Open Access
{"created":"2022-01-31T16:37:30.110303+00:00","id":"lit32818","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ameseder","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 59-61","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n59\nder Geist den K\u00f6rper und trotz aller Warnungen der \u00c4rzte, schon den Todeekeim im Herzen, h\u00e4lt er seine geistreichen, gr\u00fcndlichen und anziehenden Vorlesungen \u00fcber theoretische Physik. Wie ein Feldherr in der Schlacht, so f\u00e4llt er in der Aus\u00fcbung seiner ihm lieb gewordenen Pflicht\nNoch auf dem Sterbebette war sein Geist mit ernsten Problemen besch\u00e4ftigt, als ob ihm noch im letzten Moment die L\u00f6sung einer ihn lange besch\u00e4ftigenden Frage gelingen m\u00fcfste. Es war zu sp\u00e4t, denn seine Kr\u00e4fte verliefsen ihn, da er die vermeintliche L\u00f6sung diktieren wollte und so schied sein Geist, eine ganze Welt mit sich begrabend. Nacht ward es ringsumher! Hellstrahlend aber wird uns immer voranleuchten der Stern des Idealismus, dem unser unvergefslicher Meister bei seinem Suchen nach der Wahrheit bis zum letzten Atemzuge treu geblieben ist.\nL\u00fcmmkr (Berlin).\nRobbst Eisler. Stadien zur Werttheorie. Leipzig, Duncker & Hnmblot, 1902.\n112 S.\nVerfasser, der auf dem Standpunkte des \u201e\u00d6konomieprinzipes\u201c steht, versucht demgem\u00e4fs gegen\u00fcber der bisherigen eine rein biologische, psychologiefreie Auffassung der Wertph\u00e4nomene.\nDie Werttheorie ist ihm die Philosophie der historischen Tatsachen, d. h. die Zur\u00fcckf\u00fchrung des durch eine Tatsache und ihre Vergangenheit gebildeten Verlaufes auf die einfachsten \u201eFunktionalbeziehungen11. In diesen Verlauf ist bei Wertungen allemal ein biologischer Faktor \u201eeingeschaltet11, der sich in den \u201egenerellen Funktionsformen\u201c (einer endlichen Anzahl organisch bestimmter konstanter Reaktionen, die dem \u201ePrinzip der organischen Selbsterhaltung\u201c folgen) \u00e4ulsert. Die verschiedene Ausbildung der den generellen Funktionsformen entsprechenden \u201ePartialsysteme\u201c folgt dem Gesetz der Anpassung durch \u00dcbung (f{S) -f- f(R) = 0, Avenaeius\u2019 Einflufs der historischen Vergangenheit). Die organische Selbsterhaltung ist die m\u00f6glichste Ann\u00e4herung der Organismen als \u201eenergetischer Systeme\u201c an einen bestimmten dynamischen Gleichgewichtszustand. Reaktionsformen, die einer solchen Ann\u00e4herung hinderlich w\u00e4ren, k\u00f6nnten \u2014 als Quellen des Energieverlustes \u2014 nie generelle werden.\nPositiv oder negativ \u201ebewertet\u201c erscheint nun eine Erscheinungskomplexion dann, wenn ihre Verwirklichung durch die T\u00e4tigkeit eines biologischen Faktors (\u201evoluntativ\u201c) gef\u00f6rdert oder gehemmt wird. Jede \u201eEndlage\u201c ist ihrer \u201eAnfangslage\u201c gegen\u00fcber positiv bewertet. Absoluter Wert liegt dort vor, wo die Endlage auf eine Anfangslage bezogen wird, die als Endlage rein negativ (als non-a) determiniert w\u00e4re. \u2014 Die Gr\u00f6fse der \"Werte l\u00e4fst sich bestimmen, da der \u201eEntschlufs\u201c durch die \u201eMotive\u201c ebenso bestimmt wird, wie physikalisch eine Bewegung durch ihre Komponenten. Sind die Richtungen aller bekannt, dann lassen sich daraus (f\u00fcr gewisse F\u00e4lle; die Gr\u00f6fsen entnehmen, zun\u00e4chst durch die Methode der Wahl zwischen zwei Objekten, von denen immer nur eines realisierbar ist, dann mittels einer auf einen Speziallfall des vorigen verwendbaren Methode, die der Autor als \u201eobwohl f\u00fcr experimentelle Zwecke von geringerem Belang, doch zur Durchbildung der Werttheorie im allgemeinen von h\u00f6chster Bedeutung\u201c (sic!) bezeichnet, n\u00e4mlich der Werte, welche nur durch Arbeit","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nLiteratur bericht.