f6rresten bei solchen Kranken sind auf die Unm\u00f6glichkeit das intakte Ohr von der H\u00f6rpr\u00fcfung auszuschliefsen, zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nIm Anschlufs hieran \u201eSchema f\u00fcr die Geh\u00f6rspr\u00fcfung des kranken Ohres\u201c gibt Verf. eine Darstellung seiner Methode, welche in der Pr\u00fcfung mittels der Sprache (Zahlworte 1\u2014100), der kontinuirlichen Tonreihe, in der Feststellung der unteren und oberen Tongrenze, Messung der H\u00f6rdauer vom Scheitel aus (Stimmgabel A oder a1), dem RnrNEschen Versuch ^(Stimmgabel a1) mit Sekundenzahlangabe der Differenz zwischen Luft und Knochenleitung und schliefslich der Bestimmung der H\u00f6rdauer bei partiellen Defekten besteht. Bei der Bezeichnung schliefst er sich den Helmholtz-schen Angaben an, nur dafs er f\u00fcr die h\u00f6chsten Oktaven die r\u00f6mischen Zahlen anstatt der Striche angewandt wissen will.\nDer sechste Abschnitt bringt eine Beschreibung des schon fr\u00fcher demonstrierten Apparates zum Aufschreiben von Stimmgabelschwingungen, welcher eine Messung der Elongations weiten in beliebigen Zeitpunkten gestattet. Die Versuche mit demselben ergeben, \u201edafs das Gesetz, nach welchem eine maximal erregte Stimmgabel bis zu ihrem Verklingen an Schwingungsweite nach und nach verliert, f\u00fcr alle Gabeln aufserordentlich nahe das gleiche ist\u201c.\nDie a\u00fcs den Messungen konstruierten Abschwingungskurven sowie die daraus berechneten Tabellen f\u00fcr die der Schwingungsweite entsprechende Tonh\u00f6he gelten allerdings nur f\u00fcr die 21/* unteren Oktaven der Tonreihe, d\u00fcrften aber, da sich so wenig Abweichungen finden, auch auf die ganze Tonskala ausgedehnt werden und kommen als Grundlage f\u00fcr die Bestimmung des wirklichen Verh\u00e4ltnisses zwischen der H\u00f6rf\u00e4higkeit des schwerh\u00f6rigen zu der des normalen Ohres zur Geltung. Die H\u00f6rempfind-lichkeit f\u00fcr einen Ton wird dabei proportional der diesen Ton erzeugenden Stimmgabelelongation gesetzt, von welcher die H\u00f6rschwelle des unter* suchten Ohres gerade \u00fcberschritten wird.\nIn der darauffolgenden Entgegnung an Schmieoelow erw\u00e4hnt er besonders die der Methode desselben anhaftenden Fehlerquellen wie z. B.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n153\ndie Pr\u00fcfung mit Stimmgabeln trotz der so grofsen Differenz der Entfernung, in welcher hohe und tiefe Stimmgabeln perzipiert werden, der Fehler in der Annahme, d&fs die Schallintensit\u00e4t der Gabeln in n\u00e4chster N\u00e4he wie in gr\u00f6ister Entfernung vom Ohre proportional mit der Entfernung von demselben abn\u00e4hme, die Unm\u00f6glichkeit, die Stimmgabelbranchen in allen Entfernungen genau parallel dem Geh\u00f6rgangseingang zu stellen und schliefe-lieh \u00fcberhaupt die Pr\u00fcfung mit unbelasteten Gabeln. Die Abweichungen der ScHMiEGBLOwschen Kurven von denjenigen des Verf.s erkl\u00e4rten sich durch die fehlerhafte nur f\u00fcr punktf\u00f6rmige Tonquellen geltende Annahme, dais die Schallintensit\u00e4t auch der Stimmgabeln mit dem Quadrat der Entfernung abn\u00e4hme, w\u00e4hrend es doch durch die VmaoRDTschen Untersuchungen bewiesen sei, dafs dieses in einfachem Verh\u00e4ltnis gesch\u00e4he.\nIn der \u201eAnalyse des Rmssschen Versuches\u201c tritt Verf. f\u00fcr die Wichtigkeit und Zuverl\u00e4ssigkeit dieses Versuches ein und gibt eine genaue Darstellung seiner Bezeichungsweise. Die dem Versuche anhaftende Ungenauigkeit, dafs die Pr\u00fcfung einmal mit dem Stielende, das andere Mal mit dem Zinkenende geschieht, beseitigt er dadurch, dafs er das Stielende nach dem Verklingen auf dem Warzenfortsatz aus direkt in den Geh\u00f6rgang einf\u00fchrt, wodurch die Zeitmessung eine direkt vergleichbare wird.\nIn der Schlufsabhandlung betont er besonders die Vorz\u00fcge der kontinuierlichen Tonreihe und teilt seine dabei gefundenen Ergebnisse am gesunden und kranken Ohre mit. Die untere H\u00f6rgrenze fand er bei einzelnen jugendlichen Individuen bei elf, ganz sicher, auch in h\u00f6herem Alter, bei zw\u00f6lf Doppelschwingungen und die obere H\u00f6rgrenze bei 50000 v. d.\nEine Akkommodationsf\u00e4higkeit des Ohres f\u00fcr verschiedene Tonh\u00f6he existiere nicht, da dasselbe den unteren und oberen Grenzton seiner H\u00f6rskala gleichzeitig zu perzipieren verm\u00f6ge. Die Befunde am Taubstummen-ohr, der Nachweis zahlreicher und scharf umschriebener Defekte im Tongeh\u00f6r an dem oberen und unteren Ende und innerhalb der Skala selbst spreche entschieden zugunsten der HaLMHOLTzschen Theorie und der Annahme der Anordnung der nerv\u00f6sen H\u00f6relemente in diatonischer Reihenfolge, im Gegensatz zu den neuen aufgestellten Theorien.\nDer f\u00fcr das Sprachverst\u00e4ndnis unumg\u00e4nglich notwendige Teil der Tonskala umfafst das Gebiet von bl\u2014g* inkl. und zwar ist dieses das Tongebiet f\u00fcr die Vokale mit Ausnahme des J, w\u00e4hrend die f\u00fcr die Konsonanten abgegrenzten Gebiete direkt unter und oberhalb dieser Strecke, mehr oder weniger in dieselbe hineinreichend zu suchen sind.\nZum Schlufs gibt Verf. noch eine Erl\u00e4uterung der praktischen Bedeutung dieser Befunde f\u00fcr die Pr\u00fcfung der H\u00f6rreste am Taubstummenohr.\nH. Beyeb (Berlin).\nF. Mraxin. Hataal Inhibition of Memory Images. Psychol Rev. Monogr. Suppl.\n4, Harvard Psych. Studies 1, 235\u2014275. 1903.\nDer Versuchsperson wurden bei diesen Versuchen zwei geometrische Figuren gleichzeitig f\u00fcnf Sekunden lang gezeigt, worauf die Versuchsperson eine Minute lang mit geschlossenen Augen dasafs und \u00fcber die Ged\u00e4chtnisbilder berichtete, die sich darboten. Die Versuchsperson hatte","page":153}],"identifier":"lit32753","issued":"1904","language":"de","pages":"150-153","startpages":"150","title":"F. Bezold: \u00dcber die funktionelle Pr\u00fcfung des menschlichen Geh\u00f6rorgans. Bd. II. Wiesbaden, Bergmann, 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:57.584532+00:00"}