Open Access
{"created":"2022-01-31T16:27:14.227492+00:00","id":"lit32775","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 282-283","fulltext":[{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nLiteraturbericht.\nschweren Vergiftungserscheinungen hervorriefen. Es ist haupts\u00e4chlich st\u00e4rkere F\u00e4rbbarkeit der Nissl-K\u00f6rper vorhanden. Mittelschwere Ver\u00e4nderungen finden sich bei Tieren, welche nach gr\u00f6fseren nicht t\u00f6dlichen Dosen schwere Vergiftungserscheinungen auf weisen, oder nach l\u00e4ngeren schweren Vergiftungserscheinungen t\u00f6dlichen Dosen erlagen. Aufser der st\u00e4rkeren Affinit\u00e4t der Nissl-K\u00f6rper zum Farbstoff findet man, dafs diese nach dem Kern oder einem Pol der Zelle zusammenger\u00fcckt sind. Das Grundprotoplasma zeigt statt der roten Farbe (F\u00e4rbung Methylenblau-Erythrosin) einen diffusen bl\u00e4ulich violetten Farbenton. Schwere Ver\u00e4nderungen finden sich haupts\u00e4chlich bei Tieren, welche l\u00e4ngere Zeit t\u00e4glich kleine Chinindosen erhalten. Das Zellprotoplasma zeigt eine diffus-bl\u00e4uliche F\u00e4rbung, intensiv gef\u00e4rbte blaue K\u00f6rperchen sind nur vereinzelt vorhanden. Form Ver\u00e4nderungen wurden nicht gefunden, Vakuolenbildung nur selten angetroffen. \u00dcberg\u00e4nge zwischen den einzelnen Stadien sind vorhanden. Verf. f\u00fchrt die H\u00f6rst\u00f6rungen bei Chininvergiftung auf die von ihm gefundenen Ver\u00e4nderungen in den Zellen des Spiralganglion zur\u00fcck.\nW. Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nBydel und Seifeer. Untersuchungen \u00fcber das Yibrationsgef\u00f6hl oder die sog.\n\u201eKnocheMensibilitat\u201c (Pall\u00e4sthesie). Archiv f. Psychiat. 37, 488\u2014536. 1903.\nDas Vibrationsgeftthl wird nachgewiesen, indem man eine Stimmgabel in Schwingungen versetzt und auf bestimmte Stellen der K\u00f6rperoberfl\u00e4che aufsetzt. Es handelt sich dabei um eine Empfindungsqualit\u00e4t, welche von allen \u00fcbrigen Sensibilit\u00e4tsarten verschieden ist. Egger nahm an, dafs das Substrat dieser spez. Empfindungsqualit\u00e4t die Knochen seien, daher be-zeichnete er sie als Osteosensibilit\u00e4t.\nBydel und Seiffer haben jetzt die Untersuchungen von Egger, Treitel etc. nachgepr\u00fcft. Sie experimentierten an Gesunden und an Nervenkranken. Auch sie kommen zum Schlufs, dafs das Vibrationsgef\u00fchl eine gesonderte Sensibilit\u00e4tsart ist, welche sich wesentlich von den \u00fcbrigen Sensibilit\u00e4tsarten unterscheidet. Die Verteilung der Zahlen, welche die Perzeptionsdauer des Vibrationsgef\u00fchls darstellen, ist auf der Hautoberfl\u00e4che des K\u00f6rpers eine ganz andere als diejenige der Zahlen f\u00fcr die \u00fcbrigen Sensibilit\u00e4tsqualit\u00e4ten. Daf\u00fcr sprechen auch die pathologischen Befunde. Nicht selten besteht eine hochgradige St\u00f6rung des Vibrationsgef\u00fchls bei v\u00f6llig intakter Sensibilit\u00e4t der Haut und der tiefen Teile. Die Ausdehnung der Vibrationsgef\u00fchlsst\u00f6rungen ist oft viel geringer als diejenige der Hautst\u00f6rungen. Das Vibrationsgef\u00fchl kann mit den \u00fcbrigen Empfindungsqualit\u00e4ten Zusammengehen oder sich wesentlich von ihnen unterscheiden. Zuweilen findet man ein engeres Zusammengehen der St\u00f6rungen des Vibrationsgef\u00fchls mit denjenigen der Schmerz- und Temperaturempfindling als mit den St\u00f6rungen der Ber\u00fchrungsempfindung.\nDas Vibrationsgef\u00fchl ist jedenfalls nicht, oder nicht allein dem Knochen bzw. dem Periost zuzuschreiben (Egger, Dejerine). Es ist zum Teil ebenso deutlich an K\u00f6rperstellen vorhanden, wo der Knochen oberfl\u00e4chlich unter der Haut liegt, wie an solchen, wo er von starken Muskel-massen bedeckt ist, ja auch an v\u00f6llig knochenlosen K\u00f6rperteilen. Auch","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturbericht.