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{"created":"2022-01-31T16:34:18.837878+00:00","id":"lit32799","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00fcrr, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 380-392","fulltext":[{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nErster Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie\nin Deutschland.\nBericht\nVon\nDr. E. D\u00fcrr.\nDer KoDgrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie, der in Giefsen vom 18. bis 21. April tagte, hatte sich einer lebhaften Beteiligung zu erfreuen. 51 Vortr\u00e4ge und Demonstrationen waren angek\u00fcndigt und fanden bis auf wenige in 7 Sitzungen auch ihre Erledigung. Eine Zusammenstellung der Themata ergab folgende Gruppen :\n1.\tBeitr\u00e4ge zur Psychologie der individuellen Differenzen.\n2.\t\u201e\t\u201e\tPsychophysiologie der Sinne.\n3.\t\u201e\t\u201e\tLehre vom Ged\u00e4chtnis.\n4.\t\u201e\t\u201e\tPsychologie der Verstandest\u00e4tigkeit\n\u00f6.\t\u201e\t\u201e\tLehre von Bewufstsein und Schlaf.\n6.\t\u201e\t\u201e\tTheorie der Ausdrucksbewegungen und der\nW illenst\u00e4tigkeit.\n7.\t\u201e\t\u201e\tGef\u00fchlspsychologie und\t\u00c4sthetik.\n8.\t\u201e\t\u201e\tKinderpsychologie und\tP\u00e4dagogik.\n9.\t\u201e\t\u201e\tKrimmalpsychologie.\n10.\t\u201e\t\u201e\tPsychopathologie.\n11.\t\u201e zum Kapitel der Reaktionsversuche und der Messung des zeitlichen Ablaufs geistiger Vorg\u00e4nge.\nDen Vorsitz w\u00e4hrend der Kongrefsverhandlungen f\u00fchrte Professor G. E. M\u00fclleb, der sich die Professoren Exneb, Ebbinghaus, K\u00fclpe und Sommeb als weitere Vorstandsmitglieder kooptierte.\nNach den Begr\u00fcfsungsreden erhielt als erster das Wort zum Vortrag Dr. Henri, Dozent der Philosophie in Paris. Er sprach","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland. 381\n\u00fcber die Methoden der Individualpsychologie und gab einen Bericht \u00fcber die Arbeiten, die er seit dem Jahr 1895 mit Binet zusammen auf diesem Gebiet ver\u00f6ffentlicht hat. Er wandte sich haupts\u00e4chlich gegen die Anschauung, welche die Psychologie der individuellen Differenzen auf zahlenm\u00e4fsig zu bestimmende Ergebnisse einschrftnken will, sowie gegen die Methode der \u201eMental Tests\u201c und jede andere Methode, die durch kurze einmalige Pr\u00fcfung vieler Personen ihre Resultate gewinnt. Statt dessen verlangte er fortgesetzte Untersuchungen an einer beschr\u00e4nkten Zahl von Individuen. Er beschrieb die verschiedenen Hilfsmittel, mit denen er und Binet alle m\u00f6glichen anatomischen Bestimmungen, Bestimmungen der Muskelkraft, der Erm\u00fcdbarkeit und Anregungsf\u00e4higkeit, der Geschwindigkeit und Pr\u00e4zision von Bewegungen, der Suggestibilit\u00e4t, des Ged\u00e4chtnisses, der Aufmerksamkeit, des Assoziationsmechanismus und h\u00f6herer logischer Operationen vorgenommen haben. Aber das Resultat , all dieser Bestimmungen sei ein negatives geblieben. Die gewonnenen Ergebnisse seien nicht ausreichend gewesen zur Charakterisierung der verschiedenen Individualit\u00e4ten. Henbi verlangte daher als Erg\u00e4nzung der experimentellen Methode auf dem Gebiet der differenziellen Psychologie eine planm\u00e4fsig angelegte und \u00f6fter wiederholte Befragung besonders ausgepr\u00e4gter Pers\u00f6nlichkeiten nach gewissen Eigent\u00fcmlichkeiten ihres Lebens.\nDieser erste Vortrag veranlafste einige Teilnehmer des Kongresses, sich ebenfalls \u00fcber die Methoden der differenziellen Psychologie zu \u00e4ufsern. Ihre Ausf\u00fchrungen ergaben im wesentlichen dies, dafs die biographische Methode und die Enqu\u00eate-methode trotz mancher Schw\u00e4chen auch ihre Anh\u00e4nger finden.\nEin weiterer Beitrag zur Psychologie der individuellen Differenzen, den Prof. Meumann - Z\u00fcrich liefern wollte, fiel aus, weil Meumann verhindert war, am Kongrefs teilzunehmen.