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{"created":"2022-01-31T16:26:12.791050+00:00","id":"lit32757","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 155-156","fulltext":[{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n155\nandere Farbe war leichter als die Verwandlung einer anderen Farbe. Die Verwandlung von Rot, Gr\u00fcn oder Gelb in Blau war schwieriger als die Verwandlung in eine andere der drei zuerst genannten Farben. Gelb zeigte genau das entgegengesetzte Verhalten von Blau; was dort leichter war, war hier schwerer, und umgekehrt. Eine dritte Klasse von Versuchen operierte mit zwei Ged\u00e4chtnisbildern gleichzeitig. Es zeigte sich, dafs es leichter war, beide Bilder in derselben Richtung zu bewegen als in verschiedenen Richtungen. Am schwierigsten war die gleichzeitige Bewegung der beiden Bilder in genau entgegengesetzten Richtungen. Wort Vorstellungen und Bewegungsvorstellungen zeigten sich vielfach n\u00fctzlich f\u00fcr die schnellere Ausf\u00fchrung des Befehls. Sodann wurde versucht, eines von zwei Ged\u00e4chtnisbildern zu unterdr\u00fccken. Die meisten der Versuchspersonen bildeten sich hierbei ein, dafs der betreffende Gegenstand hinter einem anderen versteckt sei, oder dafs er verbrannt, zu Pulver zerstofsen, oder sonstwie g\u00e4nzlich zerst\u00f6rt sei. Schliefslich wurden Versuche mit Ortswechsel gemacht, wenn der gezeigte Gegenstand w\u00e4hrend der Exposition bewegt worden war. Das Ergebnis war, dafs eine solche Bewegung des Gegenstandes einen Ortswechsel des Ged\u00e4chtnisbildes in derselben Richtung beg\u00fcnstigte, einen entgegengesetzten verz\u00f6gerte.\nMax Meykb (Columbia, Missouri).\nM. L. Ashley. An Investigation of the Process of Judgment as Involved in Estimating Distances. Psychol. Rev. 10 (3), 283\u2014295. 1903.\nVerf. hat einige Experimente angestellt, die einen Beitrag liefern zur Kenntnis der Tatsache, dafs Urteile h\u00e4ufig auf sinnliche Bewufstseins-elemente gegr\u00fcndet sind, die der Urteilende zu vernachl\u00e4ssigen glaubt. Es handelte sich hier darum, \u00c4nderungen in der Entfernung von St\u00e4ben zu beurteilen, nachdem die Versuchspersonen sich auf das Vergleichen der Entfernungen vermittels Augensch\u00e4tzung und Ber\u00fchrung einge\u00fcbt hatten. Ohne dafs die Versuchspersonen es vermuteten, wurde nun der zu ber\u00fchrende Stab in anderer Richtung bewegt als der sichtbare. Die Versuchspersonen sagten h\u00e4ufig aus, dafs sie vermittels der Gesichts- oder vermittels der kin\u00e4sthetischen Empfindungen geurteilt h\u00e4tten, w\u00e4hrend das Ergebnis der Versuche das Gegenteil deutlich bewies. Das Urteil der Versuchspersonen war in diesen F\u00e4llen durch Empfindungen bestimmt, die vollst\u00e4ndig bewufst waren, und die die Versuchspersonen absichtlich zu vernachl\u00e4ssigen glaubten.\tMax Meyeb (Columbia, Missouri).\nAdriex Naville. Lin\u00e9aments de psychologie esth\u00e9tique. Archives de Psychologie 2 (6), 89\u2014104. 1903.\nDer Aufsatz enth\u00e4lt eine Analyse des \u00e4sthetischen Eindrucks nach den FECHKEBSchen Kategorien, direkte und indirekte Faktoren, geordnet. Bei den direkten Faktoren ist Naville geneigt, einen Einflufs der (unbewussten oder bewufsten) Intelligenz anzunehmen. Jeder Klang enth\u00e4lt in eich melodische Elemente, n\u00e4mlich die Zeitfolge der Tonschwingungen, und harmonische, die Verh\u00e4ltnisse des Grundtones zu den Obert\u00f6nen. Ist hier mehr ein unbewufstes Vergleichen anzunehmen, so spielt bei der Freude an formaler Regelm\u00e4fsigkeit augenscheinlich bewufstes Vergleichen","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"166\nLiteraturbericht.