\nrealisierbar sind und die deshalb wenigstens minimal gr\u00f6fser sein m\u00fcssen aL\u00bb der Anwert der auf sie gewendeten Kosten, als proportional mit dem f\u00fcr sie aufgebotenem Arbeitsmaximum zu betrachten. Eine Vergleichung von Wertgr\u00f6fsen verschiedener Subjekte h\u00e4lt Verf. f\u00fcr unm\u00f6glich.\nDie psychologische Werttheorie verwirft Verf. deshalb, weil sie zur hinreichenden Erkl\u00e4rung der historischen Tatsachen \u201eMotive\u201c (n\u00e4mlich. \u201eGef\u00fchle\u201c) heranzieht, die einerseits notwendig mit den Umgebungsbestand teilen, andererseits mit dem Wollen verkn\u00fcpft sind, was nicht zutr\u00e4fe. \u2014 Dem ist entgegenzuhalten, dafs die psychologische Werttheorie sich zun\u00e4chst nicht mit Erkl\u00e4rung historischer Tatsachen befafst, auch nicht notwendig mit der Entstehung von Entschl\u00fcssen, sondern lediglich mit der Definition des Wertes, die sich aus dem Zusammenhang der Objekte mit gewissen Gef\u00fchlen ergibt. Andererseits nimmt sie keine Notwendigkeita-beziehung zwischen beiden an, sondern blofs eine psychologische Gesetz-m\u00e4fsigkeit, die auf gleicher Stufe steht mit allen empirisch festgestellten Gesetzen der Physik. Die Kausation des Wertgef\u00fchls durch das \u00e4ufsere Objekt ist sogar ausdr\u00fccklich widerlegt w'orden. iMeinoxo, Psycholog, eth. Untersuchungen z. Werttheorie, S. l\u00f6f.)\nErst jetzt auf die Hauptsache, n\u00e4mlich die psychologischen \u201eZugeordneten\u201c des historischen Geschehens eingehend, schematisiert Verf. zun\u00e4chst die bewufsten Begleiterscheinungen einer Lebenst\u00e4tigkeit, wobei er die M\u00f6glichkeit gef\u00fchlsfreier \u201ewillk\u00fcrlicher\u201c (f\u00fcr den Verf. deckt sich \u201ewillk\u00fcrlich mit \u201evorbewufst\u201c) Bewegungen vertritt.\nDa ihm die These, \u201eStreuungen\u201c, \u201eTriebe\u201c und \u201eWille\u201c seien spezifische und aktuelle psychische Ph\u00e4nomene, nur aus der Tendenz hervorgegangen erscheint, die zureichenden Gr\u00fcnde f\u00fcr die schliefslich sich ergebende Tathandlung in aktuellen psychischen Ph\u00e4nomenen zu finden, \u2014 somit als nicht erfahrungsgem\u00e4fs, sondern in die Tatsachen durch Interpretation hineingetragen \u2014 gelingt es ihm schliefslich nat\u00fcrlich auch alle psychischen Tatsachen, einschliefslich der Lust und Unlust, als Empfindungen zu erkl\u00e4ren.\nIn einem letzten Abschnitt bringt Verf. schliefslich spezielle Beitr\u00e4ge zur Theorie des Werturteiles, die aber infolge seines psychologiefremden Standpunktes hier nicht weiter in Betracht kommen k\u00f6nnen.\nDer Haupteinwand, der seiner gesamten Anschauung gemacht wTerden mufs, bleibt der, dafs Wert nicht dadurch ausgemacht wird, dafs ein wie immer beschaffener Faktor in den Verlauf eines Geschehens eingeschaltet ist, sondern dafs nur dort, wo einer Tatsache gegen\u00fcber ein ganz bestimmtes Verhalten \u2014 das Werthalten \u2014 vorliegt, das Wertph\u00e4nomen g\u00e4nzlich und charakteristisch verwirklicht ist. Die Definition ist also nach beiden Richtungen falsch. Sie ist zu eng, denn Wert liegt nicht nur dort vor, wo etwas geschieht, \u2014 also blofs bei Ver\u00e4nderungen; sie ist zu weit, da ein \u201ebiologischer Faktor\u201c auch \u201eeingeschaltet\u201c ist, wenn z. B. in einem Organismus eine Neubildung entsteht. Mit