\nDie n\u00e4chste Gruppe von Vortr\u00e4gen, die Beitr\u00e4ge zur Psychophysiologie der Sinne, wurde in \u00e4ufserst gl\u00fccklicher Weise eingeleitet durch einen Vortrag von Professor G. E. M\u00fclleb-G\u00f6ttingen \u00fcber die Theorie der Gegenfarben und die Farbenblindheit. Der Redner begann mit dem Postulat, dafs die verschiedenen Systeme anomaler Farbenempfindlichkeit, die Systeme mit abnormer Absorption, die Alterationssysteme, die Ausfallssysteme und die Systeme der kombinierten St\u00f6rungen von einer Farbentheorie in ihrer Eigent\u00fcmlichkeit erkl\u00e4rt werden m\u00fcssen.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nE. D\u00fcrfi\nDies sei vorl\u00e4ufig nicht der Fall. Deshalb glaube er, eine Modifikation der HEBiNGschen Theorie vornehmen zu m\u00fcssen, wodurch jenem Postulat gen\u00fcgt werde. Diese Modifikation besteht darin, dafs M\u00fclles die Farbenprozesse in der Netzhaut und die Erregungsvorg\u00e4nge in der Nervenleitung scharf unterscheidet und f\u00fcr jeden Netzhautprozefs einen mehrfachen inneren Reizwert gegen\u00fcber der Sehnervenerregung annimmt. Der Rotprozefs l\u00f6st hiernach aufser der Roterregung noch eine Gelberregung und eine Weifserregung im normalen Auge aus. Dem Gelbprozefs entspricht ebenso aufser der Gelberregung eine Gr\u00fcnerregung und eine Weifserregung, dem Gr\u00fcnprozefs schliefst sich eine Gr\u00fcn-, Blau- und Schwarzerregung, dem Blauprozefs eine Blau-, Rot- und Schwarzerregung an. Diese Annahme l\u00e4fst sich, wie M\u00fclles nachwies, durch Beobachtungen bei Reizung des Auges mittels des galvanischen Stromes und durch manche anderen Erfahrungen an und f\u00fcr sich einigermafsen wahrscheinlich machen. Jedenfalls aber gelang es dem Redner, mit Hilfe dieser Annahme, die bekannten Tatsachen abnormer Farbenempfindung v\u00f6llig befriedigend zu erkl\u00e4ren.\nIm Anschlufs an die Ausf\u00fchrungen G. E. M\u00fcllers berichtete Prof. Schumann-Berlin \u00fcber einen interessanten Fall anormaler Farbenempfindlichkeit, den er an sich Belbst studiert hat Das Charakteristische dieses Falles besteht darin, dafs eine Stelle im Spektrum, die normalerweise gr\u00fcn erscheint, vollst\u00e4ndig farblos gesehen wird, w\u00e4hrend es doch keineswegs gelingt, unter gew\u00f6hnlichen Bedingungen eine Gleichung zwischen der betreffenden Stelle und wirklichem Grau herzustellen. Das grau erscheinende Gr\u00fcn beeinflufst durch Kontrast ein daneben befindliches Grau, so dafs dieses r\u00f6tlich erscheint Erst durch Ausschaltung des Simultan- und Sukzessivkontrastes wird die Gleichung m\u00f6glich. Sch\u00fcmann folgerte aus diesen Tatsachen im Sinne der M\u00fcLLERschen Theorie, dafs der Farbenprozefs, der bei ihm durch gr\u00fcnes Licht hervorgerufen wird, vollst\u00e4ndig normal verl\u00e4uft und dafs ein Ausfall erst in den Erregungsvorg\u00e4ngen der nerv\u00f6sen Sehbahn stattfindet\nSehr interessant war auch der n\u00e4chste Vortrag, den Dr. Guttmanx, Arzt in Berlin, \u00fcber seine Erfahrungen mit sogen. Farbenschwachen hielt Er charakterisierte diese Farbenschwachen als anomale Trichromaten und berichtete \u00fcber folgende eigent\u00fcmliche, ihnen ollen gemeinsame Abweichungen vom Normalen :","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland. 383\n1.\tSie haben eine bedeutende Herabsetzung der Unterschiedsempfindlichkeit f\u00fcr Farbent\u00f6ne im Spektrum in der Gegend des Na-Gelb, eine geringe Steigerung derselben dagegen im Gr\u00fcn.\n2.\tSie sind insofern abh\u00e4ngig von der Intensit\u00e4t der farbigen Reize, als sie nur bei einem Optimum sicher urteilen k\u00f6nnen.\n3.\tSie werden durch Helligkeitedifferenzen mehr ber\u00fchrt als die Normalen.\n4.\tSie k\u00f6nnen die Farben kleiner Objekte viel weniger gut erkennen als die Normalen.\n5.\tSie brauchen bedeutend l\u00e4ngere Zeit zum Erkennen einer Farbe als die Normalen.\n6.\tSie haben gegen\u00fcber den Normalen einen sehr viel st\u00e4rkeren Simultankontrast\n7.\tSie erm\u00fcden schneller als die Normalen.\nDer n\u00e4chste Vortrag von Dr. Benussi, Dozent in Graz, enthielt die Mitteilung eines neuen Beweises der spezifischen Helligkeit bzw. Dunkelheit der Farben. Redner wies durch eine allerdings nicht einwandfreie Demonstration nach, dafs die mit dem Hervortreten der Farbe Hand in Hand gehende Aufhellung auch bei Helladaptation deutlich gemacht werden kann.