\n283\ndie Nervenst\u00e4mme sind nicht die Tr\u00e4ger des Vibrationsgef\u00fchls. Letzteres iBt mit dem Tastgeftthl nicht identisch. Verf. glauben, dafs es sich um eine kompliziertere Empfindungsqualit\u00e4t handelt, welche wahrscheinlich von den feinsten Nervenfasern aller unter der Haut liegenden Gewebe aufgenommen und weitergeleitet wird. Das Vibrationsgef\u00fchl mufs \u201eals ein weiterer Ausdruck der sog. Tiefensensibilit\u00e4t aufgefafst werden, d. h. derjenigen von den Gelenken und ihren Kapseln, den Muskeln, Sehnen und Fascien ausgehenden Empfindungen, welche uns \u00fcber die Lage unserer Gliedmafsen und die damit ausgef\u00fchrten Bewegungen Kenntnis geben\u201c.\nUmpfenbach.\nOsopi. Ein Olfaktometer f\u00fcr die Praxis. Arch. f. Laryng. 14 (1), 185.\nDer Olfaktometer besteht in der Hauptsache aus einem Glaszylinder, bei welchem in der Mitte sich eine nach oben m\u00fcndende Ausbuchtung befindet, welche durch einen Glasst\u00f6psel verschlossen wird, an dessen unterem Hakenende etwas mit dem Riechstoffe befeuchtete Watte eingef\u00fcgt wird. An dem anderen l\u00e4nger und d\u00fcnner ausgezogenen Ende des Rohres geschieht die Aspiration. Als Riechstoffe werden verwandt je eine schw\u00e4chere und st\u00e4rkere w\u00e4sserige L\u00f6sung von Jonon (Veilchengeruch), welche einen Olfaktienwert von 10 und 1000 haben und eine schw\u00e4chere und st\u00e4rkere L\u00f6sung von \u00c4tylsulfid in Paraffinum liquidum, denen ein Olfaktienwert von 500 und 5000 entspricht. Die Pr\u00fcfung geschieht mit vier mit diesen L\u00f6sungen armierten Zylindern.\tH. Beyeb (Berlin).\nH. Zwaardemakkr. Riechend schmecken. Arch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abteilung, 120\u2014128. 1903.\nDas Hauptinteresse an der vorliegenden Mitteilung besteht einmal darin, dafs es dem Verf. gelungen ist, f\u00fcr Chloroform (s\u00fcfser Geschmack) und \u00c4ther (bitterer Geschmack) besondere Riechzylinder herzustellen und sodann darin, dafs es mit Hilfe dieser neuen Riechrohre gelang, Schwellen bestimmungen auszuf\u00fchren. Die Riechrohre wurden, wie in dem nachstehenden Referat angegeben, aus Fliefspapier gefertigt. Die Schwellenbestimmungen betrafen: die Reizschwelle der Geruchsempfindung, die Erkennungsschwelle der letzteren, die Reizschwelle der nasalen Geschmacksempfindung und die Erkennungsschwelle der letzteren. Auch bei diesen Messungen wurde nicht der eigene Atemstrom benutzt, sondern die k\u00fcnstliche Aspiration mittels einer BuNSEsschen Luftpumpe. Die Reizschwelle der Geruchsempfindung fand Zw. f\u00fcr Chloroform bei 2,60 mg pro Liter Luft, f\u00fcr \u00c4ther bei 0,07 mg pro Liter Luft, w\u00e4hrend sich die Reizschwellen des nasalen Schmeckens f\u00fcr Chloroform bei 13,0 mg pro Liter Luft und f\u00fcr \u00c4ther bei 12,6 mg pro Liter Luft ergaben.\tKiesow (Turin).\nH. Zwaaedema\u00a3eb. Odorimetrie von proxentischen L\u00f6sungen nnd von Systemen im heterogenen Gleichgewicht. Archiv f. Anat u. Physiol., Physiol. Abt., 42-56. 1903.\nDer Verf. beschreibt zun\u00e4chst die Herstellung von Riechzylindern aus Filtrierpapier, die gegen\u00fcber den bis dahin verwandten por\u00f6sen Porzellan-rohren mancherlei Vorteile auf weisen. Als solche Vorteile bezeichnet der","page":283}],"identifier":"lit32775","issued":"1904","language":"de","pages":"282-283","startpages":"282","title":"Rydel und Seiffer: Untersuchungen \u00fcber das Vibrationsgef\u00fchl oder die sog. \"Knochensensibilit\u00e4t\" (Pall\u00e4sthesie). Archiv f. Psychiat. 37, 488-536. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:14.227497+00:00"}