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{"created":"2022-01-31T16:25:43.213013+00:00","id":"lit32766","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 271-274","fulltext":[{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n271\nJ. M. Baldwin, lind and Body, Brom the Benetlc Point of View. Psych. Rev. 10 (3), 225\u2014247. 1908.\nVerf. diskutiert die allm\u00e4hliche Entwicklung der Begriffe Seele und Leib im Wachstum des Individuums. Die urspr\u00fcnglichsten Vorstellungen, \u201eProjekte\u201c, werden von dem heranwachsenden Individuum in zwei Klassen unterschieden, Personen und Dinge. In einem weiteren Stadium der Entwicklung werden die Personen unterschieden als die eigene Person und andere Personen. Die Vorstellung der letzteren entwickelt sich weiter zu einer Unterscheidung von Seele und Leib. Verf. schliefst, dafs man daher die eigene Seele nicht als verschieden von den Seelen anderer Personen betrachten darf. Hieraus ergiebt sich nach dem Verf. die Notwendigkeit der Annahme einer Art von psycho physischem Parallelismus und die Abweisung der Theorie der Wechselwirkung zwischen Seele und Leib. Dem Bef. scheint diese Schlufsfolgerung nur dann zwingend zu sein, wenn man unter Wechselwirkung genau die Theorien der Wechselwirkung versteht, die zur Anwendung auf spezielle Erfahrungstatsachen wirklich bisher auf gestellt worden sind, von denen aber doch schwerlich gesagt werden kann, dafs sie die einzig m\u00f6glichen sind. Max Meyeb (Columbia, Missouri).\nE. C. Sanford. Psychology and Physics. Psychol. Rev. 10 (2), 105\u2014119. 1908.\nVerf. diskutiert zwei Tatsachen: 1. Den starken, und oft unbegr\u00fcndeten Einflufs der physikalischen und sonstigen naturwissenschaftlichen Begriffe auf die psychologischen Theorien. 2. Die Bedeutung anthropomorphjscher Begriffe f\u00fcr die psychologische Theorie. Er spricht sich gegen Psychologen wie H\u00f6feding aus, die die Psychologie f\u00fcr die Universalwissenschaft erkl\u00e4ren und die Naturwissenschaften nur als Unterabteilungen dieser Universalwissenschaft betrachten wollen. Aber andererseits mufs man nicht etwa die Psychologie als eine Art angewandter Physik betrachten. Als einen der F\u00e4lle, wo viele Psychologen sich ganz unbegr\u00fcndeterweise unter das Joch der Physik begeben haben, erw\u00e4hnt Verf. die sich gegenseitig ausschliefsenden Theorien der Wechselwirkung physischer und psychischer Ereignisse und des psycho-physischen Parallelismus. Dafs so viele Psychologen trotz der gr\u00f6fseren Einfachheit und Nat\u00fcrlichkeit der ersteren Theorie noch immer der zweiten anh\u00e4ngen, erkl\u00e4rt sich aus der unbegr\u00fcndeten Ehrfurcht vor mifsverstandenen, d. h. \u00fcber ihre nat\u00fcrlichen Grenzen hinaus angewandten physikalischen Begriffen. Um die Bedeutung und Unvermeidlichkeit anthropomorphischer Begriffe in der Psychologie klar zu machen, weist Verf. auf die Terminologie der gegenw\u00e4rtig sich so rasch fortentwickelnden vergleichenden Psychologie hin.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nD. A wham off. Arbeit und Rhythmus. Der Einflufs des Rhythmus auf die Quantit\u00e4t und Qualit\u00e4t geistiger und k\u00f6rperlicher Arbeit, mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des rhythmischen Schreibens. Mit 6 Fig. im Text. Philo\u00bb. Stud. 18 (4), 515-562.