\nNach Benussi ergriff Prof. Ebbinghaus das Wort zum Vortrag \u00fcber die geometrisch-optischen T\u00e4uschungen. Er wies hin auf verschiedene Mittel, die zu einer Pr\u00fcfung der bestehenden Theorien dieser T\u00e4uschungserscheinungen herangezogen werden k\u00f6nnen und die er zu eingehenderen Untersuchungen benutzt hat. Sie bestehen in dem Vergleich optischer T\u00e4uschungen mit analogen Erscheinungen im Gebiet des Tastsinnes, ferner in der haplo-skopischen Betrachtung der T\u00e4uschungsmuster, endlich in ihrer Beobachtung unter strenger Fixation des Blickes. Eine eigene einheitliche Theorie der geometrisch optischen T\u00e4uschungen stellte Ebbingha\u00fc8 nicht auf, vielmehr glaubte er auf Grund seiner Resultate behaupten zu k\u00f6nnen, dafs verschiedene Ursachen f\u00fcr die verschiedenen T\u00e4uschungserscheinungen angenommen werden m\u00fcfsten.\nDer folgende Vortrag von Prof. Tschebmak - Halle, der von neuen Untersuchungen \u00fcber Tiefenwahmehmung berichtete, gestaltete sich zu einer interessanten Auseinandersetzung zwischen Nativismus und Empirismus. Tschebmak suchte unter anderem","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nE. D\u00fcrr.\ndie Tatsache, dafs die Sehrichtung einer Netzhautstelle wechseln kann, w\u00e4hrend die Fixationsrichtung unver\u00e4ndert bleibt, zugunsten des Nativismus zu deuteu. Er vertrat die Auffassung, dafs die Ordnungswerte der Raumanschauung auf angeborenen Funktionen der wahmehmenden Organe beruhen, w\u00e4hrend die Gr\u00f6fsenwerte mit Hilfe der Erfahrung bestimmt werden. Die Diskussion, die sich an diesen Vortrag anschlofs, wies haupts\u00e4chlich die Tendenz auf, den Gegensatz nativistischer und empiristischer Theorien zu vers\u00f6hnen.\nDer n\u00e4chste Vortrag, in welchem Prof. Exner-Wien \u00fcber die Wirkung mehrfacher Operationen an der Hirnrinde des Hundes berichtete, brachte den empiristischen Theorien von der Sinneswahrnehmung insofern eine gewisse St\u00fctze als von einer merkw\u00fcrdigen Anpassungserscheinung die Rede war. Exner teilte mit, dafs die Exstirpation zweier Himrindengebiete auf jeder Hemisph\u00e4re des Hundehirns halbseitige St\u00f6rung der Gesichtswahrnehmung zur Folge hat Diese St\u00f6rung tritt auch auf, wenn nur eines der beiden Hirnrindengebiete zerst\u00f6rt wird. Sie verliert sich dann wieder, wenn das Tier am Leben erhalten wird und tritt nicht aufs neue auf, wenn das andere Gebiet derselben Hemisph\u00e4re exstirpiert wird. Dagegen ist die St\u00f6rung sofort wieder vorhanden, wenn nun ein entsprechendes Gebiet der anderen Hemisph\u00e4re besch\u00e4digt wird. Eine Erkl\u00e4rung dieser Tatsachen suchte Exner zu geben durch den Hinweis auf die Erfahrung, dafs l\u00fcckenhafte, unbrauchbar gewordene Vorstellungen im Bewufstseinsleben ausgeschaltet werden.\nZur Psychophysiologie der Sinne wurden schliefslich noch folgende Beitr\u00e4ge geliefert: Es sprach Prof. Schumann-Berlin \u00fcber die Erkennung von Buchstaben und Worten bei momentaner Beleuchtung. Dieser Vortrag wurde erg\u00e4nzt durch die Demonstration eines neuen Tachistoskops. Besonders interessant war die Mitteilung, dafs ein Ausl\u00f6schen des tachistoskopisch dargebotenen Reizes durch einen intensiven Nachreiz die Leistung nicht wesentlich beeintr\u00e4chtige und dafs auch ganz kurze Expositionszeiten von 2 ff bei ge\u00fcbten Versuchspersonen dieselben Leistungen erm\u00f6glichen wie sehr viel l\u00e4ngere Zeiten.\nWeiter hielt Gymnasiallehrer Detlefsen - Wismar einen Vortrag \u00fcber Farbenharmonie, begr\u00fcndet auf eine neue Methode messender Farbenzerlegung. Dr. Str\u00fcycken, Arzt in Breda, berichtete \u00fcber eine sehr sinnreiche Methode zur Bestimmung der","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland.