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{"created":"2022-01-31T16:36:30.172345+00:00","id":"lit32815","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lobsien, Marx","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 29-47","fulltext":[{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\n\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\nEinige Beobachtungen\nvon\nMarx Lobseen,\nKiel.\nDie nachstehend beschriebenen Untersuchungen wollen feststellen, wie grofs die Kenntnis der Farbenunterschiede bei Schulkindern im Alter von 8\u201414 Jahren ist, ob ein gr\u00f6fseres oder geringeres Wachstum zu konstatieren, ob etwa bei Eintritt der Pubert\u00e4t merkliche Unterschiede nachzuweisen seien, ob im Vorziehen und Verwerfen von Farbenkombinationen Gesetzm\u00e4fsig-keit, vielleicht im Sinne der sogenannten harmonischen Farben, ob gar \u201eFarbentypen\u201c nachweislich seien.\nMethode der Untersuchung.\n1\nEinige Vorbemerkungen sind unerl\u00e4fslich. 1. Die Versuche wurden angestellt mit K\u00fcndern, di\u00a9 in der Grofsstadt lebten und aufgewachsen waren. Es ist eine genugsam durch die Erfahrung best\u00e4tigte Tatsache, dafs diese gegen\u00fcber der Landjugend in der Sch\u00e4rfe und Klarheit der Beobachtung \u00fcberhaupt nicht imerheblich zur\u00fcckstehen und es ist zu besorgen, dafs das auch auf dem Gebiete der Farbenkenntnis und Farbenunterscheidung der Fall sein werde, doch sind mir keine eingehenderen Beobachtungen bekannt, aus denen das zu ersehen ist. Der Landbube, der durch Feld und Wald streift, lebt in einem viel innigeren Verkehr mit der Natur, die selbst in der abgelegenen Heide ein\u00a9 F\u00fclle","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nMarx Lobsien.\nvon Farben dem Auge bietet. Die Natur \u00f6ffnet ihm die Augen f\u00fcr die bunte Farbenpracht, f\u00fcr die der Durchschnittsst\u00e4dter zun\u00e4chst kein Verst\u00e4ndnis hat; er steht ung\u00fcnstiger da. Ich denke dabei keineswegs an das graue, farblose Hinterhauselend, an die Fabrikmauem, die nur den Sonntag freilassen. Nicht die Natur weckt hier nat\u00fcrlich die Freude an der Farbe, sondern die Farbe steht oft im Dienste des Raffinements, der Reklame, der aufdringlichen Absicht. Es fehlt zumeist die stille Harmonie, die zu einem verweilenden Beobachten einladet und darin das Auge festh\u00e4lt. Die Mannigfaltigkeit jagt von einem ins andere, verwirrt den angeborenen Trieb nach Farbe in seiner Ausbildung. \u2014\n2.\tEbenso wahrscheinlich werden sich Unterschiede in der Entwicklung des Farbensinnes unter verschiedenen landschaftlichen Einfl\u00fcssen nachweisen lassen. Als ich als Knabe aus meiner Heimat .in der Marsch zum ersten Male in das waldige Ostholstein kam, erlebte ich gleich am ersten Tage einen Ver-drufs. Wir Knaben waren zum Nufspfl\u00fccken ausgegangen. W\u00e4hrend ich eifrig sp\u00e4hend den \u201eKnick\u201c langsam entlang schritt, folgte mir in einiger Entfernung mein Freund, als wir aber das Ende des Zaunes erreicht hatten, hatte er alle Taschen voll \u2014 meine waren leer und ich brauchte f\u00fcr den Spott nicht zu sorgen. Es fehlte mir der Blick f\u00fcr die abweichende Form, aber nicht minder f\u00fcr die Farbenunterschiede der reifenden Nufsh\u00fcllen gegen\u00fcber dem Laubwerk. Wie hier Unterschiede zwischen Marschbewohner und dem waldiger Gegenden, so werden sich gleiche nachweisen lassen zwischen Norden und S\u00fcden, zwischen dem Bewohner der Meeresk\u00fcste und dem der Heide. Durch umf\u00e4ngliche Beobachtungen m\u00fcfsten sich solche Vermutungen als Tatsachen oder als falsch erweisen lassen. Sehr interessant w\u00e4re auch, zu erfahren, ob die in heimatlicher Landschaft vorherrschende Farbe auch die durch den Bewohner bevorzugte ist, etwa das Blau des Meeres, das Gr\u00fcn des Waldes usw., ob etwa \u2014 der Ausdruck sei gestattet \u2014 die ganze Farbenreihe auf diese Grundfarbe abgestimmt ist.\n3.\tZu diesen bestimmenden Einfl\u00fcssen kommen solche, die in sozialen Verh\u00e4ltnissen, in der Besch\u00e4ftigung begr\u00fcndet sind. Derv Sohn des Fabrikarbeiters steht ung\u00fcnstiger da als der des wohlhabenden, kunstliebenden Hauses. Hier wirken zwar moderne","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n31\nIllustrationstechnik und die gegenw\u00e4rtigen Bestrebungen, dem Volke das Sch\u00f6ne der Bildkunst zu vermitteln, stark nivellierend; immerhin wird der Sohn des Malers, des G\u00e4rtners, des F\u00e4rbers, des Bilderh\u00e4ndlers, der th\u00fcringische Bube, der die geschnitzten K\u00fche, Pferde, Tannenb\u00e4ume mit Farbe versieht, manchen anderen gegen\u00fcber stark im Vorteil sein.\n4.