\n\u201eDie Versuche verfolgen die Absicht, den Einflufs des Rhythmus auf eine Anzahl spezieller k\u00f6rperlicher und geistiger Arbeitsweisen festzustellen, und auf Grund der Resultate der Experimente Aufschlufs zu gewinnen","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nlAteratwbffrkht\n\u00fcber das Wesen rhythmischer Arbeit. Indem dabei rhythmische Arbeit als eine besondere Art von Willenst\u00e4tigkeit angesehen wird, versucht der Verf. zugleich einige Folgerungen zu machen \u00fcber die psychophysischen Grundlagen der Willenst\u00e4tigkeit \u00fcberhaupt.\u201c Ale solche Arbeiten wurden gew\u00e4hlt: Die Muskelinnervation beim Heben von Gewichten die Reaktionen beim Heben von Gewichten, das Schreiben unter verschiedenen Bedingungen.\n1.\tEinflufs des Rhythmus auf die Quantit\u00e4t der Arbeit. Gearbeitet Wurde mit dem Ergographen. Das Tempo der einzelnen Ilebungen wurde teils von den Versuchspersonen gew\u00e4hlt, teils durch Mettonotnschl\u00e4ge angegeben. Die Arbeit Wurde von der Z\u00e4hlvorrichtung \u00e4bgelesen. Hierbei ergab sich:\n\u201e1. Jede Versuchsperson hat ein bestimmtes Arbeitstempo, das bis zu einer gewissen Grenze ver\u00e4nderlich ist.\n2.\tBei selbstgew\u00e4hltem Tempo wird weniger geleistet, aber angenehmer gearbeitet, als bei irgend einem vorgeschriebenen.\n3.\tDas vorgeschriebene Tempo ist nur geeignet, die quantitative Arbeitsleistung bei gr\u00f6\u00dferem Energieaufwand zu erh\u00f6hen.\n4.\tJe schneller das vorgeschriebene Tempo wird, desto gr\u00f6fser wird die quantitative Leistung.\n5.\tF\u00fcr \u00dcbung eines Gewichts pafst ein bestimmtes Tempo.\n6.\tBei ansteigendem Tempo wird das unangenehme Gef\u00fchl in ein schmerzhaftes verwandelt.\n7.\tDie Hubh\u00f6hen sind regelm\u00e4fsiger bei selbstgew\u00e4hltem als bei vorge-\u2022 geschriebenem Tempo.\u201c\n2.\tEinflufs des Rhythmus auf die Qualit\u00e4t der Arbeit Es sollte ermittelt werden \u201ewie eich die Arbeit am Ergographen unter dem Einflufs des Rhythmus gestaltet, wenn man ihr den Charakter einer qualitativ wertvollen Leistung gibt.\u201c Die Arbeit wurde registriert Resultate :\n\u201e1. Jede Versuchsperson hat ein spezifisches Tempo, bei dem qualitativ am g\u00fcnstigsten gearbeitet wird, dies Tempo ist nur bis zu einer ge-gewissen Grenze ver\u00e4nderlich.\n2. Das selbstgew\u00e4hlte Tempo ist rascher als das Zweisekundentempo.\n8.\tBei selbBtgewfthltem Tempo ist die Arbeit im Stadium des Probierens regelm\u00e4fsiger als bei vorgeschriebenem Tempo.\n4.\tBei selbstgew\u00e4hltem Tempo ist die Qualit\u00e4t der Arbeit viel besser, als bei dem vorgeschriebenen.\n5.\tDie quantitative Gesamtleistung ist geringer bei selbstgew\u00e4hltem, als bei vOrgesChriebenem Tempo.\n6.\tDie quantitative Gesamtleistung ist bei der beschr\u00e4nkten Hebung gr\u00f6fser, als bei den gew\u00f6hnlichen (unbeschr\u00e4nkten) Hebungen.\n7.\tBei steigendem Tempo w\u00e4chst die Leistung, verschlechtort sich die Artteit und umgekehrt.\n8.\tBei selbstgew\u00e4hltem Tempo wird mit angenehmen, dagegen bei vor-geschriebewem mit Unangenehmen Gef\u00fchl gearbeitet.\n9.\tM\u00eet der \u00dcbung und Gew\u00f6hnung gestalten sich die Kurven gleich-ifc\u00e4frigefr.","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturberiekt.