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{"created":"2022-01-31T16:33:36.735479+00:00","id":"lit32803","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lipmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 394-396","fulltext":[{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nLiteraturbericht.\nbewegung der befriedigten Erwartung (Wundt) wird ebenfalls zur\u00fcckgewiesen. Verf. weist dann darauf hin, dafs die neuesten Theorien Spannungsempfindungen jeder beliebigen Art als ein wesentliches Element des Rhythmus annehmen. Er schliefst sich diesen Theorien an und erkl\u00e4rt Rhythmus, d. h. die subjektive rhythmische Gruppierung der Empfindungselemente, als eine Urteilst\u00e4uschung, die durch begleitende Spannungsempfindungen verursacht wird. Er berichtet \u00fcber einige von ihm angestellte Versuche \u00fcber den Einflufs von Geh\u00f6rsempfindungen auf die (ungespannte) willk\u00fcrliche Muskulatur.\nDer zweite Teil der Abhandlung berichtet \u00fcber Versuche, aus denen hervorgeht, dafs Rhythmus \u2014 wie auch nach der erw\u00e4hnten Theorie des Verf. zu erwarten ist \u2014 durchaus nicht auf Geh\u00f6rsempfindungen beschr\u00e4nkt ist. Auf dem Gebiet der Gesichtsempfindungen bestehen ganz \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse wie auf dem der Geh\u00f6rsempflndungen. Der Unterschied ist kein qualitativer, sondern nur ein quantitativer, bedingt durch die geringere Tendenz zu muskul\u00e4rer Reaktion auf Gesichtsreize im Vergleich zu Geh\u00f6rsreizen.\nDer dritte Teil enth\u00e4lt einen Bericht \u00fcber Versuche betreffend die Reproduktion von Zeitintervallen, die durch verschiedenartige Reize bedingt sind. Die Verschiedenartigkeit der Reize bedingte eine Verl\u00e4ngerung der reproduzierten Intervalle, namentlich wenn der erste Reiz eine Gesichts-, der zweite eine Geh\u00f6rsempfindung war. Versuche \u00fcber fortgesetzte Reproduktion eines und desselben Intervalls ergaben eine Zunahme der Geschwindigkeit mit der Zahl der Wiederholungen. Die von Sbashorb aufgeworfene Frage, ob ein kurzes Zeitintervall langsamen Personen l\u00e4nger vorkomme als schnell arbeitenden, wird durch vom Verf. angestellte Versuche bejahend beantwortet.\nDer vierte und letzte Teil der Abhandlung diskutiert die M\u00f6glichkeit der Nutzbarmachung des Rhythmus unter Bedingungen des t\u00e4glichen Lebens. Verf. gelangt zu dem Schl\u00fcsse, dafs langsame Personen durch rhythmische Reize wohl zu schnellerer T\u00e4tigkeit angeregt werden k\u00f6nnen, dafs geistig begabte Individuen dadurch jedoch gest\u00f6rt und aufgehalten werden.\nMax Metbb (Columbia, Missouri).\nChristo Pentschrw. Uateriuchiigen mr \u00d6konomie und Technik des Lernens.\nArchiv f\u00fcr die gesamte Psychologie 1 (4), 417\u2014526. 1903.\nNachdem Lottie Steffens festgestellt hatte, dafs ein Erlernen im ganzen in k\u00fcrzerer Zeit stattfindet, als ein Erlernen in Teilen, fragte Pentschew sich,\n\u201e1. ob das Lernen im ganzen tats\u00e4chlich dasjenige Verfahren sei, welches mit geringerem Aufwands an Arbeit und Zeit zum Ziele f\u00fchre;\n2.\tob es auch hinsichtlich des Behaltens g\u00fcnstiger sei, als das fraktionierende Lernverfahren ; und\n3.\twelches die psychologischen Ursachen der gr\u00f6fsten m\u00f6glichen \u00d6konomie dieses Lemverfahrens seien.