\tEin Unterschied der Geschlechter wird zweifelsohne sich auch auspr\u00e4gen. Durchweg, nimmt man an, ist das weibliche Geschlecht dem m\u00e4nnlichen \u00fcberlegen. Meine Versuche k\u00f6nnen leider keinen Aufschlufs dar\u00fcber geben, denn sie beschr\u00e4nken sich auf M\u00e4dchenklassen. Zwar hatte ich zu gleicher Zeit Versuche mit Knaben unternehmen lassen; die Ergebnisse gingen aber, bis auf einen geringen Rest, der einen nur kurzen Vergleich zuliefs, infolge eines ungl\u00fccklichen Zufalls verloren. Ich h\u00e4tte das Experiment noch einmal vornehmen k\u00f6nnen, aber es war bereits 7s Jahr verflossen, so dafs eine Wiederholung unerlaubt schien. Ich beschlofs, die M\u00e4dchenversuche allein zu verarbeiten. Will man mir auf Grund des m\u00f6glichen Vergleichs einen Schlufs gestatten, so kann ich nur einen geringen Unterschied in der Entfaltung des Farbensinnes bei Knaben und M\u00e4dchen konstatieren, ein Ergebnis, das ich auf die stark nivellierende Grofs-stadt schob. Dieses Ergebnis ist aber mit aller Vorsicht aufzunehmen; es ist m\u00f6glich, ja wahrscheinlich, dafs ein sp\u00e4terer Versuch es umst\u00f6fst.\n5.\tDie experimentelle Psychologie hat nachgewiesen, dafs nicht nur gewisse Berufszweige den Farbensinn beeinflussen, sondern dafs auch ererbte Dispositionen hier eine bedeutsame Rolle spielen. \u201eJedermann ist bekannt, dafs es Malerfamilien gibt, echte K\u00fcnstlerfamilien mit Talent, in denen etwa hand-werksm\u00e4fsig eine Bet\u00e4tigung der Sohn vom Vater erlernt, w\u00e4hrend man von eigentlichen Dichterfamilien, wie es Malerund Musikerfamilien gibt, nach M\u00f6bius, nicht sprechen kann.\u201c (Lay: Experimentelle Didaktik. S. 385.) Auch minder ausgepr\u00e4gte Dispositionen spielen in der Entwicklung des Farbensinnes zweifelsohne eine bedeutsame Rolle; ich hoffe, dafs ich hernach einige dahin zielende Untersuchungsergebnisse bringen kann.\n6.\tPathologische Erscheinungen (Farbenblindheit) bleiben hier selbstredend aufser Betracht.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nMarx Lobsien.\nIch hielt diese Bemerkungen f\u00fcr notwendig, um darzutun, dafs die vorliegenden Untersuchungen sich auf ein enges Gebiet beschr\u00e4nken und zun\u00e4chst zu einer m\u00f6glichst umf\u00e4nglichen Nachpr\u00fcfung anregen wollen.\nII.\nDie Methode erforderte besondere Vorsichtsmafsregeln. Diese betreffen zun\u00e4chst die Art und Dauer der Darbietung. Es galt zun\u00e4chst, den st\u00f6renden Einflufs der Form zu eliminieren. Ich w\u00e4hlte f\u00fcr alle Darbietungen Farbenkreise, wie sie in guten physikalischen Laboratorien gebr\u00e4uchlich sind ; nur mufsten ihre Dimensionen, weil Klassenversuche vorgenommen wurden, vergr\u00f6fsert wrerden. Damit ferner die Beleuchtung keine St\u00f6rungen veranlassen konnte, wurden die Versuche zu derselben Tageszeit und nur bei hellem Sonnenschein angestellt. Eine bedeutende Fehlerquelle birgt der Hintergrund. Die schwarze Wandtafel, die Farbe der Wand u. \u00e4. mufsten st\u00f6rend wirken und verboten, die Scheiben auf beliebigem Hintergr\u00fcnde den Kindern zu zeigen. Ich benutzte als Hintergrund daher eine weifse Pappscheibe, und da in demselben Mafse, wie der Sehwinkel sich verkleinert, die Gefahr einer St\u00f6rung w\u00e4chst, so w\u00e4hlte ich eine Scheibe von solchen Dimensionen, dafs diese Gefahr auch f\u00fcr die entferntest sitzenden Kinder beseitigt ward. Die Gefahr der Nachbilder, zumal wo es sich um den Vergleich zweier oder mehrerer Farbenkreise handelt, machte notwendig: 1. die Dauer der Beobachtung so zu bemessen, dafs sie zwar mit Aufmerksamkeit, aber ohne st\u00f6rende Nachbilderscheinungen vor sich gehen konnte, 2. auch die Ruhezeiten sorglich zu bestimmen. Ich bestimmte nach mancherlei Versuchen eine Fixationszeit von 10 Sekunden und eine Erholungszeit zwischen den einzelnen Fixationen von 1\u2014l1/\u00ab Minuten.\nDie Beobachtungen zerfallen in zwei Hauptgruppen. Die erste setzt sich zum Ziele, den Umfang der Farbenkenntnis auf verschiedenen Altersstufen zu bestimmen; sie wird darin wesentlich erg\u00e4nzt durch die zweite Gruppe, die vom Kinde Vorziehen und Verwerfen, zun\u00e4chst unter einzelnen, dann unter kombinierten Farben verlangt. \u2014\nDas Farbenmaterial bildeten die sieben sogenannten Regenbogenfarben: Rot, Orange, Gelb, Gr\u00fcn, Blau, Indigo, Violett","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n33\nSie wurden aber nicht in der herk\u00f6mmlichen Reihe, sondern in bunter Folge geboten, damit nicht die etwa memorierte Reihe das Urteil beeinflufste. Die Gruppen waren folgende:\nA.\nr, g, o, b, v, i, gr.\nB. I. (Vorziehen und Verwerfen.)\n\tr-o,\to-9,\t9-gr,\tb-i,\tr-g,\t9-b,\tb-v,\tr-gr,\t\n\t\to-b,\tg-i, gr-v,\tr-b, g\t\t\t-v, r-i, r-\t\tV.