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{"created":"2022-01-31T14:41:28.771416+00:00","id":"lit32792","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 295-297","fulltext":[{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n295\nSommer. Zur Kenntnis der amnestischen St\u00f6rungen nach Strangulations-versuchen. Monatsschr. f. Psych, u. Near. 14 (3), 221\u2014230. 1903.\nDale wiederbelebte Erh\u00e4ngte f\u00fcr den Selbstmordversuch meist keine Erinnerung haben, ist bekannt, ebenso dafs oft noch f\u00fcr mehrere Tage vor dem Versuch v\u00f6llige Amnesie besteht. S. bringt jetzt einige F\u00e4lle, wo Such f\u00fcr die n\u00e4chsten Tage nach dem Strangulationsversuch die Merkf\u00e4higkeit derart herabgesetzt war, dafs alle eben aufgenommenen Sinneseindr\u00fccke nach wenigen Minuten wieder vergessen waren. Wie sich sp\u00e4ter zeigte, war diese Amnesie nur eine scheinbare, indem die Kranken sich sp\u00e4ter mehrerer Einzelheiten aus diesen Tagen wieder erinnerten. Die Erinnerungsbilder sind also erhalten geblieben, wenn es auch fr\u00fcher nicht gelang, sie ins Bewufstsein zur\u00fcckzurufen. S. schliefst sich der Ansicht von Wagner an, dafs es sich hierbei um eine vor\u00fcbergehende Zellsch\u00e4digung handelt, bedingt durch die pl\u00f6tzlichen Ern\u00e4hrungsst\u00f6rungen beim Strangulationsversuch.\tUmffenbach.\nWolff. Zur Pathologie des Lesens und Schreibens. Allg. Zeitschr. f. Psychiat. \u00ab0, 509\u2014633. 1903.\nW. berichtet kurz \u00fcber einige F\u00e4lle, teils angeboren, teils erworben, von isoliertem Ausfall der Lesef\u00e4higkeit bei erhaltener Schreibf\u00e4higkeit. Die betr. Kranken schreiben noch ab, ohne lesen zu k\u00f6nnen. Es handelt sich dabei nicht um Sprachtaubheit kombiniert mit Wortblindheit; das Sprachverst\u00e4ndnis ist erhalten.\tUmpfevbach.\nStransky. Zur Kenntnis gewisser erworbener BlOdslnnsformen. Jahrb. f\u00fcr Psych, ti. Neur. 24, 1\u2014149. 1903.\nSt. geht von der bekannten Tatsache aus, dafs es im Verlaufe gewisser psychischer Krankheiten zu Verbl\u00f6dungszust\u00e4nden kommt, die insofern eigenartig sind, dafs die intellektuelle Seite des Seelenlebens nicht im selben Mafse und nicht ganz parallel mit der gem\u00fctlichen Sph\u00e4re leidet. Unter dieser \u201egem\u00fctlichen Verbl\u00f6dung\u201c verstehen wir zweierlei: erstens Armut an beziehungsweise Oberfl\u00e4chlichkeit der gem\u00fctlichen Reaktion; zweitens Inkongruenz derselben mit dem jeweilig die Psyche beherrschenden Vorstellungsinhalt. Diese beiden Zustandsformen sind bisher nicht gen\u00fcgend auseinander gehalten; gerade das Moment der Nicht\u00fcbereinstimmung zwischen Affekt und Vorstellungsinhalt ist bisher wenig beachtet worden. Die Psyche zerf\u00e4llt in zwei funktionelle Sph\u00e4ren, f\u00fcr die St. die Beziehungen Thymopsyche und Noopsyche vorschl\u00e4gt, erstere f\u00fcr die gem\u00fctliche, letztere f\u00fcr die intellektuelle Sph\u00e4re. Die Thymopsyche umfafst das gesamte Gef\u00fchls-, Gem\u00fcts- und Affektleben; ihr einfachstes Element ist die prim\u00e4re Gef\u00fchlsbetonung, der Gef\u00fchlston, der die einfachen Empfindungen begleitet. Die Noopsyche repr\u00e4sentiert das gesamte Empfindungs- und Vorstellungsleben. An eine verschiedene Lokalisation oder auch nur eine v\u00f6llige funktionelle Trennung zwischen beiden ist nicht zu denken. Schon die einfacheren psychischen Prozesse verraten ein Ineinanderarbeiten thymo- und noopsychischer Komponenten. Noch mehr in die Augen springt diese funktionelle Verbindung bei den komplexeren Funktionen des Seelenlebens. \u201eJede Wahlhandlung oder Willens-","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nLiteraturjbericht.