\u201c\nJede der Versuchsreihen des Verf.s, die er der Beantwortung dieser Fragen widmet, enth\u00e4lt Versuche mit sinnlosem und sinnvollem Material.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n395\nElfteres besteht aus M\u00fcLLEB-ScHUKAHNSchen Silbenreihen. Auch ihre Vorf\u00fchrung geschieht, wie bei M\u00fcllbb und Sch\u00fcmann vermittels einer rotierenden Trommel, auf welche die die Teile der Reihe bzw. die ganze Reihe enthaltenden Fapierstreifen nebeneinander aufgezogen wurden; durch einen Schieber konnte immer je eine von ihnen hinter einem Diaphragma sichtbar gemacht werden.\nZur vollst\u00e4ndigen Beantwortung der ersten Frage mifst Pentschew auTser der von Steffens gemessenen Zeit auch die zum Erlernen erforderliche Wiederholungszahl, zu der der zweiten Frage auch die zu einem sp\u00e4teren Wiedererlernen notwendige Zeit und Z\u00e4hl der Wiederholungen. Und zwar wendet er hier zwei Verfahrungsweisen an: Einmal l\u00e4lst Verf. bis zum ersten fehlerlosen Hersagen lernen, in einigen anderen Versuchsreihen pr\u00fcft er nach einer bestimmten Zahl von Neuwiederholungen die Assoziationsfestigkeit der Reihen vermittels des M\u00fclleb-PiLZECKEBSchen Trefferverfahrens.\nUm eine m\u00f6glichst allgemeing\u00fcltige Antwort zu finden, l\u00e4fst Pbntschew lernen :\nA.\tsinnlose Silbenreihen\nI.\t8-, 9-, 10-, 12-, 16-, 16-, 18- und 24-teilige im ganzen H. in Teilen, und zwar\n1.\t8-, 10-, 12-, 1&, 18- und 24-teilige in zwei Teilen\na)\t\u201eim gebrochenen Ganzen\u201c ; d. h. es wird zwar immer die ganze Reihe gelesen, aber die Aufmerksamkeit soll immer nur auf eine bestimmte Silbengruppe konzentriert werden. So konnte der vielleicht st\u00f6rende Einflufs der absoluten Stelle ausgeschaltet werden.\nb)\t\u201ein Gruppen\u201c ; d. h. die einzelnen Teile werden jeder besonders mehrmals gelesen.\n2.\t12- un\u00a3 15-teilige in 3 Teilen; entweder\na)\tim gebrochenen Ganzen oder\nb)\tin Gruppen.\nB.\tGedichtstrophen.\nI. 1, 2, 3 und 4 Strophen im ganzen II. in Teilen\n1.\t1 und 2 Strophen in 2 Teilen\n2.\t3 Strophen in 3 Teilen\n3.\t2 und 4 Strophen in 4 Teilen.\nSchon in den Vorversuchen mit zwei Versuchspersonen zeigte sich, dafs eine Reihe mit um so weniger Wiederholungen erlernt wird, in je weniger Gruppen sie geteilt ist, mit den wenigstens also, wenn sie ungeteilt, d. h. im ganzen gelernt wird. Bei der einen Versuchsperson war allerdings das Erlernen im gebrochenen Ganzen noch g\u00fcnstiger. Dasselbe zeigte sich auch in den Hauptversuchen bei den Versuchspersonen, \u201edie die F\u00e4higkeit besitzen, ihre Aufmerksamkeit leicht auf das zu erlernende St\u00fcck zu adaptieren \u2014 ein Merkmal, welches eben den raschen Typus kennzeichnet.\u201c Die \u00fcbrigen Resultate der Hauptversuche sind folgende: Das laute \u2014 akustisch-motorische \u2014 Erlernen sinnloser Silbenreihen erfolgt bei allen Erwachsenen \u2014 mit einer Ausnahme, wo die Differenz auch nicht","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nLiteraiurbericht.