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{"created":"2022-01-31T16:34:19.280920+00:00","id":"lit32805","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 35: 399-400","fulltext":[{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n399\ng\u00e9n\u00e9ralement les plus rares images, qui restent les plus concr\u00e8tes (S. 73). Darum sind z. B. auch die lebhaften Vorstellungsbilder des m\u00fctterlichen Antlitzes nicht diejenigen, die es in den allt\u00e4glichen, sich stetig wieder* holenden Situationen, sondern diejenigen, die es bei einer besonderen Gelegenheit, beim Wiedersehen nach einer Beise, bei grofser Freude oder grofser Trauer zeigen. Der allm\u00e4hliche Fortgang dieser Funktionen wird dann besprochen: vom einzelnen konkreten Bilde nach einmaliger Wahrnehmung, durch eine Mehrzahl von Bildern, die miteinander zu verschmelzen streben, nach mehreren distinkten Wahrnehmungen, bis zum einzelnen abstrakten Bilde nach unz\u00e4hligen Wahrnehmungen, einem Bilde, das kaum mehr visuelle Elemente enth\u00e4lt, sondern nur noch ein Symbol, vielleicht nur ein Wort fttr das Gemeinte ist.\nKap. III. Aber auch das durch eine einzelne Wahrnehmung hervorgerufene Vorstellung8bild lebt ein eigenes Leben. Der Versuch bestand darin, dafs Ph. einige Objekte (eine Krawattennadel, eine kleine japanische Maske usw.), bei verbundenen Augen betasten liefs, und aufgab, das durch die Betastung entstandene optische Vorstellungsbild nachzuzeichnen. Diese Zeichnungen mufsten in mehrmonatlichen Zeit&bst\u00e4nden mehrere Male aus dem Ged\u00e4chtnis wiederholt werden. Wenn auch der Versuch methodologisch nicht einwandfrei ist, da er durch die \u00dcberleitung der taktilen Vorstellungen zu den optischen und durch die verschiedene Handfertigkeit der Zeichnenden kompliziert wird, so l\u00e4fst er doch das Hauptresultat: eine fortlaufende Ver\u00e4nderung des Vorstellungebildes, deutlich erkennen. Auch in diesen Ver\u00e4nderungsprozessen konnte Ph. verschiedene Typen unterscheiden. Das Bild kann erstens verschwinden, entweder durch allm\u00e4hliche Abschw\u00e4chung und Aufl\u00f6sung der einzelnen Elemente, oder durch Verwirrung und Durcheinandergeraten der Elemente. Es kann sich zweitens transformieren, indem es an Stelle verschwundener Teile andere auf nimmt und so zwar eine konkrete und scharfe Vorstellung bleibt, aber zugleich eine immer falschere Vorstellung wird. Es kann sich drittens generalisieren, d. h. alles Differenzierende mehr und mehr abstreifen und sich dem allgemeinen Typusbilde n\u00e4hern. So wurde die Vorstellung der japanischen Maske immer unjapanischer, immer europ\u00e4ischer. Dafs sich diese letzte Untersuchung in wichtigen Punkten mit unseren neueren Erinnerungsversuchen ber\u00fchrt, braucht nicht erst hervorgehoben zu werden.\nW. Stehn (Breslau).\nC. M. Hitchcock. The Psychology of Expectation. Psych. Rev. Mon. Sup. 5 (3), Whole Nr. 20. 78 S. 1903.\nVerf. beginnt mit einer historischen \u00dcbersicht der Theorien der \u201eErwartung\u201c bei verschiedenen \u00e4lteren und neueren Psychologen. Sodann werden die m\u00f6glichen Modifikationen der Erwartung unterschieden. Erwartung kann intensiv oder schwach sein, bestimmt oder unbestimmt, unmittelbar oder mittelbar. Mittelbare Erwartung ist entweder reproduktiv oder, konstruktiv. Die Empfindungsbestandteile der Erwartung werden dann beschrieben. Die Struktur des Erwartungsprozesses wird einer sorgf\u00e4ltigen Analyse unterzogen. Der Erwartungsprozefs wird mit dem Ge-d\u00e4chtnisprozefs verglichen. Der Unterschied besteht in einer verschiedenen","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nLiteraturbericht.