\t\n\t\t\t\tB.\tII.\t\t\t\t\nr-o .\t\u25a0 o-g ;\tr-o .\t\u25a0 g-gr;\tr-o :\tgr-b;\tr-o :\t' b-i ;\t\u25a0 o-g :\t9-gr;\no-g\t: gr-b\t; o-g\t: b-i ;\t9-gr .\t: gr-b ;\tg-gr\t: b-i;\tgr-b\t: b-i ;\nr-g\t' g-b ;\tr-g\t: b-v ;\tr-g :\tr-gr;\tg-b :\tb-v;\tg-b :\tr-gr;\no-b ,\t>\u2022 g-i;\to-b .\t: gr-v;\to-b .\t: r-b ;\to-b :\tg-v;\tg-i :\tgr-v,\ng-i .\t\u25a0 r-b ;\tg-i\t: g-v;\tgr-o\t: r-b ;\tgr-o\t: g-v;\tr-b\t: g-o.\nBei B. II waren, je zwei mal zwei Farbenkreise erforderlich; jede Farbe f\u00fcllte einen Halbkreis aus. Die Kreise wurden in Diameterabstand auf den weifsen Hintergrund gelegt.\nJedes Kind hatte ein Blatt Papier vor sich liegen, auf dem es seine Beobachtungen notierte. Bei Versuch A. schrieb es den Namen der bekannten Farbe auf, bei B. I den Namen, bei B. n die Nummer der vorgezogenen Farbenverbindung (1. oder 2.) nieder. Scharfe Aufsicht verh\u00fctete St\u00f6rungen durch den Nachbar.\nErgebnisse.\nI.\nKenntnis der Farbennamen bei Schulkindern im\nAlter von 8\u201414 Jahren.\nEs kamen f\u00fcr diese und die folgenden Versuche insgesamt 289 Sch\u00fclerinnen in Betracht im Durchschnittsalter von 13/14, 12, 11, 10, 9, 8 Jahren. Ich gebe das Resultat in nachstehender \u00dcbersicht wieder, bemerke aber vorweg, dafs ich, um einen Vergleich trotz der verschiedenen Sch\u00fcleranzahlen in den einzelnen Klassen zu erm\u00f6glichen, die Werte, mit Ausnahme derFehl-angaben, in Tabelle 2 auf 100 verrechnet habe.\nZeitschrift fiir Psychologie 34.\t3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nMarx Lohnen.\nTabelle 1.\nSch\u00fcler zahl\tAlter | (Jahre) -1\n\tii\n39\t13-14|\n49\t\u2022! !: 12 ! !\n47\t; 'I h ; ?\n43\tio 1\n57\t9\n54\ti \u00bb i\n47\n57\n54\n\t\tFarbe\t\t\t\n' 9\t0\tb\tV\ti\tgr\n39\t14 br\t' 39\t~ 18\t3\t\" 39\n\t2 rbr\t\t5 br\t6 bl\t\n\t1 kr\t\t4 r\t8 1! o\t\n\t22 = 0\t\t12 = 0\t\t\n49\t10 br\t49\t15 r\t2 r\t49\n\t39 = 0\t\t13 br\t1 8chw\t\n\t\t\t2 hr\t46 = 0\t\n\t\t\t19 \u2014 0\t\t\n46\t3 br\t47\t26 dr\t9 r\t40\n\t4 r\t\t15 b\t17 b\t\n\t40 \u2014 0\t\t6 = 0\t11 = 0\t\n43\t1 r\t43\t4 br\t2 b\t41\n\t42 = 0\t\t5 r\t41 = 0\t\n\t\t\t5 b\t\t.\n\t\t\t29 = 0\t\t\n56\t1 br\t56\t13 b\t1 schw\t51\n1 bgr\t1 r\t\t44 = 0\t56 = 0\t\n\t55 = 0\t\t\t\t\n44\t54 = 0\t54\t54 = 0\t54 = 0\t43\nDie Daten geben an, wieviel Sch\u00fcler einer Klasse die gezeigte Farbe richtig zu benennen wufsten, bzw. Deuteversuche machten.\nTabelle 2.\n\ti Alter\t\t\t\tFarbe\t\t\t\n\t(Jahre)\tr\t9\t0\tb\tV\ti\tgr\nI\t! 13-14\t0\t0\t\u2014 56\t0\t\u2014 31\t-77\to\nII\t12 ,\t0\t0\t- 78\t0\t\u2014 44\t\u2014 94\t0\nin\t11 !\t0\t2\t- 80\t0\t\u2014 16\t\u2014 44\t2\nIV\t10 1\t0\t0\t\u2014 98\t0\t\u2014 67\t\u2014 95\t5\nV\t9 1\t0\t2\t\u2014 96\t2\t\u2014 77\t\u2014 98\t11\nVI\t8 i ,\t0\t19\t\u2014 100\t0\t\u2014 100\t\u2014 100\t20","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n35\nDie Tabelle 1 weist das tats\u00e4chliche Ergebnis auf. Tabelle 2 verrechnet die Werte auf 100. Dabei ist zu bemerken, dafs die Minuswerte angeben, wie viele Benennungen unter 100 fehlen. Die zahlreichen Deuteversuche in der 3., 5. und 6. Kolonne bleiben aufser Rechnung. Die Tabellen bieten mancherlei interessante Erscheinungen. Zwar geben diese nur an, wieviele Farben von den dargebotenen die Sch\u00fcler zu benennen im st\u00e4nde sind; doch darf man nicht vergessen, dafs es sich hier um Kinder handelt, die ihre Sprache bis zu einem gewissen Grade beherrschen, von denen man billig erwarten darf, dafs sie solche Dinge, Zust\u00e4nde, Eigenschaften, die ihnen h\u00e4ufiger begegnen, auch zu benennen verm\u00f6gen. Schon das kleine Kind fragt nach hundert Dingen, die ihm auff\u00e4llig erscheinen und auch das gr\u00f6fsere wird nach dem Namen von Farben fragen, die ihm neu entgegentreten. Weil es nicht fragt, weil wenigstens der Name f\u00fcr gewisse Farben ihm unbekannt ist, so darf man schliefsen, dafs es sie nicht kennt Ein stark in die Augen springender Beweis f\u00fcr die Behauptung scheint mir das Ergebnis mit 13/14 j\u00e4hrigen Sch\u00fclerinnen zu sein, die doch wenigstens in der Naturlehre die Farben des Regenbogens anschaulich kennen gelernt haben ; trotzdem wissen hier \u00fcberhaupt keine, dort nur ganz wenig Kinder den Farbennamen zu verzeichnen. Ich gebe gern zu, dafs die Deuteversuche ein genaueres Bild geben, doch darauf m\u00f6chte ich sp\u00e4ter n\u00e4her eingehen.