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{"created":"2022-01-31T16:33:35.183329+00:00","id":"lit32785","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 288-290","fulltext":[{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nLittraturbtrichl.\nHeraustreten eines tief innen wohnenden, schattenhaften Ichs aus der\u00bb K\u00f6rper, ferner die gleichfalls aus dem Innern kommende Stimme und der Atem, welche beide vielfach geradezu als Seele angesprocben wurden. Verf. hatte dabei statt auf die jonischen Philosophen auf die viel naher liegenden Ausdr\u00fccke animus spiritus, pneuma, psyche, welche alle Haneh bedeuten, hinweisen k\u00f6nnen. Ist so einmal der Begriff einer Seele entstanden, so ergab es sich von selbst, Irrt\u00fcmer und T\u00e4uschungen \u00e4hnlich zu deuten, wie die Tr\u00e4ume als T\u00e4tigkeiten dieser Seele im Gegensatz zu \u2022der \u00e4u\u00dferen Welt, wie schlie\u00dflich auch dAS Ged\u00e4chtnis, die Phantasie und die Willenaakte, insofern sie sieh bet\u00e4tigen gegen eine widerstrebende Umgebung.\nDer Begriff der Seele als eines feineren zweiten Ichs innerhalb des K\u00f6rpers f\u00fchrte dann von selbst zur Beobachtung dieses innerlichen Ichs, zur inneren Erfahrung im Gegensatz zur \u00e4uXseren.\nGelegentlich dieser Entwicklung findet G. Veranlassung, sich mit dem Begriff der Introjektioa, wie ihn Avenabi\u00fcs konstruierte und Was\u00bb angenommen hat, auseinanderzusetzen. Der Richtigkeit seiner eigenen Auffassung erweist er, indem er zeigt, wie sieh mit ihr das Problem von Raum und Zeit und von der objektiven Existenz einer Au\u00dfenwelt L\u00f6sen l\u00e4fst.\nM. Offusb (Ingolstadt).\nW. Gent. Volnmpa\u00dfkurven bei Gef\u00fchlen und Affekten. Philos. Studien 18 (4), 715\u2014792. 1903.\nDer Verf. arbeitete mit dem LEHMANNSchen Plethysmographen, einem Kymograph ion nach Epstein und dem MAEEYschen Pneumographen. Er beschreibt in seiner Arbeit den Unterschied zwischen Volum- und Druckpulsen, sucht die Bedingungen der Volumschwankungen festzustellen und teilt des weiteren die Ver\u00e4nderungen mit, die er in den Volumkurven beim Auftreten von Gef\u00fchlen und Affekten beobachten konnte. Zugrunde liegt der Arbeit die Annahme des dreidimensionalen Gef\u00fcblssystems. Der Verf. hebt aber gleich zu Anfang hervor, dais er in theoretische Er\u00f6rterungen \u00fcber die Richtigkeit dieser Annahme und ihre Zweckm\u00e4\u00dfigkeit nicht einzugehen w\u00fcnsche.\nDie einzelnen Punkte der Untersuchung im Gebiete der einfachen Gef\u00fchle sind die folgenden: die Volumkurve unter dem Einfl\u00fcsse des Gef\u00fchls der Spannung ; der L\u00f6sung ; die Volumkurve unter dem vereinten Einfl\u00fcsse der Gef\u00fchle der Spannung und der L\u00f6sung; der Unlust, der Spannung und Erregung; -der Lust und der Spannung; die Volumkurve unter dem Einfl\u00fcsse des Gef\u00fchls der Erregung und endlich die Volumkurve unter dem Einfl\u00fcsse des Beruhigung\u00ab gef \u00fchl\u00ab. Interessant ist unter anderem die Tatsache, dafs der Verf. zum Teil zu Resultaten gelangte, die denjenigen gerade entgegengesetzt sind, die Max Bhahn erhielt, der sieh unl\u00e4ngst mit \u00e4hnlichen Fragen besch\u00e4ftigte {Philos. Stud. 18, 1). W\u00e4hrend Bbabn bei\u00ab. Spannungsgef\u00fchl Pulsverk\u00fcrzuag, beim L\u00f6eungsgef\u00fchl Puls-Verl\u00e4ngerung erhielt, zeigte sieh in den Kurven Gents im ersten Falle Verl\u00e4ngerung, im zweiten Verk\u00fcrzung der Pulswelle. Der Verf. bemerkt, dafs er diese Differenz nicht zu l\u00f6sen verm\u00f6ge, hebt aber weiter hervor, da\u00df er","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Literatwberich t.