\t385\nH\u00f6rsch\u00e4rfe in Mikromillimetern. Er zeigte, wie die Verringerung der Amplitude schwingender Stimmgab\u00e9ln, solange die Amplitude grofs ist, mit Hilfe einer einfachen Vorrichtung direkt beobachtet werden kann. Wenn die Amplitude aber so klein wird, dafs ihre weitere Abnahme schwer wahrzunehmen ist, dann kann man den Verlauf dieser Abnahme berechnen nach der Regel, dafs zum Abklingen um gleiche Bruchteile der jeweils vorhandenen Amplitude gleiche Zeiten n\u00f6tig sind. Diese Regel hat G\u00fcltigkeit, wenn man durch entsprechende Befestigung des Stiels der Stimmgabel daf\u00fcr sorgt, dafs der Ablauf der Schwingung nicht durch Hemmung der Stielschwingungen beeintr\u00e4chtigt wird.\nRecht interessant waren auch die Mitteilungen, welche Dr. Alsutz, Dozent der Psychologie in Upsala \u00fcber Beobachtungen im Gebiet des Hautsinnes machte. Diese Beobachtungen bezogen sich auf die Empfindung des Nafskalten, des Glatten und auf die Juckempfindung. Die Empfindung des Nafskalten entsteht, wo wir K\u00e4lte ohne gleichzeitige Ber\u00fchrung empfinden. Zum Zustandekommen der Empfindung des Glatten ist nach Albutz zweierlei erforderlich, n\u00e4mlich eine Bewegung des Gegenstandes \u00fcber die Haut und eine bestimmte Beschaffenheit des Gegenstandes. Er darf nicht rauh sein. Eine typische Gl\u00e4tteempfindung wird z. B. hervorgerufen, wenn man mit der Hand \u00fcber eine Reihe in Abst\u00e4nden nebeneinander ausgespannter Seiten hinweggleitet. F\u00fcr die Vermittlung der Juckempfindung postulierte der Redner eigene Organe, die er in den freien Nervenendigungen zu finden glaubt.\nAbgesehen von der Demonstration eines Apparates zur Lichtunterbrechung durch Prof. MABTius-Kiel ist in der Gruppe dieser Vortr\u00e4ge zur Psychophysiologie der Sinne noch zu erw\u00e4hnen ein Vortrag von Prof. Hetmans - Groningen \u00fcber Intensit\u00e4tskontrast und psychische Hemmung. Hetmans f\u00fchrte den Versuch durch, die bisher \u00fcbliche Auffassung der Wirkung des Intensit\u00e4tskontrastes als einer Aufhellung oder Verdunklung umzustofsen und die Kontrastwirkung in allen F\u00e4llen als eine Verdunklung zu erkl\u00e4ren. In nat\u00fcrlicher Helligkeit erschiene hiernach eine graue oder weifse Fl\u00e4che nur auf absolut schwarzem Hintergrund. Die Verdunklung, die in allen anderen F\u00e4llen eintreten soll, betrachtet Hetmans als besonderen Fall psychischer Hemmung.\nEine1 weitere Gruppe von Vortr\u00e4gen, zu welcher Vortr\u00e4ge\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 35.\t2d","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nE. D\u00fcrr.\nvon Gruppe 3, 4, 6, 9, 11 des Programmes geh\u00f6rten\u00bb umfafste Beitr\u00e4ge zur Lehre von den h\u00f6heren psychischen Funktionen, zur Lehre vom Ged\u00e4chtnis, von Verstandes- und Willenst\u00e4tigkeit Den Glanzpunkt dieser Darbietungen bildete die Vorf\u00fchrung und Beschreibung eines ph\u00e4nomenalen Ged\u00e4chtnisk\u00fcnstlers, des Dr. R\u00fcckle aus Kassel, durch Prof. M\u00fcller-G\u00f6ttingen. Dr. R\u00fcckle ist kein professioneller Ged\u00e4chtnisk\u00fcnstler und doch \u00fcbertrifft er die Leistungen von Diamanti und Inaudi um ein Bedeutendes. Er pr\u00e4gte sich in 24 '/2 Sek. 5 f\u00fcnfstellige Zahlen ein, die untereinander geschrieben ihm dargeboten wurden und reproduzierte die einzelnen Ziffern dieser Zahlen in der Reihenfolge des Erlemens in 6 Sek., umgekehrt in 71/* Sek., in ganz komplizierter r\u00e4umlicher Anordnung in 17 V, Sek. In 2 Min. gelang es ihm, eine f\u00fcnfstellige Zahl in vier Quadratzahlen zu zerlegen und die Wurzel dieser Quadrate anzugeben. Er. brachte\u00bb es fertig, gleichzeitig zu rechnen und Zahlenreihen zu lernen und schliefslich pr\u00e4gte er sich gar eine Zahlenreihe von 204 Ziffern in 18 bis 19 Min. ein, brauchte also zu der gleichen Leistung nur etwa den vierten Teil der Zeit, mit welcher Diamanti bis jetzt einzig dastand. Die erlernte Zahlenreihe reproduzierte er dann in den verschiedensten Anordnungen. Dr. R\u00fcckle besitzt nach den Angaben von Prof. M\u00fcller vor allem ein optisches Ged\u00e4chtnis f\u00fcr Zahlen. Gelegentlich aber nimmt er auch akustisch-motorische Eindr\u00fccke zu Hilfe. Der raschen Erlernung