\nDie Tabellen offenbaren deutlich, dafs die verschiedenen Regenbogenfarben in sehr verschiedenem Mafse den Kindern interessant und bekannt sind. Nach meinen Untersuchungen steht am h\u00f6chsten in der Wertung da das Rot. Es wurde auf allen Altersstufen immer richtig aufgefafst und benannt ; ihm fast gleich, nur auf der f\u00fcnften Stufe findet sich eine kleine Unterschwankung, ist das Blau, dann folgen 3. Gelb, 4. Gr\u00fcn, w\u00e4hrend Orange, Violett, Indigo unverh\u00e4ltnism\u00e4fsig ung\u00fcnstig dastehen. Auf Stufe I und II haben sich die Unterschiede vollkommen ausgeglichen f\u00fcr r, g, b, gr, auf Stufe III/TV und V/VI zeigt sich f\u00fcr g und gr, und zwar f\u00fcr gr eine l\u00e4ngere, Entwicklungsreihe innerhalb der auf steigen den Schulklassen. Werte ich die Energie der Farbenkenntnis f\u00fcr die einzelnen Farben nach der Zahl der\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nMarx Lobsien.\nAuslassungen, indem ich die Gesamtsumme durch die Anzahl der Stufen dividiere, so berechne ich:\nr\tg\to\tb\tv\ti\tgr\n0\t4\t85\t0\t56\t85\t6\nEs zeigt sich also das eben Hervorgehobene vollkommen best\u00e4tigt. Fasse ich nun noch die Durchschnittsergebnisse zweier benachbarten Stufen in gleicher Weise zusammen, so zeigt sich, wie innerhalb dieser Altersstufen die Kenntnis der betreffenden\nFarbe w\u00e4chst.\t\t\t\t\t\t\t\n\tr\t9\t0\tb\tV\t\u00bb\t9r\n3 i\u2014( II Ik*\t0\t0\t67\t0\t37\t85\t0\nI1I/IV = B :\t0\t1\t89\t0\t41\t69\t3\nV/VI = C:\t0\t10\t98\t1\t88\t99\t15\nDie Entwicklung zwischen C : B ist wesentlich beschleunigter als zwischen B : A.\nWorin ist diese Eigent\u00fcmlichkeit begr\u00fcndet? Sind die Ursachen psychologischer oder vorwiegend physiologischer Art? Der Umstand, dafs es gerade die drei Grundfarben: Rot, Gelb und Blau sind, die weitaus dominieren, scheint auf letzteres, der Umstand, dafs das Gr\u00fcn in relativ schneller Entwicklung einen gleichen H\u00f6hepunkt erreicht, w\u00e4hrend Orange, Violett, Indigo im Alter von 13/14 Jahren noch in der Entwicklung ringen, aber auf vorwiegend psychologische Momente hinzuweisen, n\u00e4mlich, dafs unter den Nebenfarben diejenigen sich in dem vorliegenden Zeitraum am schnellsten entwickeln, welche sich dem Auge des Kindes am h\u00e4ufigsten bieten.\nWeitere Schl\u00fcsse aus Tabelle 2 zu ziehen d\u00fcrfte gewagt erscheinen; doch m\u00f6chte ich noch einen kurzen Blick werfen auf die Kolonnen o, v und i. Sie offenbaren in den aufsteigenden Altersstufen eine stete Zunahme der Deuteversuche, am gr\u00f6fsten ist die Zahl derselben in den oberen Sch\u00fclerklassen. Prozentualiter ist das Verh\u00e4ltnis folgendes:","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n37\nTabelle 3.\nStufe\nv\n1 1 !\t36 br \u00ef\t\t13\tb\t)\t\t15\tb\t1\t\n\t6 rbr\t\u00bb 46\t10\tr\t[ 1\t23\t\t\tl\t15\n\t4 hr j\t\t\t\tI t\t\t\t\t)\t\nh\t20 br\t)\t\t30\tr\t)\t\t4\tr\t\t\n\t\t- 20\t26\tbr\t\t60\tO u\tschto\t\t6\n\t1\t\t4\thr\tI\t\t\t\ti\t\nin\t\\14\t\t53\tdr\t\\\t84\t19\tr\t\\\t56\n\t8 r\tf\t\t31\tb\tI\t\t37\tb\tf\t\nIV\t2 r )\t\t9\tbr\t)\t\t5\tb\t\t\n\t\\ 2\t\t12\tr\t(\t33\t\t\ti\t5\n\tJ\t\t12\tb\t)\t\t\t\ti\t\nV\t2 6r\tX 2 r\t>\t\t23\tb\t\\ i\t23\t2\tschw\t> /\t2\nVI\t\u25a0 \t =\t= 0\t\t\u2014\t\t0\t\t\u2014\t\u2014\t0\n. Man darf wohl im allgemeinen annehmen, dafs, je gr\u00f6fser die Zahl der Deutungsversuche, desto reicher ist der Farbensinn entwickelt. Auff\u00e4llig bleibt besonders, dafs auf den drei oberen Stufen, wo doch der Unterricht in der Naturlehre, in der Handarbeit usw. mannigfachste Gelegenheit gibt, die Farben kennen zu lernen \u2014 und ich habe mich \u00fcberzeugt, dafs an der Anstalt, wo diese Versuche gemacht wurden, die Gelegenheit ausgekauft wurde \u2014 die Namen dieser 3 Farben sich so schwer einstellen: o wurde auf der Oberstufe \u00fcberhaupt nicht, zwar v 46, aber i nur 8 mal von 100, auf allen anderen Stufen aber \u00fcberhaupt nicht richtig benannt. Es werden stets bei anderen Farben Anleihen gemacht. Man darf aus dieser Tatsache wohl den Schlufs ziehen, \u2014 und das stimmt mit dem Ergebnis aus Tab. 2 vollkommen \u00fcberein \u2014 dafs die Farben nicht als selbst\u00e4ndig aufgefafst werden, sondern stets unter stillem Vergleich mit den dominierenden. Diese m\u00fcssen ihren Namen hergeben. Auf Stufe VI finden sich keine Deute versuche ; statt des Farbennamens steht immer ein Strich. Die Kinder sind sich zwar bewufst, dafs sie weder rot, noch gelb, noch blau, noch gr\u00fcn vor sich haben, aber es fehlt jegliche Beziehung zu diesen und die Farben werden einfach als unbekannt abgelehnt.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wert\u00a9 sind auf 1H0 verrechnet. Die jeweils obere Zahl besieht sich auf die in der Kolonne zuerst genannte Farbe und bezeichnet, wie oft diese unter 100 Sch\u00fclern vorgezogen wurde usw.\n38\nMarx Lohnen.\n00\tCO\nCO\nCo i\nI\n4-\n!\u25ba\net\n9\nCO \u2022J \u25ba\u2014\n$ f S oo tS I t8 '\nco\tco\nO' O' CO -J\nIO\nqo N-\t-a co\toc\nco i\u2014\tco \u00abj\t<55 ao\nO !