\n289\nin der Arbeit von Zokoff und Mettmann (Philos. Stud. 18, 1) einige Angaben findet, die sich im Sinne einer Best\u00e4tigung seiner Resultate deuten lassen, obwohl diese Forscher nicht die gleichen Fragen bearbeiteten. Im ganzen erweckt die Arbeit Gbsts mehr Vertrauen als die BAahns, wenngleich auch f\u00fcr diese gilt, was bei der Schwierigkeit (zum Teil Unm\u00f6glichkeit) die einzelnen Geffihlsqualit\u00e4ten zu isolieren und die V\u00e9r\u00e2nderungeh auch nach der physiologischen Seite hin im einzelnen richtig zu denken, inehr oder weniger von allen diesen Untersuchungen gilt, dafs die Resultate nur mit Vorsicht aufzunehmen sind. Es mufs dem Verf. aber als ein Verdienst zuerkannt werden, dafs \u00e9r diese Schwierigkeiten durchweg hervoi-hebt und sich vor voreiligen 8chlufsfolgerungen zu bewahren bestrebt ist. Ungleich unsicherer wird die Deutung der Kurven noch bei den weiteren, oben angegebenen Gef\u00fchlen und dem Zusammenwirken mehrerer. Der Verf. erkennt ein T\u00e4tigkeitsgef\u00fchl an, konnte aber nicht ermitteln, ob dieses einfacher oder zusammengesetzter Natur sei. Und was soll man \u00ab. B. weiter von der Kurve halten, die unter dem Einfl\u00fcsse des Erregungsgef\u00fchles zustande kam, wenn der Verf. findet, was auch BAahn aufflel, dafs man schwer zu reinen Resultaten gelange und hinzuf\u00fcgt: \u201efast durchweg erh\u00e4lt man Knrven entweder f\u00fcr Lusterregung odeT Unlusterregung?\u201c Etwas weiter f\u00fchrte ihn hier die Zuhilfenahme der Suggestion, ob aber trotzdem viel mit dem erhaltenen Resultate anzufangen ist, sei dahingestellt. Als Resultat gibt Gbnt an: \u201eDie Atmung erf\u00e4hrt unter seinem Einfl\u00fcsse eine Abflachung, Beschleunigung und zeitweise Unregelm\u00e4\u00dfigkeit. Das Armvolum\u00e9n nimmt ausnahmslos zu, immerhin aber nie so stark, wie man es beim L\u00f6sungs- oder Lustgef\u00fchl beobachtet. Dabei erh\u00f6hen sich die Ein\u00e9elpulse und nehmen an L\u00e4nge ab.\u201c Also Verk\u00fcrzung der Pulswelle wie heim L\u00f6sungsgef\u00fchl oder wie nach Bbahn beim Spannungsgef\u00fchl, wie sonst heim Unlustgef\u00fchl. Der Verf. f\u00fcgt hinzu: \u201eLetztere Eigent\u00fcmlichkeit scheint nur mit Hilfe der Suggestion auffindbar zu sein; denn die Versuche mit Geruchsreizen f\u00fchrten (vielleicht wegen der Komplikation mit Lustgef\u00fchlen) zu schwankenden Resultaten. Respirationsoszillationen kamen nicht zur Beobachtung; wenn sie unter Verwendung von Geruchsreizen auftreten, so ist ihre eindeutige Bedingtheit zweifelhaft.\u201c Die Suggestion war: Armvolumen soll steigen! Aber war man hierbei v\u00f6llig sicher, mit Ausschlufs alles anderen nur das Erregungsgef\u00fchl wirken zu lassen? Der \u0178erf. teilt ja selbst mit, dafs die Versuchsperson aus der Selbstbeobachtung einen ziemlich komplizierten Bewufstseinsinhalt angab: sie habe deutlich die Empfindung gehabt, \u201edafs ihr das Blut in Kopf und Arm geschossen sei; ferner habe sie deutlich das Gesichtsbild ihres anschiwellenden Armes vor Augen gehabt, eine erh\u00f6hte W\u00e4rme in ihm gef\u00fchlt und am Schl\u00fcsse bemerkt, dafs ein ausgesprochenes Lustgef\u00fchl (!) sich ihrer bem\u00e4chtigt (\u00ce) habe.\u201c Wenn Zunahme des Armvolumens suggeriert wird, so darf es wohl nicht Wunder nehmen, dafs \u201edas Armvolumen ausnahmslos zunimmt.\u201c Sind aber nun die Folgeerscheinungen rein psychisch bedingt oder nicht anch physiologisch ? Hieran liefsen sich noch manche anderen Bemerkungen kn\u00fcpfen, wie, ob alle Personen hierbei gleich suggestibel und oh bei allen ausnahmslos die gleichen Folgeerscheinungen auftreten usw.?\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 36.