entspricht ferner eine grofse Treue des Ged\u00e4chtnisses auch f\u00fcr andere Stoffe als f\u00fcr Zahlenmaterial. Besonders ausgepr\u00e4gt ist endlich die Leistungsf\u00e4higkeit des Dr. R\u00fcckle im Sinn einer geringen Erm\u00fcdbarkeit durch geistige Arbeit\nAuf speziellere Fragen der Lehre vom Ged\u00e4chtnis bezogen sich ferner die Vortr\u00e4ge von Dr. M\u00fcller, Assistent am physiol. Institut zu Strafsburg: \u00dcber das Wesen des Reproduktionsvorgangs, von Dr. Ranschburg, Nervenarzt in Budapest : \u00dcber die Bedeutung der \u00c4hnlichkeit beim Erlernen, Behalten und bei der Reproduktion\u00bb sowie von Frl. Dr. Gordon: \u00dcber das Ged\u00e4chtnis f\u00fcr affektiv bestimmte Eindr\u00fccke. Dieser letztere Vortrag brachte die interessante Mitteilung, dafs ein besonderer Einflufs von Annehmlichkeit oder Unannehmlichkeit eines Eindrucks auf die Genauigkeit der Erinnerung nicht zu konstatieren ist.\nEinen wertvollen Beitrag zur Lehre von der Abstraktion","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland.\t387\nlieferte der Vortrag von Prof. K\u00fclpe- W\u00fcrzburg, der \u00fcber Versuche berichtete, die er zur Erforschung des Abstraktionsverfahrens angestellt hat Bei diesen Versuchen wurden einem Beobachter tachistoskopisch einige mit farbiger Tinte geschriebene, in bestimmten Figuren angeordnete sinnlose Silben dargeboten. Der Beobachter hatte dann die Aufgabe, \u00fcber die gesehenen Objekte in verschiedener Beziehung Aussagen zu machen und zwar die Gesamtzahl der Buchstaben, die Farbe der Silben, die von den Silben gebildete Figur sowie m\u00f6glichst viel einzelne Buchstaben zu ber\u00fccksichtigen. Eine von diesen verschiedenen Aufgaben wurde bereits vor dem Versuch dem Beobachter gestellt. Die dieser letzteren Aufgabe entsprechenden Aussagen zeichneten sich nun in jeder Hinsicht vor den \u00fcbrigen Aussagen aus, sie waren am zahlreichsten, richtigsten und bestimmtesten. Die Aufgabe \u00fcbt also einen Einflufs auf den Verlauf des Abstraktionsprozesses aus. Auch zur qualitativen Erforschung des Abstraktionsvorganges lieferten die im Protokoll niedergelegten Angaben der Beobachter wichtige Handhaben.\nZu diesen Angaben K\u00fclpes stimmten sehr gut die Mitteilungen, welche Dr. Ach, Privatdozent in G\u00f6ttingen, in seinem Vortrag: Experimentelles \u00fcber die Willenst\u00e4tigkeit\u2014 zu machen hatte. Auch Ach wies in seinen Ausf\u00fchrungen auf di\u00a9 Wirksamkeit determinierender Tendenzen hin, welche bestimmte beabsichtigte Resultate herbeif\u00fchren. Durch die Wirksamkeit der Assoziation kann das regelm\u00e4fsige Auftreten der beabsichtigten anstatt der ebenso m\u00f6glichen unbeabsichtigten Erfolge nicht erkl\u00e4rt werden.\n\u00c4hnliches ergab sich auch aus dem Vortrag von Dr. Watt-W\u00fcrzburg, welcher ebenfalls \u00fcber Reaktionsversuche berichtete, die unter Einschaltung verschiedener logischer Operationen ausgef\u00fchrt wurden. Watt wies im \u00fcbrigen vor allem auf den gleich-m\u00e4fsigen Verlauf der Kurven hin, welche die Reaktionszeiten seiner verschiedenen Versuchspersonen bei den verschiedenen Aufgaben darstellen.\nDamit lieferte er auch einen gewissen Beitrag zu dem Kapitel, welches Dr. Speabmann - Leipzig in einem Vortrag: Die experimentelle Untersuchung psychischer Korrelationen \u2014 behandelte. Speabmann wies in diesem Vortrag besonders eine Formel nach, durch welche Fehler in der Beobachtung psychischer Korrelationen eliminiert werden k\u00f6nnen.