\nt\u00e4tigkeit setzt sich zusammen aus einer eng ineinan.dergreifienden Wechselwirkung zwischen thymo- und noopsychischep Elementen, sei es, dafs prim\u00e4re thymophysische Impulse die zentrale psychomotorische Sph\u00e4re treffen, wodurch dann die psychischen Ent\u00e4ufserungen den Charakter scheinbar freier unmittelbarer Selbstbestimmung Vort\u00e4uschen, als Produkt der jeweiligen Eigenstimmuag des Individuums erscheinen, sei es, dafs aus der Aufsenwelt oder aus dem inneren Vorstellungsleben stammende noo-psychische Impulse zun\u00e4chst die Thymopsyche treffen und durch diese auf die psychomotorische Sph\u00e4re \u00fcbergeleitet werden, wodurch der Eindruck der Abh\u00e4ngigkeit der individuellen psychischen Reaktion von der Aufsenwelt, beziehungsweise ihrem seelischen Korrelat, den Vorstellungen, verdeutlicht wird. Es ist also zum Zustandekommen unserer psychomotorischen Akte das stete koordinierte Ineinandergreifen noopsychischer und thymopsychischer Impulse n\u00f6tig.\u201c\nDie psychomotorischen Akte sind entweder Ausdrucksbewegungen, Affekt\u00e4ufserungen \u2014 sie bilden den Indikator der jeweiligen thymopsychi-schen Verfassung des Individuums \u2014 oder bewufste Zweckbewegungen, Willenshandlungen. Zum geordneten koordinierten Ablauf beider Akte ist das Zusammenspiel gleichartiger thymo- und noopsychischer Impulse notwendig. Die Affekt\u00e4ufserungen werden wohl direkt durch thymopsychische Einfl\u00fcsse ausgel\u00f6st, unterliegen aber noopsychischer Regulation. Die psychomotorische Repr\u00e4sentation des Affektlebens nach Aufsen, die Mimik, Geste, Attitude erscheint stets in kausaler Beziehung direkt zum jeweiligen Vorstellungsinhalt. Bei der Ausl\u00f6sung der psychomotorischen Zweckbewegungen spielt stets eine gef\u00fchlsm\u00e4fsige Komponente eine Rolle.\nDas enge Ineinandergreifen thymo- und noopsychischer Komponente bei der Impulsgebung psychomotorischer Akte stellt eine Abart des Prinzips der Koordination dar. F\u00fcr die Existenz funktioneller Sonderindividualit\u00e4ten sprechen unz\u00e4hlige klinische Erfahrungen. Bei Paralyse z. B. sieht man, dafs die Thymopsyche lange Zeit erkranken kann, ohne dafs die Noopsyche im selben Mafse leidet. Auch beim sog. moralischen Schwachsinn steht der Intelligenzdefekt in gar keinem Verh\u00e4ltnis. \u00dcbrigens sollte man die thymopsychische Funktion nicht h\u00f6her bewerten als die noopsychische. Von ontogenetischem Standpunkt aus, meint St., w\u00e4re man berechtigt, eher das Gegenteil anzunehmen. \u2014\nF\u00fcr eine gewisse Unabh\u00e4ngigkeit der Thymo- von der Noopsyche spricht z. B. auch, dafs durchaus nicht ein und dieselben Empfindungen stets an ein und dieselben Gef\u00fchlst\u00f6ne gebunden sind. Es existiert keine fixe Verbindung selbst zwischen einfachen Empfindungen und einfachen Gef\u00fchlen. Vorstellungsreihen, welche zu gewissen Zeiten lustbetont waren, k\u00f6nnen im Laufe der Zeit unlustbetont werden. \u201eGar mancher Gesinnungswechsel ist auf das Konto einer derartigen Labilit\u00e4t der thymopsychischen Beziehungen zu setzen, ebenso gar mancher Berufswechsel.