\ngrofs izt \u2014 vermittels weniger Wiederholungen im ganzen als in Gruppen, und zwar ist eine Reihe im allgemeinen um so schwerer zu erlernen, in je mehr Gruppen sie geteilt ist. \u2014 Gerade umgekehrt verh\u00e4lt es \u00abich bei den als Versuchspersonen dienenden Kindern. \u2014 Auch f\u00fcr das Wieder* erlernen nach 24 Stunden bed\u00fcrfen die im ganzen erlernten Reihen bei Erwachsenen weniger Wiederholungen als die in Gruppen erlernten; doch scheinen hier die in drei Gruppen erlernten gegen\u00fcber den in zwei Gruppen erlernten im Vorteil. Bei Kindern ist ein deutlicher Unterschied zwischen den im ganzen und den in Gruppen erlernten Reihen hier nicht zu er* kennen. \u2014 Anders bei sinnvollem Material: Hier tritt auch f\u00fcr die Kinder deutlich der Vorteil des Lernens im ganzen hervor, sowohl was die Zahl der zum erstmaligen Erlernen als auch was die Zahl der zum Wieder* erlernen erforderlichen Wiederholungen betrifft. Dem entspricht aber nicht die Dauer des Erlernens; denn diese ist h\u00e4ufig beim Lernen im ganzen und beim Wiedererlernen im ganzen erlernter Strophen gr\u00f6fser als f\u00fcr di# in Gruppen gelernten. \u2014 Ferner zeigt sich, dafs je gr\u00f6fser das zu erlernende St\u00fcck ist, desto evidenter der Vorteil des Lernens im ganzen ist.\nDafs das Lernen im ganzen sinnloser Reihen nicht auch bei B\u00e4ndern das vorteilhaftere ist, erkl\u00e4rt PentscIiew dadurch, dafs f\u00fcr Kinder daa Lernen sinnloser Stoffe \u00fcberhaupt so viel Anstrengung erfordert, dafs beim Lernen im ganzen zu leicht Erm\u00fcdung, Abnahme der Aufmerksamkeit, dadurch Verwechseln der Silben und dadurch wiederum ein Unlustgef\u00fchl eintritt, was alles beim gruppenweisen Lernen weniger der Fall ist. \u2014 Dafs das Lernen in Teilen h\u00e4ufig in k\u00fcrzerer Zeit zum Ziele f\u00fchrt, als das im ganzen, erkl\u00e4rt Verf. dadurch, dafs sich bei letzterem eine gr\u00f6fsere Erm\u00fcdung einstellt, die eine Verlangsamung des Lerntempos zur Folge hat.\nDie Vorteile des Lernens im ganzen bestehen darin, dafs gleich von vornherein nur Assoziationen gestiftet werden, die f\u00fcr das K\u00f6nnen des Ganzen erforderlich sind, ferner, dafs nicht beim Lernen efhee Abschnittes der vorige wieder teilweise in Vergessenheit ger\u00e4t, dafs das Lernen im ganzen ein sinngem\u00e4fseres und weniger mechanisches ist, als das Lernen in Teilen, schliefslich dafs die Aufmerksamkeit gleichm\u00e4fsiger verteilt wird.\nAufser diesen Hauptresultaten enth\u00e4lt die Abhandlung noch eine Menge wertvoller Nebenbeobachtungen, z. B. \u00fcber die Lern- und Ged\u00e4chtnistypen der Versuchspersonen, \u00fcber die Verteilung der Aufmerksamkeit auf die einzelnen Silben einer Reihe etc. Jedoch kann ich auf diese Resultate nicht alle einzeln eingehen.\tLiphakh (Breslau).\nJban Philippe, i* litige mentale. (\u00c9volution et Diaaolntion.) Paris, Alcan, 1903. 151 S.\nDas Leben des Vorstellungsbildes ist das Thema des PHTLiPPsschen Buches. Des Vorstellungsbildes, nicht so fern es als Erinnerung einen objektiven Tatbestand der Vergangenheit zu reproduzieren oder als Phantasiegebilde unwirkliche Wirklichkeiten zu schaffen bestimmt ist, sondern in seiner einfachen nackten, rein psychologischen Beschaffenheit. Das Leben des Vorstellungsbildes; denn dafs die Vorstellung nicht ein einfaches und starres seelisches Atom, sondern eine rastlos sich gestaltende","page":396}],"identifier":"lit32803","issued":"1904","language":"de","pages":"394-396","startpages":"394","title":"Christo Pentschew: Untersuchungen zur \u00d6konomie und Technik des Lernens. Archiv f\u00fcr die gesamte Psychologie 1 (4), 417-526. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:36.735484+00:00"}