gleicher Berechtigung k\u00f6nnte es schliefslich jemand beifallen, die Werttatsache f\u00fcr alles zu beanspruchen, was z. B. dem Gravitationsgesetze folgt und diese \u201ePosition\u201c mit mehr oder weniger Konsequenz derart auszubilden, dafs die Tatsachen sich ihr immerhin zu f\u00fcgen scheinen. Dafs damit aber eigentlich etwas g\u00e4nzlich anderes","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n61\ngeleistet w\u00e4re, als die denn doth nicht mehr erforderliche Fundierung der Werttheorie, wird schwerlich in Abrede zu stellen sein.\nAmesedeb (Graz).\nF. H. Bradley. The Definition of Will. I U. II. Mind, N. S. 11 (44), 437-469.\n1902; 12 (45), 145-176. 1803.\nAnkn\u00fcpfend an seine fr\u00fcheren Arbeiten definiert Bradley das Wollen, d. h. den einzelnen Willensakt als die Selbstrealisation einer Vorstellung (Idee), mit welcher das Selbst identifiziert ist. Dabei lassen sich mehrere Begriffe bzw. Teilmomente unterscheiden und werden von Bb. einer gesonderten Untersuchung unterzogen, so der Begriff der Existenz, der Vorstellung einer Ver\u00e4nderung der wirklichen Ver\u00e4nderung der Existenz durch eine Vorstellung entsprechend ihrem Inhalte und endlich des Ichs, insofern es sich selbstrealisiert f\u00fchlt. Der detaillierten Erkl\u00e4rung und Begr\u00fcndung des ersten Teiles der Definition ist der Rest des ersten Artikels gewidmet. Der zweite besch\u00e4ftigt sich mit deren zweitem Teile und zeigt, was unter praktischer Identifikation mit dem Selbst, dem Ich, gemeint ist. Die theoretische wde praktische Beziehung (Relation) des Ich zum Nicht-Ich ist als Erfahrungstatsache hinzunehmen. Ihre Voraussetzung ist ein existierendes Nicht-Ich zusammen mit der Vorstellung seines Wechsels und weiterhin mein Ich als eins mit dieser Vorstellung und im Gegensatz zum Existierenden. Daraus erfolgt normalerweise die Realisation der Vorstellung und damit meines Ichs in der wirklichen Ver\u00e4nderung des Nicht-Ich, ein Prozefs der von jener Vorstellung selbst ausgeht und vom Ich erlebt wird. Dieser Grundgedanke wird im weiteren Verlauf der Abhandlung einer ausf\u00fchrlichen Erl\u00e4uterung unterzogen, wobei auch die Prozesse der Billigung und der Wahl eine Besprechung erfahren.\tM. Offner (Ingolstadt).\nHobn\u00fckg. Beitrag zur Kenntnis der Alkohol Wirkung anf motorische Funktionen des Menschen. Sommers Beitr\u00e4ge zur psychiatrischen Klinik 1 (2).\nHebt der Beobachter den Unterschenkel der zu untersuchenden Person bei fixiertem Oberschenkel in die H\u00f6he bis zur Strecksteilung des Beins und l\u00e4fst ihn dann fallen, so pendelt der Unterschenkel normalerweise einige Male, ehe er zur Ruhe kommt. Diese Bewegung l\u00e4fst sich mittels des SonMER8chen Patellarreflexapparates in der sog. Fallkurve fixieren. Bei erethisch Schwachsinnigen pendelt der Unterschenkel lange, ehe die Hemmung eintritt. Experimentell konnte Verf. die gleiche Kurve hervor-rufen durch eine akute Alkoholintoxikation (innerhalb 3Y8 Stunden 200 g Kognak). Die Versuchsperson war danach nicht berauscht, zeigte \u00fcberhaupt objektiv keine psychische Ver\u00e4nderung und gab subjektiv an, dafs sie etwas angenehm erregt sei.\nVerf. glaubt nicht, dafs sich motorische Kriterien der Alkoholintoleranz durch \u00e4hnliche Untersuchungen feststellen lassen werden.\nErnst Schultze (Bonn).","page":61}],"identifier":"lit32818","issued":"1904","language":"de","pages":"59-61","startpages":"59","title":"Robert Eisler: Studien zur Werttheorie. Leipzig, Duncker & Humblot, 1902. 112 S.","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:30.110309+00:00"}