\nmit. Der direkt\u00a9 Faktor fehlt bei keinem Kunstwerk ganz, gen\u00fcgt aber f\u00fcr sich nicht. Es m\u00fcssen vielmehr indirekte Faktoren, Freuden der Einbildungskraft, hinzutreten. Diese Assoziationen werden an einigen Beispielen n\u00e4her erl\u00e4utert, ohne dafs dabei \u00fcber Fbchneb hinausgehende Resultate gewonnen w\u00fcrden. Die wichtigste Frage, welcher Art die Verbindung von Eindruck und Assoziation sein muDs, um \u00e4sthetisch zu wirken, wird nicht ber\u00fchrt. Die neueren Arbeiten von Lipps und K\u00fclpk scheint Verf. nicht zu kennen.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.)\nJ. W. L. Jones. Sociality and Sympathy. Psych. Rev. Monogr. Suppl 5 (1), 91 S. 1903.\nVerf. gibt eine Entwicklungsgeschichte der Geselligkeit und Sympathie. Er erkl\u00e4rt in der Einleitung, was unter Sympathie zu verstehen sei. Das sympathisierende Individuum f\u00fchlt Lust und Unlust nicht als einen Bestandteil seiner eigenen Person, sondern als einen Bestandteil der Pers\u00f6nlichkeit eines anderen Individuums ; statt seine eigene Lust zu f\u00f6rdern und seine Unlust zu hemmen, verh\u00e4lt es sich in gleicher Weise zu Lust und Unlust des anderen Individuums, nicht weil es sich in die Pers\u00f6nlichkeit des anderen Individuums hineind\u00e4chte, sondern weil in der Vorstellung die Pers\u00f6nlichkeit des anderen Individuums ein Teil der eigenen Pers\u00f6nlichkeit geworden ist. Die Entwicklung dieses Zustandes der Sympathie hat Verf. nun im einzelnen in der Abhandlung beschrieben.\nDen Ursprung der Sympathie sieht Verf. in der \u00c4hnlichkeit der Wahrnehmungen, deren Objekt der eigene K\u00f6rper ist, und der Wahrnehmungen, deren Objekt der K\u00f6rper eines anderen Individuums derselben Gattung ist. Diese \u00c4hnlichkeit wird dann analysiert. Die Lebensbedingungen der Gattung veranlassen die Individuen sich h\u00e4ufig an demselben Ort aufzuhalten. Dieses blofse Zusammenleben ist die Ursache einer Neigung des Individuums zu anderen Individuen derselben Gattung; und diese Neigung ist der Vorl\u00e4ufer des sozialen Bewufstseins. Die notwendige \u00c4hnlichkeit der Reaktionen zur Erreichung bestimmter Zwecke erm\u00f6glicht dann Nachahmung der Bewegungen eines Individuums durch ein anderes Individuum, ohne dafs ein soziales Bewufstsein bereits best\u00e4nde. Die wichtigste Klasse von Bewegungen, die nachgeahmt werden, sind Angriffsbewegungen zur Verteidigung und Fluchtbewegungen zum Schutz. Nachahmung von Verteidigungsbewegungen erfolgt sp\u00e4ter als Nachahmung von Fluchtbewegungen; aber sobald Nachahmung von Verteidigungsbewegungen erfolgt, entwickelt sich ein Instinkt zu gegenseitiger Unterst\u00fctzung, zu gemeinsamer T\u00e4tigkeit. Die Entwicklung dieses Instinkts wird verz\u00f6gert, aber nicht aufgehoben, durch die Tatsache, dafs Trennung des Individuums von den anderen Individuen der Gattung der Nahrungsaufnahme g\u00fcnstiger ist. Mit R\u00fccksicht auf die Nahrungsaufnahme ist daher eine Art Kompromifs n\u00f6tig. Aus dem Instinkt zu gegenseitiger Unterst\u00fctzung, zu allgemeiner T\u00e4tigkeit, entwickelt sich dann das Bewufstsein der Angeh\u00f6rigkeit zur selben Gattung, besonders unter dem Einfiufs gemeinsamer Spielt\u00e4tigkeit. Das Individuum wird sich der Tatsache bewufst, dafs Nachahmung der anderen Individuen, Zusammenarbeiten mit ihnen, zu einer schnelleren Erreichung seiner Ziele f\u00fchrt. Damit ist dann die M\u00f6glichkeit gr\u00f6fserer Variation, gr\u00f6fserer","page":156}],"identifier":"lit32757","issued":"1904","language":"de","pages":"155-156","startpages":"155","title":"Adrien Naville: Lin\u00e9aments de psychologie esth\u00e9tique. 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