\n0\n1\nsa s s g\u0153 ss s g s\n\u00aba\nco\tco\n-O CO to IO -4\n8t-i OC\t00\n03-4 OS -4\n03-4\t0303\tl-*\u0153\t03 os\t03 OS\tIO OS\t,7\nOO\tco\tto co\tC5 ~i\t\u00ab m\tcoco ^\n\u00e6s as s\nCO\nco\ns\n00\n4-\n-4\nO' 4-\nto >\u2014\n\u20144 IO CO t\u2014\nOS to 4- o\u00ab O' CD to 00\n-4 CO -4 03\n4*. O'\nt-L (O\nOS 03 -4 03\n\n-4 tO O' O'\nQC t-4 -4 03\ng\nCO\n\u00aba\n\u25a0\nO'\n.\t<3\n\nfeis\n4- 4-\nCO -4\ny *-\nt\u2014 -4\nss\nOS 03\nl-i to\n-4 t-4\nos oo\n3 \u00a7 S & 33 S Si \u00a7? 8\t3 8\t^\nSS 88\nS o\nCO CO\nto -4 os to\nSo\n-4 CO I-4\t03\nto -4 03 -4\n4-0\u2019\nO' O' CO\n*s\nt ^\nI\n\\ o-\n!\n8\n4- O\u2019 t- CO\nt-1 -4 QC 4-\n4-\n4-\nOS\ntO -4 4- 4-\n03 CD\tOS OS\tl-i O'\nO' O'\t1-1 CO\t\u00dbC OS\nI <c.\nI I\n<s\n4-8 gg & $\nt-1 os OO 03\n03 OS \u25a04 -4\n03 03 t-i CO\nSo\nO'\n-4\nOS -4 -4\nl-i -4 00 CO\n\u25a0\n**.\ni 'C\nI ,\neS\n*3\nSB\nH\no*\n\u00ae\nTabelle 4.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n39\nF\u00fcr die Deutungsversuche ist interessant zu erfahren, ob sie geschehen unter Zuhilfenahme der zugeh\u00f6rigen Hauptfarben, also bei o \u2014 r und gy bei v = r und b. Indigo m\u00f6chte ich aufser Betracht lassen wegen der Unsicherheit gegen\u00fcber v. Es offenbarte sich f\u00fcr beide Farben ein entschiedenes Dominieren von r. o ward kein einzigmal als g angesprochen, wohl aber 18 mal als rot und, auff\u00e4llig, 64 mal als braun, das aber nur 'eine bestimmte Nuancierung von Rot darstellt. Violett wird auf -den unteren Stufen als Blau erkannt (66 mal), allm\u00e4hlich aber mehr als Rot angesprochen. Indigo wird, trotz seiner gr\u00f6fseren N\u00e4he bei Rot in den weitaus meisten F\u00e4llen als Blau bezeichnet. Hier ist der Unterschied gegen Rot dem kindlichen Auge zu grofs, der Name f\u00fcr Violett fehlt und es greift auf die n\u00e4chstzugeh\u00f6rige Hauptfarbe: Blau zur\u00fcck. Wir d\u00fcrfen somit als Ergebnis aus Tabelle 3 herausheben, dafs sich die Deuteversuche immer an die zugeh\u00f6rigen Hauptfarben halten, niemals in fremde Farbensektoren \u00fcberreifen.\nII.\nA. Vorziehen und Verwerfen gegen\u00fcber einfachen\nFarben.\nDie Untersuchungen zerfallen in zwei Gruppen ; die erste fordert eine Entscheidung zwischen zwei einzelnen Farben, die zweite unter Farbenkompositionen.\nIch beschr\u00e4nkte mich auf Kompositionen von je zwei Farben. Nebenstehende Tabelle 4 offenbart das Ergebnis f\u00fcr die erste Gruppe.\nDie Untersuchungen wollen zun\u00e4chst erkunden, welche Farben am h\u00e4ufigsten vorgezogen werden, ob etwa diejenigen, die oben sich als am meisten bekannt erwiesen, oder welche sonst. Ich gewann folgende Daten, die sich auf alle Altersstufen beziehen.1 Es wurde insgesamt vorgezogen:\nS.\nr gegen\u00fcber o\t=\t9\u00f6\t: 3\nr\t\u201e\tg\t=\t67\t:\t19\nr\t\u201e\tgr\t\u2014\t42\t:\t58\nr\t\u201e\tft\t=\t63\t:\t29\nr\t\u201e\ti\t=\t69\t:\t26\nr\t\u201e\tv\t=\t70\t:\t25\n1 Das arithmetische Mittel aus den untereinander stehenden Zahlen aller sechs Altersstufen f\u00fcr die jeweils oben genannte Farbe.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nMarx Lobsien.\nG.\n9\tgegen\u00fcber\t0\t=\t96 : 4\n9\t\u00bb\tr\t=\t19 : 67\n9\tJ\u00ce\tgr\t=\t31 : 66\n9\t?5\tb\t=\t22 : 78\n9\t\u00bb\ti\t=\t54 : 45\n9\t\u00bb\tV\t\u2014\t51 : 27\n\t\tB.\t\t\nb\tgegen\u00fcber\ti\t=\t92 : 6\nb\t\t9\t=\t78 : 22\nb\t\u00bb\tV\t=\t45 : 51\nb\t?5\t0\t=\t37 : 50\nb\t\u00bb\tr\t=\t29 : 63\n\tGr.\t\t\t\ngr\tgegen\u00fcber\t9\t\u2014\t66 : 31\ngr\t\u00ab\tr\t=\t58 : 42\ngr\t\u00bb\tV\t___\t54 : 40\n200\n90\n80\nDiese Zusammenstellung bezeugt zun\u00e4chst, dafs wir durch die-Methode des Vorziehens und Verwerfens die Reife des Farbensinnes weit zuverl\u00e4ssiger ermitteln ^ h v --T k\u00f6nnen als durch die einfache\nNamenangabe. Farben, die nur sehr selten benannt wurden, werden nahe so oft vorgezogen wie ihre bekannte Konkurrentin. Es d\u00fcrfte nicht unerw\u00fcnscht sein, aus einer einfachen Kurvenzeichnung zu erfahren, in welchem Mafse die Farben: r, g, b, gr unter sich und anderen gegen\u00fcber vorgezogen werden. Auf der Abszisse denke ich mir die Versuchsfarben auf-, getragen, eine st\u00e4rker gezogene Gerade bezeichnet zwischen Vorziehen und Verwerfen die Indifferenzlinie (50). Den kleinen Fehler, den die Zeichnung f\u00fcr die Fig. l.\tVergleichsfarbe bietet, darf man\nwohl entschuldigen.\nFafst man die Gesamtzahl derjenigen F\u00e4lle ins Auge, da c}ie einzelnen Farben vorgezogen wurden,1 so findet man, dafs\n1 Vgl. \u00dcbersicht auf S. 38.\n70\n60\n50\ni\u00fc\n30\n20\n10\ni\t\t\t\t/\t,\ni i i \u25a0 /\t\t\t\t/ /\t\\ \\\ni i i\t\t\t, / /\t? \u2018 JirJ\t\\ \\\ni i 1\t** *\t\u00c7 7\t/ ' *\t\t\u2014-r\"' \\ \tV\n.