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{"created":"2022-01-31T16:24:00.906861+00:00","id":"lit32758","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 156-157","fulltext":[{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"166\nLiteraturbericht.\nmit. Der direkt\u00a9 Faktor fehlt bei keinem Kunstwerk ganz, gen\u00fcgt aber f\u00fcr sich nicht. Es m\u00fcssen vielmehr indirekte Faktoren, Freuden der Einbildungskraft, hinzutreten. Diese Assoziationen werden an einigen Beispielen n\u00e4her erl\u00e4utert, ohne dafs dabei \u00fcber Fbchneb hinausgehende Resultate gewonnen w\u00fcrden. Die wichtigste Frage, welcher Art die Verbindung von Eindruck und Assoziation sein muDs, um \u00e4sthetisch zu wirken, wird nicht ber\u00fchrt. Die neueren Arbeiten von Lipps und K\u00fclpk scheint Verf. nicht zu kennen.\tJ. Cohn (Freiburg i. B.)\nJ. W. L. Jones. Sociality and Sympathy. Psych. Rev. Monogr. Suppl 5 (1), 91 S. 1903.\nVerf. gibt eine Entwicklungsgeschichte der Geselligkeit und Sympathie. Er erkl\u00e4rt in der Einleitung, was unter Sympathie zu verstehen sei. Das sympathisierende Individuum f\u00fchlt Lust und Unlust nicht als einen Bestandteil seiner eigenen Person, sondern als einen Bestandteil der Pers\u00f6nlichkeit eines anderen Individuums ; statt seine eigene Lust zu f\u00f6rdern und seine Unlust zu hemmen, verh\u00e4lt es sich in gleicher Weise zu Lust und Unlust des anderen Individuums, nicht weil es sich in die Pers\u00f6nlichkeit des anderen Individuums hineind\u00e4chte, sondern weil in der Vorstellung die Pers\u00f6nlichkeit des anderen Individuums ein Teil der eigenen Pers\u00f6nlichkeit geworden ist. Die Entwicklung dieses Zustandes der Sympathie hat Verf. nun im einzelnen in der Abhandlung beschrieben.\nDen Ursprung der Sympathie sieht Verf. in der \u00c4hnlichkeit der Wahrnehmungen, deren Objekt der eigene K\u00f6rper ist, und der Wahrnehmungen, deren Objekt der K\u00f6rper eines anderen Individuums derselben Gattung ist. Diese \u00c4hnlichkeit wird dann analysiert. Die Lebensbedingungen der Gattung veranlassen die Individuen sich h\u00e4ufig an demselben Ort aufzuhalten. Dieses blofse Zusammenleben ist die Ursache einer Neigung des Individuums zu anderen Individuen derselben Gattung; und diese Neigung ist der Vorl\u00e4ufer des sozialen Bewufstseins. Die notwendige \u00c4hnlichkeit der Reaktionen zur Erreichung bestimmter Zwecke erm\u00f6glicht dann Nachahmung der Bewegungen eines Individuums durch ein anderes Individuum, ohne dafs ein soziales Bewufstsein bereits best\u00e4nde. Die wichtigste Klasse von Bewegungen, die nachgeahmt werden, sind Angriffsbewegungen zur Verteidigung und Fluchtbewegungen zum Schutz. Nachahmung von Verteidigungsbewegungen erfolgt sp\u00e4ter als Nachahmung von Fluchtbewegungen; aber sobald Nachahmung von Verteidigungsbewegungen erfolgt, entwickelt sich ein Instinkt zu gegenseitiger Unterst\u00fctzung, zu gemeinsamer T\u00e4tigkeit. Die Entwicklung dieses Instinkts wird verz\u00f6gert, aber nicht aufgehoben, durch die Tatsache, dafs Trennung des Individuums von den anderen Individuen der Gattung der Nahrungsaufnahme g\u00fcnstiger ist. Mit R\u00fccksicht auf die Nahrungsaufnahme ist daher eine Art Kompromifs n\u00f6tig. Aus dem Instinkt zu gegenseitiger Unterst\u00fctzung, zu allgemeiner T\u00e4tigkeit, entwickelt sich dann das Bewufstsein der Angeh\u00f6rigkeit zur selben Gattung, besonders unter dem Einfiufs gemeinsamer Spielt\u00e4tigkeit. Das Individuum wird sich der