\n25*","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"m\nJE, D\u00fcrr,\nZur Lehre von der Assoziation der Vorstellungen lieferte einen experimentellen Beitrag Dr. Wrbschheb, Privatdozent in Z\u00fcrich. Er berichtete \u00fcber die quantitativen Ergebnisse einer sehr grofsen Anzahl von Assoziationsversuchen, die er mit gebildeten und ungebildeten, m\u00e4nnlichen und weiblichen Versuchspersonen angestellt hat. Dabei ergaben sich verschieden lange Reaktionszeiten f\u00fcr die verschiedenen Gruppen der Versuchspersonen und f\u00fcr die verschiedenen (grammatisch-logischen) Kategorien der Reizworte, auf welche reagiert wurde. Das Verh\u00e4ltnis der durch die letztere Verschiedenheit beeinflu\u00dften Reaktionszeiten blieb aber nicht konstant f\u00fcr die verschiedenen Fersonengruppen. Es fand vielmehr eine interessante Verschiebung statt, die Wbeschxer zu dem Schlu\u00df veranla\u00dft\u00ae, da\u00df Konkreta und. Verba dem Gebildeten verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig fremder werden. \u00dcberhaupt erm\u00f6glichte die Zusammenstellung der Ergebnisse recht interessante Schl\u00fcsse, die von den Vork\u00e4mpfern der differentiellen Psychologie in der Diskussion mit Behagen aufgegriffen wurden.\nSchlie\u00dflich ist dieser Gruppe von Beitr\u00e4gen zur Psychologie der h\u00f6heren geistigen Funktionen noch der Vortrag zuzureohnen, den Frl. Bobst hielt im Anschlu\u00df an ihre in Genf angestellten Untersuchungen zur Psychologie der Aussage. Dieser Vortrag enthielt vor allem wertvolle Auseinandersetzungen \u00fcber die Art der Beurteilung einer Zeugenaussage mit R\u00fccksicht auf Richtigkeit, Sicherheit, Zuverl\u00e4ssigkeit und verschiedene andere praktisch in Betracht kommende Eigent\u00fcmlichkeiten sowie \u00fcber eine m\u00f6glichst exakte Messung solcher Gr\u00f6\u00dfen. Au\u00dferdem wurde namentlich die M\u00f6glichkeit einer Erziehung der Zeugen zu vollkomraueren Aussagen nachgewiesen.\nAn diese Gruppe von Vortr\u00e4gen schlossen sich endlich auch einige Demonstrationen an, von denen besonders diejenige eines Ged\u00e4chtnisapparates und eines Spiegeltachistoskopes durch Dr, Wibth, Privatdozent in Leipzig, hervorzuheben ist.\nWibth hielt auch einen Vortrag: Zur Frage des Bewu\u00dftseins- und Aufmerksamkeitsumfanges, mit welchem er eine vierte Gruppe von Vortr\u00e4gen einleitete, in denen Beitr\u00e4ge sur Lehra der verschiedenen Bewu\u00dftseinszust\u00e4nde geliefert wurden. Wibth wies vor allem nach, da\u00df durch die Methoden, wie sie bis jetzt zur Bestimmung des Bewu\u00dftseinsumfanges angewandt wurden, im wesentlichen nur der Aufmerksamkeitsumfang zu bestimmen","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Erster Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland. 88\u00a7\nsei. Aufserdem zeigte er namentlich eine Methode auf, dutch welche die Abnahme des Bewufstseinsgrades mit dem WachBtum des Be wufstseins umfangs exakt bestimmt werden kann.\nEinen besonderen Bewufstseinszustand, den Schlaf, behandelte der Vortrag von Dr. Weygandt, Privatdozent in W\u00fcrzburg: Beitr\u00e4ge zur Psychologie des Schlafes. Weygandt berichtete \u00fcber Versuche, die er an sich selbst angestellt hat Er wies nach, dafs die Leistungsf\u00e4higkeit f\u00fcr gewisse geistige Arbeiten wie z. B. f\u00fcr das Addieren von Zahlen nach weitgehender Er* Sch\u00f6pfung schon durch eine Stunde Schlaf fast vollkommen wieder hergestellt wird, dafs dagegen die Leistungsf\u00e4higkeit f\u00fcr andere Arbeiten, z. B. f\u00fcr das Lernen sinnloser Silben, eine Reihe von Stunden hindurch proportional der Dauer des Schlafes w\u00e4chst. Er folgerte hieraus, dafs bei schwerer geistiger Arbeit langer Schlaf n\u00fctzlich und f\u00fcr H\u00f6chstleistungen notwendig sei\nEine Theorie des Schlafes trug endlich Dr. Clapar\u00e8de, Privatdozent in Genf, vor. Er machte Front gegen die Lehre, wonach das Eintreten des Schlafes eine Intoxitationawirkung ist und wollte den Schlaf vielmehr als eine normale LebenBersoheinung aufgefaffet wissen. Wir schlafen nach seiner Anschauung nicht, weil wir vergiftet sind, sondern damit wir nicht vergiftet werden. Der Schlaf entspricht einem Instinkt. Auf die physiologische Grundlage des Instinkts ging der Redner nicht weiter ein.