*+ i\t\t\u00bb\\ / /\\\\\t/\t\t\ni \" i i\t/\u2019 /\t\\\\ \\\tV\t/ / /\t\\\nf i / i y !/\t/\t\\ \\\t\t/ / /\t\n1 1 L\t\t\t\\ \\ \\\t/ / {\t\n\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\nr-9i\nZ>=-------\ngr\u2014\t+","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\n\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\nr, \u00f6, gr durchweg \u00fcber, die beiden letzten nur unwesentlich, g aber stark unter die Indifferenzlinie f\u00e4llt.\nWelche Farben liegen in der N\u00e4he der Indifferenzzone? Ich beobachtete folgende :\nr \u2014 gr o \u2014 b 9 \u2014 v\n42 \u2014 58 37 \u2014 54 51 \u2014 27\nBei den \u00fcbrigen waren die Differenzwerte betr\u00e4chlich gr\u00f6fser. Es sind also durchweg die sogenannten harmonischen Farben, die bei dem Vorziehen und Verwerfen sich in der N\u00e4he von 50 halten ; besonders deutlich tritt das zutage bei r-gr und g-v. Am gr\u00f6fsten waren die Unterschiede bei:\ng \u2014\to\t=\t95\nr \u2014\to\t=\t93\nb \u2014\ti\t=\t86\nw\u00e4hrend bei b-v ein geringerer sich offenbarte. Das aber glaube ich darauf zur\u00fcckf\u00fchren zu d\u00fcrfen, dafs der Unterschied zwischen b und v nicht klar erfafst, beide vielmehr als b angesprochen wurden.\nSind besondere Wandlungen nachweisbar w\u00e4hrend der Entwicklungszeit vom 9.\u201413. Jahre?\nDas Beobachtungsmaterial ist gering, doch m\u00f6gen die Daten angemerkt werden.\nTabelle 5.\nStufe\t\t\t\tFarbe\t\t\t\n\tr\t9\tb\t9r _ i\t0\ti\tV\n1\t63\t54\t|\t70\t54\t14\t25\t19\n2\t60\t44\t56\t72\t33\t26\t52\n3\t68\t47\t62\t62\t29\t24\t44\n4\t79\t48\t60\t76\t25\t21\t26\n5\t67\t47\t!\t53\t58\t27\t33\t34\n6\t72\t59 i\t78\t56\t13\t26\t39\nDie Werte dieser Tabelle geben an, wievielmal im Durchschnitt die einzelne Farbe vorgezogen ward auf den steigenden Altersstufen.\nSie wurden aus Tab. 4 derart berechnet, dafs f\u00fcr jede Altersstufe die Einzelangaben f\u00fcr die einzelnen Farben berechnet","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nMmrx Leime*.\nund durch die Zahl dividiert wurde, die die H\u00e4ufigkeit des Vorkommens angibt, also z. B. f\u00fcr r, Stufe I:\n92\n62\n46\n38\n67\n72\n377 : 6 = 63.\nIm allgemeinen bekunden die niederen Altersstufen ein lebhafteres Farbeninteresse ; doch mufs man vorsichtig sein, denn es ist sehr wohl m\u00f6glich, dafs diese Differenz auf das sch\u00e4rfere, kritische Auge der \u00e4lteren Sch\u00fcler zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, w\u00e4hrend unten Deuteversuche mit fremder Anleihe nicht ausgeschlossen sind. Das best\u00e4tigt ein Blick auf die Kolonnen o, i und r, wo namentlich auf Stufe 2 und 3 die \u00e4lteren Sch\u00fcler nicht wenig die j\u00fcngeren \u00fcbertreffen.\nWelche Farben werden in besonderem Mafse auf den einzelnen Altersstufen vorgezogen? Das weist folgende Tabelle auf:\nTabelle 6.\nAltersstufe\nFarbe\n\t1\t2\t\t3\t\u2022\t\t4\t\t5\t\t6\nr : o\t92 : 0\t92 : 8\t\t100 :\to ;\t99\t: 1\t91\t: 7\t96\t: 4\no : g\t8 : 88\t27\t73\t11 :\t89\t2\t: 98\t7\t: 93\t5\t: 95\ngr : g\t0 : 87\t20 : 80\t\t27 :\t73\t9\t: 91\t12\t: 83\t31\t: 69\nb : i\t6 : 87\t87 : 13\t\t100 :\t0\t93\t: 7\t92\t: 2\t93\t: 7\nr : g\t62 : 29\t61 : 39\t\t67 :\t33 '\t88\t: 12\t63\t: 31\t70\t: 30\ng : b\t13 : 87\t35 : 65\t\t23 :\t77\t18\t: 82\t29\t: 71\t15\t: 85\nb : v\t59 : 29\t35\t65\t59 :\t41 i\t47\t: 53\t69\t: 25\t9\t: 91\nr : gr\t46 : 48\t25\t75\t33 :\t67 1\t58\t: 42\t69\t: 25\t41\t: 52\no : b\t18 : 67\t39 : 61\t\t47 :\t53 1\t47\t: 51\t47\t: 49\t21\t: 79\ng : i\t38 : 62\t65 : 31\t\t45 :\t55 !\t67\t: 31\t42\t: 52\t69\t: 31\ngr : v\t69 : 13\t61 : 39\t\t47 :\t53\t79\t: 18\t28\t: 65\t50\t: 50\nr : b\t38 : 42\t55\t46\t77 :\t23 j\t72\t: 26\t68\t: 25\t70\t: 30\ng : v\t46 : 18\t30\t61\t65 :\t35\t83\t: 16\t74\t: 18\t90\t: 10\nr : i\t67 : 7\t69 : 31\t\t63 :\t18\t74\t: 24\t89\t: 44\t59\t: 41\nr : v\t72 : 18\t57 : 43\t\t67 :\t37\t85\t: 15\t65\t: 35\t96\t: 4","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n43\nAm ung\u00fcnstigsten steht o da; im Vergleich sowohl mit r wie mit g wird es nahezu von allen Sch\u00fclern verworfen. Merkw\u00fcrdig ist jedoch, dafs, abgesehen von der 1. und 6. Altersstufe, es dem b nahezu die Stange zu halten vermag. Am g\u00fcnstigsten steht durchweg das r da. Dem o gegen\u00fcber hat es zwar einen leichten Stand ; g\u00fcnstig steht\u2019s ferner da, wenn auch in absteigenden Graden, gegen\u00fcber : v, i und g, dagegen wird Gr\u00fcn auf den vier Altersstufen recht betr\u00e4chtlich vorgezogen. Gr\u00fcn wird auch g gegen\u00fcber mit \u00fcberwiegenden Differenzwerten bevorzugt Ebenso wird b stark vorgezogen dem i und g, keineswegs aber dem v gegen\u00fcber, i wird gegen\u00fcber b und r meistens verworfen, dagegen nicht selten g vorgezogen, v wird r und g gegen\u00fcber zumeist verworfen, b aber nicht selten vorgezogen. Denkt man sich diese Ergebnisse auf den sechsteiligen Farbenkreis auf-getragen, so zeigt sich einige Regelm\u00e4fsigkeit (allerdings mufs man mir gestatten, ein Datum, dafs der Versuch nicht bot, zu ersehliefsen).