**\nBei der grofsen Mehrzahl der Individuen erscheint die Mehrzahl aller Empfindungen und Vorstellungen mit bestimmten Gef\u00fchlst\u00f6nen assoziiert. In der Pubert\u00e4tszeit bildet und festigt sich era gut Teil besonders der komplexen h\u00f6heren Koordinationen zwischen thymo- und noopsychischen Komponenten. In dieser Zeit kann es denn auch am leichtesten zu","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"J\u00c0tfraturbericht,\nm\nSt\u00f6runge\u00bb, eu einer Inkoordination kommen. Diese Koordinationsst\u00f6rung iulsert sich einmal auf dem psychosensorischen Gebiet, indem beispielsweise noopsychische Bewegungen das eine Mal gar keine, das andere Mal eine ganz ungeh\u00f6rige nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ ganz inad\u00e4quate thymopsychische Reaktion erregen, etwa mafslose Erregtheitsausbr\u00fcche \u00fcber Nichtigkeiten; \u2014 aweitens auf dem Gebiete der Psycho-motilit\u00e4t, es kommt zu Fehlreaktionen, Hyper- und Hyporeaktionen. Im normalen Leben spielt die Thymopsyche die Rolle des die Kontinuit\u00e4t des logischen Denkens sichernden Faktors. Ohne Konzentration, ohne Aufmerksamkeit, also ohne Thymopsyche keine Kritik, also kein geordnetes Denken.\nAuf die weiteren Ausf\u00fchrungen des Verf. \u00fcber Dissoziation zwischen thymo- und noopsychischer Sph\u00e4re, die auf psychiatrischem Gebiete sich bewegen, kann hier nur hingewiesen werden. Sie bieten auch f\u00fcr den Psychologen eine Menge des Interessanten. Bei gewissen Krankheiten ist die enge physiologische Koordination gest\u00f6rt; eine dauernde isolierte Er? krankung einer der beiden Sph\u00e4ren ist nicht denkbar; beide Sph\u00e4ren bedingen sich gegenseitig. Die St\u00f6rung der physiologischen Funktion f\u00fchrt Qatnrgem\u00e4f8 zu allgemeiner Verbl\u00f6dung, zu totalem psychischen Verfall.\nUmpfenbach.\nKindespsychologie. P\u00e4dagogik.\nSammelbericht\nvon\nW. Stern.\nI.\tKindespsychologie.\nSprechen und Denken.\n1.\tC. Stumpf. Eigenartige sprachliche Entwicklung eines Kindes. Zeitachr. f. p\u00e4d. Psychol, u. Pathol. 8 (6), 419\u2014447. 1901.\n2.\tE. Mruvakk. Bie Entstehung der ersten Wortbedeutungen beim Kinde. Philos. Studien 20 (Wundt-Pestschrift 1), 152\u2014214. 1902. Auch separat: Leipzig, Engelmann, 1902. 69 S. Mk. 1,20.\n3.\tO. Schneider. Die sch\u00f6pferische Kraft des Kindes in der Gestaltung seiner Bewufst8ein8xust\u00e4nde bis mm Beginn des Schulunterrichts. (Ein Beitrag mr Kinderpsychologie auf Grund der Beobachtung iweier Kinder.) Zeitschr. f. Philos. u. philos. Kritik 121 (2), 153-175; 122 (1), 1-13. 1903.\n4.\tA. Lema\u00eetre. Le langage int\u00e9rieur chei les enfants. Recherches p\u00e9do-logiques. L\u2019Educateur 88. 1902. 22 S.\n5.\tB. Otto. Archiv fir Altersmundarten und Sprechspraehe. 1. Heft. 1903/04. 67 S.\n1. Die Beobachtungen, die Sitepf in diesem kleinen Aufsatz \u00fcber die Sprachentwicklung seines Sohnes Felix niederlegt, geh\u00f6ren mit zu den","page":297}],"identifier":"lit32792","issued":"1904","language":"de","pages":"295-297","startpages":"295","title":"Stransky: Zur Kenntnis gewisser erworbener Bl\u00f6dsinnsformen. Jahrb. f\u00fcr Psych. u. Neur. 24, 1-149. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:28.771422+00:00"}