\nEine weitere Gruppe von Vortr\u00e4gen umfafste neben den mehr theoretischen Ausf\u00fchrungen von Dr. Henri, Dozent in Paris ; \u00dcber die Koordination von Bewegungen und Dr. Ettlinoem* M\u00fcnchen : \u00dcber Nachahmung \u2014 vor allem Beitr\u00e4ge zur Technik derjenigen Untersuchungen, welche mittels der Ausdrucks* bewegungen den Ablauf psychischer Prozesse feststellen wollen. Prof. MARTius-Kiel wies in seinem Vortrag: Zur Untersuchung des Einflusses psychischer Vorg\u00e4nge auf Puls und Atmung-\u2014 vor allem hin auf die abweichenden Resultate der verschiedenen Arbeiten, die \u00fcber diese Frage bisher ver\u00f6ffentlicht wurden. Er f\u00fchrte diese Abweichungen zur\u00fcck auf M\u00e4ngel der Methode und verlangte namentlich eine Isolierung der durch den Plethysmographen meist in sch\u00e4dlicher Komplikation zum Vorschein gebrachten Erscheinungen. Er zeigte unter anderem, wie die Wirkungen unwillk\u00fcrlicher Muskelkontraktionen aus dem Plethysmogramm einigermafsen ferngehalten werden k\u00f6nnen durch geeignete Fixierung des Arms und besonders dadurch,","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390\nE. D\u00fcrr.\ndafs man den Arm ohne die Hand in einen hierf\u00fcr etwas ab-weichend konstruierten Plethysmographen einschliefst.\nUber eine andere Methode zur Beseitigung derselben Schwierig-keit berichtete Prof. Sommes -Giefsen. Danach sollen auf kleinere Gebiete der Haut Kapseln aufgesetzt werden, so dafs sich in den Druckverh\u00e4ltnissen des Hohlraums nur die Volum\u00e4nderungen der Gef\u00e4fse, nicht die Muskelkontraktionen geltend machen. Doch bedarf diese Methode nach den Angaben Sommers noch der technischen Vervollkommnung. Dagegen funktionierten einige andere Apparate sehr gut, mittels welcher Sommer die Pulsver\u00e4nderungen in T\u00f6nen, die verschiedensten Ausdrucksbewegungen in Licht- und Farbenerscheinungen zum Ausdruck brachte. Ferner demonstrierte Sommer an der Hand einer Anzahl von Kurven das Wesen einer objektiven Psychopathologie. Die Kurven stellten die nach drei Dimensionen sich erstreckenden Ausdrucksbewegungen bei verschiedenen Graden der Alkoholintoxitation dar und brachten die Eigent\u00fcmlichkeiten eines Betrunkenen recht pr\u00e4gnant zum Ausdruck.\nZu den bisher behandelten kamen endlich noch zwei Gruppen von Vortr\u00e4gen, die hier Erw\u00e4hnung finden m\u00fcssen. Die eine derselben umfafste Beitr\u00e4ge zur Kinderpsychologie und P\u00e4dagogik. Dazu geh\u00f6rte der Vortrag von Dr. Ament-W\u00fcrzburg, der sich \u00fcber das Wesen des psychologischen Experiments im allgemeinen und des Experiments an Kindern im besonderen in l\u00e4ngerer Programmrede verbreitete. Einen sehr ausgedehnten Vortrag hielt auch Dr. Lay, Seminarlehrer in Karlsruhe, \u00fcber das Wesen und die Bedeutung der experimentellen Didaktik. Dieser Vortrag st\u00fctzte Bich \u00fcbrigens im Gegensatz zu dem vorerw\u00e4hnten auf eine grofse Anzahl von dem Redner wirklich ausgef\u00fchrter Experimente.\nEinen weiteren Beitrag zur Kinderpsychologie lieferte Dr. Stern, Privatdozent in Breslau. Er teilte auf Grund eigener Beobachtungen unter anderem mit, dafs am sp\u00e4testen dem Wortschatz des Kindes die Pr\u00e4positionen einverleibt werden und dafs das theoretische Interesse, die theoretische Frage \u201eWarum (ist das so)?\u201c viel sp\u00e4ter auftritt als das praktische Interesse, die praktische Frage \u201eWarum (soll ich das)?\u201c Stern suchte auch die entgegengesetzten Anschauungen, wonach die Sprache des Kindes entweder von ihm passiv \u00fcbernommen oder von ihm selbst geschaffen sein soll, dadurch zu vers\u00f6hnen, dafs er auf","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Enter Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland. 391\ndie dritte brauchbarste Annahme hinwies, wonach die Kindersprache aus selbst\u00e4ndigen Kombinationen \u00fcbernommener Elemente besteht.\nDie letzte Gruppe von Vortr\u00e4gen schliefslich umfafste Beitr\u00e4ge zur Gef\u00fchlslehre und \u00c4sthetik. Hierzu geh\u00f6rte der Vortrag von Dr. ElsEnhans, Privatdozent in Heidelberg : Bemerkungen \u00fcber die Generalisation der Gef\u00fchle. Elsenhans bem\u00fchte sich in seinen Ausf\u00fchrungen vor allem um das Problem der \u00dcbertragung von Gef\u00fchlen, die urspr\u00fcnglich an einzelne Gegenst\u00e4nde gekn\u00fcpft sind, auf allgemeine Begriffe.