Tatsache bewufst, dafs Nachahmung der anderen Individuen, Zusammenarbeiten mit ihnen, zu einer schnelleren Erreichung seiner Ziele f\u00fchrt. Damit ist dann die M\u00f6glichkeit gr\u00f6fserer Variation, gr\u00f6fserer","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n157\nKompliziertheit der gegenseitigen Anpassungen gegeben. Hieraus resultiert das Gef\u00fchl der Anh\u00e4nglichkeit an andere Individuen der Gattung, und das Gef\u00fchl der Z\u00e4rtlichkeit, das haupts\u00e4chlich auf Ber\u00fchrungsempfindungen aufgebaut ist. Eine weitere Entwicklung des sozialen Bewufstseins tritt ein unter dem Einflufs des Familienlebens. Elternliebe f\u00fcr die Kinder ist nichts als eine auf besonders g\u00fcnstigem Boden gewachsene \u201eZ\u00e4rtlichkeit\u201c. Verf. leugnet, dafs Elternliebe direkt vom Geschlechtsinstinkt abh\u00e4nge, wie manchmal behauptet wird. Sympathie, d. h. sympathische T\u00e4tigkeit zugunsten eines anderen Individuums, ist nur dann m\u00f6glich, wenn das sympathisierende Individuum eine gewisse Freiheit vom Kampf ums Dasein geniefst. T\u00e4tigkeit f\u00fcr die eigene Person wird dann ersetzt durch T\u00e4tigkeit f\u00fcr eine \u00e4hnliche Person, f\u00fcr das Objekt der Sympathie. Die Ursachen und Entwicklungsbedingungen der Sympathie m\u00f6gen nun s\u00e4mtlich aufgeh\u00f6rt haben zu existieren; die Sympathie selbst aber bleibt bestehen und wird zur Grundlage des ethischen Bewu\u00dftseins.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nR. L. Kelly. Psychophysical Tests of Horm&l and Abnormal Children. A Comparative stndy. Psychol. Rev. 10 (4), 345\u2014372. 1903.\nVerf. beschreibt eine Reihe von Messungen an normalen Kindern und an Z\u00f6glingen einer \u00f6ffentlichen Schule f\u00fcr zur\u00fcckgebliebene Kinder. Drei Arten von Messungen wurden angestellt, betreffend die Feinheit der Sinnesempfindungen, betreffend Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Ausdauer in der Ausf\u00fchrung von Bewegungen, und betreffend geistige T\u00e4tigkeit der Individuen in Vorstellungen verschiedener Sinnesgebiete. Die Messungen wurden angestellt haupts\u00e4chlich, um die individuelle Behandlung der Kinder in der Schule zu f\u00f6rdern, und um wom\u00f6glich charakteristische Unterschiede zwischen normalen und abnormen Kindern zu finden und Anregungen zu gewinnen zur Verbesserung der Methoden der Messung geistiger Leistungsf\u00e4higkeit. Verf. schliefst aus seinen Messungen, dafs Unregelm\u00e4fsigkeit der Reaktionen als ein Zeichen eines ungesunden geistigen Zustandes betrachtet werden mufs. Feststellung des Bewu\u00dftseinsinhaltes ist nur von geringer Bedeutung f\u00fcr die Absichten des Verf., da der Bewufstseinsinhalt zu sehr von zuf\u00e4lligen Umst\u00e4nden in der Umgebung des Kindes abh\u00e4ngt. Feine Handarbeiten im Kindergarten sind unnat\u00fcrlich, da die nat\u00fcrlichen Bewegungen des Kindes Arm- und nicht Fingerbewegungen sind. Die Koordination der Fingerbewegungen entwickelt sich nur langsam, parallel der wachsenden Intelligenz. Begabte Kinder zeigen mehr Ausdauer als weniger begabte. Abnorme Kinder stehen den normalen mehr in der Intensit\u00e4t als im Umfange psychischer Funktionen nach.\tMax Meyer (Columbia, Missouri).","page":157}],"identifier":"lit32758","issued":"1904","language":"de","pages":"156-157","startpages":"156","title":"J. W. L. Jones: Sociality and Sympathy. Psychol. Rev. Monogr. Suppl. 5 (1), 91 S. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:00.906866+00:00"}