\nFig. 2.\no wird im Vergleich mit seinen Nachbarn verworfen, der Differenzwert ist bedeutend, dagegen vermag es in der Zahl der Wertsch\u00e4tzungen derjenigen Farbe, die mit ihm auf gleichem Diameter liegt, das Gleichgewicht zu halten, g wird seinen Nachbarn gegen\u00fcber vorgezogen, w\u00e4hrend es v-i in der Sch\u00e4tzung fast gleichkommt, gr wird verworfen usw. entsprechend den beigef\u00fcgten Vorzeichen, (-f- = vorgezogen, \u2014 verworfen.)\nWie ist diese Eigent\u00fcmlichkeit zu erkl\u00e4ren? Dafs die Farben in ann\u00e4hernd gleicher H\u00e4ufigkeit vorgezogen und verworfen werden, die auf gleichem Diameter liegen, ist sicher in erstem Linie aus dem Umstande zu deuten, dafs siegr\u00f6fsteKontraste","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"YgL die Anmerkung zu Tab. 4, S. <381\nMarx L\u00f6bsien,\nAI\t\tAI\tS-H M\t1\u2014i\t\t03 r*h \u00a3j\t\n\t\t\t\t\t\th-t*\t\nSO M-\tCO I-1\tCO P\u20144\tCO I-4\tCO M-\t\t<0\t\ntu ^ CO CQ\t03 -J O O\tCO -3 O'* \u00ca'P\"*\tco -a IP4 02\tO' P4 CO P\u2014\t<\u00a7\t'1 \u00a9\t\n03 02 H4 \u00ab3\tCO f\u21224 <*0I\t00 t-4 00 CO\t<32 03 O' O'\t41 59\tJb\u00df\u00df\t*s \u00a9\t\n02 03 I\u2014 CD\tCO I-4 i-4 CO\tQO \u00ee-4 00 tO\t\u25a0-a co I-4 co\t-vl 05\tgrb\t\t\n05 03 03 -O\t24 76\t9 91\t>P\u00bb O\u2019 CO H-4\t02 03 CO 00\tC*\u00ab,\t-s \u00a9\t\n05 03 \u2022O 05\t02\t03 03\t*<1\t60 40\tO' 1P4 CD CO\tO' P-CD I*\u00bb4\tSO 'S\t\t\nHP*. O' 03 -3\t16. 84\tGC s\u21224 00 CO\t-O CO P-4 CO\t~a co co i\u2014\u2022\t\u00ceCS -s Or*\t\t1\n02\t03 03\t\u00abJ\t-C5 CO 02\t\u00abO \u201e S-4 O\t02 03 S-4 CO\t03 02 02 P-\t<*\u00a3>*\t\u00ab\u00a7\t\nO' 02 US\u00bb\t<1 03 O O\t-Ci CO \u25a0<\u00ee 03\t02\t03 03\t-O\t49 51\t. \u00ceC3 'S O4\t\u00ffs <Q \u201cS\t\n33 67\t03 02 O' a<\t32 rfu O O\t41 59\tP- O' s-4 co\t\u00c7J\u00d9.\t\u00abC2 CQ 'S\t\n03 05 O' O'\t76/ 24\t77 23\tP- O' CO CO\ti\u201c4 QO O' O'\t\u00ab\u00cf*.\tQ4\t\n00 to O O\t150 \u2018\"J CO 00\tco -a os ~a\t73 27\tCO O' O'\t<Q O4\t<2\t\n03 02 -a 03\t\u00c8C <\u00ef\t03 05 03\tO' P-O' O'\t7? 23\t\u00a9J Ci\trg\thr] S\u00bb I\nS\u00ce*< O' 1\u20144 w\t02\t03 03\t<<1\t-9 CO <\u2018*CS Zj\u00e0\t\u201cj CO 00 K)\t-3 CO CO !<-\u201c*\u25a0\trgr\t<2\t\n03 -O O O\tto -a CO GO\tCO -31 I\u00bb4- CD\tK) -3 ^ OT1\t79 21\t\u00a9\u00ab <s\tO4\tG>\t|\n\u25a0*] 03 O O\t02 03 H-4 ZD\t56 44\tP\u00bb O' O' O'\t-a rc P* 02\trgr\t<Q O4\t\niP* O' SP- 02\t02 03 CO CO\t02 ^ O O\tP>. O' O' O'\tO' P> \u20144 CO\t\to \u00a9J\t\n02\t03 03\t<1\t\u00aba co co oo\t02 iP\u00bb O O\t03 02 CO s\u2014\t02 03 P- 02\tgrv\t\u00a9 O'\t\nO' >P-CO S-4\t\u00abo H* co\tZD f\"4 ZD\tCO >\u20144 02 P*.\t00 S-4 CO QC\t\u25a0 *$> Q5*4\t\u00a9 \u00a9J\t\n'02 03 CD h-*\t24 76\t\u201c0 03 O O\t49 51\t49 51\t'S\t\u00a9 O4\t\n02\t03 03\t*<3\t>P- 02 O O\tCO -Cl CO CO\tCO \u201c31 CO H\u00bb\tCO <3 H-4 CD\t\t\t\n29 71\t02 03 \u201cJ 03\t42 58\t22 78\t-C3 to P- 02 ' |\tCr<\t'S <S>.\t\n03 02 \u2014J 03\t63 37\t74 26\tCO f\u20144 P4 <52\t03 02 | QO CO i\tgo\t\t\n\u00abes to O' O'\t02 03 p-4 CO\t-a 03 O O\tP> O' 03 \u20143\t26 74\t\u25a0i O4\tgro\t\n02 03 03\t24 26\tO' \u00eeP4 03 \u00abO\t02 03 CO 00\tO' P-H-4 CD\t]\t<\u00a7\tgro\t\nO' 02 O O\tCO \"0 CO CO\t00 t\u21224 . 00 CO\ti-4 CO 02 P\u00ab\ti~4 GO O' O'\tCQ \u00a9\t-s CS4\t\nTabelle 7.","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n45\ndarstellen, dann aber liegt in dem physiologischen Nachbilde, das eben auf gleichem Diameter liegt, ein unmittelbarer Anreiz, die ihm entsprechende Farbe mit gr\u00f6fserem Interesse zu erfassen. Dieser Anreiz kann unm\u00f6glich sich geltend machen, wo es sich um einen Vergleich mit den benachbarten Farben handelt; hier sind die Kontraste wesentlich schw\u00e4cher. Im \u00fcbrigen mufs man sich bescheiden mit dem Zugest\u00e4ndnis, dafs der Geschmack indiskutabel und von vielen individuellen Besonderheiten, die jenseits des vorliegenden Versuchs liegen, abh\u00e4ngig ist, jenseits, weil er nur zeigen kann, wie ein prozentualer Durchschnitt der Sch\u00fcler vorzieht und verwirft.\nB. Vorziehen und Verwerfen gegen\u00fcber einfacheren\nFarbenkombinationen.\nDie bei diesem Versuch benutzten Farbenkreise zeigten auf der einen H\u00e4lfte die eine, auf der anderen die andere ausgew\u00e4hlte Farbe. In erster Linie sollte festgestellt werden, wie sich die Kinder den sogenannten harmonischen Farben gegen\u00fcber verhalten und ob hier besondere Wandlungen vom 8.