\nProf. Siebeck - Giefsen sprach \u00fcber die Psychologie des Musikalischen. Er f\u00fchrte namentlich aus, wie die Musik ein Be-wufstsein der mannigfachsten Gef\u00fchle, nicht diese Gef\u00fchle selbst, in uns erweckt und erwecken kann.\nSehr anregend war ferner der Vortrag von Prof. Gaoos-Giefsen \u00fcber die Anf\u00e4nge der Kunst und die Theorie Darwins. Groos wies durch eine gl\u00fcckliche Zusammenstellung origineller Beobachtungen sehr elegant nach, dafs die Kunst nicht aus-schliefslich aus erotischen Interessen abgeleitet werden kann.\nNicht eigentlich ins Gebiet der \u00c4sthetik geh\u00f6rig aber doch in gewissem Zusammenhang damit stehend ist endlich dieser letzten Gruppe von Vortr\u00e4gen auch der Vortrag zuzurechnen, den Prof. Mabbe- W\u00fcrzburg \u00fcber den Rhythmus der Prosa hielt. Mabbe teilte mit, wie er im Anschlufs an eine zuf\u00e4llige Beobachtung eine Reihe von Abschnitten aus verschiedenen Prosawerken der deutschen Literatur auf ihren Gehalt an betonten Silben untersucht habe. Durch Berechnung der in gleich grofsen Abschnitten jedesmal enthaltenen Zahl von Silbengruppen, die zwischen zwei betonten eine, zwei, drei........bis n unbetonte Silben auf-\nweisen, gelang es Mabbe, gewisse Gesetzm\u00e4fsigkeiten zu entdecken, die teilweise zum Wesen der deutschen Sprache, teilweise vielleicht auch zu dem besonderen Stil eines Schriftstellers geh\u00f6ren, wie aus dem Vergleich der Beobachtungen an deutschen Texten mit solchen an franz\u00f6sischen Texten sowie aus dem Vergleich deutscher Texte von verschiedenen Autoren hervorging.\nDie skizzierten Vortr\u00e4ge bildeten den Kern des wissenschaftlichen Teiles der Kongrefsverhandlungen. Eine Ausstellung von 63 Apparaten und sonstigen f\u00fcr die psychologische Forschung in Betracht kommenden Demonstrationsobjekten bildete eine wertvolle Erg\u00e4nzung des theoretischen Teiles.","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nK D\u00fcrr.\nDie gesch\u00e4ftlichen Verhandlungen des Kongresses f\u00fchrten besonders zu einem bedeutsamen Resultat, n\u00e4mlich zur Gr\u00fcndung einer Gesellschaft f\u00fcr experimentelle Psychologie. Fast s\u00e4mtliche Kongressteilnehmer erkl\u00e4rten ihren Beitritt. Zum Vorstand dieser Gesellschaft wurde der Kongrefsvorstand, also die Herren M\u00fclleb, Exjneb, Ebbinghaus, K\u00fclpe und Sommer gew\u00e4hlt Dieser Vorstand ben\u00fctzte das ihm \u00dcbertragene Recht der Kooptation und erg\u00e4nzte sich durch Aufnahme der Herren Meumann und Schumann. Die von G. E. M\u00fclle\u00bb entworfenen Statuten wurden von der Gesellschaft angenommen.\nDer Termin des n\u00e4chsten Kongresses wurde, nicht aus-schliefslich von den Mitgliedern der Gesellschaft, sondern von der Gesamtheit der Kongrefsteilnehmer, auf das Ende der Osterferien des Jahres 1906 festgesetzt Als Ort dieses n\u00e4chsten Kongresses wurde W\u00fcrzburg bestimmt\nBis zur Abhaltung des zweiten Kongresses f\u00fcr experimentelle Psychologie wurde dem Vorstand der Gesellschaft f\u00fcr experimentelle Psychologie ausnahmsweise das Recht \u00fcbertragen, eventuell eine Kommission zum Zweck einer Sammelforschung zu w\u00e4hlen, ein Recht, das statutengem\u00e4\u00df der Gesellschaftsversammlung zukommt\nMit dem Beschlufs, ein Begr\u00fcfsungstelegramm an den Altmeister der experimentellen Psychologie, W. Wundt abzusenden, scblofs der erste Kongrefs f\u00fcr experimentelle Psychologie seine wissenschaftlichen und gesch\u00e4ftlichen Verhandlungen.\n(.Eingegangen am 10. Mai 1904.)\nBerichtigung.\nAuf S. 235 dieses 35. Bandes sind in die dort mitgeteilte Tabelle folgende Berichtigungen einzutragen:\nSpalte 1, Zeile 8 v. u. ist 0,020 zu verbessern in .0,026 \u201e\t6 \u201e \u201e \u201e 0,026 \u201e\t\u201e\t\u201e 0,031\n\u00bb\t2 \u201e \u201e \u201e 0,083 \u201e\t\u201e\t\u201e 0,0313\nF. Kiesow.","page":392}],"identifier":"lit32799","issued":"1904","language":"de","pages":"380-392","startpages":"380","title":"Erster Kongre\u00df f\u00fcr experimentelle Psychologie in Deutschland: Bericht","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:18.837884+00:00"}