\n273\n10.\tMit der Erm\u00fcdung nehmen die Kurven en H\u00f6he ab.\n11.\tDie Aufmerksamkeit ist der unterst\u00fctzende Faktor bei den ergo-graphiacben Versuchen, das Gef\u00fchl hat der Charakter einer blofsen Begleiterscheinung.\n12.\tDie positive Wirkung des Rhythmus auf das Bewufstsein zeigt sich haupts\u00e4chlich als Anregung and Trieb.\n13.\tJedem Gewicht entspricht ein bestimmtes g\u00fcnstiges Tempo.\n14.\tDas selbstgew\u00e4hlte Tempo bei beschr\u00e4nkten Hebungen deckt sich nicht mit demjenigen bei unbeschr\u00e4nkten \u00dcbungen.\u201c\n3.\tReaktionsversuche. Es sollte die Frage beantwortet werden: \u201eWie gestaltet sieh die Reaktionszeit unter dem Einflufs des Rhythmus?\u201c Pie Reaktionszeit wurde graphisch gemessen. Die Reaktionen waren Schall-reaktionen. Resultate :\n\u201e1. Jede Versuchsperson hat eine bestimmte ihr eigent\u00fcmliche Zeit, bei welcher die rhythmische Aufeinanderfolge der Reaktionen am g\u00fcnstigsten wird.\n2.\tMit wechselnder Geschwindigkeit des Rhythmus verk\u00fcrzt sich die Reaktionszeit, die L\u00e4nge der Hubkurve und die H\u00f6he derselben und umgekehrt.\n3.\tBei sehr schnellem Tempo erhalten die Formen der Hubknrven bei allen Versuchspersonen fast eine und dieselbe Gestalt.\n4.\tDer Rhythmus hat einen ausgleicbenden Einflufs auf die Regelm\u00e4faig-\nkeit der Reaktionszeiten......\n6.\tDie Regelm\u00e4\u00dfigkeit der Reaktionen nimmt zu, die m. V. ah, wenn die Arbeit vollst\u00e4ndig beherrscht wird und wenn die Ausf\u00fchrungen automatisch geworden sind.\n6.\tJedem Gewicht entspricht ein bestimmtes Tempo, bei welchem die \u00dcbungen am gleichm\u00e4fsigsten, die Kurven (Hubh\u00f6hen) am h\u00f6chsten werden.\n7.\tEs scheint, dafs das Gewicht keinen wesentlichen Einflu\u00df auf die Reaktionszeiten, die l\u00e4ngen und H\u00f6hen der Kurven aus\u00fcbt\u00bb es ver\u00e4ndert aber sehr stark die Form der Kurven, besonders die auf-steigende H\u00e4lfte derselben.\n8.\tDie individuelle Geschwindigkeit der Reaktion ist unter dem Einflufs des Rhythmus nur bis zu einem gewissen Grade ver\u00e4nderlich.\n9.\tDie Hubkurven beim weiblichen Geschlecht sind sehr viel niedriger und in der Form sehr verschieden von denjenigen des m\u00e4nnlichen Geschlechts.\n10.\tDie Bewegungen der Frauen bei diesen Versuchen gehen sehr viel langsamer von statten als diejenigen der M\u00e4nner.\n11.\tDurch die \u00dcbung, Anregung und die absichtliche Willensanstrengung werden die Reaktionszeiten verk\u00fcrzt.\n4.\tVersuche \u00fcber den Einflufs des Rhythmus auf das Schreiben. Es ergab sich bei diesen Versuchen eine grofse Konstanz in der Wiederkehr gewisser Schrifttypen. Dafs hier\u00fcber weitere und ausf\u00fchrlichere Mitteilungen in Aussicht gestellt werden, so sei an dieser Stelle nur darauf verwiesen, dafs die Versuche den Einflufs des Tempos, den\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 85.\t18","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"274\nLiteraturbericht.\nDruck der Schrift, die Schreibinnervationen und die Schreibtypen zum Gegenst\u00e4nde hatten.\nDie Arbeit wurde in dem von Meumann geleiteten psychologischen Institut der Universit\u00e4t Z\u00fcrich ausgeftihrt.\tKiesow (Turin).\n\\\nW. Wibth. Bai Spiegeltachistoikop- Mit 1 Fig. im Text. Philos. Stud. 1& (4), 686-700. 