\u201414. Lebensjahre sich zeigen.\nWegen eines technischen Fehlers rnufste ich leider die Versuchsergebnisse der Stufe III kassieren. Die eine Farbenkombination wurde mit 1, die andere mit 2 bezeichnet; die Sch\u00fcler vermerkten auf dem Papier durch diese Nummer die Kombination, die sie vorzogen.\n1.\tAls erstes Ergebnis ist anzumerken, dafs bei diesen Versuchen kein Fall vorkam, wo der Beobachter keine der beiden Scheiben vorzog, keine liefs ganz gleichg\u00fcltig.\n2.\tInsgesamt wurden vorgezogen (von je 100 Sch\u00fclern):\nDifferenz wert\nro\tgegen\u00fcber\tog\t=\t64 : 36\t28\nro\t\t99T\t=\t39 : 61\t22\nro\t**\tgrb\t\u2014\t21 : 79\t58\nro\t\tbi\t=\t32 : 68\t36\nog\tr\t99r\t=\t42 : 58\t16\n\u00b09\t-\tgrb\t\u2014\t27 : 73\t46\n\u00bb9\tn\tbi\t\t31 : 69\t38\n99r\tn\tgrb\t\u2014\t39 : 61\t22\n99*\tr\tbi\t=\t48 : 52\t4\ngrb\tV\tbi\t=\t71 : 29\t42","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nMarx Lohnen.\n\t\t\tDifferenz wert\t\nrg\tgegen\u00fcber gb =\t\t69 : 31\t38\nr9\tn\tbo \u2014\t66 : 34\t32\nrg\tr)\trgr =\t32 : 68\t36\ngb\t\u00bb\tbo \u2014\t78 : 22\t56\ngb\t71\trgr =\t43 : 57\t14\nob\t\tgi =\t46 : 54\t8\nob\tji\tgrv =\t42 : 58\t16\nob\tn\trb \u2014\t18 : 82\t64\nob\tn\tgo =\t37 : 63\t36\ng^\tn\tgrv =\t60 : 40\t20\ngi\t51\trb =\t32 : 68\t36\ngi\tn\tgo =\t54 : 46\t8\ngro\t51\trb \u2014\t36 : 64\t38\ngro\t51\tgv =\t44 : 56\t12\nrb\t51\tgo =\t62 : 38\t24\nDie kleinsten Differenz werte finden sich zwischen:\nggr : bi\tob : gi\tgi : go\nDie gr\u00f6fsten zwischen:\nob : rb\tgb : bv\n3.\tKeine einzige Farbenverbindung wurde einer anderen unter allen Umst\u00e4nden vorgezogen.\n4.\tUnd die sogenannten harmonischen Farben, r-gr, o-bl, g-v ? Sie wurden keineswegs allgemein vorgezogen. Zwar wurde r-gr\u2014rg gegen\u00fcber im Verh\u00e4ltnis 2 : 1 gew\u00e4hlt, gb gegen\u00fcber aber blieb die Verbindung auf der 2. und 3. Altersstufe nicht unwesentlich in der allgemeinen Sch\u00e4tzung zur\u00fcck, o-b aber wurde anderen Farbenkombinationen gegen\u00fcber nur auf der zweiten Alterstufe von einer gr\u00f6fseren Mehrzahl, sonst aber nirgends vorgezogen. Manchmal finden sich bedeutende Differenz-werte, z. B. rb gegen\u00fcber bis zu 90. Auff\u00e4llig ist, dafs die letzte und die erste Altersstufe in den Differenzwerten Ann\u00e4herung offenbaren, die dazwischenliegenden weit gr\u00f6fsere Unterschiede zeigen. \u2014 Bei sehr vielen Vergleichsdaten zeigt sich zwar f\u00fcr die harmonischen Farben eine Verringerung der Differenz werte anderen Farbenkombinationen gegen\u00fcber in der Folge der aufsteigenden Altersstufen, aber von einem absoluten Vorziehen harmonischer Farbenkombinationen, selbst solchen anderen gegen\u00fcber, die nach den vorigen Unter-","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern.\n47\nsuchungen geringe Sch\u00e4tzungswerte haben, kann keine Rede sein.\nC. Individuelle Besonderheiten.\nDie Auslese ist zwar nur gering, trotzdem m\u00f6chte ich mir einige Andeutungen nicht versagen. Ich suchte Fragen zu beantworten wie: Sind Typen nachweisbar? Zun\u00e4chst, ist Vorliebe nachweisbar f\u00fcr eine oder mehrere Farben ? Welche Farben treten dann in den Hintergrund? u. \u00e4. Ich beschr\u00e4nkte mich dabei auf die Farben r, 2>, g, gr. Eine ausgesprochene Neigung des Individuums f\u00fcr eine Farbe wurde immer vermerkt, wenn es bei allen Vergleichen immer diese vorzog oder Deuteversuche nach dieser Farbe hin unternahm. Prozentualiter konnte ich folgendes festsetzen :\n1.\tMehr als zwei Farben wurden niemals hervorragend bevorzugt.\n2.\tDas Hervorkehren zweier Farben trat in verschwindend geringer Anzahl hervor; ich beobachtete unter den gesamten Ergebnissen nur 7mal starke Betonung von Rot und Blau, nur lmal von Blau und Gelb, 12mal Blau und Gr\u00fcn, 9mal Rot und Gr\u00fcn, 2mal Rot und Gelb.\n3.\tWelche Farben werden gegen\u00fcber den Dominierenden unterdr\u00fcckt? (Es handelt sich hier ja um individuelle Besonderheiten.) Da weist mein Protokoll auf, dafs, mit \u00e4ufserst geringf\u00fcgigen Ausnahmen, bei starker Betonung von Rot das Gr\u00fcn im Nachteile stand. Dasselbe Ergebnis war zu konstatieren, wo Blau und Gelb im Vordergr\u00fcnde des Interesse stand; dagegen zog ein Dominieren von Gr\u00fcn, Blau und Gelb fast gleichwertig in Mitleidenschaft.\n4.\tBesondere Wandlungen zur Zeit der Pubert\u00e4t lassen sich meinen Daten nicht entnehmen.\n(Eingegangen am 15. Oktober 1903.)","page":47}],"identifier":"lit32815","issued":"1904","language":"de","pages":"29-47","startpages":"29","title":"\u00dcber Farbenkenntnis bei Schulkindern: Einige Beobachtungen","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:36:30.172350+00:00"}