\nFunktion der Aufmerksamkeit : Im Ged\u00e4chtnisprozefs wendet sich die Aufmerksamkeit den sekund\u00e4ren, d. h. durch Assoziation mit der urspr\u00fcnglichen Empfindungsgruppe bewufst gewordenen Empfindungen relativ weniger stark zu als im Erwartungsprozefs. Die starke Konzentration der Aufmerksamkeit auf die durch Assoziation bewufet gewordenen Empfindungen bewirkt das Auftreten von beginnenden oder wirklich ausgef\u00fchrten Bewegungen und begleitenden Spannungs- und Bewegungsempfindungen im Erwartungsprozefs. Der Erwartungsprozefs tritt in der Entwicklung des Kindes und wahrscheinlich auch der Rasse fr\u00fcher auf als der Ge-d\u00e4chtnisprozefs. Wenigstens ist dies f\u00fcr unmittelbare Erwartung richtig. Unmittelbare Erwartung ist ein primitiverer Prozefs als Ged\u00e4chtnis (Erinnerung). Die meisten Handlungen der Tiere, die als auf Ged\u00e4chtnis beruhend angesehen werden, sind in Wirklichkeit das Ergebnis von Erwartung. Ferner werden die begleitenden Gef\u00fchle diskutiert. Zu unterscheiden ist die Gef\u00fchlsbetonung des Inhaltes der Erwartung und die des Prozesses der Erwartung. Ein Gef\u00fchl an sich kann nicht erwartet werden. Der Erwartungsprozefs wie andere geistige Prozesse ist notwendig zur \u00d6konomie der Lebensvorg\u00e4nge. Verf. untersucht die Beziehungen zwischen Erwartung und anderen geistigen Prozessen: Begriffsbildung, Verlangen, Wollen, Glauben, Gem\u00fctsbewegung. Die engen Beziehungen zwischen Erwarten und Wissen sind ausf\u00fchrlich aufgezeigt. Der Glaube an die Realit\u00e4t der Aufsenwelt beruht auf Erwartung. Die von der Wissenschaft formulierten Naturgesetze sind Erwartungen auf Grund eines Bewufstseins aller in Betracht kommenden erfahrungsm\u00e4fsigen Bedingungen.\nMax M\u00eetes (Columbia, Missouri).\nAlbert Gehbikq. The Expression ef Emotions in Inslc. Philos. Beo. 12 (4), 412\u2014429. 1903.\nDer Streit der Formalisten und Inhalts\u00e4sthetiker in der Musik, der Streit Hakslick - Wagner, kann geschlichtet werden, wenn man sich klar macht, dafs das Wort \u201eAusdruck\u201c (\u201eexpression\u201c) verschiedene Bedeutungen hat. Es bedeutet 1. die bestimmte und beabsichtige Darstellung von Vorstellungen oder Gedanken, 2. die mehr oder minder unbeabsichtigte Verk\u00fcndung des Seelenlebens ihres Urhebers. In dieser Beziehung ist ein gespieltes Musikst\u00fcck ebenso Ausdruck des Seelenlebens des ausf\u00fchrenden Virtuosen, wie der Gang, die Schrift etc. ausdrucksvoll sind, 3. die Harmonie des Geh\u00f6rten mit dem Gef\u00fchlsablauf des H\u00f6renden, wobei durch eine R\u00fcck\u00fcbertragung die Gef\u00fchle dem Musikst\u00fcck zugeschrieben werden. Im ersten Sinne ist Ausdruck der Musik zuf\u00e4llig und unwesentlich \u2014 er kann Vorkommen, fehlt aber vielen Werken ersten Ranges. Im zweiten Sinne ist Ausdruck wohl stets vorhanden \u2014 aber nicht wesentlich. Denn die Musik hat hier vor anderen \u00c4u\u00dferungen des Menschen nichts voraus. Im dritten Sinne dagegen ist Ausdruck stets vorhanden und wesentlich. Gew\u00f6hnlich brauchen die Formalisten das Wort im ersten, die Gef\u00fchls\u00e4sthetiker im dritten Sinne.\tCohx (Freiburg i. B.).","page":400}],"identifier":"lit32805","issued":"1904","language":"de","pages":"399-400","startpages":"399","title":"C. M. Hitchcock: The Psychology of Expectation. Psych. Rev. Mon. Sup. 5 (3), Whole Nr. 20. 78 S. 1903","type":"Journal Article","volume":"35"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:19.280925+00:00"}