1903.\nDie hier beschriebene sinnreiche Vorrichtung ist ein durch Motorbetrieb funktionierender Rotationsapparat, der an dem einen Ende der Rotationsachse eine mit einem Spalt versehene Spiegelscheibe tr\u00e4gt und durch genaue Einstellungen die Kombination reeller und virtueller Bilder zul\u00e4fst. Aufserdem l\u00e4fst sich der Apparat sowohl zu Leseversuchen (einfache tachistoskopische Exposition einzelner Buchstaben, Worte, Zahlen), wie auch f\u00fcr Untersuchungen \u00fcber \u201edas Problem der diskontinuierlichen Darbietung zweier nacheinander tachistoskopisch exponierter Vergleichsobjekte bei beliebiger Variation der Zwischenzeit\u201c verwenden.\tKiesow (Turin).\nTh. Flournoy. F. W. H. ly er8 et son \u0153uvre posthume. Archives de psychologie 2 (7), 269-296. 1903.\nIn dieser nekrologischen Studie fafst Floubnoy geschickt und gr\u00fcndlich das Lebenswerk des ihm sehr sympathischen englischen Denkern (1843\u20141901) mit besonderer Ber\u00fccksichtigung seines posthumen, von piet\u00e4tvoller Hand zusammengestellten Buches zusammen. Einleitend und in Erwartung einer Biographie von Myers skizziert Flournoy dessen erste Beziehungen zu Sidowick, den beiden Balfour, W. James und Croockes,. die zur Gr\u00fcndung der Society for psychical research f\u00fchrten. In einem zweiten Abschnitt gruppiert er in kurzer \u00dcbersicht die Untersuchungen des MYERSSchen Werkes nach den vier Gesichtspunkten der Pers\u00f6nlichkeitszersetzung (Hysterie, Genie), Schlaf und Hypnotismus, telepathische Halluzinationen und Extase (Besessenheit, Verz\u00fcckung etc.). In dem dritten,, interessantesten Kapitel seiner Studie wendet sich Flournoy mit einem warmen Appell an seine Fachgenossen, das Werk des Myers trotz seiner Laienhaftigkeit und seiner religi\u00f6sen Tendenzen ernst zu nehmen. Obwohl er sich selbst mit dieser Vermischung von Glauben und Wissen nicht recht befreunden kann, auch die unvollkommene Kenntnis und Verwertung der philosophischen Ergebnisse unserer grofsen Denker bei Myers ernstlich bedauert, meint Flournoy doch, dafs aus der Ber\u00fccksichtigung der MYERSschen Theorie des Unterbewufstseins (conscience subliminale) als Hypothese verstanden, die noch zahlreicher Best\u00e4tigungen bed\u00fcrfe,, mehr Nutzen zu ziehen sei, als aus den verwandteren, weil konfuseren Theorien \u201estrengwissenschaftlicher\u201c und \u201epositiver\u201c Psychologen von Fach. Wie denn \u00fcberhaupt Myers im Pr\u00e4gen neuer Verdeutlichungen z. B. f\u00fcr den Begriff der Hysterie, der Suggestion, des Genies aufserordentlich gl\u00fccklich sei. Nicht ohne Genugtuung stellt Flournoy am Schl\u00fcsse fest, dafe die Fachgenossen im letzten Jahrzehnt dem \u201eMystizismus\u201c und \u201eSpiritismus\u201c z. B. in bezug auf Telepathie wie \u00fcberhaupt auf die Ausscheidung;","page":274}],"identifier":"lit32766","issued":"1904","language":"de","pages":"271-274","startpages":"271","title":"D. Awramoff: Arbeit und Rhythmus. Der Einflu\u00df des Rhythmus auf die Quantit\u00e4t und Qualit\u00e4t geistiger und k\u00f6rperlicher Arbeit, mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des rhythmischen Schreibens. Mit 6 Fig. im Text. Philos. Stud. 18 84), 515-562","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:43.213018+00:00"}