\n19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nLiteraturberich t.\nJedenfalls d\u00fcrfte die peinliche Analyse des Bewufstseinsinhaltes der unter dem Einfl\u00fcsse der Suggestion stehenden Personen eine grofse Hauptsache sein. Eine so einfache Suggestion, wie sie Gent gab, wird vielleicht bei dem einen diese, bei dem anderen jene assoziative Vorg\u00e4nge im Bewu\u00dftsein ausl\u00f6sen, die sich dann in der Volumkurve wieder verschieden \u00e4ufsem. \u2014 Selbst bei dem Gef\u00fchl der Beruhigung kam der Verf. ohne Suggestion nicht zum Ziel. Die Suggestion war hier: \u201eArmvolumen soll sinken !\u201c Es sank \u201enicht sofort zu Beginn der Suggestion, sondern allm\u00e4hlich unter Herabminderung der Pulsh\u00f6he unter Pulsverl\u00e4ngerung.\u201c Dabei wurde die Atmung innerhalb der Reizphase langsamer und flacher. Der Verf. schliefst aus diesen Ver\u00e4nderungen, \u201edafs die physiologischen Symptome der Beruhigung denen der Erregung im wesentlichen entgegengesetzt sind, ein Hinweis darauf, dafs man es bei diesen Gef\u00fchlen wiederum mit einem Gegensatzpaare zu tun hat.\u201c Der Verf. f\u00e4hrt fort: \u201ees w\u00fcrde dadurch die WuiroTBche Lehre von der Dreidimensionalit\u00e4t des Gef\u00fchlssystems eine weitere St\u00fctze halten.\u201c Was oben bemerkt wurde, gilt auch hier. Soweit ich sehe, arbeitete der Verf. in beiden F\u00e4llen mit je einer Versuchsperson.\nDer Verf. behandelt dann weiter auch die Affekte und sucht die Volum-kurven zu bestimmen unter dem Einfl\u00fcsse exzitierender und lustvoller Affekte, sowie die unter dem Einfl\u00fcsse exzitierender und deprimierender Unlustaffekte.\nDurch die eingef\u00fcgten Bemerkungen soll die fleifsige Arbeit in keiner Weise untersch\u00e4tzt werden, zumal sich der Verf. mit der Aufgabe be-scheidet, nur an der L\u00f6sung dieser Fragen mithelfen zu wollen. Ob man aber mit dieser ganzen Methode nicht bereits einen falschen Weg betreten hat und mehr von ihr verlangt, als sie zu leisten vermag, wird die Folgezeit lehren. Die Unsicherheit und Mehrdeutigkeit der erzielten Resultat\u00bb sind ein bedeutsames Zeichen.\nDer Abhandlung sind verschiedene Tafeln beigegeben; ein zweiter Teil der Arbeit wird in Aussicht gestellt.\tKiesow (Turin).\nR. Wallaschek. Anf\u00e4nge der Tonkunst. Leipzig, Barth, 1903. IX u. 849 S.\nMk. 9,00.\nDas Buch ist die deutsche, in manchen Kapiteln etwas ver\u00e4nderte Ausgabe der 1893 in London erschienenen \u201ePrimitive Music\u201c. Die \u00dcberschrift des ethnolog. Werkes zeigt bereits den Standpunkt des Verf., dafs er di\u00bb Musik der sog. Naturv\u00f6lker den fr\u00fcheren Stadien unserer eigenen Musik gleichstellt. Dieser Gedanke darf wohl vorl\u00e4ufig nur hypothetisch ausgedr\u00fcckt werden, denn erstens steht noch nicht fest, ob der Ursprung der Musik, die Eizelle, \u00fcberall gleichartig ist, zweitens k\u00f6nnen selbst bei gleichem Ursprung Verh\u00e4ltnisse auf die Entwicklung einwirken, die zu ganz anderen, miteinander kaum vergleichbaren, Endstadien f\u00fchren. \u2014 An einer grofsen Anzahl von Beispielen weist Verf. nach, dafs der Hauptbestandteil der primitiven Musik der Takt ist, w\u00e4hrend Melodie und Harmonie nur von untergeordneter Bedeutung sind. Besonders die innige Verbindung der Musik und des Tanzes mache dies deutlich, bei welchem der Takt stets sehr scharf durch H\u00e4ndeklatschen oder Schlaginstrumente-","page":290}],"identifier":"lit32785","issued":"1904","language":"de","pages":"288-290","startpages":"288","title":"W. Gent: Volumpulskurven bei Gef\u00fchlen und Affekten. Philos. Studien 18 (4), 715-792. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:35.183335+00:00"}